Wirtschaftswurm-Blog

Neuer (fragwürdiger) Ökonomenaufruf

Sommerzeit, Zeit für Ökonomenaufrufe. Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung möchte wohl aus den Ökonomenaufrufen des Juli 2012 eine Tradition machen. Während damals aber binnen kürzester Zeit allein in Deutschland 150 Professoren unterschrieben, hat Fratzscher, obwohl er gleich international Unterschriften sammelt, gerade mal die 100-er Marke geknackt:

Ich hoffe, der Widerhall auf den neuen Aufruf bleibt weiterhin schwach. Mario Draghis Ankündigung, unbegrenzt Anleihen von Euro-Krisenstaaten aufzukaufen (OMT), hat zwar kurzfristig die Märkte beruhigt, der Zweck heiligt jedoch nicht das Mittel. Applaus für Draghi durch einen neuen Ökonomenaufruf ist darum fehl am Platz.


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5 Kommentare

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  2. Uli49 sagt

    Den Satz „Die Ankündigung von OMT hat zwar kurzfristig die Märkte beruhigt“ habe ich schon in mehreren Blogs gelesen. Ich höre da immer eine gewisse Anerkennung für Herrn Draghi heraus, die ich nicht verstehen kann. Wenn Herr Draghi den Spekulanten verspricht, daß der Kauf italienischer Staatsanleihen risikolos ist, weil er diese den Spekulanten später auf jeden Fall zum Nennwert abkaufen wird und die Verluste der Steuerzahler zu tragen hat, dann ist es doch nicht verwunderlich, wenn die Spekulanten die angebotenen satten Renditen mitnehmen und die Anleihen kaufen. Dies wird dann von den Medien als „Beruhigung der Märkte“ gefeiert. Ich als Steuerzahler finde es extrem beunruhigend, daß die aktuellen Zinssätze für die Anleihen der Südländer nicht das tatsächliche Risiko widerspiegeln. Das signalisiert doch, daß die Übernahme der Verluste durch den Steuerzahler bereits eingepreist ist. Beim normalen Bürger in D sollte die „Ruhe der Märkte“ alle Alarmglocken zum Läuten bringen.

  3. Wirtschaftswurm sagt

    @Uli49,
    ja, das stimmt alles. Eine gewisse Anerkennung zolle ich aber tatsächlich Herrn Draghi, denn bisher (kurzfristig) hat er ja noch kein Geld für OMT ausgegeben. Mit OMT war aber auch verbunden, dass die EZB ihren bevorzugten Gläubigerstatus aufgibt. Beim nächsten griechischen Schuldenschnitt wird das Konsequenzen haben.

  4. Andreas sagt

    Die EZB gibt ihren bevorzugten Gläubigerstatus allerdings nur für im OMT-Rahmen erworbene Anleihen auf. Solange dieses Programm nicht aktiviert wird, hat der nächste griechische Schuldenschnitt daher keine veränderten Auswirkungen. Der Erwerb griechischer Anleihen ist aber ohnehin nicht Zweck des OMT. Ich würde eine hohe Wette darauf eingehen, dass es im OMT-Rahmen niemals zum Kauf griechischer Anleihen kommen wird. Dort ist mit Geldpolitik allein nichts mehr zu retten. Neben dem genannten Argument auch deshalb, weil die Glaubwürdigkeit des Programms erfordert, jedem Verdacht verstecker Staatsfinanzierung aus dem Weg zu gehen. Die EZB weiß so gut wie jeder andere, dass ein weiterer Schuldenschnitt in Griechenland unvermeidlich ist. Sie wird die Finger davon lassen.

    Zum Ökonomen-Aufruf: Obwohl einer Meinung mit den Initiatoren, halte ich solche Aufrufe vor Blödsinn. Ich kann es menschlich gut verstehen, dass sich bei den Unterzeichnern der Widerwillen gegen den deutschen Mainstream ein Ventil sucht. Die Meinung wird aber woanders gemacht. Sinn hat das verstanden. Leider hat die Gegenposition keine vergleichbare Rampensau.

  5. Wirtschaftswurm sagt

    @Andreas,
    „Die EZB gibt ihren bevorzugten Gläubigerstatus allerdings nur für im OMT-Rahmen erworbene Anleihen auf.“ – Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir schon bald das Gegenteil sehen werden.

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