Wirtschaftswurm-Blog

Olaf Storbeck gegen Hans-Werner Sinn – nächste Runde

Ein von Hans-Werner Sinn und dem Dortmunder Statistiker Walter Krämer initiierter Ökonomenaufruf wurde bereits vor der offiziellen Veröffentlichung vom Handelsblattkorrespondenten Olaf Storbeck zerfleddert. Damit verteidigt Storbeck seinen Titel als härtester Sinn-Kritiker, den er in der Targetdebatte erlangt hat.

Olaf Storbeck hatte den Aufruf der Ökonomen schon gestern entdeckt, vor SPON. Gustav Horn von der Hans-Böckler-Stiftung hatte ihn auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht. Zur Zeit kursiert er wohl noch unter den Wirtschaftsprofessoren, um 150 Unterschriften zusammenzukriegen. Storbecks kritischer Kommentar im Handelsblog kam somit schon vor der geplanten Veröffentlichung des Aufrufs in der FAZ.

So wie Storbeck Sinn kritisiert, wird er dann allerdings auch selbst von seinen Lesern in Kommentaren niedergemacht. Nicht ganz zu unrecht, muss ich gestehen.

Das fängt schon damit an, dass Storbeck unter der geplanten europäischen Bankenunion nur Einlagensicherungsfonds und gemeinsame Bankenaufsicht versteht. Den Einlagensicherungsfonds kann man aber nicht isoliert betrachten, man muss ihn zusammen sehen mit der geplanten Rekapitalisierung von Banken durch den ESM, für den die Steuerzahler geradestehen.

Faktisch ist es so, dass der Einlagensicherungsfonds nur für kleine, unbedeutende Banken in Aktion tritt. Alle größeren Banken (angeblich systemrelevant) werden gleich rekapitalisiert. Wenn dem aber so ist, dann ist eine Europäisierung der Einlagenfonds völlig unnötig. Denn mit Problemen von Kleinbanken sollten die nationalen Institutionen selbständig klarkommen. Eine Europäisierung birgt dann nur neue Gefahren.

Das eigentliche Problem beginnt aber, wenn ESM-Gelder für Banken verwendet werden. Dann haben wir nämlich tatsächlich (wie Hans-Werner Sinn und andere es im Aufruf formulieren) „eine kollektive Haftung für die Schulden der Banken des Eurosystems“, die noch dazu schwer zu begrenzen ist.

Dass darüber hinaus eine gemeinsame europäische Bankenaufsicht besser ist als verschiedene nationale, ist übrigens noch nicht ausgemacht. Es gibt Pro- und Kontra-Argumente. Für eine europäische Aufsicht spricht, dass Standortwettbewerb national agierende Aufsichtsbehörden veranlassen könnte, nicht allzu streng zu sein. Gegen eine europäische Aufsicht spricht, dass europäische Behörden fernab demokratischer und öffentlicher Kontrolle agieren können, was sie unter anderem anfällig für Lobbyinteressen macht.

Olaf Storbeck lobt die bereits bestehende European Banking Authority (EBA)  in London. Ein echtes Vorbild sind allerdings die Schweizer Maßnahmen zur Finanzregulierung. Sie wurden auf rein nationaler Ebene durchgesetzt.

Storbeck schreibt ferner:

„… die Sparer in Spanien oder Italien fürchten nicht darum, dass ihre Bank pleite geht, sondern dass ihre Euro-Spareinlagen über Nacht in eine neue Weichwährung umgetauscht werden. Diese Sorge kann ihnen die nationale Bankenaufsicht nicht nehmen – das funktioniert nur grenzüberschreitend.“

Da frage ich mich: Was könnte denn eine europäische Bankenaufsicht tun, wenn einzelne Südländer aus der Eurozone austreten und eine Weichwährung einführen sollten? – Nichts.

Auch Hans-Werner Sinns Skepsis gegenüber einer Zentralisierung, wo doch „die Schuldnerländer über die strukturelle Mehrheit im Euroraum verfügen“, verstehe ich. Wenn Olaf Storbeck dagegen argumentiert, vergisst er offenbar, was er selbst geschrieben hat. Im letzten November veröffentlichte er nämlich im Handelsblog einen Beitrag über eine Studie, die feststellte, dass die EZB keineswegs supranational agiert, sondern in ihr nationale Seilschaften großen Einfluss haben.

