Wirtschaftswurm-Blog

Muss Google enteignet werden?

Peter Ehrlich vom Brüsseler Büro der Financial Times Deutschland glaubt das zumindest. Wahrscheinlich ist es das erste Mal, dass ein Autor der FTD eine Enteignung fordert. Premierenstimmung liegt also in der Luft.

Und dann so etwas! Ich muss mich den Bloggern Weissgarnix und Marcel Weiss anschließen und sagen: An Ehrlichs Begründung hapert es ziemlich. (Leider, leider, denn eine Enteignung Googles wäre eine spaßige Sache.)

Okay, Google hat ein Quasimonopol auf die Internetsuche. Die Frage ist allerdings, ob es sich um ein natürliches Monopol handelt oder um ein vorübergehendes Monopol, das aufgrund einer technologischen Führungsstellung erreicht wurde.

Bei natürlichen Monopolen ist der Wettbewerb dauerhaft ausgeschaltet. Ein Beispiel für ein natürliches Monopol ist der Betrieb eines Stromnetzes. Hier ist es sinnvoll, über Enteignung zu diskutieren.

Anders bei Monopolen aufgrund technologischer Führungsstellung. Der Monopolist kann hier jederzeit von einem (neuen) Wettbewerber angegriffen werden, der in Forschung und Entwicklung investiert. Wenn die Technik des Wettbewerbers überlegen ist, hat er gute Chancen, den Platzhirsch zu besiegen. Garantiert ist es natürlich nicht, denn der bedrängte Marktführer ist gut beraten, seine Technologie ebenfalls weiterzuentwickeln. Und vielleicht kann er wieder die technische Spitzenstellung erreichen. Aber auch, wenn er Monopolist bleibt, dank der verbesserten Technik nützt das Monopol den Kunden.

Es spricht eigentlich alles dafür, dass Googles Monopol schnell wanken würde, wenn ein Wettbewerber einen besseren Suchalgorithmus entwickelte. Google hat also kein natürliches Monopol. Es erscheint im Übrigen ziemlich zweifelhaft, dass ein Verein, wie ihn Ehrlich vorschlägt, die technologische Entwicklung besser vorantreiben könnte als der privatwirtschaftliche Konzern Google.

Peter Ehrlich bemüht neben dem Monopol-Argument noch ein weiteres: Ihm ist unbehaglich zumute, wenn Google mithilfe seiner gesammelten Informationen auf ihn persönlich zugeschnittene Werbung einblendet. „Sollen Informationen stets mit ihrer wirtschaftlichen Nutzung verknüpft werden?“, fragt er. Die Frage ist natürlich rhetorisch, denn „stets“ will das niemand.

Wenn man aber Werbung akzeptiert (das muss man nicht, aber das wäre eine ganz andere Diskussion), wenn man die Finanzierung über Werbung als zumindest kleineres Übel ansieht, dann ist nichts besonders Verwerfliches darin zu sehen, die Werbung dem individuellen Kontext anzupassen. Dass dabei der Datenschutz einzuhalten ist, versteht sich von selbst. Um dies sicherzustellen, sind aber externe Kontrollen besser geeignet als Enteignungen.


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