Analyse

China – eine Gefahr für die deutsche Konjunktur?

Chinesische Landschaft

Der Einbruch am chinesischen Aktienmarkt rückt den inzwischen unvermeidlichen Konjunktureinbruch in China ins Blickfeld. Die Angst geht um. Wie stark kann Europa und speziell Deutschland durch eine mögliche Chinakrise getroffen werden? Wie stark werden die deutschen Exporte sinken? Die Asienkrise von 1997/98 kann einen Anhaltspunkt bieten.

Zwar konnte sich der chinesische Aktienindex – der Shanghai Composite – in den letzten zwei Wochen wieder deutlich erholen, doch bleibt der drastische Kurseinbruch seit dem 12.6 ein Warnsignal. Der Index stürzte von 5178 Punkten auf bis zu 3374 ab, also um 35%. Und angesichts schwacher Konjunkturprognosen für China sind weitere Rückschläge nicht auszuschließen.

So korrigierte die OECD ihre Aussichten für das chinesische Wirtschaftswachstum 2015 zuletzt von 7,4% auf 6,8%. Erfahrungsgemäß bleiben aber solche Korrekturen nach unten nicht allein, sondern treten in Serie auf. Und wenn am Ende einer solchen Serie dann ein Wert von unter 6% für 2015 bliebe, wäre das keine Überraschung. Die Aussichten für das nächste Jahr sind sogar noch schlechter.

Kann der chinesische Konjunktureinbruch Auswirkungen auf Europa und speziell Deutschland haben? Zweifel kommen auf, wenn man an die Asienkrise von 1997/98 denkt. Damals brach die Wirtschaft in gleich sechs asiatischen Staaten drastisch ein, in Thailand, in Malaysia, in Singapur, in Indonesien, auf den Philippinen und in Südkorea. Deutschland merkte hiervon jedoch praktisch nichts. Wird das bei China ähnlich sein?

Deutsche Exporte nach China

Die unmittelbare Gefahr droht durch einen Einbruch der deutschen Exporte nach China. 2014 gingen 6,6% der deutschen Ausfuhren nach China. Eine starke Abhängigkeit Deutschlands vom chinesischen Markt bedeutet das nicht. Doch immerhin gingen Waren im Wert von 99 Milliarden $ nach China und China liegt auf Platz 4 der deutschen Absatzländer.

China ist heute für die deutsche Exportwirtschaft ein ganzes Stück bedeutender als die Länder der Asienkrise damals 1997. 1997 gingen nur 3,5% der deutschen Ausfuhren in die betroffenen sechs Krisenländer.

Um den Vergleich 1997/2014 abzurunden: China hatte 1997 nur einen Anteil von 1,2% an den deutschen Ausfuhren; sein Anteil hat sich also seitdem fast versechsfacht. Der Anteil der sechs asiatischen Krisenländer wiederum an den deutschen Ausfuhren hat sich bis heute nicht erholt und lag 2014 bei 3,1%.

China Asien deutsche Exporte

Eigene Grafik, eigene Berechnungen nach Daten von UN Comtrade

Die chinesische Krise beeinflusst die deutsche Konjunktur jedoch nicht nur direkt durch weniger Exporte nach China, sondern auch indirekt. Dazu mehr in Teil 2 dieses Artikels.

Geh nicht ohne Gruß, empfiehl bitte den Beitrag weiter!

Foto (von Chensiyuan): Chinesische Turmkarstlandschaft in Guilin – Ausschnitt


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9 Kommentare

  1. Pingback: Kleine Presseschau vom 23. Juli 2015 | Die Börsenblogger

  2. Häschen sagt

    Stellt sich die Frage was Deutschland nach China exportiert? Ohne dies zu wissen können wir nicht mal daran denken eine präzise Diskussion zu führen.

  3. Pingback: Aus anderen Finanzblogs – KW30/2015 u.a. mit Evotec, Deutsche Bank, Gazprom, Apple, Jinko Solar, IBM, Gold, China | Kapitalmarktexperten.de

  4. Also ich erhebe keinen Anspruch auf eine präzise Prognose. Aber Deutschland exportiert hauptsächlich Investitionsgüter wie Maschinen. Da ist die Nachfrage sehr von der Konjunktur abhängig.

  5. Häschen sagt

    Ist Interessant. China importiert aus Deutschland ca. soviel wie Österreich und Deutschland, respektive die Unternehmen, importieren mehr aus China als sie hinliefern. Unter der Annahme, dass die Aussage ‚Deutschland importierte Investitionsgüter aus China korrekt ist‘ – gebe zu genaue Daten sind schwer zu finden – dann wird der Importstrom nur bedingt abreißen. Die Zeiten zu denen nicht investiert wurde, wenn der Geschäftsgang gut war sollten hoffentlich vorbei sein.

    Export hat schon Nachteile auch… die echten Profiteure sind Hersteller von wirklichen Massengütern. Tixo, Coca Cola, Klobesen, Tablets, … komplex geht nicht so einfach und schnell.

