Wirtschaftswurm-Blog

Bitcoins: Blase oder Zukunft? – Teil 2

Bitcoin-Banknote

Bitcoins sind eine geniale Idee, so habe ich es in Teil 1 dieses Artikels geschrieben. In diesem Teil 2 werde ich allerdings zeigen, dass die Umsetzung der Idee ein paar entscheidende Mängel hat. Darum glaube ich, dass sich Bitcoins zumindest in der gegenwärtigen Form nicht durchsetzen werden.

Ein erster großer Mangel der digitalen Währung ist für Dirk Elsner vom Blicklog die Spanne zwischen Angebots- und Nachfragepreis. Stimmt das?

Wer für einen Handel Bitcoins kaufen will, muss auf den digitalen Handelsplätzen den Angebotspreis zahlen, wer dagegen eingenommene Bitcoins verkaufen will, bekommt nur den niedrigeren Nachfragepreis. Die Differenz zwischen beiden erhöht die Transaktionskosten. Und diese Differenz ist teilweise beträchtlich. Das gilt vor allem, wenn man größere Mengen Bitcoins kaufen oder verkaufen will. Dafür gibt es nur teilweise sehr ungünstige Angebots- bzw. Nachfragepreise. Das mindert die Attraktivität der Bitcoin-Währung erheblich.

Nun ergibt sich die Spanne zwischen Angebots- und Nachfragepreis selbst aus dem freien Spiel der Marktkräfte. Darum wird sie voraussichtlich sinken, je mehr sich Bitcoins etablieren. Die große Preisspanne ist also eher eine Kinderkrankheit. Man sollte das trotzdem nicht bagatellisieren: Auch Kinderkrankheiten haben das Potenzial, eine gute Idee zum Scheitern zu bringen.

Einen weiteren Mangel sieht Dirk Elsner in den großen Kursschwankungen. An manchen Tagen schwankt der Bitcoin-Kurs um 20%.

Nun dauert es normalerweise eine Stunde, bis eine Bitcoin-Transaktion bestätigt ist und ein Einzelhändler die eingenommenen Bitcoins wieder in seine Landeswährung umtauschen kann. Zwar ist das im Verhältnis zu Banküberweisungen, die in der Regel einen Tag brauchen, sehr schnell. Aber wenn während dieser einen Stunde der Bitcoinkurs stark fällt, macht der Händler Verlust. Nur die wenigsten Einzelhändler sind bereit, ein solches Risiko zu tragen.

Wahrscheinlich sind aber auch die hohen Kursschwankungen nur eine Kinderkrankheit. Falls die Marktkapitalisierung der digitalen Währung weiter wächst, werden sie tendenziell sinken.

Das größte Problem der Bitcoins ist eines, das nicht kleiner wird, während sich die Währung weiter durchsetzt. Stellen wir uns einmal die Grundsatzfrage: Welche Eigenschaften muss ein Gut (gleich ob digital oder dinglich) haben, damit es als Geld für Transaktionen akzeptiert wird? Richtig, es muss vor allem einen stabilen Wert haben.

Kaum jemand ist freiwillig bereit, Geld als Bezahlung anzunehmen, das schnell im Wert verliert. Solches Inflationsgeld könnte sich darum niemals selbst durchsetzen. Wenn Inflationsgeld zu bestimmten Zeiten in bestimmten Ländern in Gebrauch war, dann nur aufgrund gesetzlichen Zwangs.

Genauso wenig ist aber auch kaum jemand bereit, Geld zum Bezahlen herauszugeben, das schnell im Wert gewinnt. Denn wenn jetzt z.B. der Bitcoin-Kurs steigt, fallen ja die Preise für Waren in Bitcoins. Wir haben eine Bitcoin-Deflation. Deflationsgeld spare ich aber lieber (ich spekuliere so auf steigende Kurse) und verwende zum Bezahlen nach Möglichkeit anderes Geld.

So genial die Idee war, zum Bezahlen mit Bitcoins die Peer-to-Peer-Netzwerkarchitektur zu nutzen, so falsch war die Idee, die Geldmenge an Bitcoins restriktiv zu begrenzen (siehe Teil 1). Denn damit stecken Bitcoins in der Deflationsfalle.

Ja, es können zwar neue Bitcoins durch entsprechende Rechenoperationen „geschürft“ werden, aber dieser Prozess ist weitgehend unabhängig von aktuellen Kursen und von der aktuellen Verbreitung der Bitcoins im Handel. Damit führt jedes neue Anzeichen, dass sich Bitcoins etablieren könnten, zu einer Deflation, nämlich höheren Bitcoin-Kursen. Deflation wiederum führt dazu, dass Bitcoins immer weniger als Geld verwendet werden.

Genau gleich argumentiert übrigens auch Markus Diem Meier in „Never Mind the Markets“. Er war nicht nur mit der Veröffentlichung etwas schneller als ich, sondern zeigt in seinem Beitrag auch Daten, die die These, Bitcoins befinden sich in der Deflationsfalle, unterstützen. Das Verhältnis der Zahl der täglichen Bitcoin-Transaktionen zur Bitcoin-Marktkapitalisierung ist nämlich sehr stark geschrumpft.

