Wirtschaftswurm-Blog

Es droht die Griechenlandisierung unseres Kontinents Europa

Eine Kommentar-Nachlese zu den griechischen Parlamentswahlen mit persönlichem Ausblick

Der beste Kommentar zu den Wahlen in Griechenland wurde schon vorher veröffentlicht. Ich meine das Interview der FAZ mit dem in Istanbul geborenen Ökonomen Daron Acemoglu. Acemoglu spricht davon, wie Korruption und kleine Gruppen mächtiger Politiker ein politisches System prägen, in Griechenland aber auch z.B. in Süditalien. Und er gibt der EU eine Mitschuld daran, dass sich solche Systeme so lange halten können. Denn die Transfergelder aus Brüssel ermöglichten es, Ineffizienzen im System auszugleichen.

Parthenon

Parthenon in Athen: Symbol für vergangene Größe und klägliche Zukunft bald in ganz Europa?

Da drängt sich mir der Vergleich Griechenlands mit armen Rohstoffstaaten in Afrika auf. Auch dort ermöglicht Geld von außen, ein krankes politisches Regime aufrecht zu erhalten. Im Ergebnis geht es rohstoffreichen Staaten nicht selten wirtschaftlich schlechter als ihren rohstoffarmen Nachbarn.

Klientelsystem ist ein wichtiges Stichwort in diesem Zusammenhang. Die Politiker vergeben Aufträge und Posten an ihre Getreuen, die sie dafür nach Kräften unterstützen. Nur die Spitze des Eisberges ist da die großzügige Alimentierung der griechischen Parteien. Obwohl Griechenland eines der ärmsten Länder der EU ist, erhalten die Parteien dort besonders viel staatliche Gelder.

Dieses korrupte Klientelsystem hat am Sonntag in Griechenland den Sieg davon getragen – und dieses Mal mit offener Unterstützung durch die EU. Ausschlaggebend für den Sieg von Samaras war letztlich die Einschätzung der griechischen Wähler, dass er dank besserer EU-Kontakte mehr Gelder herausholen könne als sein Gegner Tsipras mit einem Konfrontationskurs.

Dragon Acemoglu ist sicherlich sehr viel näher an der griechischen Realität als Peter Bofinger. Der argumentiert auf SPON mit makroökonomischen Modellweisheiten. Der griechische Staat dürfe die Krise nicht durch weiteres Sparen verschärfen und darum sollen die anderen Euroländer Griechenland entgegenkommen. Solange jedoch das griechische politische System so ineffizient ist, wie diagnostiziert, solange wird alles Geld, was man nach Griechenland schickt, nur äußerst kurzfristige Effekte zeitigen und schnell versickern.

Ein Entgegengenkommen der anderen Euroländer hält der griechische Ökonom Yanis Varoufakis trotzdem für wahrscheinlich. Mehr Geld und mehr Zeit für die Umsetzung des Sparprogramms sei aber das schlechtestmögliche Ergebnis für Griechenland und katastrophal für ganz Europa. Inzwischen gehen selbst wettbewerbsfähige griechische Unternehmen pleite, weil griechische Bankbürgschaften von den ausländischen Rohstofflieferanten nicht mehr akzeptiert werden. Was hilft da ein staatliches Nachfrageprogramm?

Ich bin allerdings sehr skeptisch gegenüber der von Varoufakis propagierten europäischen Bankenunion. Die bedeutet sehr viel Gelder für die Banken, ohne dass es dafür auf europäischer Ebene eine effektive und demokratisch legitimierte Kontrolle gibt. Wie beim ESM würde die Demokratie wieder ein Stück ausgehöhlt.

Angela Merkel ist inzwischen in Europa isoliert. Die Hoffnung schwindet, innerhalb der EU eine auf Verantwortung und Haftung basierende Wirtschaftsordnung zu stärken (die meiner Meinung nach nicht im Gegensatz zu sozialen Belangen stehen muss). Stattdessen droht die Griechenlandisierung des ganzen Kontinents Europa.

Ein Ausweg weist nur Stefan Homburg. Wir sollten nun den Austritt Deutschlands aus der Eurozone vorbereiten.


