Wirtschaftswurm-Blog

Hans-Werner Sinns neues Buch: Gefangen im Euro

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Eineinhalb Jahre nach „Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder“ hat Hans-Werner Sinn sein zweites Buch zur Eurokrise veröffentlicht: „Gefangen im Euro“, erschienen im Redline Verlag.

War das nötig? Nach Lesen des Buches glaube ich zumindest, dass es gut war.

In den letzten eineinhalb Jahren hat sich viel getan. Die Lage an den Finanzmärkten hat sich langfristig stabilisiert. Die Ungleichgewichte im innereuropäischen Handel sind drastisch zurückgegangen, so dass selbst Griechenland und Portugal inzwischen Leistungsbilanzüberschüsse aufweisen.

Die Politiker atmen auf und versuchen uns zu überzeugen, dass nun alles überstanden ist. Das sieht Hans-Werner Sinn allerdings ganz und gar nicht:

„Die meisten Menschen übersehen …, dass die Märkte nur deshalb beruhigt wurden, weil sie als Steuerzahler und Rentner die Schulden der Südländer mit neuen Krediten ausgelöst haben und dafür später einmal die Zeche werden zahlen müssen.“

Klar ist: Die Volkswirtschaften der Südländer werden niemals in der Lage sein, die nun erhaltenen Kredite vollständig zurückzuzahlen. Die Gelder, die in den Süden geflossen sind, sind zum größeren Teil verloren. Man kann dies höchstens durch Tricks (wie die Senkung der Zinssätze und die Ausdehnung der Tilgungszeiträume) verschleiern.

Es ist also gut, dass Hans-Werner Sinn uns mit „Gefangen im Euro“ die Eurokrise wieder ins Gedächtnis ruft. Wenig überraschend bleibt er darin seiner bisherigen bekannten Analyse treu.

Das neue Buch nimmt den Leser mit auf einen Kurztrip zu den (negativen) „Highlights“ der Eurokrise. (Ich füge hinzu: der „ersten“ Eurokrise, denn da an den Konstruktionsmängeln der Eurozone nichts wesentliches geändert wurde, wird in ein paar Jahren wohl die zweite folgen.)

Gefangen im Euro“ ist in Frage-Antwort-Stil verfasst. Hans-Werner Sinn formuliert dabei seine Antworten griffig und prägnant auf knapp 200 Taschenbuchseiten. Wer das Buch gelesen hat, weiß alles, was man als Normalbürger über die Eurokrise wissen muss. Wer allerdings tiefer in die Sache einsteigen will, Zahlen, Daten und Belege überprüfen will, für den ist „Gefangen im Euro“ nicht gedacht.

Die Eurokrise wird dabei im größeren ersten Teil in sieben „Akten“ dargestellt. Im zweiten Teil folgt Sinns „Sechs-Punkte-Programm“ zur Bewältigung der Eurokrise. Mit dabei der Schuldenschnitt und der zeitweilige Austritt der Krisenländer aus der Eurozone (ein „atmender Euro“). Im kleinen Schlussteil gibt sich Sinn trotz allem als Visionär einer europäischen Konföderation nach Schweizer Vorbild.