Bitcoins zeigen, darin hat Markus Diem Meier ebenfalls recht, dass Fiat-Geld, also Geld, dessen Geldmenge aktiv vom Bankensystem gemanagt wird und so den wirtschaftlichen Erfordernissen angepasst wird, anderen Geldsystemen überlegen ist. Es ist der Bitcoin-Währung überlegen, aber auch einer Goldwährung.

Die Frage in der Überschrift ist damit beantwortet. Der Bitcoin-Kurs ist eine Spekulationsblase.

Wie bei jeder Blase, kann man aber nicht vorhersagen, wann genau diese Blase platzt. Heute, morgen oder erst in ein paar Jahren?

Ich hoffe, dass dann mit den Bitcoins nicht gleichzeitig die Idee einer digitalen Währung zu Grabe getragen wird. Vielleicht wird irgendwann und irgendwo eine Notenbank diese Idee aufgreifen.


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6 Kommentare

  1. Pingback: Bitcoins: Blase oder Zukunft? – Teil 1 | Wirtschaftswurm

  2. „Bitcoins zeigen, darin hat Markus Diem Meier ebenfalls recht, dass Fiat-Geld, also Geld, dessen Geldmenge aktiv vom Bankensystem gemanagt wird und so den wirtschaftlichen Erfordernissen angepasst wird, anderen Geldsystemen überlegen ist. Es ist der Bitcoin-Währung überlegen, aber auch einer Goldwährung.“

    Selten so gelacht…
    Vor allem
    „Fiat-Geld, also Geld, dessen Geldmenge aktiv vom Bankensystem gemanagt wird und so den wirtschaftlichen Erfordernissen angepasst“
    *Schenkelklopfer* XD

    Wo waren sie in den letzten Jahren?
    Ich kann ihnen nur empfehlen sich mit vielen Geldtheorien auseinanderzusetzen… Sorry

  3. „Genauso wenig ist aber auch kaum jemand bereit, Geld zum Bezahlen herauszugeben, dass schnell im Wert gewinnt. Denn wenn jetzt z.B. der Bitcoin-Kurs steigt, fallen ja die Preise für Waren in Bitcoins. Wir haben eine Bitcoin-Deflation. Deflationsgeld spare ich aber lieber (ich spekuliere so auf steigende Kurse) und verwende zum Bezahlen nach Möglichkeit anderes Geld.

    Das klingt für mich einfach absolut unlogisch. Was für ein „anderes Geld“? Wenn Bitcoins deflationär sind, werde ich mein komplettes Geld dort investieren/parken/aufbewahren, da ich mir einen Wertzuwachs verspreche und keinen Wertverlust wie aktuell z.B. auf dem Sparkonto. Aber natürlich muss ich auch noch meine Lebenshaltungskosten finanzieren. Und ob ich meine Miete in FIAT oder Bitcoins zahle ist doch total egal, denn danach ist der Betrag ja nicht mehr bei mir, sondern beim Vermieter. Ich würde mein Geld auf jeden Fall lieber in einem deflationären System wie dem Bitcoin ablegen als auf einem inflationären System wie z.B. dem Sparkonto mit FIAT Währung, denn in einem deflationären System gewinnt mein Geld an Wert. Trotzdessen muss ich ja Miete, Lebensmittel und co zahlen. Ich werde ja nicht den Vermieter verprellen, nur weil meine Bitcoins gerade deflationieren… 😉

  4. Arne Kuster sagt

    @M.,
    was Miete, Lebenmittel und andere unaufschiebbare Bedürfnisse anbelangt, hast du recht. Aber unsere Wirtschaft lebt ja kaum noch von den Grundbedürfnissen, sondern von Dingen die mehr oder weniger überflüssig sind.
    Wenn alle Leute Bitcoins nur noch halten, weil alle sich davon einen Wertzuwachs versprechen, ist das übrigens ein typisches Zeichen einer Blase. Irgendwann gibt es aber keinen mehr, der den Wertzuwachs bezahlen will.

  5. Pingback: Kleine Presseschau vom 20. Dezember 2013 | Die Börsenblogger

  6. Häschen sagt

    Die Idee bei gedeckten Währungen wäre so weit ich das verstanden habe, das Weiterreichen führt zu einem höherem Wert der über den inneren Wert hinausgeht. Deswegen wäre es attraktiv dieses Geld weiterzugeben. Die Verknappung ist halt charmanter organisiert.

    Wir leben in einer Zeit in der Bedürfnisse als gedeckt gelten von Bedarf ganz zu schweigen. Liegt vermutlich auch etwas daran, dass keiner jünger wird und mit den Jahren das Verlangen nach Neuem begrenzt.

    Ich habe noch kein Problem mit der Abbildung von ‚Geld‘ als Zahl und sei es organisiert über ein Fractional Reserve Banking. Aus Sicht der Zahlungsmittellogistik sind wir weiter denn je. Standen wir gestern noch vor dem Abgrund, so sind heute einen wesentlichen Schritt weiter;) Sei’s wie es sei, so schnell geht die Welt nicht unter.

    Die Wertspeicherung gehört neu diskutiert und anders aufgesetzt.

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