Wirtschaftswurm-Blog

Die deutschen Löhne – Konfusion von rechts bis links und unter Ökonomen

Arbeitslosenquote 2013 der zehn schlechtesten Staaten der EU

Als Hintergrundmusik zur augenblicklichen Streikwelle singt der Ökonom Heiner Flassbeck das schöne Lied auf höhere Löhne. Heiner Flassbeck hat allerdings wie die meisten nicht verstanden, dass die Sorge um Europa und die Sorge um eine niedrige Arbeitslosigkeit im Widerstreit stehen, wenn’s um die Lohnhöhe geht.

Konkret kritisiert Flassbeck Heike Göbel in der FAZ. Die macht sich angesichts um sich greifender hoher Lohnforderungen Gedanken um Deutschlands internationale Wettbewerbsfähigkeit. Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit deutscher Industrieprodukte auf den Exportmärkten ist aber, da bin ich ganz bei Heiner Flassbeck, zur Zeit unsere geringste Sorge. 2014 erzielte Deutschland einen Leistungsbilanzüberschuss von 285 Milliarden Euro. Das sind 7,5% des deutschen BIPs. Und die Worte Überschuss und überschüssig hängen nicht umsonst zusammen. Der hohe Leistungsbilanzüberschuss bedeutet nämlich: Deutschland könnte rein rechnerisch seine gesamte Produktion um 7,5% zurückfahren, ohne dass wir weniger zu konsumieren brauchten.

Auch schon zu Zeiten der Hartz-Reformen war die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands das geringere Problem. In den 90er Jahren hatte Deutschland zwar ein Leistungsbilanzdefizit, das war aber bereits 2001 überwunden. Auch der zweite von Flassbeck kritisierte Artikel, der von der Hans-Böckler-Stiftung stammt, spricht dies an. Niedrigere Löhne waren also aus Sicht der Exportwirtschaft in der ersten Hälfte der Nullerjahre nicht erforderlich – nicht mehr, muss man sagen. Denn wie eine interessante Studie von Christian Dunstmann und anderen zeigt, die wir hier im Blog bereits besprochen haben, begann die deutsche Lohnzurückhaltung schon ab etwa 1995 und wirkte.

Internationale Wettbewerbsfähigkeit versus niedrige Arbeitslosigkeit

Die Jahre der Hartz-Reformen beweisen dafür eines: Internationale Wettbewerbsfähigkeit muss offensichtlich überhaupt nicht mit einer niedrigen Arbeitslosigkeit einhergehen. Deutschland hatte damals 5 Millionen Arbeitslose!

Aber warum?

Wenn’s nicht am boomenden Export lag, muss es wohl am nicht-exportorientierte Dienstleistungssektor gelegen haben. Der war völlig unterentwickelt.

In den meisten Dienstleistungsbranchen kann man kaum etwas automatisieren.  Entsprechend ist die Produktivität niedrig. Hohe Löhne sind nicht möglich. Erst als durch die Hartz-Reformen ein echter Niedriglohnsektor entstand, wurde eine Ausweitung der Dienstleistungsbranchen möglich. Die Arbeitslosigkeit nahm ab, die Arbeitslosenrate sank.

Die seit den Hartz-Reformen entstandenen Arbeitsplätze sind nun wieder in Gefahr

Was viele Ökonomen, auch Heiner Flassbeck nicht durchschaut haben: es gibt ein Lohnniveau, bei dem außenwirtschaftliches Gleichgewicht herrscht, und ein anderes, weit niedrigeres Lohnniveau, bei dem die Arbeitslosigkeit gering ist. Ein Dilemma. Man kann nur zwischen zwei Übeln wählen.

Flassbeck ereifert sich über „im nationalen Gedankengut verbohrte“ Leute, die die negativen Auswirkungen der deutschen Lohnpolitik auf die europäischen Partner nicht berücksichtigten. Wenn allerdings eine europäische Gesinnung bedeutet, in Deutschland die gleiche Massenarbeitslosigkeit einziehen zu lassen, wie sie in Spanien oder Griechenland schon herrscht, dann möchte ich lieber „im nationalen Gedankengut verbohrte“ Politiker.

Geh nicht ohne Gruß, empfiehl bitte den Beitrag weiter!

Grafik: Arbeitslosenquoten ausgewählter europäischer Länder 2013


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32 Kommentare

  1. Die Lohnhöhe ist nicht das Entscheidende. Willst Du FB hier absichtlich falsch verstehen? Es geht bei ihm immer um Lohnstückkosten (Löhne im Verhältnis zur nationalen Produktivität). DIE sind dann international vergleichbar und zusätzlich gibt’s noch den jeweiligen Wechselkurs als Ventil. Daher geht deine Kritik fehl…
    Dass der Arbeitsmarkt kein Kartoffelmarkt ist, wiederhole ich an dieser Stelle auch gerne nochmal 🙂 Es sind Phantastereien die von der Arbeitgeber-Lobby höchstselbst stammen könnten: Löhne nur niedrig genug, dann finden auch alle Arbeit.
    Es gibt da so etwas wie ein Existenzminimum, das gehört mit dem Mindestlohn dann abgeschafft?

    Gleicher Lohn für gleiche Arbeit auf diesem Planeten. Warum gibt’s das noch nicht? Weil die Industrieländer einen riesigen Produktivitätsvorteil haben, der sich auf die Gesamtwirtschaft auswirkt. Lohn- und Preisniveau werden mit nach oben gezogen. Aber selbst in Deutschland ist ein Gefälle nicht zu übersehen, geht von West nach Ost, sowie von Süd nach Nord. Von der Stadt Richtung Land. Wanderungsbewegungen hat dies auch ausgelöst, nur wie nachhaltig ist das Ganze?

  2. uwe sagt

    >Man kann nur zwischen zwei Übeln wählen.