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15 Kommentare

  1. Das Häschen sagt

    Die Griechenland Werdung des Kontinents. So weit denke ich wird es nicht kommen, aber eine interessante Formulierung. Richtig ist wohl, dass die Situation ähnlich der in Fort Alamo in der Mittagshitze anmutet. Die Frage die sich sich stellt, wofür es sich lohnt einzutreten, insbesondere für jene die Rücken an Rücken bereit zum Gefecht stehen. Ich denke uns wird am bitteren Ende der Ritt in den Sonnenuntergang nicht erspart bleiben.

    Ein geordneter Rückzug zur rechten Zeit ist vermutlich weniger mit Friktionen behaftet. ESM und alles was dazu gehört, ist eine Flucht nach Vorne, vor uns selbst am eigenen Kontinent. Was wir aber brauchen ist eine elastische Defensive, wir müssen ja auf ein Muster des Verfalls antworten das ähnlich verläuft wie eine ‚Deep Penetration‘, wenn man die Geldflüsse betrachtet über Target2 nach Deutschland und den Nord Euro Raum.

    Der Europäische Kontinent dörrt ja nicht ob des Wasserüberflusses im sog. ‚Norden‘ aus, sondern, ob der Dürre an den Ränder. Der Fokus dieser Diskussion auf die Gründe des Versickern des Wassers ist zwar eine spannende, ändert aber wenig daran, dass es bereits versickert ist.

    Der Erwin Steinhauer hat einmal in einem Krimi sinngleich gesagt, ‚Wenn ein kalter Wind durchs Fenster weht, dann kann man sich fragen – Warum ist er so kalt? Warum weht er und woher? Oder man macht das Fenster zu‘. Die Idee sich in Richtung des Fensters zu bewegen die ist nicht abwegig.

  2. Beauregard sagt

    Europa griechenlandisiert sich eigentlich gar nicht, zumindest nicht qualitativ. Alle qualitativen Verhältnisse in der westlichen Welt (von Rohstoffländern vielleicht abgesehen) entsprechen im Wesentlichen denen Griechenlands. Die Angleichung an die derzeitigen griechischen Verhältnisse, also die quantitative Annäherung von BIP und Schuldenquote bzw. Zinslast, ist nur eine Frage der Zeit. That’s it. Jede „Rettung“ verschärft das Tempo. Und das Sparen? Tja in einem Land mit restriktiveren staatlichen Ausgaben ist die Wirtschaft daran nicht im gleichen Maße gewöhnt, wie in den ausgabefreudigen Staaten. Deswegen muß in ausgaberestriktiveren Staaten einerseits die Ausgaben nicht um das gleiche Maß gesenkt werden, noch ist alle Wirtschaft von davon abhängig. In den spendierfreudigeren Staaten hängt die Wirtschaft am dauernden Geldsupport. Da es das perpetuum mobile auch in der Wirtschaft nicht gibt, kann man das Problem nur durch Inflation lösen.

    Was das für die sparsameren Staaten bedeutet ist klar: schnelle Verarmung.

    Aber es ist nicht so, daß deswegen die Sparsamkeit den Prozeß aufhalten würde. Es verlangsamt ihn bloß. Am Ende sind wir alle Griechenland. Es wird dann möglicherweise sogar den Vorteil haben, als erste den Schnitt gemacht zu haben.

    Die Lösung lautet: Weg vom Zinsgeld. Die Folge wäre: Krieg. Wie zuvor. Wer wissen will, wie die nächsten Kriege aussehen, soll sich genau Libyen und Syrien anschauen. Wer glaubt, daß an Mitteleuropa ein dritter dreißigjähriger Krieg vorüberziehen wird, dem ist nicht zu helfen.

  3. Pingback: Kleine Presseschau vom 20. Juni 2012 | Die Börsenblogger

  4. Das Häschen sagt

    Es ist schon wahr, Alkohol und Papier sind der Untergang des Abendlandes. Aber Krieg sehe ich nicht heraufziehen in Europa, schauen wir dass es so bleibt. Der Weg zum Frieden in Europa und der Welt führt letztendlich über die Häschenhaftigkeit, aber das ist ein weiter Weg.

