Zwischenruf

Mal etwas zur Zins- und Geldsystemkritik

Euromünzen_und_Scheine

Das Thema taucht in den Kommentarspalten wie auch Büchern immer wieder mal auf. Das Zins- und Zinseszinssystem führe zwangsläufig zum Crash, das Geldsystem dürfe darum nicht mehr auf den Zins aufbauen. Ist an dieser Zins- und Geldsystemkritik etwas dran?

Richtig ist, dass alles Geld in unserem heutigen Geldsystem aus Kredit geschöpft wird. Wenn eine Bank entscheidet, dass sie Herbert Schmidt 10.000€ Kredit geben will, dann schreibt sie Herbert Schmidt 10.000€ auf seinem Konto gut. Damit sind 10.000€ aus dem nichts neu entstanden. Man sagt dazu auch Fiat-Geld. Fiat von lateinisch „Es werde…“. So wie Gott im Buch Genesis die Welt schuf („Es werde Licht! Und es ward Licht.“), so kann eine Bank Geld schöpfen.

Natürlich ist eine Bank nicht vollkommen frei, Geld zu schöpfen, sie ist an zahlreiche Restriktionen gebunden. Aber wichtig ist erst einmal, dass sie für alles von ihr geschaffene Geld Zinsen verlangt.

Nur ein Problem ist das nicht unbedingt. Nehmen wir an, dass der Durchschnittszinssatz bei 2% liegt. Dann muss die Geldmenge im nächsten Jahr um 2% höher sein, damit der Zins aus der Geldmenge bezahlt werden kann. (Ich mache hier einige vereinfachende Annahmen.) Steigt das BIP ebenfalls um 2%, bleiben BIP und Geldmenge aber im Gleichgewicht. Es gibt keine Inflation.

Nun verweisen die Geldsystemkritiker darauf, dass es kein dauerhaftes exponentielles Wachstum geben kann. Gerade die reichen Länder zeigen das auch real. Die Wachstumsraten gehen im langfristigen Trend langsam zurück.

Aber was passiert, wenn wir plötzlich nur 1% Wirtschaftswachstum haben? Wenn die Geldmenge trotzdem um 2% steigt, damit die 2% Zinsen bezahlt werden können, dann gibt es eben reich rechnerisch 1% Inflation. Das ist auch kein Beinbruch. Laut EZB gilt Preisniveaustabilität noch, solange die Inflationsraten unter 2% liegt.

Auch andere Anpassungsmechanismen wirken:

  • Gerade augenblicklich sehen wir, dass der Zins sogar für lange Zeit auf nahe 0 und sogar teilweise darunter sinken kann. Zinskritiker leben in schweren Zeiten.
  • Außerdem wird nicht jeder Kredit zurückgezahlt. Manche Schuldner müssen ihren Bankrott erklären. Das ist normal. Geht das Wirtschaftswachstum zurück, werden es mehr Schuldner. Aber Banken müssen und können hierfür Vorsorge treffen. Dies sollen auch die zahlreichen Restriktionen sicherstellen, denen sie unterworfen sind. Ja, der Fall Lehman 2008 hat gezeigt, dass die Regulierungen nicht wirkten. Vor allem eine höhere Eigenkapitalquote der Banken könnte aber für Sicherheit sorgen, wenn die Politik sich endlich traute, sie zu fordern.
  • Auch Umverteilung von den Schuldnern hin zu den Gläubigern wirkt. Die Differenz zwischen hohem Zins und niedrigem Wirtschaftswachstum zahlen also die Schuldner und verarmen so möglicherweise. Das ist das große Thema von Thomas Piketty. Solche Umverteilung als Crashvermeidungsmechanismus ist natürlich hochproblematisch. Theoretisch sind ihr aber keine Grenzen gesetzt, nämlich dann, wenn Gläubiger und Schuldner regelmäßig die Rollen tauschen.

Geh nicht ohne Gruß, empfiehl bitte den Beitrag weiter!


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /home/www/wp-includes/class-wp-comment-query.php on line 405

38 Kommentare

  1. rote_pille sagt

    Die Schuldner können nicht alleine verarmen. Das Kapital der Reichen bezieht seinen Wert aus der Aussicht auf künftige Erträge. Wenn sich die Aussichten wegen Nachfragemangel verschlechtern muss dieser Wert sinken. Würde er auch, wenn die Zinssätze nicht so manipuliert wären.

  2. „Das Kapital der Reichen bezieht seinen Wert aus der Aussicht auf künftige Erträge.“ Ja, das ist richtig, solange der Mechanismus aber funktioniert, wird diese Aussicht nicht sinken. Man muss halt nur dafür sorgen, dass der Reihe nach jeder mal mit dem Verarmen dran ist. Wenn es von alleine nicht klappt, muss der Staat mit Vermögensabgaben da ran.