    Oder beides verheiraten. Ich lasse mal Kühe fliegen:

    Mir scheint, wir haben in D in der exportierenden Industrie keinen Investitionsstau sondern bereits eine Überinvestition im Sinne extrem hochautomatisierter Fertigung. Mit hoch qualifizierten und gut bezahlten Jobs zur Bedienung dieser Fertigung sind deutsche Firmen mehr als konkurrenzfähig.

    Um Arbeitsplätze mit gerinem Anforderungsprofil zu schaffen, könnten wir also etwas für linke Naturen ganz Böses tun. Wir könnten solche Tätigkeiten mit geringem Anforderungsprofil direkt beim Arbeitgeber subventionieren, egal ob Dienstleistung oder Exportproduktion oder Produktion für den heimischen Markt. Die Finanzierung dieser Subventionen liesse sich womöglich über einen umgekehrten Zoll aka Ausfuhrsteuer regeln.

    Als Folge sollten Exportüberschüsse sinken da die Ware via Ausfuhrsteuer teurer wird. Es sollte mehr Arbeitsplätze auch für gering Qualifizierte geben da subventioniert. Und womöglich gibt es auch noch die Stärkung der Inlandsnachfrage, da mehr Kaufkraft bei niedrigen Einkommen da wäre, die mit hoher Chance sofort in Konsum umgesetzt würde. Nicht zuletzt dürfte das auch noch zu einem (hoffentlich nur leichten) Anstieg der Inflationsrate führen.

    Nun mag ich zwar keine Subventionen, ein anderes Schwert zum Zerschlagen des gordischen Knotens sehe ich aber auch nicht.

  3. Tja, dann lieber Exportsteuer an Grundeinkommen – aber letzteres mag Herr Flassbeck ja gar nicht. Und grundsätzlich gilt – ohne Guthabenbremse läuft nichts. Für die ca. 250Mrd.€ zu große Geldsparneigung der deutschen Privaten müssen wir jemanden verschulden – bei Staatsschuldenphobie bleibt nur das Ausland.

  4. uwe sagt

    @Jörg Buschbeck

    Ich verstehe nicht, was der eine oder der andere Deiner zwei Vorschläge bringen sollte hinsichtlich mehr Arbeitsplätze insbesondere für geringer Qualifizierte.

    Wieso sollte Grundeinkommen Arbeitsplätze mit niedrigem Anforderungsprofil schaffen? Und warum sollte die Bereitschaft von jemandem steigen, einen solchen Job zu machen, wenn er bereits über sonstiges Einkommen verfügt wie z.B. über Grundeinkommen? So schrecklich befriedigend scheinen mir die meisten solcher Jobs nicht zu sein, dass das jemand ohne monetäre Motivation freiwillig als Vollzeitjob macht. Ich denke da an Regalauffüller, Maschinenhelfer, Reinigungskräfte, Gartenhelfer etc.

    Und was sollte eine Begrenzung / Bremse des Geldvermögens der deutschen Privaten bringen hinsichtlich Arbeitsplätze für gering Qualifizierte?

  5. Pingback: Kleine Presseschau vom 8. Mai 2015 | Die Börsenblogger

  6. @uwe, ich sehe jetzt an Jobs wie Regalauffüller oder Gartenhelfer auch kein gesteigertes öffentliches Interesse, das direkte Lohnsubventionen rechtfertigen würde. Eine indirekte Lohnsubvention über ein Grundeinkommen wäre dagegen mMn in Ordnung. Ein allgemeines Grundeinkommen ließe sich aber wohl nur finanzieren, wenn man die gesetzliche Rentenversicherung auslaufen lässt. Das ist wohl nicht durchsetzbar.

  7. @thewisemansfear,
    ich habe die Lohnstückkosten sehr wohl berücksichtigt, auch wenn ich’s nicht explizit geschrieben habe. Ich gehe darüber hinaus noch auf die unterschiedliche Produktivitätsentwicklung in der Industrie und in den meisten Dienstleistungsbreichen ein. Etwas, worüber ich bei Flassbeck noch nie gelesen habe.
    Der Arbeitsmarkt ist tatsächlich kein Kartoffelmarkt, da es ohne staatliches Sozialsystem die Gefahr einer Lohnspirale nach unten gibt, richtig. Wir haben aber ein staatliches Sozialsystem und darüber hinaus bin ich ja, siehe oben, sogar für die Idee eines Grundeinkommens aufgeschlossen.

  8. uwe sagt

    @Arne
    Bzgl. Lohnsubventionierung.

    Ich verstehe nicht, was die Idee eines Grundeinkommens mit diesem Artikel zu tun haben soll. Wie Du sehr schön herausgearbeitet hast geht es hier doch um einen Zielkonflikt bei der Lohnhöhe bzgl. Export und Inlandsdienstleistungen und den Einfluss auf Arbeitsplätze / Arbeitslosigkeit.
    Grundeinkommen wäre eine Gieskannenmethode und würde somit diesen Konflikt nicht auflösen. Im Gegenteil, es würde das Interesse der weniger Qualifizierten an einem wenn auch niedrig bezahlten Beitrag zur Wertschöpfung vermindern und somit die Arbeitslosigkeit eher erhöhen.

    Das gesellschaftliche Interesse besteht nach meinem Verständnis darin, mehr Wertschöpfung (Arbeitsplätze) durch Dienstleistungsjobs zu schaffen. Jobs, die gerade im Bereich geringer Qualifikationsanforderungen sehr preissensitiv sind. Jobs, die wir sie seit Jahrzehnten wegautomatisieren oder exportieren.

  9. @uwe,
    du hast schon recht. Meine Grundidee ist, dass wir eine große Lohnspreizung brauchen, auch wenn damit das durchschnittliche Lohnniveau sinkt. Diese Idee ist in Deutschland schon unpopulär genug, da muss ich nicht noch eine zweite nicht-mehrheitsfähige Idee (das Grundeinkommen) hinterherschieben.

