Wirtschaftswurm-Blog

Keine Hektik mehr um die Fotovoltaik (II)

In Teil I dieses Artikels bin ich bereits auf einige Kritikpunkte des Magdeburger Wirtschaftsprofs Joachim Weimann an der deutschen Fotovoltaikförderung eingegangen, etwa auf seine Aussagen zum Emissionshandel. Im FAZ-Interview macht uns Weimann aber vor allem Angst vor den langfristigen Kosten der Fotovoltaikförderung.

Zunächst einmal: Die Einspeisevergütung für bereits Strom produzierende Fotovoltaikanlagen ist rechtlich für 20 Jahre abgesichert. Auch noch so hektische Betriebsamkeit von Umweltminister Röttgen und weitere Sonderkürzungen der Vergütung werden hier keine Einsparungen erwirken. Die Einspeisevergütung für bestehende Anlagen dürfen wir als versunkene Kosten abhaken. Auf sie wirkt nur noch die Geldentwertung. Sie sind nicht mehr entscheidungsrelevant, wenn man die Einspeisevergütung für neu installierte Anlagen festlegt.

Was die Einspeisevergütung für neue Anlagen anbelangt, bleibe ich bei meiner Forderung von letzter Woche, dass Absenkungen langfristig geplant werden sollten. Das schafft Investitionssicherheit. Auch ohne radikale Schnitte werden die zukünftigen zusätzlichen Kosten der Fotovoltaikförderung schnell sinken. Dazu später mehr. Ich möchte zunächst meinen ersten Vorschlag etwas modifizieren. Statt einmal im Jahr um 8 % sollte die Vergütung viermal im Jahr um 2 % gesenkt werden.

Warum? Nun, die Erfahrung zeigt, dass eine Kürzung der Einspeisevergütung einmal im Jahr zum Jahresanfang ein ungesundes Dezemberfieber provoziert. Die Frist 31.12 führt regelmäßig um die Weihnachtszeit herum zu einer Hektik auf Deutschlands Dächern, die sich in vermeidbaren Mehrkosten niederschlägt.

Die Wintermonate Dezember, Januar und Februar eignen sich sowieso schlecht, um auf Dächer zu klettern. Man sollte in diesen Monaten besser keine Fristen enden lassen. Die Absenkung der Vergütung um 2 % könnte z. B. jeweils am 1.12, 16.4, 1.7 und 16.9 erfolgen. Insgesamt (der Zinseszins wirkt hier mildernd) ergibt mein Vorschlag eine Absenkung um 7,76 % im Jahresverlauf.

Ich halte nicht so viel von Egghats alternativem Ansatz. Egghat möchte regelmäßig die Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen für Fotovoltaikanlagen ermitteln und damit die zu erwartende Rendite schätzen. Im gleichen Maße wie diese steigt, soll die Einspeisevergütung dann gesenkt werden.

Das ist allerdings wenig praktikabel: Es gibt nicht die Standard-Fotovoltaikanlage. Jede Installation ist eine Anpassung an besondere örtliche Gegebenheiten. Die Kosten pro KWh Spitzenleistung können sehr unterschiedlich sein. Außerdem bin ich der Meinung, dass Unternehmen, die in Forschung und Entwicklung investiert haben, um die Produktionskosten für Solaranlagen zu senken, davon auch eine Zeit lang profitieren müssen. Denn werden sie gezwungen, ihre Preise sofort den gefallenen Produktionskosten anzupassen, sinkt ihr Anreiz, in Forschung und Entwicklung zu investieren. (Auch wenn es immer noch einen Anreiz gibt, besser als der Durchschnitt zu sein, nach dem die Förderung berechnet wird.)

Warum werden nun die Kosten der Fotovoltaikförderung in den nächsten Jahren drastisch sinken, selbst wenn man meinen Vorschlag einer mäßigen, aber konsequenten Vergütungskürzung umsetzt? Warum brauchen wir nicht die diese Woche vom Kabinett beschlossene Sonderkürzung? Um das aufzuzeigen, ist noch ein Teil III dieses Artikels notwendig.


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4 Kommentare

  1. Pingback: Keine Hektik mehr um die Fotovoltaik (I) | Wirtschaftswurm

  2. „Es gibt nicht die Standard-Fotovoltaikanlage. Jede Installation ist eine Anpassung an besondere örtliche Gegebenheiten. Die Kosten pro KWh Spitzenleistung können sehr unterschiedlich sein“

    Wir brauchen auch nicht auf jedem Dach in Deutschland die gleiche Rendite. Die haben wir doch jetzt auch nicht … Den Punkt versteh ich ja mal gar nicht. Wieso soll deine statische Senkung daran irgendwas ändern?

    Die Solarsubventionen sind eine gigantische Subvention, die z.B. NRW an die sonnenreichen Regionen im Süden zahlt … Daran lässt sich auch nichts ändern. Im Süden scheint die Sonne halt mehr, auf der Nordseite der Mittelgebirge ist’s nicht nur schon etwas weiter nördlich (schlechterer Einstrahlwinkel) und zudem noch wolkiger (weniger Sonnenstunden). Wenn du jedem Dachbesitzer in Deutschland mindestens 5% Rendite geben willst und danach die EEG-Vergütung festlegst, wirst du in Bayern wieder 10% (oder mehr) Rendite haben.

    Ich bin echt erstaunt, über was du dir Gedanken machst, aber weiterhin glaubst, dass du mit einer fixen Zahl der Senkung der Vergütung den völlig erratischen Preisverfall der Solarzellen abbilden willst. Das ist unmöglich. NIEMAND hat 2008 den massiven Preisverfall von Solarzellen vorhergesehen. Think Schweinezyklus wie beim RAM in Computern. Niemand weiss, wass neues hohes Angebot auf konstante Nachfrage trifft und die Preise einbrechen. Niemand. Du kannst es auch gar nicht wissen, weil du nie vorhersehen kannst, ob z.B. Spanien plötzlich einen Deckel bei 500 Megawatt auf die Fotovoltaik packt. Oder aber Obama auf einmal ein Riesenförderungprogramm auflegt und die Preise dann vielleicht sogar steigen.

    Die Japaner haben das vorgemacht: Sie schauen sich an, wie viel Wassser und Strom z.b. Waschmaschinen verbrauchen und messen dann die Werte der real verkauften Maschinen. Dann wird aggregiert und die schlechtesten 20% werden (mit zeitlicher Schonfrist) schlichtweg verboten. Das kann mit dem Spritverbrauch beim Auto, dem Stromverbrauch beim Fernseher, etc. machen und es funktioniert in Japan hervorragend.

  3. Wirtschaftswurm sagt

    Die Idee ist ja nicht schlecht – und wenn du sagst, dass die Anpassung an gesunkene Preise mit zeitlicher Schonfrist erfolgen soll, entfällt auch eines meiner Gegenargumente. Mein Argument mit der „Standard-Fotovoltaikanlage“ geht aber in die Richtung, wie man genügend zuverlässig die Preise für Anlagen ermitteln soll. Bei Waschmaschinen gibt es vielleicht 50 oder 100 Typen mit relevantem Marktanteil. Da lassen sich die Zahlen noch zusammenstellen. Jede Fotovoltaikanlage ist aber in einem nicht unerheblichen Teil individuell maßgeschneidert. Es gibt also soviel Typen wie Anlagen.

  4. Hab ich alles schon geschrieben 😉

    Fast alle Anlagen werden über die KfW gefördert –> Damit kenne ich den Preis der Anlage.
    Und darüber, dass der Strom gemessen wird, brauchen wir nicht zu reden …

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