    Aber wohlgemerkt, der letzte Punkt in meinem Artikel ist nicht der Hauptpunkt.

  3. Argonautiker sagt

    Gegen all das wäre nichts zu sagen, wenn es denn jeder dürfte. Wenn jeder das Recht hätte, wenn ihm jemand Geld zur Aufbewahrung gibt, das als Anlaß nehmen zu können, und das Vielfache an neuem Geld zu drucken, und es dann wieder gegen Zinsen zu verleihen, dann wäre das schon ok. Dann könnte sich jeder ein Budget schaffen, mit dem er Handeln könnte. Das Recht hat aber nicht jeder. Man sagt, daß es dann aus dem Ruder laufen würde. Nun, das scheint es, wie man immer wieder sieht, auch so zu tun, nur nutznießen nur Wenige daran.

    Gibt es einen Grund warum das nur einige Auserwählte tun dürfen? Nein. Geld drucken ist keine besondere Fertigkeit, die aber sehr hoch entlohnt wird. Die Souveränität des Einzelnen starb, als sich Einige das quasi Monopol des Geldes in einem Land sicherten. Das ist das Falsche am Geldsystem.

    Wenn sich einer das Monopol auf Brotbacken in einem Land sichern kann, wird er auch reich, weil er Konkurrenzlos ist. Er kann Schund machen, es gibt keinen Konkurrenten. Geld kann nur deshalb so wertlos sein, weil es nicht wirklich am freien Markt teilnimmt. Um aber am Markt teilnehmen zu können, was es ja unzweifelhaft tut, sollte es das aber, weil man ja quasi immer etwas werthaltiges gegen ein stück bedrucktes Papier tauscht. Warum vertrauen, wenn sich denn durch die Auslese im Wettbewerb, auch wertiges Geld entwickeln könnte.

    Aber warum können sie doch wertloses Geld auf den Markt bringen? Weil es im Land konkurrenzlos ist. Man kommt auch nicht umhin es zu nutzen, weil man darüber auch die Steuern abwickelt. Die Geldhersteller können, wie auch die Gesetzgeber, machen was sie wollen, weil sie monopolistisch veranlagt sind, alle Anderen müssen sich hingegen ständig mit der Konkurrenz messen. Die Geldhersteller können es per se, die Gesetzeshersteller stehen immerhin alle 4 Jahre mal in Scheinkonkurrenz.

    Dürfte jeder Geld herstellen und Gesetze machen, dann wären weder Gesetze noch zinsbasiertes Geld ein Problem, weil ihre Hersteller es sich nicht leisten könnten, schlechtes Geld zu erzeugen, oder schlechte Gesetze zu machen, weil die niemand annehmen würde. Aber wir können nicht wählen ob wir uns betrügen und in die Tasche greifen lassen, wir können nur wählen, von wem wir betrogen oder in die Tasche gegriffen bekommen.

    Es wird viel zu oft mit unterschiedlichem Maß gemessen. Warum bekommen Banken für ihr Tun Prozente, Andere aber einen festen Lohn? Das muß nicht sein. Man kann auch 1000 Euro verleihen und sagen ich bekomme bis dann und dann 1100, oder wieviel auch immer zurück. Prozente klingen aber, wie auch der Begriff Diäten so niedlich klein. An solch Gehabe merkt man schon, daß es sich um Menschen handelt, die dem Täuschen nicht abgeneigt sind, die in diesen Branchen Fuß gefaßt haben.

  4. Häschen sagt

    Es ist ein wenig schwer zu beschreiben. Das Vermögen ist zwar da wird aber erst durch die Verwendung zu Geld. Damit sind Finanzvermögen mal per se nicht berechtigt Zinsen aus der Natur des Kredits Zinsen zu beziehen sondern eben eine Verwendung begründet die Abbildung im Moment ist die einzige mir bekannte eine Ausweitung der Bewertung eines Güterpools respektive der Transaktionsvolumina. Geld ist eine Funktion.

    Schulden heißt allein einmal ganz neutral – Kaufkraft wurde bereitgestellt. Die Verbindung mit Forderung und Verbindlichkeit entspringt aus der Systematik der Bewirtschaftung des Kaufkraftpools egal wie die Kaufkraft mit der Güterpool wird abgebildet wird.

    Mit dem System von Forderungen und Verbindlichkeiten wird auch der Güterpool mit dem Kaufkraftpool synchron gehalten.

