Wirtschaftswurm-Blog

Keine Hektik mehr um die Fotovoltaik (III)

Die FAZ fährt zur Zeit eine Kampagne gegen die Einspeisevergütung für Solarstrom. Es wird Angst vor den langfristigen Kosten der Fotovoltaikförderung geschürt. Dabei würde eine mäßige regelmäßige Kürzung der Einspeisevergütung (etwa derart, wie ich sie in Teil II vorgeschlagen habe) schon ausreichen, um die Kosten schon in den nächsten Jahren zu bremsen. Warum?

Parallel zu zukünftigen Kürzungen der Einspeisevergütung (nach meinem Vorschlag viermal im Jahr um 2 %) steigen die Strompreise. EnBW-Chef Vilis rechnet für die Endkunden mit Preiserhöhungen von 7-8 % jährlich. Aber schon 5 % Preissteigerung für Haushaltsstrom reichen aus, damit bereits Anfang 2012 der Strompreis über der vorgeschlagenen Einspeisevergütung liegt.

Das heißt: Schon sehr bald lohnt es sich für Privatleute, bei neuen Fotovoltaikanlagen möglichst viel des selbst erzeugten Stroms selbst zu verbrauchen. Natürlich klappt das nur zum Teil, denn Solarstromproduktion und Strombedarf sind nicht synchron. Die ins Netz eingespeiste Strommenge pro Anlage wird aber sinken und damit auch die zu zahlende Vergütung. Das zeigt im Übrigen: Die letztes Jahr eingeführte besondere Förderung für selbst verbrauchten Solarstrom ist überflüssig.

Wird der Strompreis weiterhin um 5 % im Jahr steigen und die Einspeisevergütung gleichbleibend gekürzt, steht das nächste entscheidende Datum bereits im Laufe des Jahres 2015 an. Also nur noch vier Jahre!

Auf der Grundlage der bei Wikipedia genannten Zahlen kann man zur Zeit für die Stromspeicherung mit Akkus Kosten von 11 Cent pro KWh veranschlagen (Invesitionskosten plus Kosten des Energieverlustes). Ich gehe einmal davon aus, dass diese Kosten durch technischen Fortschritt auch bei steigenden Energiepreisen (und damit steigender Bewertung des Energieverlustes) nicht steigen. Und damit wird 2015 Haushaltsstrom teurer als die Einspeisevergütung plus die Stromspeicherkosten. Private Betreiber neuer Fotovoltaikanlagen werden darum ab 2015 möglichst den gesamten selbst produzierten Strom auch selbst verbrauchen und sich zur dafür notwendigen Stromspeicherung Akkus anschaffen. Das Gleiche gilt für gewerbliche Betreiber, die die Möglichkeit haben, Strom an Privathaushalte zu verkaufen (Wohnungsbaugenossenschaften?). Nur noch dauerhaft überschüssiger Strom wird eingespeist und vergütet werden.

Das letzte entscheidende Datum habe ich bereits im Artikel „Immer Hektik um die Fotovoltaik“ genannt. Im Laufe des Jahres 2023 wird die Einspeisevergütung planmäßig soweit gesenkt sein, dass sie unter dem Großhandelspreis für Grundlaststrom liegt. Spätestens dann werden auch gewerbliche Solarstromproduzenten nicht mehr die Einspeisevergütung in Anspruch nehmen. Ich gehe hier davon aus, dass der Großhandelspreis ebenfalls jährlich um 5 % steigt. Eine Alternativrechnung mit nur 3,5 % jährlicher Steigerung zeigt aber, dass sich das Datum nur um gut zwei Jahre auf Ende 2025 verschieben wird.

Abschließend die Tabelle zu meinen Berechnungen. Das Zeitalter des Solarstroms kommt schneller, als viele glauben.

Haushaltspreis Großhandelspreis für Grundlaststrom
(5% jährliche Preissteigerung)
Großhandelspreis für Grundlaststrom (3,5% jährliche Preissteigerung) Einspeisevergütung am Jahresanfang (nach meinem Vorschlag)
2011 25,45 Cent 5,55 Cent 5,55 Cent 28,74 Cent
2012 26,72 Cent 5,83 Cent 5,74 Cent 26,51 Cent
2013 28,06 Cent 6,12 Cent 5,95 Cent 24,45 Cent
2014 29,46 Cent 6,42 Cent 6,15 Cent 22,55 Cent
2015 30,93 Cent 6,75 Cent 6,37 Cent 20,80 Cent
2016 32,48 Cent 7,08 Cent 6,59 Cent 19,19 Cent
2017 34,11 Cent 7,44 Cent 6,82 Cent 17,70 Cent
2018 35,81 Cent 7,81 Cent 7,06 Cent 16,32 Cent
2019 37,60 Cent 8,20 Cent 7,31 Cent 15,06 Cent
2020 39,48 Cent 8,61 Cent 7,56 Cent 13,89 Cent
2021 41,46 Cent 9,04 Cent 7,83 Cent 12,81 Cent
2022 43,53 Cent 9,49 Cent 8,10 Cent 11,82 Cent
2023 45,70 Cent 9,97 Cent 8,39 Cent 10,90 Cent
2024 47,99 Cent 10,47 Cent 8,68 Cent 10,05 Cent
2025 50,39 Cent 10,99 Cent 8,98 Cent 9,27 Cent
2026 52,91 Cent 11,54 Cent 9,30 Cent 8,55 Cent