Alle Artikel mit dem Schlagwort: Inflation

684 % Speiseeis-Inflation

684 % Preissteigerung seit 1985! Denn damals kostete die Kugel Speiseeis in der Eisdiele 30 Pfennig, heute sind es häufig über ein Euro. Diese Zahlen präsentiert uns „Die Welt“ und stellt sie der offiziellen gesamten Inflationsrate von 60 % seit 1985 gegenüber. Nicht verschweigen will ich allerdings, dass Blogger „Alex“ die Zahlen anzweifelt. Seine eigenen Nachrechnungen sind jedoch bislang nicht überzeugend. Richtig ist nur, dass man für eine echte „Speiseeis-Inflation“ auch die Preise für großindustriell hergestelltes Markeneis berücksichtigen müsste. Das hat einen Marktanteil von 80%.

Die EZB will das Bundesverfassungsgericht für dumm verkaufen

Diese Schlussfolgerung ergibt sich zumindest aus der schriftlichen Stellungnahme der EZB für das Bundesverfassungsgericht. Morgen und übermorgen finden bekanntlich die Anhörungen vor dem Bundesverfassungsgericht statt. Die Kläger wenden sich nun nicht mehr nur gegen den ESM, auch die Anleihekäufe der EZB (OMT genannt) und die Targetsalden sind Thema. In ihrer schriftlichen Stellungnahme tritt die EZB den Einwänden aber unter anderem mit folgendem Argument entgegen: Die durchschnittliche Inflation habe im Zeitraum von Januar 1999 bis November 2012 bei 2,06% gelegen und damit sei das Ziel erreicht, mittelfristig eine Preissteigerungsrate von unter, aber nahe 2 % beizubehalten. Man wundert sich nur. Zum einen liegt 2,06 % zwar vielleicht nahe bei, aber, wenn mich die Erinnerungen an meine Mathestunden nicht trügen, keinesfalls unter 2 %. Diese Abweichung mag unwichtig sein, dazu gleich mehr. Aber zu behaupten 2,06% liege unter 2 % ist schon dreist. Will man der Aussage überhaupt irgendeinen Sinn abgewinnen, dann wohl nur den, den Leser schon gleich auf Seite 6 einer 52-seitigen Stellungnahme so zu verwirren, dass er danach auch jeden anderen Unsinn hinzunehmen bereit …

Deutschland ist nun verpflichtet, die Eurozone zu verlassen

Gegen den Draghi-Beschluss, notfalls unbegrenzt Staatsanleihen aufzukaufen, kann man als Staatsbürger nicht klagen. Für Deutschland ergibt sich nun aber das eindeutige Recht und sogar die Pflicht, die Eurozone zu verlassen. Das Bundesverfassungsgericht bleibt bei seinem Terminplan. Morgen will es darüber entscheiden, ob der ESM in Kraft treten darf oder nicht. Den Zusatzantrag Peter Gauweilers, die Entscheidung zu verschieben, lehnten die Richter ab. Gauweiler hatte seinen Zusatzantrag mit den Beschlüssen der EZB vom letzten Donnerstag begründet, in Zukunft unbegrenzt Staatsanleihen der Staaten aufzukaufen, die Unterstützung durch die Euro-Rettungsschirme erhalten. Mit diesem Beschluss ändert sich die Bedeutung des ESM. Er wird nicht nur Kredite verteilen, er wird auch für klamme Staaten die Tore zu den Gelddruckmaschinen der Europäischen Zentralbank öffnen. Das Zusammenspiel von ESM und EZB führt so früher oder später zu einer Inflationspolitik. (Ich teile übrigens weitgehend die Einschätzung des Commerzbank-Chefvolkswirts Jörg Krämer zu den Folgen dieser Politik: „Die EZB wird Deutschland zum Absturz bringen.„) Das juristische Problem: Das Grundgesetz kennt kein Grundrecht auf stabile Währung. Das ist auch gut so, denn in Notsituationen (vergleichbar mit …

Inflation in Deutschland: Darf es auch ein bisschen mehr sein?

Zentralbanker handeln jetzt nach demselben Motto wie Wurstfachverkäufer. Eine Nostalgiewelle hat mich erwischt. Das liegt an Hans Tietmeyer, dem ehemaligen Bundesbankpräsidenten. Seine Festrede zum 50-jährigen Bestehen der DM 1998 ist glücklicherweise noch im Netz verfügbar. Hier ein paar Zitate aus dem inzwischen zeithistorisch bedeutsamen Dokument: Einigkeit und Recht und Freiheit können auf Dauer nicht gedeihen ohne eine Währung, die dauerhaft stabil ist, und ohne eine Währung, die von den Bürgern auch anerkannt und akzeptiert wird. … ein schwindender Geldwert wendet sich immer vornehmlich gegen die sozial Schwächeren. Das ist das grausame Gesetz der Inflation, das uns im Nachkriegsdeutschland erspart geblieben ist. Der beste Beitrag des Geldes für Wachstum und Beschäftigung ist dauerhafte Stabilität. Und was den Euro anbelangt, versprach Tietmeyer: … niemand wird durch die Umstellung auf das neue Geld irgend etwas verlieren. Im Gegenteil! Darf ich noch ein paar Zitate anfügen, die der Wirtschaftswissenschaftler Rüdiger Pohl just im selben Jahr in der FAZ zum besten gegeben hat? … für die Deutschen (aber auch für die anderen Teilnehmerstaaten) wäre allen integrationspolitischen Vorteilen zum Trotz der …

Können die schwachen Eurostaaten von einer Euroinflation profitieren?