    Vermögen sind in der traditionellen Sicht noch auf den Verbrauch gekoppelt und damit ist das Kreditpotential über Spielregeln begrenzt. Das wären die potentiellen Vermögen aus Sicht der Bewirtschaftung ohne Asset Märkte zu berücksichtigen. Dieses Volumen und jetzt kommt Ökonomie ins Spiel wird genutzt.

    Im Leerexperiement bezüglich Verteilung nimmt das Kreditvolumen die Wirtschaft mit dem Ziel die Güterbereitstellung arbeitsteiliger zu gestalten. Alle anderen Variationen schieben den Nachweis der Bereitstellung von Kaufkraft in Mitteleuropa zwischen Wirtschaft und Staat hin und her. Umverteilung.

    Der Solidaritätsaspekt der Umverteilung ist schon ok, es ist der Zwang zur Solidarität und der damit verbundene Missbrauch der Sorge bereitet. Man denke an Diktaturen die Waffen im Großen Stil kaufen und das geht eben leichter mit Geld dass zentral wird verwaltet und aus dem Nichts geschöpft wird. Der Import von Waffen ist eher frei von Umverteilung. Ein Gut muss mal im Güterpool liegen, das ist die andere Seite. Dann gibt es noch einen weiteren Aspekt. Klarerweise kann der Staat lukrative Geschäft und den Gewinn daraus (Umverteilung) mit Verlusten gegenrechnen. Wenn es nicht nur die Rosinen gibt zu picken ist das Interesse an Privatisierung schnell zu Ende.

    Der Peter Feist hat mal erzählt, dass der Marx damals hat festgestellt, dass das Bankensystem in Troubles gerät, wenn 3mal das BIP wurde erreicht (1929 war es soweit) und vor ein paar Jahrzehnten die Marxisten beim 12fachen den Kollaps vorhersagten. Ich denke das liegt nicht in der Natur des Kredits an sich. Es handelt sich vermutlich um Begrenzungen die durch menschliches Handeln und die Sicht auf die Natur und Wirkungsweise von Geld der Abbildung des Tauschprozesses zustandekommen. Mein Zugang war – Marx dachte in ‚Voll’Geld und Wochenlohn das erklärte die 3 und Kredit und Monatsentgelt die 12. Ich habe mir basierend darauf meine kleines Modell gebastelt, das ist sehr einfach aber erklärt ein wenig anschaulich die Wirkung von Staatsanleihezinsen bspw. oder die Abnahme der Umlaufgeschwindigkeit der M3. Ein Ökonom wird sich köstlichst amüsieren und sagen, ‚Wann kommen wir dann in die 2te Stunde‘. Die Idee der Kritiker von ‚Money Printing‘ geht in die Richtung: Wenn Kreditvolumina an die Grenzen des Baloons (Potential gekoppelt an den Verbrauch stoßen) dann knallt es. Alles ist am Ende noch immer an den Verbrauch gekoppelt. Man kann über die Natur der Güter und die Nachhaltigkeit der Bewirtschaftung sprich der sich daraus ergeben Transaktionsvolumina philosphieren.

    Das Verfängliche aus traditioneller Sicht ist etwas die Idee der Versuchung zu unterliegen das Sackerl Goldstaub das man sich einmal borgte den Verbrauch abzubilden 12mal im Jahr im Keller aufzuschütten, wenn man nur nichts verbraucht – Irrtum der ‚Schwäbische Hausfrau‘ (Stereotyp).

    Viel Zinskritik ist auch entstanden auch in Europa ob des Eindrucks des Ersten Weltkriegs. Welche Waffen kann man mit dem Geld noch bauen … Histoirchen am Rande. Die Dreigliederung war als das Ende des WWI absehbar war sogar mal ein Kandidat für ein Wirtschaftsmodell in Deutschland. watch?v=3U7AYvTNv04. Es steht jetzt jedem frei sich zu überlegen woher so mancher Anleihe hat genommen.

  5. Dann muss die Geldmenge im nächsten Jahr um 2% höher sein, damit der Zins aus der Geldmenge bezahlt werden kann.

    Hier liegt ein fundamentaler Denkfehler zu Grunde. Wenn Zinsen gezahlt werden müssen, dann wird dieses Geld im Gegensatz zu den Kredittilgungsraten NICHT vernichtet. Das Geld für die Zinsen verbleibt im Umlauf.

    Ein konkretes Beispiel: Ein Unternehmer zahlt 1000 Euro für seinen Unternehmenskredit an die Bank. Die Bank erwairtschaftet mit den Zinseinnahmen ihren Umsatz und zahlt exakt diese 1000 als Lohn an einen Angestellten. Dieser Angestellte muss noch die Raten seines Autokaufs bezahlen. Ein Teil dieses Geldes vernichte nun die Bank des Autohändlers, aber der Zinsanteil verbleibt wiederum im Umlauf, bis es irgendwann einmal vernichtet wird.