Zum Schluss unterstellt Storbeck Sinn und den anderen Ökonomen Demagogie und vergleicht sie mit dem Führer der griechischen Linken Tsipras. Aber was haben sie Schlimmes geschrieben?

„Geholfen wird vor allem der Wall Street, der City of London und einer Reihe maroder ausländischer Banken, die nun weiter zu Lasten der hart arbeitenden Bürger anderer Länder, die mit all dem wenig zu tun haben, ihre Geschäfte machen dürfen.“

Das ist doch eine treffende Analyse der Nutznießer der sogenannten Euro-Rettungsmaßnahmen.


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26 Kommentare

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  3. popper sagt

    Was Sie da schreiben ist völlig unstrukturiert und verlagert ständig den Streitgegenstand. In der Sache hat Storbeck doch recht mit seiner Kritik an Sinn. Eine Rekapitalisierung ist nicht ein einstehen für Schulden der Banken. Und es mag Nutznießer der Rettungsprogramme in London und New York geben, aber nicht im Falle der Bankenunion. Vielmehr wird damit Teufelskreislauf zwischen nationalem Bankensektor und nationaler Staatsverschuldung durchbrochen. Der Aufruf erweckt den Eindruck, das ganze sei ein Problem der Schuldnerländer, die über eine strukturelle Mehrheit im Euroraum verfügen. Verkennt aber damit das entscheidende Problem – nämlich die grundlegende Dysfunktionalität der derzeitigen Bankenstruktur weltweit.

  4. Erich sagt

    Nach einer Liquidierung, dh. nach einer kompletten Entschuldung der maroden Banken yu Lasten der Gläubiger wäre eine Rekapitalisierung durchaus keine grosse Sache. Das Problem ist doch die Verschleierung der tatsächlichen Verluste. Wenn in Spanien nach dieser gigantischen Immobilienblase die Immobilienpreise immer noch auf 70% der Höchststände stehen, indem die Banken ihre faulen Kredite einfach untereinander tauschen, um sie nicht glattstellen zu müssen, dann stimmt da etwas nicht. Da werden die Verluste scheibchenweise ans Tageslicht gebracht, und jeder, der sich jetzt an der Rekapitalisierung beteiligt, wird mit Sicherheit sein Kapital verlieren. Dass die Gläubiger ein Interesse an einer möglichst grossen Beteiligung des Staates haben, ist klar.

  5. Teufel sagt

    Natürlich steht niemand für die („konkrete“) Schuld eines andern iSv § 421 BGB ein. Das behauptet auch niemand der Professoren. Aber wenn in einer Marktwirtschaft, diejenigen, die mit kleinen Margen solide arbeiten, denjenigen, die Risiken eingehen und größere Erträge erwirtschaften, das Insolvenzrisiko mitversichern, ist die ordnungspolitische Wirkung völlig gleich. Unsere Politiker wollen den wichtigsten Bestandteil der Marktwirtschaft ausschalten – nämlich die Haftung. Damit soll die Marktwirtschaft „gerettet“ werden?! Der intellektuelle Niedergang, der sich in Europa abspielt, ist wirklich nur noch schwer erträglich.

  6. Wirtschaftswurm sagt

    @popper,
    „Was Sie da schreiben ist völlig unstrukturiert und verlagert ständig den Streitgegenstand.“ – Ich habe halt mehr als einen Kritikpunkt an Storbeck. Sind Sie damit überfordert?
    „Eine Rekapitalisierung ist nicht ein einstehen für Schulden der Banken.“ – Ich selbst habe hier mal einen Artikel verfasst, in der ich Rekapitalisierung erklärt habe. Im Gegensatz zu den Alternativmodellen der Fremdkapitalumwandlung und der „good bank“ schützt die Rekapitalisierung vollständig das Fremdkapital der Banken und also ihre Gläubiger. Der Ausdruck „Haftung für die Schulden der Banken“ ist daher nicht falsch, auch wenn die Mechanismen die dahinter stecken etwas komplizierter sind. Den Professoren ging es aber in diesem Aufruf nicht um ein volkswirtschaftliches Seminar.
    „Vielmehr wird damit Teufelskreislauf zwischen nationalem Bankensektor und nationaler Staatsverschuldung durchbrochen.“ – Okay, das ist ein neues Argument, das bei Storbeck aber nicht auftaucht. Es unterstellt, dass die nationalen Bankenaufsichten die Anlagepolitik der Banken zugunsten nationaler Investments verzerren.
    @Erich,
    „Nach einer Liquidierung, dh. nach einer kompletten Entschuldung der maroden Banken yu Lasten der Gläubiger wäre eine Rekapitalisierung durchaus keine grosse Sache.“ – Genauso ist es (sehen wir mal von dem falschen Ypsilon ab). Eine solche Politik entspricht der Gründung der schon angesprochenen „good banks“. Die Frage ist, ob sich eine solche Politik auf europäischer Ebene besser durchsetzen lässt als auf nationaler Ebene. Sinn & Co. verneinen das. Und sie haben zumindest ein Argument auf ihrer Seite: Mit einer Europäisierung wird die Frage, wie bequem man den Banken die Neustrukturierung macht, zu einer nationalen Angelegenheit. Die Staaten mit besonders faulem Bankensektor sind nun für eine großzügige Rekapitalisierung, was anders wäre, müssten sie das Geld dafür selbst aufbringen. Mein Gott, NRW war auch nicht jahrelang für großzügige Kohlesubventionen, weil die Politiker hier die für besonders sinnvoll hielten, sondern, weil damit zusätzliches Geld nach Nordrhein-Westfalen floss. Und so gesehen stimmt dann auch der Satz im Aufruf: „Streit und Zwietracht mit den Nachbarn sind vorprogrammiert.“

