Analyse

China – eine Gefahr für die deutsche Konjunktur? (II)

Chinesische Landschaft

Chinas Wirtschaftswachstum ist stark rückläufig. Bereits in Teil 1 dieses Artikels wurde der negative Einfluss der chinesischen Krise auf die deutschen Exporte nach China abgeschätzt. Doch daneben gibt es auch indirekte Effekte auf die deutsche Konjunktur und dieser indirekte Einfluss muss nicht kleiner sein als der direkte.


Chinas Einfluss auf den Welthandel

Die indirekten Effekte entstehen dadurch, dass China weniger aus Drittstaaten wie z.B. den USA importiert. Diese Drittstaaten fahren dann ihrerseits ihre Importe aus Deutschland zurück.

Um den indirekten Einfluss abzuschätzen, kann man Chinas Stellung im Welthandel, speziell seinen Anteil an den weltweiten Importen heranziehen. So beanspruchte China 2013 10,9% aller weltweiten Importe. Wir vergleichen wiederum mit den Staaten der Asienkrise 1997: 1997 flossen 9,2% aller Importe in die sechs Länder Thailand, Malaysia, Singapur, Indonesien, Philippinen und Südkorea. Ein Einbruch der chinesischen Importe kann demnach stärkere indirekte Auswirkungen haben als der Einbruch der Importe der Asienkrisenstaaten damals, wenn auch der Unterschied nicht groß ist.

Und zur Ergänzung der genannten Zahlen: China hatte 1997 einen Anteil von 2,6% an allen weltweiten Importen. Dieser Anteil hat sich also mehr als vervierfacht. Die sechs ehemaligen Krisenstaaten hatten umgekehrt 2013 einen Anteil von 8,9% an den weltweiten Importen. Wie bereits die Zahlen für den Handel mit Deutschland zeigten, konnten die sechs Länder nach der Krise nicht mehr ihre damalige relative Stellung im Welthandel wiedererlangen.

China Asien Importe

Risikofaktor Globalisierung der deutschen Wirtschaft

In den bisherigen Zahlen spiegelt sich allerdings noch nicht, dass zwischen 1997 und 2014 die Globalisierung weiter vorangeschritten ist. Gerade die deutsche Wirtschaft hat sich stärker auf die Weltmärkte ausgerichtet. Nach Zahlen der Weltbank machte 1997 der Export 25,4% des deutschen BIPs aus, 2014 dagegen 45,6%. Damit gewinnen natürlich die genannten aktuellen Prozentzahlen Chinas am deutschen Handel (siehe Teil 1) und am weltweiten Handel noch einmal an Gewicht – leider im Moment als Risikofaktor.

Eigene Grafik nach Daten der Weltbank

Fazit also: Der Einfluss einer möglichen Chinakrise auf die deutsche Konjunktur ist heute ein ganzes Stück größer als der Einfluss der Asienkrise 1997. Der Einfluss der Asienkrise damals war allerdings fast null. Mit dieser Abschätzung nach unten ist also nicht viel ausgesagt über die Größenordnung, mit der eine mögliche Chinakrise auf Deutschland durchschlägt.

China ist nur einer von mehreren wichtigen Einflussfaktoren auf die deutsche Konjunktur. Eine Chinakrise allein wird nicht ausreichen, um in Deutschland eine Rezession hervorzurufen. Da bleibt zu hoffen, dass nicht noch weitere Konjunkturrisiken hinzukommen. Griechenland zählt zum Glück nicht dazu, weil es für die deutsche Konjunktur bedeutungslos ist.

Geh nicht ohne Gruß, empfiehl bitte den Beitrag weiter!

Foto: (von Chensiyuan): Chinesische Turmkarstlandschaft in Guilin – Ausschnitt


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2 Kommentare

  1. Pingback: China – eine Gefahr für die deutsche Konjunktur? | Wirtschaftswurm

  2. Häschen sagt

    China wächst. Die Frage bei China ist eher, wie weit sich das mögliche Potential lässt ausschöpfen. Der Rückgang von Wachstum ist weniger problematisch, in absoluten Zahlen ist das gesamte Volumen doch enorm. Die Gesamtschulden sind bei 280% (Staat ware bei 64%) gemessen am GDP. Allein diese Kennziffer genannt, da gewohnt.

    Was das in der Praxis heißt steht auf einem anderen Blatt. Japan war in 2013 schon auf über 400% das war China noch leicht über 200% und die U.S. bei 250%. Diese Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen, je nach Quelle. China ist ab 2004 extrem gewachsen, hat aber nach 2009 die Schulden hinaufgefahren, während das nominale Wachstum eher zurückging. Stellt sich mal die Frage wie sich die Verschuldungsstruktur hat geändert gegenüber der Vergangenheit und ob überhaupt wesentlich. (2014)

    Das wäre ‚meine‘ Referenz, die auch den Effekt zeigt.
    http://www.businessinsider.com/chinas-total-debt-surges-to-251-of-gdp-2014-7?IR=T

    Export Deutschland ist so ca. in Mrd. EUR: FR 100, USA 96, UK 79, China 74, Niederlande 73 , Österreich mit 55, usw.. Europa
    Import Deutschland ist so ca. in Mrd. EUR: Niederlande 88, China 79, FR 67, US 50, Italien 50, Polen 40, … Österreich 36, … so Daumen mal PI.

    Gesamt weltweiter Import Mrd. USD: US 2.412, China 2.000, DE 1.216, Japan 800, GB 684, FR 677, Honkong 600
    Gesamt weltweiter Export Mrd. USD: China 2.321, US 1620, DE 1507, Japan 683, Niederlande 672, FR 583, Südkorea 572, IT, Honkong 524, GB 505, RU 497, …

    Was heißt GDP/Debt. Die aufgewendete ‚Kaufkraft‘ bezogen auf die Gütermenge. Wenn man sich diese relativ anschaut, dann wird ‚Wachstum‘ teuer erkauft, sofern es sich überhaupt um Wachstum handelt. Leerstehende Häuser zu bauen ist mal kein Schaden, aber keine direkte Voraussetzung für Wachstum im Sinne der gelungen Investition. Deswegen habe ich auch den einen Link beigestellt. Müsste man mal schauen wieviel Volumen der börsennotierte Fond (Bad Bank) bereits hat. Ich kann mich an den Namen nicht mehr erinnern.

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