    Ach ja, die Zinsen haben daher natürlich auch wenig bis nichts mit der Inflation zu tun.

  6. Agronautiker … top Kommentar !!!!!, Häschen…iß noch ne Möre und dann fang nochmal von vorne an zu denken….und gewöhn Dir verdammt nochmal Deinen scheinintelligenten, voll-blöd Schreibstiel ab !

  7. @Marc, warum macht es für die Geldschöpfung einen Unterschied, ob ich das Geld für Zinsen oder für einen Autokauf verwende?

  8. @Arne Kuster

    Ich benötige für die Zahlung von Zinsen kein „frisches“ Geld, umlaufendes ist vollkommen ausreichend. Die Umlaufende Geldmenge eines Jahres ist jedoch wesentlich höher, sie ist Geldmenge x Umlaufgeschwindigkeit. Das Tolle ist, dass Zinszahlungen sogar nach der Zahlung weiterhin umlaufen und für weitere Zinszahlungen genutzt werden können. (Das sollte mein Beispiel erklären)

    Die Zinslast steht also in einem Zusammenhang mit dem BIP, nicht der Geldmenge. Deine Aussage

    Dann muss die Geldmenge im nächsten Jahr um 2% höher sein, damit der Zins aus der Geldmenge bezahlt werden kann.

    ist falsch, da zwischen Zinsen und Geldmenge kein direkter Zusammenhang besteht. Es muss KEIN neues Geld für die Zinszahlungen geschöpft werden, denn es ist genügend umlaufendes Geld vorhanden. Im übrigen sind die Kreditlaufzeiten größer als ein Jahr. Wenn die durchschnittliche Kreditlaufzeit 5 Jahr betrüge, wäre in einem Jahr auch nur 1/5 der Geldmenge + Zinsen zur Kredittilgung nötig.

    Der Denkfehler ist, dass geschöpftes Geld nur 1x im Jahr ausgegeben werden kann. Nein, 1 geschöpfter Euro kann mehr als 1 Euro Umsatz generieren, in dem er umläuft, und daher auch mehr als 1 Euro Zinszahlungen begleichen. Theoretisch könnte ein einzelner Euro alle Zinszahlungen begleichen, wenn er nahezu in Lichtgeschwindigkeit umlaufen würde.

    Das Schreckliche ist, dass im Grunde Zinskritiker und Ökonomen vom Geldsystem gleich viel Ahnung haben, nämlich keine.

  9. Pingback: Kleine Presseschau vom 3. September 2015 | Die Börsenblogger

  10. Dann steigt die Umlaufgeschwindigkeit jedes Jahr durch die Zinsen? Würde mich wundern, wenn man das empirsch nachweisen kann. (Ich wollte übrigens den Artikel einfach halten und habe die Probleme mit schwankenden Umlaufgeschwindigkeiten deshalb ausgeklammert.)

  11. @Arne Kuster

    Exakt, wobei steigende Zinsen eine Reaktion auf eine anziehende Wirtschaft sind und sinkende Zinsen entsprechend auf eine schrumpfende. Der Zinsanteil an den Änderungen lässt sich daher wohl kaum isolieren.

  12. Carlo sagt

    Der Zins stellt im Gegensatz zum kreditgeschöpften Giralgeld keine Verbindlichkeit der Bank dar. Er entseht deshalb nicht mit dem Kredit und muss immer aus der umlaufenden Geldmenge bedient werden. Der getilgte Kredit verschwindet aus der Geldmenge (egal ob kurz- oder langfristig). Schon deshalb müssen weitere Kredite (plus Zinsen) aufgenommen werden.
    Außerdem kommt der Zins nicht wieder in voller Höhe in den Umlauf (das ist ein Irrtum), da Banken ihn auch zur Erhöhung des Eigenkapitals benötigen, damit sie mehr Kredite vergeben können. Das heißt, dass immer irgendwo Geld fehlt. Die Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit allein kann also nicht die Lösung sein, denn woher soll das Geld für den Kreditnehmer kommen, welches zur Tilgung der fälligen Zinsen nötig wäre? So lange es ausreichend Wachstum, Wachstumserwartung und Gewinnausichten gibt – kein Problem.
    Eine andere Seite des Zinses ist, dass der Kreditnehmer für die Zahlung des Zinses eine Leistung/Arbeit erbringen muss, die über den Wert der Kreditsumme hinausgeht. Für den Gläubiger ist er ein leistungsloser Erlös (in einer hochgelobten Leistungsgesellschaft), vor allen, wenn man Geld aus dem Nichts erschaffen kann. Man müsste sich ebenfalls die Frage stellen, warum der Finanzsektor so erfolgreich ist und hohe Gewinne einstreichen kann, obwohl dort nichts an Sachwerten produziert wird?