  10. uwe sagt

    @thewisemansfear

    FB fixiert sich und seine Leser auf Lohnerhöhungen, um den Exportüberschuss zu reduzieren, als ob Lohnanpassung der einzige mögliche Weg wäre. Allerdings verrät er uns nicht, ob bzw. wie er zwischen Export und Inlandsprodukten/diensten unterscheiden möchte. Genau dieses Scheunentor in seiner Argumentation spricht Arne m.E. sehr zu Recht an. Da schlägt nichts fehl.

    Und was die „Phantastereien […] von der Arbeitgeber-Lobby“ angeht so scheint mir der Grundgedanke „Löhne nur niedrig genug, dann finden auch alle Arbeit“ vollkommen schlüssig. Arbeit gibt es genug, nur nicht genug Arbeit, die ausreichend Wert erzeugt um den Arbeitenden zu ernähren.
    Und genau dieses „Es gibt da so etwas wie ein Existenzminimum“ ist m.E. kein Widerspruch. Als Lösungsansätze gibt es Ideen wie Aufstocker, Grundeinkommen, Subvention der Arbeitgeber und sicherlich auch noch weitere.

    Nachfrage nach zahlreichen Dienstleistungen ist oft nur dann vorhanden, wenn ausreichend preiswert. Und selbst wenn der Dienstleister durch seine Tätigkeit nur geringe Werte schöpft, dann ist das für unsere Gesellschaft bereits positiv. Besser jedenfalls, als wenn er keine Werte schöpft.

    Dass der Dienstleister von manchen dieser Dienstleistungen nicht oder nur schlecht leben kann, das ist das Problem, das gelöst werden muss. Aber anstatt über Lösungen dafür nachzudenken, leisten wir uns als Gesellschaft lieber den Luxus das (oft unfreiwillige) Nichtstun zu subventionieren und die Betroffenen durch Arbeitslosigkeit zu frustrieren.

  11. @Uwe
    >>>Wieso sollte Grundeinkommen Arbeitsplätze mit niedrigem Anforderungsprofil schaffen? Und warum sollte die Bereitschaft von jemandem steigen, einen solchen Job zu machen, wenn er bereits über sonstiges Einkommen verfügt wie z.B. über Grundeinkommen?

    Es muss nur klein genug sein, quasi H4 für jeden. Dann sparst man dafür die Sozial-und Sanktionsbürokratie und schafft die Marktstörung durch bedingte Sozialleistung und damit die langfristige unfreiwillige Arbeitslosigkeit komplett ab. Jeder hat Grundeinkommen + Marktwert der angebotenen Leistung

    >>>Und was sollte eine Begrenzung / Bremse des Geldvermögens der deutschen Privaten bringen hinsichtlich Arbeitsplätze für gering Qualifizierte?

    Da geht es weniger um die gering qualifizierten sondern um folgenden Trivialzusammenhang:

    Geldsparpläne der deutschen Privaten selbst bei Nullzins ca. 250Mrd. € > Verschuldungspläne der Privaten
    Ohne Guthabenbremse brauchen wir also Exportüberschüsse (Verschuldung des Auslandes) – für Exportüberschüsse brauchen wir Lohndumping.

  12. uwe sagt

    @Jörg Buschbeck
    >Es muss nur klein genug sein, quasi H4 für jeden. [… Leistung.]
    Hmm, ob Deine Behauptungen nun stimmen oder auch nicht – sie haben m.E. nichts mit den Fragestellungen zu tun hinsichtlich Arbeitsplätze schaffen bzw. Bereitschaft diese zu besetzen.

    >Trivialzusammenhang.
    Eher nicht. Für einen Exportüberschuss braucht es kein Lohndumping sondern bei gegebener Warenqualität lediglich konkurrenzfähige Stückkosten und Verlässlichkeit – egal wie die bedingt sind, sei es durch Lohn, Material / Maschine, Steuern bzw. sonstige lokale Rahmenbedingungen wie z.B. Infrastruktur, Verfügbarkeit ausgebildeten Personals, verlässliches Rechtssystem etc .

    Selbst wenn es ein exportförderndes Lohndumping gäbe, so würden wir durch Erhöhung der Löhne der exportbeteiligten Arbeitskräfte lediglich die Lohnspreizung in D erhöhen. Zusätzliche Arbeisplätze werden wir damit im Exportbereich sicher nicht und im Dienstleistungsektor eher wenige schaffen. Dieses dicke Loch in HFs Argumentation hat Arne sehr schön herausgearbeitet.

    Und nicht zuletzt: Statt Geldvermögen anzusparen investieren wir dann halt im Ausland. Eine Finca auf Mallorca oder eine Ferienwohnung in Florida ist durchaus eine Überlegung wert.

  13. @Uwe

    wenn man Exportüberschuss hat, dann ist man nicht nur konkurrenzfähig, sondern für Deine genannte Summe an Nutzen zu billig, da hat Flassbeck recht. Nur würden die höher bezahlten Exportarbeiter eventuell gar keine zusätzlichen Käufe im Inland machen, da hat der Wirtschaftswurm recht.

