Griechenland ist wieder in den Schlagzeilen. Aber nicht wegen seiner wirtschaftlichen Lage, sondern wegen der Flüchtlingskrise. Dabei lohnt es sich, auch einmal einen genaueren Blick auf die wirtschaftliche Lage im Land zu werfen. Hat sie sich inzwischen gebessert? Eine Antwort gibt der OECD-Bericht zu Griechenland, der gestern veröffentlicht wurde.
Tatsächlich sinkt die Arbeitslosigkeit in Griechenland nur langsam. Vom ihrem Höchststand 2013 von 27,5% ist die Arbeitslosenquote bis 2015 nur auf 25,0% gefallen. 2016 soll sie nach Meinung der OECD 24,7% und 2017 23,8% betragen:
Nachdem die griechische Wirtschaft erstmals seit 2007 im Jahr 2014 gewachsen war, ist das BIP 2015 wieder gefallen. Auch für 2016 wird ein weiterer leichter Rückgang vorhergesagt. Der Aufschwung ist jetzt auf 2017 vertagt.
Es gibt nach wie vor kaum ausländische Direktinvestitionen in Griechenland. Der Exportsektor ist nach wie vor schwach. Trotz einiger Fortschritte seit 2009 ist die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Exporte nach wie vor geringer als vor Griechenlands Beitritt zur Eurozone. Den größten Anteil an den ausgeführten Gütern haben übrigens Raffinerieprodukte.
Zwar hat Griechenland im Zeitraum 2011-14 die meisten Reformen von allen OECD-Ländern durchgeführt, relativ viele Auflagen des IWFs wurden jedoch erst mit Verzögerung oder überhaupt nicht erfüllt. Das zeigt ein Vergleich mit anderen Programmländern wie Portugal und Irland:
Die Folge aus miserabler Wirtschaftslage und verschleppten Reformen: Die Schuldenquote wird 2016 einen neuen Rekordstand erreichen. Nach sechs Jahren Sparpolitik ist das mehr als bemerkenswert.
Besondere Probleme bestehen in den hohen Steuerschulden der Griechen und den im Vergleich mit der EU und den anderen OECD-Ländern relativ hohen Ausgaben für die Alterssicherung. Hier mischen sich Probleme der Demografie mit Problemen, die Alterssicherung an die geschwunde wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes anzupassen.
Nicht verwunderlich nach all dem: Die Unzufriedenheit in der griechischen Bevölkerung ist enorm:
Sollte der versprochene Aufschwung für 2017 erneut ausbleiben, z.B. aufgrund einer schwachen Weltwirtschaft, dann wird sich diese Unzufriedenheit meiner Meinung nach auch erneut politisch Bahn brechen. Profitieren werden dann die politischen Kräfte, die einen Grexit, also einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone, befürworten.
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