    Es werden alle mit weniger Geld auskommen müssen. Jo mei. Das Finanzieren von ‚Wachstum‘ aus (maßgeblich mehr aus) dem Cash Flow für Staat und Unternehmen, das wird eine Umstellung.

  5. Beauregard sagt

    Sprachen wir nicht über die Griechenlandisierung? Spricht nicht die ganze Welt von dem Versuch so ziemlich aller, der Bundesrepublik direkte Hilfszahlungen, Eurobonds und Inflation aus den Rippen zu pressen? Wie verstehen Sie die Rhetorik Frau Merkels und Westerwelles bezüglich der positiven Darstellung des Annan-Planes in Syrien? Was meinen Sie, ob sie das ohne die Kalkulation gemacht hat, den westlichen „Verbündeten“ zu signalisieren, daß wir Deutschen mit Rußlan eine strategische Alternative haben? Meinen Sie, dies käme dort besonders gut an, feststellen zu müssen, daß sie den WK2 eigentlich verloren haben?

    Was meinen Sie, passiert gerade in und um Syrien und in und um den Iran? Letzterer weiß sich der chinesischen und russischen Unterstützung sicher.

    Nicht zuletzt, was glauben Sie haben sich die Amerikaner gedacht, als sie Deutschland zwangen, die ganzen Abwerbe-Abkommen zu schließen? Was meinen Sie haben sich die Amerikaner gedacht, die die Masseneinwanderung, „Diversity“ genannt, mit allen Mitteln der Softpower fördern?

    Denken Sie es ginge dabei um Friede-Freude-Eierkuchen oder um das handfeste Schaffen einer Lage nach dem Divide-et-Impera-Prinzip?

    Ich lade Sie herzlich in den einen oder anderen Stadtteil meiner heimatlichen Großstadt ein, um Ihnen die konfliktaufgeladene Gemengelage zu zeigen.

    Das ist alles so wenig Zufall (und selbst wenn es das wäre, würde dies nichts an der Ausgangslage ändern), wie die Tatsache, daß wir uns am Begin eines Epochenwandels befinden, dessen Ausmaße weit über die der letzten 300 Jahre hinausgeht.

    – „Revolution in Military Affairs.“
    – Veränderung des Hauptleitmediums.
    – Veränderung der Informationsgeschwindigkeit.
    – Zusammenbruch des Geldsystems.

    Jedes einzelne dieser Aspekte hat die Kraft zum epochalen Umbruch. Nun haben wir deren mindestens vier parallel. Und kein einziger Umbruch ist jemals friedlich vonstatten gegangen. Tatsächlich waren dies historisch immer die Ursachen für die jeweils bis dahin „schlimmsten“ Kriege.

    „Aber Krieg sehe ich nicht heraufziehen in Europa, …“ Das ist bestenfalls eine fromme Hoffnung, besser sie besorgen sich ein Scherenfernglas, „… schauen wir dass es so bleibt.“ – Das können Sie nicht; das kann niemand. Was Sie können, ist Gehirnschmalz zu investieren, wie man sich bezüglich der Eintrittswahrscheinlichkeit (auf der Zeitachse unerbittlich auf die 100% zugehend) vorbereiten sollte und dann einen Teil der eigenen Energie dahingehend zu investieren.

    Ein guter Beobachter wird zu keiner Zeit von einem Konflikt überrascht. Aber für die 99% kommen alle Kriege überraschend, weil sie die Parteien, die Interessenlagen und die Mittel und Kräfte nicht kennen und bewerten können.

  6. Wirtschaftswurm sagt

    @Beauregard,
    „Die Angleichung an die derzeitigen griechischen Verhältnisse, also die quantitative Annäherung von BIP und Schuldenquote bzw. Zinslast, ist nur eine Frage der Zeit. That’s it. Jede “Rettung” verschärft das Tempo.“ – Ist das jetzt keine Griechenlandisierung? Darüber hinaus meine ich mit Griechenlandisierung, dass mehr Geldfluss aus der Brüsseler Zentrale weitere politische Systeme korrumpiert.