  7. Das Häschen sagt

    Lieber Popper. Denken sie nicht, dass es etwas seltsam anmutet Banken Geld zu borgen?

    Rekapitalisierung im Bankenbereich heißt nichts anderes als die Eigenmittel zu stärken, bei Realwirtschaftsunternehmen wird Eigenkapital durch Fremdkapital ersetzt. Glauben sie, dass das Finanzsystem mit gestärkten Eigenmittel über irgendeinen Beitrag der sog. Kosten der ‚Krise‘ weiter verhandelt, respektive überhaupt verhandelt. Nie und nimmer. Taktisch nicht schlau.

    >Vielmehr wird damit Teufelskreislauf zwischen nationalem Bankensektor und
    > nationaler Staatsverschuldung durchbrochen.
    Das ist ein Irrtum meiner bescheidenen naiven Meinung nach. Ich bin kein Spezialist oder Ökonom. Schweigen werde ich trotzdem nicht.

    Das Problem wird aus dem Nationalstaat verlagert auf die Ebene des Euro Raum und direkt auf die Bürger, in der Praxis exakt auf die unselbstständig Erwerbstätigen in den Geberländern und die Klein- und Mittelständer. Was nicht wird verlagert ist die Lösung.

    Damit können Politik und Banken endlich gemeinsam noch mehr ihre ‚Feudalherrschaft‘ finanzieren, losgelöst voneinander. Das ist der Schwachpunkt der Trennung. Meiner Meinung nach werden die Staaten weiterhin gezwungen sein den Ausfall der Kredite zu verhindern und die Banken können getrost sich mit dem geschenkten Eigenkapital ihre Spielchen weiter treiben. – Meine Meinung sollen sie, aber dann in Konkurs gehen wenn es schief geht. Dann sind Spareinlagen halt weg und damit die Basis für die Gegenverrechnung der Staatsschulden. Dafür lassen unsere ‚Feudalherrscher‘ (Politik) ja ansparen von den Bürgern, damit sie weiterhin können sorglos lassen anschreiben.

    Was erreicht die Bankenunion – dass die Politiker sagen können, wir haben das Problem der Staatsverschuldung gelöst (aus ihrer Sicht), was sie aber nicht sagen – in dem wir die Kredit den EU Bürgern in die Hände drückten unter einem anderen Titel. Die Banken Union erlaubt die Vergabe, ich denke es handelt sich um die 500 Mrd EURO Notkredite, über ESM und damit haben sie das Problem wieder auf nationalen Ebene, aber allein die Haftung. Denn im ESM gilt weiterhin, der Bürgen sollst du würgen. Das ist ähnlich der bestehenden Lösung.

    Raiffeisen- und Sparkassenverbunde machen ein solides biederes Geschäft zumindest in Österreich – relativ bieder. Heilige sind die auch nicht. Aber vom Konzept her, sind die breiter aufgestellt und haften solidarisch.

    Bausparfuchs, Sparefroh, Sumsi die Emsige Biene und das Sparschwein wurden vom Investmentbankensystem erlegt und ausgestopft, geköpft, gepinnt und getrocknet und geschlachtet. Wofür, damit die Bären leistungslos Honig Naschen?