    Bei einer Führung durch die Handelskammer im Rahmen eines Freigangs während der Ausbildung in der HAK landeten wir in der, damals noch genannt, Handelskammer. In guter sozialistischer Tradition wurden wir beim Apparat eingeführt. Das war in den 80ern*)

    Ein Außenhandelsdelegierter berichtete von Wegsam- und Unwegsamkeiten im Rahmen des damals wie ein karges Plänzchen im Wind anmutenden Export. Es gab ein Unternehmen, vermutlich gibt es dies noch immer, das stellt (Blei)Kristalluster her und da diese sehr schön waren wurden sie irgendwo nach Asien ans Meer geliefert. Die Bleikristalluster leuchteten genauso schön wie in Österreich, gläntzen prachtvoll und luden zum Tanze ein. Allein mit den Jahren war so mancher Gast erstaunt als ihm beim Schwingen des Tanzbeins das ein oder andere Kristallsteinchen auf die Mütze knallte. Es stellte sich heraus, die Meeresluft ist etwas aggressiver als die frische in den Alpen und dadadurch begannen die Aufhängungen der Steinchen respektive die Kettchen zu rosten … es kam nicht wie beim Zorro der ganze Kronleuter runter, das nicht. Der Exportör hat’s schwör … und leicht hat’s eam.

    Importieren ist einfacher Ich selbst führe die Probleme der heutigen Zeit auf die Abwesenheit einer Idee von Freiwilligkeit zurück, wobei wir dann eher beim nächsten Artikel wären. Ein kapitaler Irrtum scheint mir zu sein, die Produktion und Löhne so zu drücken, sodass sich das zum Ladentisch getriebene Konsumvieh diese Güter auch zu leisten vermag. So etwas kann nur einem Hornochsen einfallen.

    In Deutschland heißt das – Was nicht kostet ist nix, aber geschenkt wollen wir es schon 😉

    Export ist schon ok. Aber das Schicksal der Einkommensverteilung an diese Idee zu binden ist gewagt …

  6. @Häschen, ich war wohl beim Schreiben meines Kommentars etwas durcheinander. Natürlich muss es heißen „Deutschland EXPORTIERT hauptsächlich Investitionsgüter“. Ich hab’s auch korrigiert.

  7. Anleger meiden riskante Investments
    Die internationalen Anleger stoßen aus Angst vor einer Eskalation an den Märkten offenbar riskante Anlagen ab. Sollte die US-Notenbank tatsächlich wie derzeit erwartet im September den Leitzins anheben, dann könnte dies eine taumelnde Weltkonjunktur endgültig ausbremsen – so die Befürchtung. Alle Augen richten sich daher auf die Sitzung der US-Notenbank am Mittwochabend. Viele erhoffen sich moderate Töne und die Möglichkeit einer Verschiebung der Zinswende. Ich denke aber, dass die Fed an ihrem Kurs festhält.

    In den nächsten Tagen werden viele US-Konjunkturdaten veröffentlicht wie z.B. die BIP-Zahlen für das zweite Quartal am Donnerstag. Diese dürften die Stärke der US-Wirtschaft unterstreichen. Die Turbulenzen in China und die Wachstumsschwäche vieler Schwellenländer bekommen natürlich auch die USA zu spüren. Der Aufschwung hat aber vor allem binnenwirtschaftliche Gründe, nämlich die Erholung im Immobiliensektor, die starke Konsumnachfrage und der Investitionsboom in einigen Branchen. Die Konjunktur ist daher robust.

    ifo-Geschäftsklima legt wieder zu
    Das gilt übrigens trotz aller Probleme auch für die Wirtschaft in Europa: Die Erholung der Konsumnachfrage und der nachlassende Gegenwind durch staatliche Einsparungen geben nachhaltig Auftrieb. Das zeigten z.B. die jüngsten Zahlen zur Entwicklung der Bankkredite in der Eurozone. Die deutsche Wirtschaft profitiert von der Erholung in Europa ebenso wie vom schwachen Euro. Der am Montag veröffentlichte ifo-Geschäftsklimaindex hat dies mit einem überraschend deutlichen Anstieg von 107,4 auf 108,0 Punkten unterstrichen.

    Quartalszahlen bleiben bestimmend
    Auch die bisher veröffentlichten Bilanzen der DAX-Unternehmen zeigen den Rückenwind durch den schwachen Euro. Das wird vermutlich auch für die zehn am Mittwoch und Donnerstag anstehenden Quartalsberichte von DAX-Unternehmen (darunter Bayer, VW, Siemens, Infineon und Linde) gelten. Ich erwarte unter dem Strich positive Überraschungen. Ob dies aber ausreicht, um dem deutschen Aktienmarkt Auftrieb zu geben, wird nicht zuletzt davon abhängen, ob sich China wieder stabilisiert.

    Mein Fazit
    Natürlich weiß niemand, wie sich die Lage in China weiter entwickelt. Ich halte es aber für unwahrscheinlich, dass das Ganze außer Kontrolle gerät. Abgesehen davon ist das Umfeld für den deutschen Aktienmarkt gar nicht so schlecht. Die Konjunktur ist robust, der Ölpreis fällt und der Euro steht niedrig. Die bisherigen Quartalsberichte laden zwar nicht zu Euphorie ein, sind aber tendenziell positiv. Ich rechne damit, dass sich der DAX im Bereich von 11.000/11.200 Punkten stabilisiert.

  8. Pingback: China: Feuriger Drache oder Elefant im Porzellanladen? « LGT Finanzblog

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