Zwischenruf

Wird die Konjunktur den DAX hinabstürzen?

Chart DAX seit 2009 Ausschnitt

Der Kampf zwischen langfristigem Aufwärtstrend und mittelfristigem Abwärtstrend auf dem Aktienmarkt wird sich bald entscheiden. Eine Rezession könnte zu einer Abwärtsspirale nicht nur auf den Aktienmärkten führen.

Heute scheint’s wieder nach oben zu gehen. Der DAX steht kräftig im Plus. Marktbeobachter sprechen von einem Short-Squeeze. Das bedeutet, Leerverkäufer müssen um jeden Preis Aktien wiederbeschaffen, die sie nur geliehen und dann verkauft haben. Das lässt die Kurse kurzfristig steigen, schafft aber keine nachhaltige Erholung.

Abwärtstrend gegen Aufwärtstrend

Wenn man sich den Dax-Chart seit 2009 anschaut, dann erkennt man einen sehr langfristigen Aufwärtstrend, der auch noch intakt ist. Und man erkennt einen mittelfristigen Abwärtstrend seit den DAX-Höchstständen vom April 2015, damals über 12.300 Punkte. In den nächsten Tagen und Wochen wird sich wohl entscheiden, welcher Trend stärker ist.

Chart DAX 2009-16Den Ausschlag wird die weitere Konjunkturentwicklung geben. Und da sind die Risiken mittlerweile beträchtlich. Der Abschwung in China setzt sich fort und trifft die deutschen Exporteure. Die offiziellen Prognosen liegen bei einem Wirtschaftswachstum von 6,7%. Das ist aber viel zu optimistisch. So gibt es heute Meldungen über einen starken Einbruch des chinesischen Außenhandels.

An eine Normalisierung des chinesischen Wirtschaftswachstums führt kein Weg vorbei. Das bedeutet Wachstumsraten von vielleicht 3-4%. Und es wäre ein Wunder, wenn der Übergang zum neuen Wachstumspfad völlig glatt verliefe, also ohne Rezession oder vorübergehende wirtschaftliche Stagnation.

China ist zwar für Deutschland wichtig, kann allein aber nicht Deutschland in eine Wirtschaftskrise führen. Doch es gibt noch andere Sorgenkinder, etwa die Schwellenländer Brasilien und Russland. In beiden Ländern wird sich wohl der Abschwung 2016 fortsetzen, wenn auch leicht vermindert. Immerhin ist die wirtschaftliche Stimmung gegenüber diesen beiden Ländern so schlecht, dass man kaum noch mit negativen Überraschungen rechnen muss.

Auch in Deutschland glauben einige bereits, Krisenzeichen zu sehen. André Kühnlenz etwa verweist auf die gestiegene Zahl an Kurzarbeitern. Aber das sind bisher Schwankungen auf niedrigem Niveau. Trotzdem sollte man die Kurzarbeiterzahlen im Auge behalten. Gut möglich, dass die nächsten Monate zeigen, dass Kühnlenz doch recht hat.

Bankenkrise und Euro-Krise können die Rezession verschlimmern

Das Problem ist, dass die vergangenen guten Jahre kaum genutzt wurden, um Vorsorge für eine Rezession zu treffen. Es gibt immer noch die beiden seit Jahren offenen Flanken: die Banken und die Währung, also den Euro.

Christian Kirchner hat in einem lesenswerten Artikel für „Capital“ das Problem mit speziell der Deutschen Bank zusammengefasst:

Bei einer derart monströsen Bilanzsumme in Höhe des Sechsfachen des Haushalts dieses Landes beruht letztlich alles auf Vertrauen.

Doch in wirtschaftlich schweren Zeiten ist das Vertrauen schnell weg. Und dann wird aus einer ganz normalen Rezession wieder eine Finanzkrise.

Ähnlich beim Euro. Wer noch nicht genug von den bereits zitierten schlechten Konjunkturaussichten hat, kann sich noch die Prognosen für Griechenland anschauen: -1,3% für 2016. Das heißt: In den letzten neun Jahren gab es nur ein Jahr (2014) mit einem zaghaften Aufschwung. Die Geduld der Griechen wird damit wohl erschöpft sein.

