Google ist die Lösung. Und das wird immer mehr zum Problem. In Deutschland hat Google einen Marktanteil von 90,3% bei der Websuche. Von dieser Marktmacht profitieren nicht nur Google-Angebote wie Youtube, deren Inhalte regelmäßig weit vorne auf der Google-Trefferliste landen. Davon profitieren, wie wir mittlerweile wissen, auch die Spitzel von der NSA. Was tun? Die Volkswirte sind zerstritten.
Eine Studie dreier Mainzer Professoren schlägt nun eine „Neuregulierung“ des Suchmaschinenmarktes vor. Neben dem wohlfeilen Vorschlag, die Suchmaschinenkompetenz der Nutzer zu stärken, fordern die drei eine Aufsicht, die die Neutralität der Suchergebnisse und die Transparenz ihres Zustandekommens garantiert. Damit soll sichergestellt werden, dass die Listung der Ergebnisse nicht von finanziellen Interessen des Suchmaschinenbetreibers beeinflusst wird.
Claus Hesseling fragt zurecht, wie das gehen soll. 200 Faktoren fließen in das Google-Ranking ein. Am Algorithmus wird zudem fast pausenlos herumgeschraubt. So hat Google im letzten Jahr seinen Ranking-Algorithmus 200 mal geändert. Eine „Bundesanstalt für Suchmaschinen-Ranking-Kontrolle“ hätte da viel zu tun. Wahrscheinlich würde sie der technischen Entwicklung hoffnungslos hinterherhinken.
Will man wirklich eine Kontrolle Googles, kann die nicht von außen durch eine „Bundesanstalt“ erfolgen, sie müsste gleich intern ansetzen. Das geht, aber das heißt Verstaatlichung. Im Übrigen hatte schon mal Peter Ehrlich zu seinen Zeiten bei der FTD eine solche gefordert.
Vorbild öffentlich-rechtlicher Rundfunk, fragt dann auch Justus Haucap von der Uni Düsseldorf. Nun, der öffentlich-rechtliche Rundfunk liefert immerhin eine hohe Qualität (relativ betrachtet, es bleibt natürlich trotzdem nur Fernsehen) bei allerdings noch höheren Kosten.
Aber welcher Staat sollte überhaupt Google übernehmen? Die U(N)SA? Und würde die Politik nicht versuchen, ihrerseits Einfluss auf die Listung zu nehmen? Man kann sicherlich viele gute Gründe finden, warum Angela Merkels langweilige Videos unbedingt ganz oben in der Ergebnisliste stehen sollten.
In seinen eigenen Schriften plädiert Justus Haucap für ein entschiedenes:
Somit bleibt abzuwarten, inwiefern die aktuell zweifellos sehr starke Marktstellung von Google tatsächlich von dauerhafter Natur ist.
Wenn das mal kein Offenbarungseid der Volkswirte ist? In der Wartezeit werden viele durch Google benachteiligte Anbieter pleitegehen.
Der Begriff des natürlichen Monopols existiert seit 165 Jahre in der Volkswirtschaftslehre, seit John Stuart Mills „Principles of Political Economy“. Google existiert seit 15 Jahren. Da hätte man doch mal feststellen können, ob Google ein natürliches Monopol ist oder nur ein vorübergehendes … und wie der Staat gegebenenfalls eingreifen muss.
DuckDuckGo.com
Ist eine sehr gute Alternative zu Google und angeblich 100% anonym.
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@photopic ergänzend: Interessant ist, dass ja duckduckgo einen riesigen Zulauf wg. NSA haben sollte, sich dies jedoch scheinbar in der Statistik nicht niederschlägt. Auch ich nutze seit Jahren duckduckgo und muss doch relativ häufig zur Präzisierung auf google.com zurückgreifen. Grund: Google weiß halt meist sofort, was ich suche. duckduckgo dank anonymität nicht.
@ralf sippel: Das geht mir auch so vor allem bei Suchanfragen die sich auf meine Region beziehen… google maps ist natürlich auch ein wunderbares Tool. Ich denke es ist – wie in vielen anderen Bereichen auch – ein Balanceakt zwischen dem Komfort der einem von solchen Werkzeugen (google, gmail, Windows, Skype) geboten wird und dem Handeln nach den eigenen Überzeugungen. Letzteres verlangt dann halt auch mehr Auseinandersetzung mit der jeweiligen Materie, was aber auch zu einem Mehr an Kompetenz und Selbstbestimmtheit führt (duckduckgo, Linux, jabber). Meine Hoffnung ist das solche „Skandale“ (eigentlich haben wir das ja eh schon lange gewusst) wie das Prism-Programm der NSA dazu führen, dass sich der Eine oder die Andere dazu bewegt fühlen ihr (digitales-)Leben selber in die Hand zu nehmen.
Auszug: ein Balanceakt zwischen dem Komfort der einem von solchen Werkzeugen (google, gmail, Windows, Skype) geboten wird und dem Handeln nach den eigenen Überzeugungen.
Ja, das sehe ich auch so.
Auszug: (eigentlich haben wir das ja eh schon lange gewusst)
Nein, ich selbst habe dieses Ausmaß nicht mal geahnt. Natürlich war mir klar, dass bei Millionen von offiziell abgehörten Telefonaten auch ich mal dabei sein kann, wenn ich halt gerade mit dem Anwalt telefoniert wurde, der ggf. illegal in die „Rasterfahndung“ wegen eines Mandanten geriet. Auch konnte ich mir vorstellen, dass der jenige, der am Telefon mit Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung prahlt, ggf. bei einer zufälligen Abhörung die Steuerfahnder vielleicht einen Tipp bekamen. Aber das irgendwie so ziemlich alles von Geheimdiensten gespeichert wird, dass alle Briefe von der Post fotografiert werden sollen….