    Wenn das ganze System so reibungslos funktionieren würde, gäbe es keine Blasen, keine Banken- und Finanzkrisen und das meiste Geld würde nicht unabhängig von der Realwirtschaft kursieren.

  13. „Er entseht deshalb nicht mit dem Kredit und muss immer aus der umlaufenden Geldmenge bedient werden.“ – Eben, eben, meine Rede. Ein leistungsloser Erlös ist der Zins aber nur, wenn den Banken alles Risiko abgenommen wird, z.B. weil sie als systemrelevant gelten.
    Das System funktioniert real alles andere als reibungslos. Man könnte es aber mMn durch kleine Umbauten sehr stark verbessern. Ein wichtiger Punkt ist da eben eine hohe Eigenkapitalquote der Banken.

  14. Carlo sagt

    Der Zins ist ein immer leistungsloser Erlös für den Empfänger. Er entsteht durch Leistungserbringung des Schuldners nie des Gläubigers.
    Über hohe Eigenkapitalquoten oder variable (zweck- oder risikohewichtet) könnte man sicher das System modifizieren und noch längere Zeit erhalten. Sehe ich auch so.

  15. Die Zins- und Schuldkritik wurde kaum je platter dargestellt. Beispielsweise wird hier der wesentliche Punkt verschwiegen, dass die Zinskritik sich auf einen ganz bestimmten Anteil des Zinses bezieht, Keynes nannte diesen die „Liquiditätsprämie“, Gsell den „Urzins“. Das ist angeblich „der Betrag, den der Schuldner an den Gläubiger für die Aufgabe der Liquidität zahlen muss, um den immanenten Vorteil an Liquidität gegenüber gebundenem Geld wettzumachen“. Meiner Meinung nach könnte man es eher als die Wuchererpauschale bezeichnen.

    Wenn „Geld mit Geld machen“ die Definition des Kapitalismus ist, dann ist der „Urzins“ das Hauptinstrument des Kapitalisten um sein Vermögen zu vermehren und die Bevölkerung zu beherrschen und auszubeuten.

    Die Argumentationen für diesen Zins sind sehr durchschabar falsche legitimationen der Bereicherung durch den Wucher(er). Frau Klatten, Bill Gates, Larry Ellison und all die anderen Superreichen haben immer noch genug Liquidität zur Verfügung um mehrere kleine Staaten aufzukaufen wenn sie drei Viertel ihres Vermögen verleihen. Ein spürbarer „Verzicht“ von Liquidität in ihrem Geldbeutel findet nicht statt. Einziger Sinn und einziges Resultat dieses Zinsanteiles ist der Vermögensgewinn für diejenige die ohnehin mehr haben als sie brauchen. Dieser ist auch meist völlig entkoppelt vom Risiko. Das Risiko trägt ohnehin fast immer zur Gänze der Schuldner.

    Wie oben schon angesprochen wurde, ist der Geldmarkt eben kein freier Markt, sondern Kredite werden von Institutionen ausgegeben die ein Monopol darauf haben. Die Gesetze die das Kreditwesen bestimmen werden meist von denen gemacht die Vermögen haben. Preisbildung, oder eben hier Zinsniveau, wird durch Machtbeziehungen mindestens ebenso bestimmt wie durch „Marktmechanismen“. All das führt dazu, dass eben fast immer der Kreditgeber gewinnt.

    Heute werden Schulden gerne ganzen Volkswirtschaften (über Korruption oder direkte Bedrohung einzelner Entschidungstäger) aufgezwungen die die völlig unbeteiligte Bevölkerung nicht mehr loswird. Über diese Schulden wird dann Machtpolitik betrieben. Griechenland ist nur das letzte Beispiel einer langen Reihe von Staaten die durch Schulden in die Abhängigkeit gezwungen wurden. IMF und Weltbank sind offensichtlich weit mehr politische als wirtschaftliche Institutionen und Schulden und Zinsen sind ihr Machtinstrument, so wie Schulden und Zinsen schon immer Machtinstrument in den Händen der Eliten ewaren (Sihe David Graeber: „Schulden die ersten 5000 Jahre“).