    >>>Selbst wenn es ein exportförderndes Lohndumping gäbe, so würden wir durch Erhöhung der Löhne der exportbeteiligten Arbeitskräfte lediglich die Lohnspreizung in D erhöhen. Zusätzliche Arbeisplätze werden wir damit im Exportbereich sicher nicht und im Dienstleistungsektor eher wenige schaffen. Dieses dicke Loch in HFs Argumentation hat Arne sehr schön herausgearbeitet.

    deswegen ja Exportsteuer an Grundeinkommen

    >>>Und nicht zuletzt: Statt Geldvermögen anzusparen investieren wir dann halt im Ausland. Eine Finca auf Mallorca oder eine Ferienwohnung in Florida ist durchaus eine Überlegung wert.

    was alle Problem löst…Wenn Horter kaufen, ist der Krieg abgewendet. Ist Dir die klare STRATFOR Ansage entgangen? Deutschland wird wegen Exportsalden seit 1871 in Kriege verwickelt.
    https://guthabenkrise.wordpress.com/2015/03/15/das-stratfor-video-ein-historischer-fehler-des-militarisch-industriellen-komplexes/

    Flassbeck ist nur vorzuhalten, dass er die Guthabenbremse auch nicht denken kann. Ohne Guthabenbremse würden höhere Einkommen aber zu noch höherer Geldvermögensbildung führen. Und alternativ 8-10% BIP Staatsverschuldung zum Ausgleich ist doch für die schwarzen, roten und grünen Nullen auch nicht denkbar.

    Bin ja fast der einzige Werber für eine Guthabenbremse in diesem Land, auch Erfinder der zugehörigen Wortigkeiten wie Guthabenkrise, Nachfrageschulden und Guthabensünder. Will keiner hören, kommt aber offensichtlich wegen Alternativlosigkeit. Es ist nur offen, ob als geregelter Prozess via neuer Werkzeuge der Notenbank oder wieder als ganz böse Nummer.

  14. Wobei eben nicht nur Werkzeugmaschinen und Luxusautos überschüssig exportiert werden, sondern auch billigste Nahrungsmittel und Bekleidung nach Afrika, was ein Grund für die ganze Katastrophe da ist. Und wie alle Exportüberschüsse führt auch diese wieder zu einem Schaden für uns. Die Amerikaner schieben uns wertlose Papiere als Exportausgleich unter und Andere dürfen wir direkt „retten“. Das größte Exportüberschussland Afrikas war wohl übrigens Libyen, die Russen waren bis vor kurzen auch gut unterwegs…wer sehen will, kann es sehen…der Überschuss bringt nur Verdruss. Nicht ohne Grund hat Keynes im Angesicht von WK2 den Bancor-Plan mit Saldensanktionen erdacht. Dauerhaften Frieden und Wohlstand gibt es für Deutschland nur ohne Exportüberschuss-Aggression.

  15. Stefan Rapp sagt

    Am besten fängt Deutschland an in der Größenordnung des Ausenhandelsüberschusses oder auch darüber entsprechende ausländische Währungen verstärkt zu horten. In der gleichen Größenordnung kann das Ausland dann wiederum mehr Geld drucken, dadurch fallen zumindest die Belastungen durch Zinsen langfristig Weg.
    Um die Binnenkonjunktur für weniger qualifizierte Arbeitnehmer mehr anzukurbeln sollte deren Leistung von der Umsatzsteuer, so weit dies eben praktisch realisierbar ist, befreit werden. Etwas ähnliches haben wir ja zum Beispiel schon bei der Kleinunternehmerregelung.
    Bei der jetzigen Rentenpolitik könnte man die Beiträge für Niedriglöhner zur Rentenversicherung sowieso streichen, da diese Rente im Alter nicht ausreicht und so oder so gefördert werden muss. Zukünftig dann eben durch die Reduktion der Kosten für Arbeitslosigkeit.
    Deutschland sollte auch keine generelle Exportsteuer einführen, weil dies ja genauso Exporte in Länder betreffen würde, die einen ausgeglichenene Handelsbilanz bzw. ebenso einen Überschuss aufweißen betreffen würde. Nein es sind die Länder mit negativen Ausenhandelssaldo die reagieren müssen und höhere Importzölle erheben sollten.
    Vielleicht müsste man hier aber sogar noch effektiver vorgehen und gezielt die Internationalen Warenströme negativ sanktionieren die direkt oder indirekt von einer ausenhandelüberschüssige in eine unterschüssige Volkswirtschaft fließen.

  16. uwe sagt

    @Jörg Buschbeck

    >Exportsteuer an Grundeinkommen
    Das hast Du bereits im Deinem ersten Kommentar geschrieben. Nur verrätst Du uns trotz Nachfrage nicht, wieso Du glaubst, dass ein Grundeinkommen irgendwas bzgl. zusätzlicher Arbeitsplätze insbesondere im Dienstleistungssektor bringen sollte. Mir scheint diesbezüglich ein Grundeinkommen eher kontraproduktiv zu sein (siehe oben 8.5. 10:38). Irgendwelche Argumente mit Bezug dazu?

    >Guthabenbremse / Kriege
    Ah ja, danke für die Erläuterung. Guthabenbremse hat demnach nichts mit Arnes Artikel zu tun (Konkurrenzfähigkeit, Arbeitslosigkeit, Einkommensspreizung) sondern liegt Dir aus anderen Gründen am Herzen. Eine Diskussion dieses Punktes kann ich mir in einem passenderen Umfeld durchaus vorstellen.

  17. uwe sagt

    @Stefan Rapp

    >Umsatzsteuer
    Bei direkter Leistung gegenüber Endverbraucher wäre das m.E. via Lohnsummen machbar. Das würde allerdings zu einem von Firma zu Firma und Bezugszeitraum zu Bezugszeitraum schwankenden MWSt Satz führen. Kompliziert.
    Bei Leistungen an andere Firmen würde das noch komplizierter, da der MWSt-Vorteil ja an den Endverbraucher durchgereicht werden müsste.

    >Rentenpolitik
    So etwas gibt es als teilweise Befreiung bereits. Stichworte Minijob, Gleitzone, Sozialversicherungsbeiträge.

    >keine Exportsteuer
    Gefällt mir auch nicht. Mir ist die Staatsquote eh schon viel zu hoch. Aber welche Alternativen haben wir wenn Lohnerhöhung keine ist?

    >Importsteuer aka Zölle.
    Da ist die Sache mit der Freihandelsidee/-vereinbarungen. Wenn Beschränkung, dann also seitens Exporteur. Der ist dann auch Herr des Verfahrens.