    Damit man überhaupt das Haftungsproblem in den Griff kann kriegen müssen sie es schaffen den ESM möglw. als Monetative zu konzipieren, außerhalb des Einflusses der Politik. Die Regierung besteht aus Politikern, … die vertreten die Politik und nicht den Staat – Lobbyisten.

    Wenn man die Diskussion allein auf die Stabilisierung des EURO Systems reduziert, dann könnte den Aufruf der Ökonomen anders beurteilen. Aber aus Sicht der Menschen ein berichtigter Aufschrei – oder allein ein Maßnahme die Bankenunion als Wort bekannt zu machen. Das weiß man nie. Ich unterstelle jetzt mal ehrbare Absichten.

  8. popper sagt

    @Wirtschaftswurm, @Das Häschen
    Und warum über Nacht diese Textänderung: „Die Steuerzahler, Rentner und Sparer der bislang noch soliden Länder Europas dürfen für die Absicherung dieser Schulden nicht in Haftung genommen werden.“ Die Aufrufer haben wohl doch kalte Füsse gekriegt bei ihrem platten Populismus. Allerdings ist diese Änderung auch nicht besser.

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  10. Alex Hummel sagt

    @Wirtschaftwurm

    „Das eigentliche Problem beginnt aber, wenn ESM-Gelder für Banken verwendet werden. Dann haben wir nämlich tatsächlich (wie Hans-Werner Sinn und andere es im Aufruf formulieren) “eine kollektive Haftung für die Schulden der Banken des Eurosystems”, die noch dazu schwer zu begrenzen ist.“

    Irgenwie verstehe ich die Aussage nicht. Für mich bedeutet Haftung, dass, wenn der ursprüngliche Schuldner pleite geht, ein anderer die Schuld begleichen muß, also „in Haftung genommen wird“. Bei der Rekapitalisierung aber geht es darum, dass ESM den Banken Geld zur Verfügung stellt und im Gegenzug Anteile an den betreffenen Banken bekommt. Sollte dann eine Bank doch pleite gehen, was die Rekapitalisierung ja verhindern helfen soll, dann sind die Anteile natürlich wertlos, aber Gläubiger der Bank haben nach wie vor keine Ansprüche gegen ESM, ESM wird also NICHT „in Haftung genommen“.
    Auch in Ihrem Artikel hier ist es genauso – die Verbindlichkeiten der Bank (Einlagen + Fremdkapital) betragen 190 Milliarden, der Staat aber verliert im Fall einer Pleite 35 Milliarden (sein Anteil).
    Ich finde, gerade wenn man Aufrufe für die Öffentlichkeit verfasst, sollte man die Begriffe dafür verwenden, wofür sie stehen, und nicht für etwas völlig anderes. Von Hans-Werner Sinn ist man ja nichts anderes gewohnt, das ist im Grunde sein Markenzeichen, aber Wirtschaftswurm-Blog war bis jetzt damit nicht aufgefallen, im Gegenteil – schade, dass es jetzt anscheinend anders wird.

  11. Wirtschaftswurm sagt

    @Alex Hummel,
    ich habe oben ja bereits geschrieben, dass eine reine Rekapitalisierung das Fremdkapital der Bank schützt. Man kann natürlich Rekapitalisieren und wenn man danach merkt, dass die Bank trotzdem nicht auf einen grünen Ast kommt, sie pleite gehen lassen. Solange man aber die Rekapitalisierung fortführt, braucht sich kein Gläubiger einer Bank Sorgen zu machen. Und das beunruhigt ja Sinn (und auch mich), dass nirgendwo Grenzen erkennbar sind. Aber okay, ich verstehe, dass Olaf Storbeck und andere den Ausdruck „Haftung“ kritisiert haben. Wie auch Teufel geschrieben hat, rein juristisch gesehen, wird es nie eine Haftungsverpflichtung geben.

  12. Teufel sagt

    Mir ist unbegreiflich, dass man sich an dem Begriff der Haftung so aufhängen kann. Bei einer KG oder GmbH gibt es Haftkapital, das durch die Anteile abgebildet wird. Bei einer AG sind diese Anteile frei handelbar und besitzen einen Marktwert. Am Ende kann das alles gleich futsch sein. Mir wäre auch neu, dass in der Diskussion wäre, dass der ESM überhaupt die Gelder an die spanischen Banken gegen eine Kapitalerhöhung ausreichen möchte; bisher dachte ich, dass es um Darlehen ginge. (So nett waren wir ja in Deutschland in den meisten Fällen auch, weil der Staat ein achso schlechter „Eigentümer“ ist, sollte er am besten möglichst arm sein.) Letztlich trägt der ESM in dem diskutierten Szenario ein Insolvenzrisiko spanischer Banken; und damit trägt das letztlich auch Deutschland.