Ein Euro-Austritt Griechenlands kann an den Aktienmärkten allerdings niemanden mehr schrecken. Die Frage wird dann aber neu aufkommen: Bleibt es dabei oder bricht die Eurozone endgültig zusammen und werden all die vielen Rettungsmilliarden nutzlos gewesen sein?

Geh nicht ohne Gruß, empfiehl bitte den Beitrag weiter!


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3 Kommentare

  1. Pingback: Kleine Presseschau vom 16. Februar 2016 | Die Börsenblogger

  2. Jimmy sagt

    Ich persönlich würde die durchaus imposante Gegenbewegung zum gegeben Zeitpunkt noch nicht überbewerten. Soviel steht im Moment fest. Die Bullen neigen in der Erholung gerne das Kind mit dem Bade auszuschütten.

    Die Korrektur unterscheidet sich vom legendären ‚Crash‘, nachdem sich die Wolken verzogen, durch die simple Feststellung der Blitz der einen selbst streifte stammte dann doch vom Zeus höchstpersönlich. Im Anschluss an diesen Moment beginnt doch mit erstaunlicher Regelmäßigkeit das Eulengemetzel bei dem die Federn fliegen.

    Die Begrifflichkeit Eulengemetztel erheitert vermutlich eher mich als das Management der Deutschen Bank, da ein solcher Vorfall sich im Moment zu den Derivaten gesellte welche andere verdorbene Kredite absichern. Wir haben ja auf der Welt ein zunehmende Anzahl von nicht mehr bedienbaren Unternehmensanleihen. Mal abgesehen vom Wirtschaftsraum China von dem ich keine Vorstellung habe wie diese Fälle gehandelt würden.

    Zurück zum Euro Rau. Wenn der Phoenix im Süden aufsteigt und der Hahn abstürzt im Norden vom Schiefen Turm ist nicht viel gewonnen, selbst wenn dieser stehen bleibt. Die zarten Klänge der Harfe hoch im Nordwesten begleiten dann das Sinken des Schiffes von dessen Board sich praktisch ganz ‚Europa‘ galant verabschiedet. Nicht nur die Geduld der Griechen ist am Ende, den anderen Menschen ist das gar noch nicht so bewusst …

    Wir kommen jetzt erst langsam in die Phase in der die Bereinigungsarbeiten der EURO Krise (Thema ESM) schlagend werden können. (Diskussion über die Pensionen resp. Renten allerorts). Ich habe absolut keinen Status welche Risken in welchem Umfang können schlagend werden. Ich weiß nicht mal, ob das überhaupt jemand wissen will.

    Uns helfen die Aussagen seitens Vertretern der E.U über Spanien und Portugal die gut am Weg seien nicht viel , denn diese Aussagen beziehen sich eher auf die Fähigkeit die vergemeinschaftet anmutenden Teile des Schuldenbergs zumindest am Papier im Moment bedienen zu können (Austerity). Es geht ganz offensichtlich, zumindest nicht in erster Linie, um eine nachhaltige Verbesserung der Bewirtschaftungsstruktur im positiven Sinne.

    Für mich stellt abseits der Frage über den Einfluss der Konjunktur auf den DAX auch die Frage wieviel Konsumschulden welcher Wirtschaftsraum mit welchem Motiv unter die Menschen bringt. Ich ging vor Jahren in meiner naiven Vorstellung davon aus, dass Konsumschulden (Konsumkredite) einen positiv stimulierenden Zweck haben sollten. In der Zwischenzeit erfuhr ich aber, dass Staat gemeinsam mit dem Finanzierungsmechnismus diese bewusst einsetzen, wenn keine Hoffnung besteht Menschen ordentliche Einkommen in absehbarer Zeit anbieten zu können im Rahmen der Bewirtschaftung.

    Das eine wäre die Hoffnung auf einen Aufschwung und damit auf Arbeitsplätze während die zweite Variante einem ‚Kick the can down the road‘ gleichkäme in der Hoffnung die Wolken verzögen sich bis einen am langen Ende doch der Blitz streift.

  3. Der Dax kann noch bis 10500 Punkte und darüber steigen, ohne dass der mittelfristige Abwärtstrend gebrochen wäre.

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