  7. Das Häschen sagt

    Ich bin geneigt ihnen aus einem Aspekt heraus, der steht auch im Zusammenhang mit dem Wort – Griechenlandisierung – ich nenne es Südeurotrauma, recht zu geben. Der Wohlstand als Konzept der Friedenssicherung steht auf der Kippe, meiner Einschätzung nach nicht zu halten. Sicherheit, Frieden, Glück und ähnliches kann man sich nicht kaufen, bestenfalls noch mit viel Einsatz auf den Weg bringen und über begrenzte Zeit aufrecht erhalten. In diesem Sinne ist Transfer der falsche Zugang. Ich denke in dem Punkt sind wir uns eher einig. Wir hatten in Österreich einen Term dafür: ‚Geplante Zukunft, solider Background‘ – das ist halt vorbei, jo mei, wäre meine Vermutung.

    Es ist unbestritten, dass der Wandel und Paradigmenwechsel schon eher länger am Weg sind. In Zeiten von Paradigmenwechsel ist durchaus sinnvoll flexibel zu sein besonders in der Veranlagung und die Option im Hinterkopf zu haben, die Zelte abzubrechen im Sinne von

    „Don’t let yourself get attached to anything you are not willing to walk out on in 30 seconds flat if you feel the heat around the corner.“

  8. Beauregard sagt

    @ Wirtschaftswurm
    Natürlich. In dem Sinne sind wir mitten drin, in der Griechenlandisierung. Mein Kommentar war keine Kritik, sondern eher eine Unterstützung der dahinterstehenden Aussage, denn die Griechenlandisierung ist ja schon viel weiter fortgeschritten (und hat auch schon vielö früher begonnen) als man gemeoinhin denkt.

    @ Häschen
    Die Antwort auf die Herausforderungen ist simpel und heute, wie zu allen Zeiten, gültig. Man kann zu dem, was da kommen mag, folgendes sagen: Vielleicht bin ich bis dahin schon tot? Oder ich mache mich aus dem Staub, wenn das überhaupt möglich ist. Aber das ist a) egoistisch und hedonistisch gedacht und b) völlig verantwortungslos gegenüber dem eigenen Nachwuchs, dem eigenen Umfeld, wenn vorhanden.
    Ich habe in Tirol (und in anderen Teilen der Welt von Tirolern) eine Mentalität kennengelernt (ja, ja, ich weiß, Tirol ist nicht Österreich), die man auf amerikanisch als „stand your ground“ bezeichnen könnte. Da – auch in einem Wirtschaftsblog – die Welt nicht nur ökonomisch-eindimensional betrachtet werden kann, liegt die Lösung quer zur Wirtschaft. Es ist die Wehrhaftigkeit, bspw. die eines Andreas Hofers. Und auch diese hat hat ihre Wissenschaftlichkeit, mit der man sie und ihre Bedingungen verstehen und sie effektiv ausüben kann. Und auch diese hat ihre wirtschaftliche Quer-Achse: Wehrhaftigkeit ist ein Austauschprodukt IN, ist ein Ermöglichungsgrund FÜR die Wirtschaft und steht in existenzieller Abhängigkeit VON ihr.

    Meine Heimat, die Menschen, für die ich eine Verantwortung empfinde, sowie meine und deren Freiheit ist es wert, „to get attached to“, gerade dann, „when you feel the heat around the corner.“

    Aber, wie Patton schon sagte: Wollt ihr wirklich euren Enkeln am Kaminfeuer erzählen „I shoveled shit in Louisiana?“