    Es ist heute offensichtlich nicht so, dass die Bank das Risiko trägt. Wer das nach Bankenrettung, Griechenland und Argentinien- Krisen, den Kreditaufkäufen durch den Lonestar Konzern, den Heuschrecken nach der Art von Paul Singer (usw. usw.) noch glaubt, der lebt im tiefen Kellerloch des ideologischen Traumschlosses. „Lehmann Brothers“ ist nebenbei überhaupt kein Gegenbeispiel, da die Pleite von Lehmann offensichtlich dem damaligen US-Finanzminister und EX Goldmann Sachs CEO Henry (Hank) Poulson eine prima Gelegenheit war den größten Konkurrenten seines Exarbeitgebers zu vernichten. (Siehe Doku „Inside Job“)

    Zuguterletzt ist jeder Zins letztendlich eine Wette auf Wachstum. Damit ist durch das Ende des Wachstums (das natürlich kein Volkswirtschaftler wahrhaben will) das wesentliche Instrument des Kapitalismus der Kapitalanhäufung stumpf geworden. Wenn Kapitalanhäufung nicht mehr durch Wachstum betrieben werden kann findet sie durch Lohndumping statt.

    Wie der Wirtschaftsmathematiker Helmut Creutz hier Zeigt (http://www.swupload.com/data/Der-blinde-Fleck.pdf) ist in der BIP Verteilungsrechnung BIP = (Löhne+Gehälter) + (Zinsgewinne)
    Bleibt das Wachstum aus, so sollte eigentlich der Zinsgewinn sinken, statt dessen aber sinken seit 30 Jahren Löhne und Gehälter, da eben nich eine abstrakte Lehre vom Gleichgewicht unsere gesellschaftliche Realität darstellt sondern knallharte Machtverhältnisse.

    Trotzdem greift eine reine Zinskritik zu kurz. Das eigentliche Problem ist das gesamte Geldsystem. aber das fürt hier zu weit.

  16. @Carlo

    Der Zins stellt im Gegensatz zum kreditgeschöpften Giralgeld keine Verbindlichkeit der Bank dar. Er entseht deshalb nicht mit dem Kredit und muss immer aus der umlaufenden Geldmenge bedient werden.

    Das ist richtig. So wie eine Mietzahlung keine Bankverbindlichkeit ist, ein Konsumkauf oder der Arbeitslohn. All dies wird aus der umlaufenden Geldmenge bedient und fließt wieder in die umlaufende Geldmenge zurück, so wie dies beim Zins eben auch der Fall ist. Eine ökonomische Selbstverständlichkeit, nicht wahr?

    Der getilgte Kredit verschwindet aus der Geldmenge (egal ob kurz- oder langfristig). Schon deshalb müssen weitere Kredite (plus Zinsen) aufgenommen werden.

    Eben nicht. Wenn es keine weiteren Kredit gibt, dank sinkt die Geldmenge, das ist fast alles. Dadurch das die Geldmenge schrumpft, wird es für die Schnulder schwieriger an Geld zu kommen. Es sind schwierigere Zeiten, aber die Geldmenge MUSS NICHT steigen, was sie auch nicht immer macht.

    Außerdem kommt der Zins nicht wieder in voller Höhe in den Umlauf (das ist ein Irrtum), da Banken ihn auch zur Erhöhung des Eigenkapitals benötigen, damit sie mehr Kredite vergeben können.

    Nein, die Banken werden alles dafür tun, dass die Zinsen nicht ins Eigenkapital wandern. Das Eigenkapital besteht aus Banksicherheiten, Devisen oder Geldzuflüssen anderer Institute.

    @Arne Kuster

    Ein leistungsloser Erlös ist der Zins aber nur, wenn den Banken alles Risiko abgenommen wird, z.B. weil sie als systemrelevant gelten.

    Das ist richtig. Muss die Bank fällige Kredite abschreiben, die nicht ausreichend gedeckt sind, dann muss die Bank aus ihren Gewinnen den Verlust begleichen. Geldschöpfung + Zinsen gegen Haftungsrisiko bei Verlusten – das ist der Deal und er ist fair.

    @AlienObserver

    Der Zins ist eine normale Zahlung wie eine Miete, Kauf, Lohnzahlung o.ä.. Einen Urszins gibt es nicht, gab es nie und wird es nie geben. Das Geldsystem hat keinen Systemfehler, im Gegenteil, es ist schlicht und einfach genial. Das Problem ist nur, es ist zu komplex für Ökonomen, Wirtschaftsjournalisten oder Politiker ist. Wenn wir demnächst wieder in die Vormoderne zurück fallen, ist das die Ursache.