    >Warenströme gezielt sanktionieren
    Klingt nach super aufwändig, super kompliziert und bräuchte eine super teure neue Behörde, die keine Werte schafft sondern welche vernichtet. Bitte nicht.

  18. @uwe,
    Aufstocker auf Hartz-IV müssen bisher 80% (100-800€ im Monat) oder sogar 90% (über 800€) ihres Einkommens anrechnen lassen. Da ist es schon verwunderlich, warum es überhaupt Aufstocker gibt. Aus finanziellen Gründen macht das sicher niemand. Bei einem Grundeinkommen würde dagegen nur der normale Steuersatz abgezogen. Die Anreize, auch eine gering bezahlte Teilzeittätigkeit anzunehmen, würden so steigen.
    @Jörg Buschbeck,
    eine Guthabenbremse halte ich für praktisch nicht durchsetzbar. Außerdem sollte man die Verhältnismäßigkeit der Mittel im Auge behalten. So ein harter Eingriff lässt sich nicht rechtfertigen nur um den Außenhandelsüberschuss zu beseitigen.

  19. @uwe
    >>Das hast Du bereits im Deinem ersten Kommentar geschrieben. Nur verrätst Du uns trotz Nachfrage nicht, wieso Du glaubst, dass ein Grundeinkommen irgendwas bzgl. zusätzlicher Arbeitsplätze insbesondere im Dienstleistungssektor bringen sollte.

    Jede Leistung hat einen Marktwert, was nicht bedeutet, dass man einfach alle Einkommen so lange sinken lassen kann, bis es keine Arbeitslosen mehr gibt. Wenn man aber nun staatsregulativ eine Mindestpreisstörung einfügt, entweder durch Sozialleistungen > Marktwert oder Mindestlöhne > Marktwert, gibt es Arbeitslosigkeit derer, deren Marktwert unter dieser Grenzen liegt. Dieses Phänomen gibt es logisch nicht, wenn man H4 für jeden bedingungslos statt Regulierung einführt. Herr Hönnig hat es hier mal ausführlich erklärt:
    https://guthabenkrise.wordpress.com/2012/12/28/arbeitsmarktgleichgewicht-in-abhangigkeit-vom-sozialsystem/

    >>>Mir scheint diesbezüglich ein Grundeinkommen eher kontraproduktiv zu sein (siehe oben 8.5. 10:38). Irgendwelche Argumente mit Bezug dazu?

    ich hatte ja schon klar gestellt, dass ich nicht von einem Grundeinkommen in einer Höre rede, welches den Verzicht auf die Erbringung eventuell gar nicht so angenehmer Leistungen nahelegt.

  20. @Arne Kuster

    >>>eine Guthabenbremse halte ich für praktisch nicht durchsetzbar. Außerdem sollte man die Verhältnismäßigkeit der Mittel im Auge behalten. So ein harter Eingriff lässt sich nicht rechtfertigen nur um den Außenhandelsüberschuss zu beseitigen.

    Selbst wenn man es nicht bis zu neuen Kriegen in Europa denkt, wäre die Darstellung der Verhältnismäßigkeit einer Guthabenbremse durch die ausgelösten wirtschaftlichen Schäden der Exportüberschüsse nun wirklich kein Problem. Und die Exportüberschuss-Sanktionen gegen Deutschland und damit auch eine Guthabenbremse werden so sicher kommen, wie das Amen in der Kirche. Dies ist deshalb gar nicht die Frage, sondern ob wir endlich lernen, diesen Prozess nach intensiver gesellschaftlicher Diskussion intelligent zu gestalten. Die kollektive Verdrängung der ökonomischen Realität der Guthabenkrise, die sich ja in dem bezüglich der Ursachen irreführenden Begriff Schuldenkrise äußert, ist der Weg in das ganz große Desaster.

    Wir können unsere Exportüberschüsse selber besteuern, statt dass dies Andere machen.
    haben wir früher auch schon:
    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45876473.html
    Wir können unsere Exportüberschüsse selber besteuern, statt dass wir die Forderungen daraus über einige Zwischenschritte auf deutsche Staatsverschuldung umbuchen.

    Und wenn die Sanktionen gegen die deutschen Exportsalden anlaufen:

    Wir können eine Guthabenbremse ohne Wirtschaftskrise haben oder als große Depression
    Wir können eine Guthabenbremse als gesteuerten Prozess ohne Nominalverluste haben oder als Bankenpleiten, Lastenausgleichsgesetzen oder schlussendlich Bargeldabschaffung/nominale Negativzinsen.

    deshalb auch nochmal, Herr Flassbeck bemüht sich vorzüglich um die Aufklärung zu zwingend logischen gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen. Nur wenn wir eben heute 250Mrd.€ Exportüberschüsse für wirtschaftliches Gleichgewicht brauchen, wird dies ja auch durch steigende Löhne nicht besser. Wenn die Exportsalden dann einbrechen, sind wir wieder in wesentlich stärker arbeitslosen Zeiten, da haben Sie völlig recht.
    Erst die undenkbare Guthabenbremse bringt die „Konfusion von links bis rechts“ zusammen.

    Und Guthabenbremse geht auch wesentlich magenfreundlicher als der Begriff in deutschen Ohren klingt:
    zurück zu Blüm – Stärkung Umlagerente – sofortiger Stopp der Förderung der sog. privaten Altersvorsorge
    Alle in die Umlagekasse – Nutzung der anstehenden Insolvenz der Versicherer für diesen Switch

    Und selbst dies ist magenfreundlicher als nominale Abgaben auf Sparvermögen:
    Dauerhafte Abschaffung der Sparzinserwartungen durch veränderte Refinanzierung der Geschäftsbanken – Kreditsteuer statt Sparzins als neues Instrument der Notenbanken, was übrigens auch im Euro wieder eine nationale Geldpolitik ermöglicht.