  9. Matthias sagt

    Im Falle einer Unternehmenskrise gibt es immer zwei Dinge, die passen muessen, um die Firma wieder auf Kurs zu bringen. Ein tragfaehiges Unternehmenskonzept UND ein vertrauenswuerdiges Managementteam, das an einem Strang zieht. Meiner Meinung nach wird derzeit viel zu sehr in Makromodellen gedacht (Steuersenkungen oder Steuererhoehung, Wachstumspakete, Lohnsenkungen, Zinssenkungen, etc.) und viel zu wenig ueber das Team, dass das umsetzen soll. Insgesamt sehe ich Europa noch lange nicht am Ende hinsichtlich eines „Unternehmenskonzepts“. Wenn aber das Team den Eindruck macht, dass jeder das Beste fuer sich selbst herausschlagen will, dann wird das nichts. Beispielweise ist es doch ein Witz, wenn die Franzosen jetzt gegen Schaeuble schiessen, weil man den eigenen Mann in die Position bringen will. Und wer traut eigentlich den Italienern oder den Spaniern. Ich bin derzeit sehr misstrauisch gegenueber allen Beteiligten, weil ich mir sicher bin, dass die mich ueber die Klinge springen lassen, wenn sie ihr eigenes Schaefchen in Trockene bringen koennen. Und ich glaube nicht, dass ich eine Ausnahme bin. Deshalb ist ein Untergang ein moegliches Scenario, besonders wenn es immer mehr Laender gibt, die nichts mehr zu verlieren haben.

  10. Beuaregard sagt

    Der Untergang der EU (nicht Europas, das ist doppelt so groß) soll etwas schlechtes seinl? Welchen Grund gibt es, diesen etwa abzuwenden anstatt ihn zu befördern? Zudem die Analogie zu einem Unternhemen nicht trifft. Es handelt sich bei der EU um einen Verein, ganz im Sinne des BGB, bei dem sich die Mitglieder über Sinn, Zweck, Satzung und Auslegung nicht einigen können. Mir war der Satzungszweck immer zuwieder. Nun zeigt es sich, daß die EU weder ein Friedensprojekt, noch ein Wohlfahrtsprojekt im besten Sinne des Wortes, ist und nicht sein kann.

    Die deutsche Jacke ist mir näher, als die EU-Socken. Die langfristige deutsche Zukunft liegt in einem Vorrang einer Kooperation mit Rußland, auf jedem Gebiet.

  11. Blinse sagt

    Lieber Beauregard,
    es ist schön zu sehen, daß man auch in einem Wirtschaftsblog unter 99 Blinden einen Sehenden findet. Du siehst einen 30-jährigen Krieg? Oh du bist ein guter Beobachter mit scharfem Fernglas! Und du läßt mich spüren, daß du es nicht nur ahnst, sondern weißt. Danke für dein Expertenwissen. Ich habe schon viele Expertenmeinungen an der Wahrheit scheitern sehen, daher bin da besonders vorsichtig. Aber bei dir wirds natürlich anders sein.
    In diesem Sinne: Stand your ground, buddy. Wie neulich in Amerika…

  12. Das Häschen sagt

    @Wirtschaftswurm – Griechenlandisierung aus diesem Eck, sehe ich genauso. Wir sind eigentlich in der Phase in der die Schulden, abzubauen wären. Es gibt Unternehmen mit denen macht man kein Geschäft und Staaten genauso.

    Unter der Annahme, dass H.W. Sinn in den letzten Vorträgen (März, April) die Lage richtig einschätzt wird bis auf den sog. ‚Nordeuro‘ nicht viel an Alternativen bleiben. Selbst der ESM wurde eigentlich bereits zur Linderung des ‚Übels‘ ins Leben gerufen, genauso wie die Eurobonds, erstaunlich. Das zeigt eigentlich das wahre Ausmaß. Das war mir auch nicht bewusst, dass ESM und Eurobonds schon als Instrument der Verbesserung der Lage angedacht waren. Das ist wahrlich bedenklich. Ich denke die Lage ist ja viel schlimmer, selbst für jene die Zahlen.

    In Wahrheit erwirtschaften ja ca. 40% die Basis des gesamten BIP. Alle ursprünglichen Aufträge die nicht über Steuern/Einkommen sind finanziert. Das Business ist auch am Limit. Selbst wenn man sagt, direkt Exporte außerhalb Europas durch hohe Automatisierung getriebene Produktivität. Soviele Produkte selbst produzierte man sie, sind schwer abzusetzen für ein Hochtechnologieland. Wachstum? Der Pfad wird nicht gehen. Bleibt das Vermögen.