  17. @Marc

    danke für diese herablassende Antwort. Ich sehe sehr viele Probleme an diesem Geldsystem. Es ist nicht Demokratisch, es beeinflusst unser soziales Verhalten negativ, es führt (unweigerlich) zur Kozentration von Vermögen, es führt zur Zerstörung unseres Planeten, zur Ausrottung der Arten, der Ausbeutung der Arbeit, zu organisierter Kriminalität, es ist in den Händen einer kriminellen Elite, es beeinflusst all unsere Beziehungen negativ und führt zur Vermarktwirtschaftlichung aller Lebensbereiche, es macht uns Verantwortunglos, Gleichgültig, Rücksichtslos und Krank. Geld ist das Gegenteil von sozialem Miteinander und ist die treibende Kraft hinter dem Krieg.

    Wenn ich nich ewtwas Nachdenke fallen mir noch ein paar Gründe ein warum unser Geldsystem wirklich beschissen ist.
    Ich empfehle als Lektüre:
    Keith Hart, David Graeber, Noam Yuran, Charles Eisenstein oder auch den guten alten Karl Marx.

  18. Carlo sagt

    @ Marc
    So einfach ist es denn nun auch nicht. Denn im Preis aller Waren und Dienstleistungen ist mehr oder weniger Tilgung/Zins enthalten, der logischerweise nicht in vollem Umfang wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden kann.
    Spätestens mit der Tilgung verringert sich die Geldmenge. Ich hoffe, Sie können mir bis dahin folgen.
    Was passiert, wenn die Geldmenge schrumpft bei gleichbleibendem Angebot an Waren und Dienstleistungen, darüber sollten Sie noch einmal nachdenken Diese Situation macht es dem Schuldner natürlich schwerer an Geld zu kommen, aber es ist bei Weitem nicht das einzige Problem.

    Zurück zum Zins:
    Wenn Sie sich einen Kredit von der Bank holen, bekommen Sie in jedem Fall immer nur den Kreditbetrag auf Ihr Konto geschrieben. Niemals bekommen Sie den Zinsertrag dazu. Das ist bei jedem Kredit so. Das bedeutet, dass jedem Kreditnehmer das Geld für die Zinsen fehlt.
    Die Bank bucht bei Kreditvergabe:
    Forderung (Kunde XY) 1000,- / Schulden/Verbindlichkeit (Kunde XY) 1000,-
    Der Zins wird so gebucht:
    Forderung (Kunde XY) 50,- / Zinserlös der Bank 50,-
    Die Geldmenge für den Zins ist also nicht originärer Bestandteil der Kreditsumme. Nochmals: Das ist bei allen Krediten so.

    Um jetzt auf Ihr Beispiel von oben zurück zu kommen:
    „Ein konkretes Beispiel: Ein Unternehmer zahlt 1000 Euro für seinen Unternehmenskredit an die Bank. Die Bank erwairtschaftet mit den Zinseinnahmen ihren Umsatz und zahlt exakt diese 1000 als Lohn an einen Angestellten.“

    Woher hat der Unternehmer das Geld für den Zins? Aus seinem Unternehmenskredit kann es nachweislich nicht stammen und selbst erzeugen darf er kein Geld.
    Frage ist also: Woher haben die Wirtschaftsteilnehmer einer Volkswirtschaft das Geld für Zins und Zinseszins, damit die Bank ihrem Angestellten überhaupt die 1000 als Lohn zahlen kann?

  19. @Carlo

    Das Geld für eine Zinszahlung wird aus dem umlaufenden Geld entnommen, wechselt den Besitzer – vom Schuldner zur Bank – und steht danach wieder als umlaufendes Geld zur Verfügung. Die Höhe des Zinses orientiert sich an den Kreditrisiken. So weit, so einfach ist das mit dem Zins.

    Das Beschriebene Modell, in dem nur ein einzelner Kredit + Zinsforderung exisitiert, ist ein Geldsystem ohne umlaufendes Geld. Das kann man so machen, ist aber ein Modell für ein zusammengebrochenes Geldsystem. Denn mit einem solchen Geldsystem sind weder Lohn-, Miet- oder sonstige Zahlungen möglich. Das in einem solchen Szenario auch keine Zinsen gezahlt werden können, sollte nachvollziebar sein.
    Gibt es in dem Modell auch immer nur einen weiteren Kredit, funktioniert es, da theoretisch nur ein einzelner Euro im Umlauf für die Zinszahlungen ausreicht.

    @AlienObserver

    Die Ungleichheiten einer Gesellschaft entstehen durch die Ungleichgewichte im Ressourcenaustausch. Das Geldsystem soll den Austausch und die entstehenden Ungleichheiten verwalten, das ist seine Aufgabe. Der Kapitalismus ist nur dynamischer als andere Geldsysteme, er verstärkt die Akkumulations-Effekte, ist aber nicht die Ursache. Die Ursache ist, das Gesellschaften ungleich sind. Die Idee, diese Ursache beseitigen zu wollen, scheiterte und musste scheitern.
    Das Ungleichheiten zu Ungerechtigkeiten werden, ist kein ökonomisches, sondern ein politisches Problem und kann auch politisch gelöst werden – wenn man will.