  21. uwe sagt

    @Arne

    >Motivation durch normalen Steuersatz bei Austockern statt 80% Anrechnung
    Danke, das ist ein Argument. Klar wäre ich als Grundsicherungsempfänger eher motiviert mehr zu arbeiten, wenn nennenswert mehr hängenbliebe. Bei den jetzigen Regeln ist das unbefriedigend sprich wenig motivierend. ALG2 stellt also ein Motivationshemmnis dar, mehr als unbedingt notwendig zu arbeiten.
    Nur ändert das nichts am Pferdefuss des Grundeinkommens, dass das Grundeinkommen ein Motivationshindernis darstellt, überhaupt eine Arbeit aufzunehmen (siehe oben 8.5. 12:48), siehe auch der von Jörg Buschbeck referenzierte Hönnig-Artikel, s.u.).

    Bessere Motivation ohne den Pferdefuss des Grundeinkommens bekäme man relativ einfach durch andere Anrechnungsregeln beim ALG2.

    @Jörg Buschbeck

    >Einkommen kann man nicht sinken lassen bis Arbeitslosigkeit = Null
    Ich mach mal des Teufels Advokaten. Vor dem Hintergrund einer gegebenen Mindestversorgung (Hartz IV) frage ich mal ganz platt: warum glaubst Du, dass man das nicht kann? Ich erkenne keine technischen Hindernisse das – falls sinnvoll – sogar in den Minuslohnbereich hinein zu tun (=Subvention an Arbeitgebers für Beschäftigung des Arbeitnehmers (AN) und Versorgung des AN via H4).

    > referenzierter Artikel von Michael Hönnig
    Der Link zur wichtigen Datenquelle BfA2009 ist leider defekt. Aber ich glauben es mal.
    Beim Vergleich der Grafiken seiner Modelle ALG2 und BGE fällt mir auf, dass im ALG2 Modell eine viel höhere Arbeitsnachfrage (Arbeitskraftangebot) auch bei niedrigen Stundenlöhne vorliegt als beim BGE Modell. Gemäß Arnes Erkenntnis im Blogbeitrag weden also viel weniger Dienstleistungsjobs besetzt/geschaffen, ergo deutlich niedrigere Arbeitslosenquote beim ALG2 Modell, höhere im BGE Modell.

    >Exportbesteuerung
    Danke für den Link zum 1968er Spiegelartikel. Ich dachte schon, ich hätte da eine ganz schräge Idee. Aber es ist alles schon mal da gewesen, immer wieder erstaunlich.

  22. uwe sagt

    Korrektur, da evt. missverständlich formuliert

    > referenzierter Artikel von Michael Hönnig
    Der Link zur wichtigen Datenquelle BfA2009 ist leider defekt. Aber ich glauben es mal.
    Beim Vergleich der Grafiken seiner Modelle ALG2 und BGE fällt mir auf, dass im ALG2 Modell eine viel höhere Arbeitsnachfrage (Arbeitskraftangebot) auch bei niedrigen Stundenlöhne vorliegt als beim BGE Modell. Gemäß Arnes Erkenntnis im Blogbeitrag weden also beim BGE Modell viel weniger Dienstleistungsjobs besetzt/geschaffen, ergo deutlich niedrigere Arbeitslosenquote beim ALG2 Modell, höhere im BGE Modell.

  23. @Uwe
    >>>ergo deutlich niedrigere Arbeitslosenquote beim ALG2 Modell, höhere im BGE Modell.

    Hönnig geht wohl auch von einem etwas höheren Grundeinkommen aus, mein Vorschlag (H4 für jeden) kann dagegen nur jemanden freiwillig arbeitslos machen, der heute nur wegen der Sanktionen einer Beschäftigung auf diesem Entlohnungsniveau nachgeht. Halte ich für eine sehr gute Sache, unseren aufgrund des Angebotsüberschusses völlig unnötigen Rückfall in die Zwangsarbeiter-Wirtschaft zu beenden.

    Und um zum eigentlichen Thema hier zurück zu kommen: Diese „Drohung mit der Galeere“ ist ja auch ein Grund, warum die anderen Beschäftigten sich fatalerweise auf Abschlüsse unterhalb der goldenen Lohnregel (Inflationsziel + Produktitätswachstum) eingelassen haben. Oder noch anders – ein Problem ist doch wohl nur die unfreiwillige Arbeitslosigkeit und nicht die freiwillige. In Verkäufermärkten, welche ich aus der DDR kenne, mag man dies anders sehen. Ein relativ niedriges Grundeinkommen vermeidet aber, dass wir für einfache Tätigkeiten einen Verkäufermarkt bekommen. Man wird im Markt nur etwas mehr als die berüchtigten 1Euro aus der Sanktionswirtschaft (Machtpreis statt Marktpreis) zahlen müssen, und dies ist gut so.

    Ein intelligent finanziertes Grundeinkommen ist ein Königsweg, das vielfältige Marktversagen im Kapitalismus zu steuern und mit mehr Markt- statt Machtwirtschaft Ökonomie, Ökologie und soziale Sicherheit zusammen zu bringen. Sicherlich gäbe es auch viel mehr freiwillige Ich-Unternehmer für einfache Tätigkeiten, welche diese rundweg besser gestalten als Zwangsarbeiter.

  24. uwe sagt

    @Jörg Buschbeck

    >Grundeinkommen [..] kann [..] freiwillig arbeitslos machen
    Auf Arnes Artikel bezogen sind wir damit durch.

    Was Deine weiteren Gedanken Richtung Grundeinkommen angeht bin ich diametral anderer Auffassung, siehe nachstehend. Da werden wir nicht zusammenkommen. Danke für den Austausch.