Jedoch glaube ich, dass die Empörung nur kurzzeitig bei der Masse der Menschen anhält. Die Personen, die mich früher schon für einen Spinner hielten, wenn ich jemanden riet, mir oder Dritten nicht am Telefon von dubiosen Taten oder Machenschaften zu erzählen, werden wohl in ein paar Monaten wieder zu ihrem offenen „Lebensstil“ zurückfinden.
Da habe ich schon lange die Hoffnung aufgegeben. Für mich ist der Verfall der Sitten und der „Ehrliche ist der Dumme“ nicht mehr aufzuhalten, da unsere politischen Eliten ja gerade kein Bsp. für Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit abgeben.
Auszug: „Aber das irgendwie so ziemlich alles von Geheimdiensten gespeichert wird, dass alle Briefe von der Post fotografiert werden sollen….“
Vielleicht bin ich da ja auch zynisch oder desillusioniert oder einfach nur paranoid… aber ich gehe schon davon aus das alles was gemacht werden kann, auch gemacht wird.
Dennoch – der Aussage:
„Da habe ich schon lange die Hoffnung aufgegeben. Für mich ist der Verfall der Sitten und der “Ehrliche ist der Dumme” nicht mehr aufzuhalten, […]“
…kann ich nicht zu stimmen. Natürlich ist die Politik korrupt. Darin besteht – etwas polemisch gesagt – ja ihre Funktion. Sie sind die Hirten des – zu besteuernden – Wahl-Viehs also von uns Konsumenten… ähm Entschuldigung – Bürgern – wollte ich natürlich sagen.
Aber mein Glaube an die Werthaltigkeit eines ehrlichen Umgangs mit meinen Mitmenschen kann mir durch die sogenannte „Elite“ nicht genommen werden. Das verhalten dieser Leute ist nur ein Spiegel des Systems das Sie zu eben dieser „Elite“ macht und das sie aus diesem Grund auch mit allen Mitteln (PRISM, NSA usw.) erhalten wollen. Darum kann ich meine „Hoffnung auf Veränderung“ nicht in die Politik setzen. Wie sagt man so schön… das wäre den Bock zum Gärtner machen. Und ich hoffe auch nicht auf die sogenannten Massen, sondern auf Leute wie Sie. Menschen die es für wichtig halten sich ihre eigene Meinung zu bilden, die sich die Zeit nehmen sich selber zu informieren (z.B.: diesen Blog lesen) und sich auf zivilisierte Art und Weise mit Anderen darüber auszutauschen. Kant nannte das den „öffentlichen Gebrauch der Vernunft“ und in diesen explosiven Zeiten kann vielleicht schon ein kleiner Funken (Verstand) an der richtigen Stelle mehr bewirken als wir heute noch für möglich halten.
Das klingt vielleicht naiv – aber deswegen ist es ja auch eine Hoffnung und keine Gewissheit 😉
Auszug: Aber mein Glaube an die Werthaltigkeit eines ehrlichen Umgangs mit meinen Mitmenschen kann mir durch die sogenannte “Elite” nicht genommen werden.
Mir ist mein ehrlicher Umgang ebenfalls nicht genommen. Das hängt auch damit zusammen, dass in meinem Berufsfeld Vertrauen die Basis der Geschäftsbeziehungen ist. Ich erkenne jedoch den zitierten Verfall der Sitten gerade im beruflichen Umfeld schon. Wir dürfen da jedoch auch unterschiedliche Erfahrungen mit den Mitmenschen gemacht haben und daher zu unterschiedlichen Schlüssen kommen. Dieses immer wieder „Lügen und Betrügen“ der selbst ernannten Elite bringt den ein oder anderen doch auf die falsche Spur, nachdem Motto, die da oben haben es ja auch gemacht und dann kommen wir zu banalen Dingen wie Schwarzarbeiter im Haushalt / am Haus beschäftigen, bei der Steuererklärung die km erhöhen, Spenden erfinden, „schwarz“ mit dem öffentlichen Nahverkehr fahren, eine Geliebte/Geliebten neben der Familie halten usw. undsofort.
Ich behaupte daher, wären unsere selbst ernannten Eliten Vorbild, also Führen (Führung) durch Vorbild, dann würde dem ein oder andere Schummler die (seine) Begründung wegfallen. Und auch nicht jeder möchte nach Leseart U. Wickert der Dumme sein.
In Ihren weiteren Ausführungen stimme ich zu.
Aber wie geschrieben, ich akzeptiere andere Meinungen auch, weil diese allein schon aus unterschiedlichen Erfahrungen begründet sein können.
Daher kaufe ich meine Bücher auch immer noch zu 90% in einem kleinen Buchladen „um die Ecke“, ohne zu wissen, ob dort Mindestlöhne gezahlt werden. Hier im Blog machte ich die Erfahrung, dass ich da eher als Außenseiter oder Waldschrat gelte. Das lag natürlich auch daran, weil vielleicht nicht jede Großstadt noch kleine Buchläden kennt und daher es vielleicht keinen Unterschied mehr macht, bei Amazon oder bei einer Buchhandelskette zu kaufen.
Ich bedanke mich nun auch mal für den interessanten Austausch.