    Das Business ,das lukreiert werden muss, ist ja enorm hoch, bedenkt man dass die Vermögen aus Nettoeinkommen gebildet werden. Selbst bei 2 bis 3 Schritten in der Wertschöpfungskette sind das, das 10fache und mehr des Nettobetrags. Ganz zu schwiegen von Länderausgleich und Europa Ausgleich.

    Die Realwirtschaft hat schlechte Karten die Situation zu stemmen. Es kommt ja noch dazu, dass eigentlich die Staaten mit weniger sollen auskommen von Haus aus und Schulden abbauen. Kredite einzusetzen um Stimuli zu erzeugen ist schon fragliche, aber darauf werden vermutlich wieder Schulden aufgenommen. 0% vom BIP ist einzige Zahl die systemisch haltbar ist. Man sieht es ja auch, je größer der Dienstleistungsanteil am BIP, je größer das Elend, da kaum jemand herging uns sagte, Dienstleistungskonzept ja aber mit dem Ziel optimalere Strukturen zu schaffen – Hauptsache Rechnung wurde geschrieben. Dienstleistung ist überhaupt gewagt insbesondere Beratung und ähnliches. Der Tertiärbereich ist keine Basis auf die man kann Staatsschulden aufnehmen. Beratung als Extrembeispiel – kurzlebiger Gebrauchswert generiert aus Luft. In einer Phase der Kontraktion, das erste auf das verzichtet wird oder auf Dauer sowieso, egal ob die Leistung billiger wird, weniger nachgefragt usw…

    Was wir brauchen sindr Aliens – den geben wir unsere Schulden, damit sie im Gegenzug bestehenden digitalen Kontent kaufen können. Für das kann man beliebig Geld drucken, das Universum ist groß.

    @Beuaregard – Lebe wie ein Feldhase und dessen Familie und jage wie die Hyänen. Damit können dir die Großen nicht an und Berglöwen hält man sich auch vom Leibe. In Tirol, im Zillteral können wir wohl wie Ghandi den Gachzug stoppen und sagen, es kommt keiner rein – alles ist gut. Es hilft keine ‚militante‘ Variante von Neudeuschland. Die Tankette statt dem Bankett.

    Die ursprüngliche Bezugnahme auf Deep Penetration war, die Versorgung abzuschneiden, sprich das Geld drucken in jeder Form zu beenden respektive zu unterbinden. Die Elastische Defensive macht das selbe, die kreist den Gegner ein und unterbricht den Materialnachschub. Alles mit Bezug auf den Geldfluss. Der verhungert dann bei der Parade auf der Wilhelm-Epstein-Strasse – gerade noch davongekommen.

    >Ich lade Sie herzlich in den einen oder anderen Stadtteil meiner heimatlichen Großstadt >ein, um Ihnen die konfliktaufgeladene Gemengelage zu zeigen.
    Das schaue ich mir gerne an.

    ‚Auf einen Mast mehr oder weniger soll es nicht drauf ankommen‘, hat der gute Altkanzler Kreisky bereits gesagt. Ich sehe die Sache ähnlich. Der arabische Frühling hat sich gemeinsam mit Eurokrise im Süden ausgebreitet. Komisch, dass der gesamte Mittelmeerraum betroffen ist und gerade Griechenland, als fehlendes Stück bis hinauf nach Georgien, Aserbaidschan, Grenze zum Iran. Allein wenn man die Landkarte anschaut, dies Eck ist sehr nahe und sehr konflikthaltig. Das geht für einen Wirtschaftsblog zu weit.

    Der Wirtschaftswurm ist sehr objektiv und sehr angenehm geschrieben. Die Höflichkeit gebietet es nicht zu weit vom Thema abzuweichen und in die Spekulation zu verfallen.