    >Grundeinkommen [..] kann [..] freiwillig arbeitslos machen
    >Halte ich für eine gute Sache

    Ich halte das sehr schlechte Sache. Zum einen ist das ein schwerer Eingriff in die persönliche Freiheit und zum anderen eine massive Vergeudung / Nichtnutzung von Ressourcen.

    >Freiheit
    Nach meinem Verständnis hat jeder die Freiheit, freiwillig arbeitslos (Privatier) zu sein, solange er dazu nicht in die Freiheit der anderen eingreift. Genau das tut er aber, wenn er ein Grundeinkommen oder auch Hartz IV bezieht. Das finanzieren die anderen und somit greift er in die Freiheit der anderen ein, selbst über ihre Ressourcen zu verfügen. Für einen solchen Eingriff braucht es gute Gründe.

    Ich bin sehr für ein soziales Netz aber nicht für eine Hängematte. Als Grund für einen solchen Eingriff in meine Freiheit akzeptiere ich z.B. dass sich der eine nicht selbst helfen kann. Dann will ich ihm gerne helfen. Aber nur wenn er nicht kann und nicht wenn er nicht will. Und nur im notwendigen Umfang, die notwendige Dauer und bei Bemühen des Betroffenen, seine Leistungsfähigkeit maximal zu nutzen und zu verbessern. Da bin ich ganz bei „fördern und fordern“.

    > Ressourcen / Problem ist doch wohl nur die unfreiwillige Arbeitslosigkeit
    Die Gruppe unfreiwillig Arbeitslosiger zerfällt zumindest in zwei Teilgruppen. Ein Teil ist für Jobs geeignet, welche eine Wertschöpfung bieten, die für ein für die Arbeitnehmer akzeptables Einkommen ermöglicht. Der andere ist dies nicht.

    Die Leistungsfähigkeit / Ressourcen des zweiten Teils verschwenden wir auf Dauer, wenn wir auf niedrig bezahlten Jobs und deren ggf. auch zwangsweise Besetzung verzichten. Die Leistungsfähigkeit / Ressourcen des ersten Teils verschwenden wir auf Zeit.

  25. @Uwe
    >Grundeinkommen [..] kann [..] freiwillig arbeitslos machen
    Auf Arnes Artikel bezogen sind wir damit durch.

    Aber anders als Du meinst, da die 399€ H4 Regelsatz als Basiseinkommen die allerwenigsten von einem Leistungsangebot abhalten werden, wenn die Einkünfte aus diesem Leistungsangebot eben nicht angerechnet werden. Sie würden es eben nur, wenn der Marktpreis oder besser Machtpreis nur >>Was Deine weiteren Gedanken Richtung Grundeinkommen angeht bin ich diametral anderer Auffassung, siehe nachstehend. Da werden wir nicht zusammenkommen. Danke für den Austausch.

    Danke auch – wenn Du aber schon zwischen den Zeilen so ehrlich bist, dass es um Dein (bei jedem „normalen“ Menschen faktisch indiskutables) Wertesystem geht, dann sollte man auch auf die Rationalisierung emotionaler Dinge verzichten dürfen. Die Fehlallokationen von Sozialbürokratie und Zwangsarbeiter-Wirtschaft überwiegen mit Sicherheit den Aufwand für die freiwillige Arbeitslosigkeit der wenigen bei 399€/Monat freiwillig Arbeitslosen. Solche Leute würde ich in meinem Betrieb übrigens auch nicht mit Subventionen anstellen.

  26. sorry @uwe – Zeichensetzung hat Text „gefressen“

    oder besser Machtpreis nur kleiner 1€/h wäre, was den Marktpreis einfach etwas nach oben verschiebt. Denn warum sollen den zwingend nötige, aber nicht sonderlich angenehme Tätigkeiten einen so geringen Marktwert haben? Natürlich muss der Anbieter essen und der Nachfrager könnte notfalls auch selbst putzen. Marktpreise sind immer Machtfragen, und die völlige Ohnmacht des um seine purre Existenz Kämpfenden, wird durch ein kleines Grundeinkommen nur etwas gelindert.
    Und bezüglich der richtigen Feststellung von Herr Kuster, dass das Lohnniveau für außenwirtschaftliches Gleichgewicht und der maximalen Beschäftigung von gering qualifizierten nicht das Gleiche ist, bietet die
    Kombination von Grundeinkommen und einem die Nachfrage nicht zerstörendem Marktpreis halt die maximal liberale und marktwirtschaftliche Antwort.

  27. uwe sagt

    @Jörg Buschbeck

    offtopic

    >399 EUR, bedingungsloses H4 für jeden
    Dann vergiss bitte nicht zu den 399 hinzuzurechnen: Wohngeld und Kranken- bzw. Pflegeversicherung, Rechtsschutz, Gema sowie sonstige Vergünstigungen durch Sozialpass. Da sind wir schnell bei netto 700-900 und damit bei bis über Bafög oder steuerlichem Grundfreibetrag.

    >Höhe, Anrechnung, Anzahl Betroffene etc.
    Die Behauptung Grundeinkommen hielte von Leistungsangebot nicht ab, ist widerlegt, siehe Hönnig Artikel. Da helfen auch keine Ausflüchte bzgl. Höhe des Grundeinkommens oder Anrechnung oder eine womöglich nur geringe Anzahl der Betroffenen. Schliesslich kann man sich mit H4 durchaus angenehm einrichten wie ich aus meiner Studienzeit weiss und auch an meinen studierenden Kids heute sehe. Nein, die kriegen kein Hartz sondern von mir den Bafög Satz von 700, was somit eher unter H4 liegt. Ich selbst hatte damals deutlich unter Bafög und ebenfalls keinerlei Not verspürt.

    >Fehlallokationen überwiegen den Aufwand.
    Das ist eine wilde Spekulation.