  13. Alex Hummel sagt

    @Wirtschaftswurm

    Wenn man annimmt, dass sich die Lage nach der ersten Rekapitalisierung nicht bessert, so dass man eine zweite vornehmen muß und dann eine dritte und, und, und – dann ist diese Argumentation vielleicht noch plausibel. Das ist aber nur eine Annahme, und ob sie sich bewahrheitet, weiß niemand. Das Ziel der beschlossenen Maßnahmen ist es gerade, wie ich es sehe, das Vertrauen zu schaffen – so dass die besagte Annahmen sich nicht bewahrheitet. Die Unterzeichner des Aufrufs erwecken aber den Eindruck einer festen Zusage der Bundesregierung die Schulden der ausländischen Banken zu übernehmen – und das grenzt für mich an eine bewußte Täuschung.

    @Teufel

    „Bei einer KG oder GmbH gibt es Haftkapital, das durch die Anteile abgebildet wird. “

    Absolut richtig, und das bedeutet, dass die Gläubiger der GmbH im Falle einer Pleite keinen Ansprüche gegen die Besitzer der Anteile haben, sondern sich mit den verbliebenen Assets der GmbH begnügen müssen.

    „Mir wäre auch neu, dass in der Diskussion wäre, dass der ESM überhaupt die Gelder an die spanischen Banken gegen eine Kapitalerhöhung ausreichen möchte; bisher dachte ich, dass es um Darlehen ginge.“
    Meines Wissens geht es bei der Rekapitalisierung um die Erhöhung des Eigenkapitals – im Wikipedia steht allerdings, dass unter diesen Begriff auch die Erhöhung des Fremdkapitals fällt – vielleicht kann Wirtschaftswurm dazu mehr sagen.

    „Letztlich trägt der ESM in dem diskutierten Szenario ein Insolvenzrisiko spanischer Banken“
    Richtig, aber der Umfang des Risikos ist wesenlich kleiner, als der Umfang der spanischen Bankschulden.

  14. Teufel sagt

    Aber man muss schon etwas bösartig sein, anbetracht dieser Umstände so ein Bohai um den Begriff der Haftung zu machen. Keiner der Professoren hat sicher etwas anderes gemeint, als dass das durch den ESM später an Südbanken ausgereichte Geld futsch sein kann. Etwas anderes da hineinzulesen, um das dann fachmännisch zu widerlegen, ist bestenfalls Schaumschlägerei – bei dem ein oder anderen Akteur wohl eher das Verschießen einer Nebelkerze…

  15. Alex Hummel sagt

    „Aber man muss schon etwas bösartig sein, anbetracht dieser Umstände so ein Bohai um den Begriff der Haftung zu machen.“
    Es ist das A und O der seriösen Wissenschaft, die Begriffe zu definieren und dann gemäß der Definition zu verwenden. Ohne diesem Grundsatz zu folgen ist eine Diskussion schlicht unmöglich. Es mag sicherlich sein, dass jemand, wenn er sagt, dass der Himmel rot ist, eigentlich meint, dass er blau ist – für mich ist aber eine solche Aussage trotzdem falsch.
    Das Wort Haftung kommt im Übrigen im Aufruf dreimal vor und zwar an entscheidenden Stellen, das ist mithin das Schlüsselwort des Textes – da ist es wohl nicht zu viel verlangt, dass es gemäß seiner Bedeutung verwendet wird, oder dass zumindest die „gemeinte“ Bedeutung erklärt wird.

  16. Blinse sagt

    @Teufel

    Wahre Worte. So einfach sehe ich auch die „Haftung.“ Aber wie man sehen kann, geht es in der Diskussion schon wieder um die berühmte Semantik. Ich wüßte nicht, wem das helfen sollte. Wenn jetzt der Begriff „Haftung“ wieder in endlosen Kommentarschleifen durchdekliniert werden soll, wird man wohl das eigentliche Anliegen von Sinn und Co. aus den Augen verlieren. Schade.
    Man kann zu dem Ökonomenaufruf stilistisch viel Kritisches anmerken und die Wortwahl ist immer dikussionswürdig, aber er geht prinzipiell in die richtige Richtung. Und nur wer unverzagt an das Gute im Menschen (und in den Banken) glaubt oder eben alles blitzsauber theoretisch anhand von politischen Absichtserklärungen erklären möchte, sieht diese Richtung nicht.