  13. Beauregard sagt

    Lieber Blinse,

    auch ich finde es schön zu sehen, daß man auch in einem Wirtschaftsblog auf einen etwas abseitigen Kommentar einen der 1%er findet. Du siehst also keinen (ggf. 30-jährigen – das war eine Anspielung auf Winston Churchill) Krieg, jemals, kommen? Oh, auch Du bist scheinbar ein guter Beobachter mit einem scharfem Fernglas, das Du das behaupten kannst! Und sicher auch ein Historiker, der mir genau sagen, wann eine der vier oben genannten Ursachen nicht für einen veritablen Krieg ausgereicht hätte und bzw. dem geneigten Auditorium mitteilen kann, warum diese indizielle Regel nun ausnahmsweise mal nicht gelten sollte? Und auch Du läßt mich spüren, daß Du nicht bloß zulässigerweise skeptisch bist, sondern weißt, das Nichts ist, anstatt nicht zu wissen, ob etwas ist. Und zwar, weil das Erwähnte auch nur in ernsthaft in Erwägung zu ziehen, bedeutete, Lebensgewohnheiten zu ändern, unaushaltbaren Ängsten ausgesetzt zu sein. Auch ich danke für Dein Expertenwissen, besser noch: Für Deinen Scharfblick, der daraus schließt, daß er nichts sieht, da auch nichts sein kann. Am Fernglas kann es nicht liegen. Etwa zu scharf eingestellt? Drehe es mal um! Dann sieht man das Detail zwar ungenauer, hat aber mehr Überblick, z.B : für die wieder auftretenden Konstanten in der Außenpolitik, die die letzten 70 Jahre durch den atomaren Patt-Frieden zugekleistert waren.
    Wir alle haben schon viele Expertenmeinungen an der Wahrheit scheitern sehen, daher sind wir da alle auch besonders vorsichtig. Und nun zum Kern: Wenn nun die Deine Expertenmeinung oder sei es nur Skeptizismus, an der Realität scheiterte, welche Konsequenzen hätte es? – Wohl keine. Aber wenn nun die meine Vermutung nun nicht an der Realität scheitern sollte, was dann?

    In diesem Sinne, buddy. Wie neulich in Syrien … verzeihe mir bitte diese Re-Polemik.

    Mit freundlichen Grüßen!

  14. Beauregard sagt

    @ Häschen

    „Es hilft keine ‘militante’ Variante von Neudeuschland.“ – Das ist das einzige, was ich wohl nicht teile, am obigen Kommentar. Was heißt „helfen“, wenn es die einzige Möglichkeit ist, Freiheit und Selbstbestimmung (die Grundlagen einer jeden Demokratie) der eigenen Leute zu verteidigen?

    Ach: „Die Tankette statt dem Bankett.“ – Das habe ich nicht verstanden, muß ich gestehen.

    „… sprich das Geld drucken in jeder Form zu beenden respektive zu unterbinden.“ – Ist das icht eine Machtfrage, mithin also eine rein politische? – Sprich welche Kräfte mit welchen Interessen und welchen Mitteln wollen dies, welche werden dies verhindern wollen? Man lese Winston Churchill, Der Zweite Weltkrieg, dort werden die Zusammenhänge recht gut angesprochen. Auch zerohedge.com dient hier manchmal als Quelle.

    Feldhase/Hyäne! Das gefällt mir. Gerade der Feldhase ist mir ob seines Mutes und seiner Abgezocktheit, wie jeder Jäger weiß, ein sympathisches Tier. Hyänen sind zwar – zugegeben als ausschlaggebender Grund – wenig ästhetisch, aber doch effektiv. Ich bevorzuge vielleicht den Wolf, der als einzelner selten stark ist, in der koordinierten Gruppe jedoch sehr wirksam.

    Ihre geographischen Beobachtungen sind äußerst interessant und verdienen eine nähere Betrachtung. Vielleicht auch die bewußt naive Frage, was an Syrien eigentlich so wichtig ist, das sich Rußland dermaßen engagiert?

    Nun, ich will dem abseitigen Thema, das dennoch mit Wirtschaft und Politik jeweils so eng verflochten ist, das man es nicht jederzeit unabhängig voneinander betrachten kann, nicht aus eigener Initiative weiter nachgehen.

    Gute Nacht!

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