  28. >Da sind wir schnell bei netto 700-900 und damit bei bis über Bafög oder steuerlichem Grundfreibetrag.

    sorry, dann sind meine Vorstellungen mit „H4 für jeden“ zu ungenau ausgedrückt, ich meinte den Regelsatz oder knapp darüber. Wir haben gar keinen Dissens, dass es kein Grundeinkommen in einer Höhe geben sollte, welches Angebot und Nachfrage im Dienstleistungsbereich reduziert. Es muss beides vielmehr ausweiten um die Exportabhängigkeit zu mindern.

  29. uwe sagt

    @Jörg Buschbeck

    offtopic

    >399 Regelsatz oder knapp darüber
    Du willst also ein Grundeinkommen etwa in halber Höhe der bisherigen Hartz IV Leistungen. Wobei Hartz IV nach meinem Glaubens-Stand der Betrag ist, der als zum Leben notwendig definiert wurde.

    Dann müsste es eine weitere bedingte Unterstützung geben bis zur Höhe des bisherigen Hartz IV. Das braucht es schliesslich zum Leben. Was wiederum bedeutet, dass Du keine Einsparungen Richtung Sozialbürokratie machst und den ganzen bisherigen Klamauk um ein paar Euro verschoben weiterhin aufführen musst. Das willst Du doch nicht, oder?

    Der Vorschlag scheint mir nicht zielführend, sorry. Bringt nichts hinsichtlich Arbeitsplätze, bringt nichts hinsichtlich Sozialbürokratie und bringt auch nicht hinsichtlich weniger Stress für die bisherigen Hartz IVer oder für die Behördenmitabeiter.

  30. >Was wiederum bedeutet, dass Du keine Einsparungen Richtung Sozialbürokratie machst und den ganzen bisherigen Klamauk um ein paar Euro verschoben weiterhin aufführen musst. Das willst Du doch nicht, oder.

    Ja, aber nur für die ganz wenigen Leute, welche sich dies dann noch antun wollen oder müssen. Alle anderen optimieren im Markt ihr (nun legales?!) Zusatz-Einkommen und die Kosten der Haushaltsführung. Eine vordergründiges Orientierung am Markt statt am Amt ist dann tatsächlich Fordern und Fördern des individuellen Leistungsangebotes als auch des preiswerten Wohnungsangebotes, wo heute wohl auch viel auf Amtsbedingungen „gemauschelt“ wird.

  31. uwe sagt

    @Jörg Buschbeck

    >für die ganz wenigen Leute
    Über die Anzahl lässt sich prima spekulieren. Zumindest sind das alle, die dann inkl. Grundeinkommen weniger haben als den heutigen Hartz IV Satz. Und alle, die gerade etwas suchen aber noch nicht haben. Und für diese Maus willst Du den Berg kreisen lassen, – sprich ein zum Leben nicht ausreichendes Grundeinkommen für alle einführen?

    Das gibt es deutlich einfacher und viele Milliarden EUR billiger durch Änderung der Anrechnungsregeln, siehe Kommentare weiter oben.

  32. @Uwe
    >>>Und für diese Maus willst Du den Berg kreisen lassen,

    Ich versuche Synergielösungen von Markt und Staat zu definieren, bedeutet, die Stärken der Dinge zu kombinieren um die jeweiligen Schwächen zu überwinden. Der Staat ist dabei nach meiner Einschätzung nur in einer Sache richtig gut – beim Steuern eintreiben, so sind Staaten ja auch entstanden. Beim bedingten Geldausgeben des Staates gibt es da regelmäßig schon wieder diverse Fehlallokationen. Dies wird der Bürger im Markt und einzelwirtschaftlichen Wettbewerb besser können. Deshalb ist die bedingungslose Rückgabe von Lenkungssteuern einfach ein Gedanke, der Stärken des Staates nutzen und die Schwächen des Staates synergetisch überwinden will. Und es gibt eben auch ein Marktversagen in dem Sinne des Angebotszwangs aus reiner Existenzsicherung, welchen wir heute über Mindestpreise für Arbeitsleistung oder bedingte Sozialsysteme händeln, was ja die Ursache von unfreiwilliger Arbeitslosigkeit ist. Dieses Problem kann die Kombination aus Grundeinkommen und Markteinkommen besser lösen. Dass dabei die freiwillige Arbeitslosigkeit nicht überhand nehmen darf, ist die Frage des gesunden Maßes.

    Und staatliche Lenkungssteuern für ein Marktversagen war ja auch Dein Gedanke. Nur diese jetzt für die Beschäftigung von Zwangsarbeitern an Unternehmer zu bezahlen, finde ich nun wirklich auch keine zielführende Variante. Warum hat sich denn bitte der Kapitalismus mit seiner freien Kontraktschuld-Wirtschaft gegenüber historischen Zwangswirtschaftsformen mit Sklaven, Leibeignen oder sozialistischen Werktätigen durchgesetzt? Es ist einfach viel produktiver, wobei wir Überproduktivität eben jetzt auch steuern müssen. Die ökonomischen, ökologischen und demografischen Herausforderungen werden den noch stärkeren Einsatz von Lenkungssteuern erfordern, dort wird dann aber auch die Produktivätsreserve des Kapitalismus noch gebraucht werden. Mit Zwangsarbeitern wird dies nix und die Droh-Kulisse H4 stört gesamtwirtschaftlich sinnvolle Lohnpolitik.

    Natürlich wäre die Arbeitsmarktstörung allein auch durch andere Anrechnungsregeln besser zu händeln, das Grundeinkommen braucht es erst für einen „großen Wurf“ bezüglich des vielfältigen Problemstaus. Dafür ist die Lenkung unserer hochproblematischen Exportüberschüsse in die Binnennachfrage über „Exportsteuer an Grundeinkommen“ aber ein schönes Beispiel. Dass diese Sanktionierung von Exportsalden ohne Guthabenbremse heute nicht mehr gesamtwirtschaftlich aufgehen kann, ist ein anderes Thema.

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