  17. Blinse sagt

    @Alex Hummel
    „… aber der Umfang des (Insolvenz)Risikos ist wesenlich kleiner, als der Umfang der spanischen Bankschulden.“

    Ja, richtig. Aber wie sehr wird versucht, diese Insolvenz zu vermeiden, sprich, wieviel Geld pumpt man in so eine Bank hinein? Ihre Annahme ist optimistisch: Vertrauen schaffen, weitere Rekap gar nicht nötig.
    Leider auch nur eine Annahme.

  18. Alex Hummel sagt

    @Blinse

    „Man kann zu dem Ökonomenaufruf stilistisch viel Kritisches anmerken und die Wortwahl ist immer dikussionswürdig, aber er geht prinzipiell in die richtige Richtung. “

    Das der Aufruf „in die richtige Richtung“ geht, ist ihre Meinung, meine ist komplett entgegengesetzt – und das ist auch normal. Aber um die Richtung überhaupt diskutieren zu können, ist es eben die Voraussetzung, dass man die Wörter richtig benutzt, die Zahlen richtig berechnet und so weiter und so fort – langweilig ich weiß, aber unumgänglich, wenn man zu irgendeinem Ergebnis kommen will.

  19. Alex Hummel sagt

    „Ihre Annahme ist optimistisch: Vertrauen schaffen, weitere Rekap gar nicht nötig.
    Leider auch nur eine Annahme.“
    Natürlich ist es auch nur eine Annahme, habe ich etwas anderes gesagt ? Aber meine Annahme, die auch Olaf Storbecks Annahme ist, wird immerhin durch die Erfahrungen mit dem TARP-Programm in den USA untermauert. Eine Garantie gibt es natürlich nicht, wie auch sonst in ökonomischen Dingen – dafür sind die Systeme und deren echselwirkungen zu komplex.

  20. Erich sagt

    Nun die Assets der spanischen Banken haben sich in den letzten 20 Jahren von etwa 490 Mrd Euro auf jetzt etwa 4200 Mrd Euro erhöht. Das meiste dürfte im Immobiliensektor gelandet sein. Die Blase im spanischen Immobilienmarkt war im Verhältnis zum BSP wesentlich massiver als etwa in den USA. Dadurch dass die Banken ihre faulen Kredite nicht glattstellten, sondern untereinander tauschten, haben sie verhindert, dass die Preise allzu sehr fielen. Sie sind immer noch etwa auf 70% der Höchststände. Eigentlich müsste man nach dem Platzen der Blase ein Fallen der Immobilienpreise auf 30 bis 50% der Höchststände erwarten. Die Wirtschaftskrise wird sicher nicht dazu beitragen, dass die Preise wieder steigen werden. Insofern sind Verluste der spanischen Banken in Billionenhöhe durchaus nicht abwegig. Jeder der jetzt in eine Kapitalisierung einsteigt, wird mit ziemlicher Sicherheit sein Kapital verlieren. Gewinnen tun dabei nur die Gläubiger (amerikanische und europäische Banken und Versicherer), die sich halt verspekuliert haben. Eigentlich ein klassischer Fall für die Umverteilung von Geldern der Steuerzahler an die Spekulanten. Dass die Gläubiger gerne das wahre Ausmass dieser Katastrophe verschleiern wollen, ist sehr verständlich. Schliesslich wollen sie ja noch möglichst viel von ihrem Geld retten. Dass aber gerade die Sozialdemokraten und Grünen dieses Spiel mitspielen, erscheint mir schon sehr merkwürdig.

  21. Blinse sagt

    Storbeck im Handelsblog:
    „Licht und Schatten liegen in der deutschen Volkswirtschaftslehre derzeit eng zusammen. Am vergangenen Donnerstag erreichte die Diskussionskultur in der deutschen VWL mit dem schrillen Aufruf der 172 einen vorläufigen Tiefststand.

    Einen Tag später dann schlug das Pendel in die andere Richtung, und zwar gleich doppelt. Erst distanzierten sich Volkswirte – inzwischen mehr als 100 – in einer exzellenten Stellungnahme von der dumpfen Pauschalkritik ihrer Kollegen an einer Bankenunion.“

    Was ist das für ein Stil? Ist das Wirtschaftsjournalismus oder RTL2-Frauentausch?

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