Die Deutschen werden mürbe gemacht. Auf immer mehr Kanälen wird die Abkehr von einer gegen Inflation gerichteten Geldpolitik gefordert. Eine Euroinflation ist aber nicht geeignet, die Probleme der wirtschaftsschwachen Südländer zu lösen. Das Argument ist nicht neu, Paul Krugman vertritt es seit längerem, auch im Blog Kantoos ist es populär: Die Inflation in der Eurozone sollte steigen, um den wirtschaftsschwachen Euro-Südländern zu helfen. Es geht den Inflationsbefürwortern dabei nicht darum, die Staatsschulden wegzuinflationieren. Ihr Anliegen ist das noch wichtigere Problem der Mittelmeerländer: ihre mangelnde internationale Wettbewerbsfähigkeit. Ein wirksamer Weg zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit ist, die Preise zu senken. Dazu müssen allerdings auch die Löhne sinken. Dieser Weg erfordert lange Verteilungskämpfe zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern mit Arbeitslosigkeit. Herrscht allerdings Inflation, reicht es zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit, wenn die eigenen Preise gleich bleiben. Auch die Löhne können (nominal) gleich bleiben. Wettbewerbsfähigkeit stellt sich ein, indem die Preise der anderen steigen. Wählt die Eurozone mit Blick auf Griechenland und die anderen Südländer den Inflationsweg, hat das nur zwei große Probleme: Steigen die meisten Preise, sinkt die Kaufkraft (sinken …

Inflation ist nicht so billig wie ihre Befürworter

FTD-Kolumnist Lucas Zeise hat keine Angst vor der Notenpresse. Wir anderen sollten uns aber diese Angst bewahren. Es geht natürlich um die Frage, ob die Zentralbank Staaten finanzieren soll. Aber anders als Zeise behauptet, kann man diese Frage nicht darauf reduzieren, ob die privaten Banken oder die öffentliche Zentralbank die Zinsgewinne daraus einstreicht. Es ist schon richtig: Die Banken können die Staatsanleihen, die sie im Depot halten, als Sicherheit bei der EZB hinterlegen und bekommen dafür Geld (auf Kredit), mit der sie neue Staatsanleihen kaufen können, die sie ebenfalls als Sicherheit hinterlegen können usw. So betrachtet, liegt die Frage nahe, warum die Zentralbank dann nicht direkt die Anleihen selbst kauft? Das ist allerdings allzu kurzsichtig gedacht. Die europäische Schuldenkrise entstand gerade erst dadurch, dass die privaten Banken mithilfe von Staatsanleihen leicht Geldschöpfung betreiben konnten. Die Banken mussten ihre Staatsanleihen nicht mit Eigenkapital absichern. Das erst ermöglichte es ihnen, das große Rad mit Staatsanleihen zu drehen. Und das wiederum ermöglichte es Griechenland, sich hemmungslos zu verschulden. Lucas Zeise zeigt sich in seinem Kolumnenartikel als Anhänger Orwellschen …

War der Euro wirklich so stabil?

Bei der Verleihung des Aachener Karlspreises wurde (es war nicht anders zu erwarten) das Hohelied auf die Stabilität des Euros gesungen – nicht zuletzt vom Preisträger selbst, dem EZB-Präsidenten Jean-Claude Trichet. In seiner Dankesrede sagte er: „In den ersten zwölf Jahren nach der Euro-Einführung betrug die durchschnittliche jährliche Inflationsrate 1,97 %. Dieser Wert steht in vollem Einklang mit der Definition von Preisstabilität der Europäischen Zentralbank (EZB): eine Preissteigerungsrate von unter, aber nahe 2 % auf mittlere Sicht.“ Nun, nachts sind alle Katzen grau – und im Durchschnitt sind sie es auch. Ob die Europäer tatsächlich mit dem Euro zufrieden sein können, entscheidet sich nicht an Durchschnittswerten, sondern an der Preissteigerung vor Ort. Schauen wir uns darum die nationalen Zahlen seit Einführung des Euro-Bargeldes (2002) an. Lassen wir die kleinen Länder außer Acht und berücksichtigen nur die mit mehr als 4 Millionen Einwohnern. Das sind zwölf: Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien sowie ab 2009 die Slowakei. Es geht also von 2002-2010 um 101 Daten über die durchschnittliche jährliche Preissteigerung . Wie …

Warum die Kritiker der EZB daneben liegen

Die EZB musste sich aufgrund ihrer Zinserhöhung von letzter Woche einige Kritik aus dem In- und Ausland gefallen lassen. Stellvertretend für die deutschen Wirtschaftsblogger nenne ich mal hier Kantoos und stellvertretend für amerikanische Wirtschaftsprofessoren Paul Krugman. Mich überzeugen diese Kritiken nicht und ich will darlegen warum. Aber eines vorweg: Mir wurde ja hier schon mal in den Kommentaren Inflationsparanoia vorgeworfen. Ich glaube allerdings, dass meine Sorge vor einer Geldentwertung kein Zeichen einer krankhaften Psyche ist, sondern Ausdruck eines sozial mitfühlenden Geistes. Eine Inflation von 5 % bedeutet nichts anderes, als dass etwa Hartz-IV-Empfänger, deren Sätze nur einmal im Jahr an die Inflation angepasst werden, nach 11 Monaten real 4,4 % weniger zum Leben haben. Wer Inflation toleriert, möchte, dass unsere Staatsschulden von den Ärmsten abbezahlt werden. Nun aber zu Kantoos. Sein wichtigstes Argument ist eine hübsche Trendlinie für das nominale Bruttoinlandsprodukt der Eurozone mit einem Anstieg von 4 % jährlich. Seit Beginn der letzten Wirtschaftskrise liegt das tatsächliche nominale BIP 8-10 % unterhalb dieses angeblichen Trends. Die EZB müsse nun dafür sorgen, den Trend wieder einzuholen. Nur dann werde …