  20. Es ist mir klar, dass Ökonomen diese Auffassung vertreten die Du hier äusserst. Leider können Wirtschaftsanthropologen diese Sichtweise nicht bestätigen. Ungleichheit ist in der Konstruktion des Geldes schon angelegt. Die sozialen Effekte des Geldes werden wie alle sozialen Phänomene von der Wirtschaftswissenschaft ausgeblendet. Dein Statement zeigt, dass Du dich nur innerhalb der Wirtschaftswisenschaft dem Thema Geld auseinandersetzt, ein vollständiges Bild erhält man dadurch nicht.

    Schon Aristoteles hat über das Wesen des Geldes nachgedacht und kam zu Schlußfolgerungen die noch heute bestand haben. Die philosophische und sozialwissenschaftliche Beschäftigung mit dem Geld hat seither nicht nachgelassen. Es sind Sozialwissenschaftler und Philosophen die sich auch mit der Wirtschaftswissenschaft beschäftigten, während die Ökonomie ihre Ergebnisse völlig ignoriert.
    Dazu Beispielsweise der Anthropologe, Wirtschaftswissenschaftler (und ehem Berater von Investmentbanken) Paul Jorion, Ph.D., holder of the “Stewardship of Finance” Chair at the Vrije Universiteit Brussel.
    http://www.deutschlandfunk.de/zerstoererisches-geld.1184.de.html?dram:article_id=185383

  21. Zitat aus dem Interview:
    Man kann sagen, das Geld ist ein neutrales Instrument, es hat als solches weder eine positive noch eine negative Wirkung. Es ist ein einfacher Ersatz für den Tausch. Eine Ware, die speziell für den Handel konzipiert wurde. Geschichtlich aber ergibt sich ein ganz anderes Bild. Ursprünglich wurden die Feudalgesellschaften von einer Kriegerkaste beherrscht, die den Grundbesitz mit Gewalt für sich in Anspruch nahm. Sie sind das, was Hegel die „Herren“ nennt. Ihnen steht die Mehrheit der Bevölkerung als „Knechte“ gegenüber. Die einen arbeiten, die anderen herrschen. Damit die Produkte zirkulieren können, die in dieser Arbeitsteilung entstehen, braucht man die Händler. Sie ziehen von Land zu Land, verkaufen ihre Waren und leben vom Mehrwert. Für diesen Handel braucht man das Geld als Zirkulationsinstrument. Im Mittelalter und dann vor allem in der Renaissance machen die Herrschenden dann eine überraschende Entdeckung. Sie brauchen Gewalt als Grundlage ihrer Herrschaft nicht mehr. Das Geld tut den gleichen Dienst. Mit ihm kann man andere dazu bringen, für einen zu arbeiten. Daran hat auch die Französische Revolution mit ihrer Neuverteilung der Macht nichts geändert. Die Aristokraten haben schnell verstanden, dass sie auf ihre feudalen Privilegien durchaus verzichten können, wenn sie genügend Geld besitzen. Man braucht kein Schwert oder keinen Degen mehr, man kann das mit Geld arrangieren. Aristoteles hat diesen Aspekt des Geldes als Erbe gesellschaftlicher Gewalt erkannt. Das heißt, das an sich neutrale Instrument des wirtschaftlichen Austausches verändert sich in der auf Herrschaft aufgebauten Gesellschaft. Geld bildet das Herrschaftsverhältnis ab und ersetzt das Instrument der Gewalt.

  22. @AlienObserver

    Aus dem Interview:

    Sie brauchen Gewalt als Grundlage ihrer Herrschaft nicht mehr. Das Geld tut den gleichen Dienst.

    Ungleichheit, Ungerechtigkeit und Gewalt gab es also bereits vor der Verbreitung des Geldsystems. Einen besseren Beweis dafür, dass das Geld nicht die Ursache sein kann, gibt es nicht. Dass die Mächtigen nicht mehr Gewalt anwenden, sondern die gewollten Dienste entlohnen müssen, halte ich persönlich für eine tolle Entwicklung der Moderne.

  23. @Marc:
    Natürlich sind auch Lohnzahlungen, Miete und Kauf in erster Linie von den Machtverhältnissen der Wirtschaftteilnehmer geprägt und nicht von Marktmechanismen. Der Markt wie ihn die Ökonomie versteht ist ein Konstrukt, dass verschiedene vielleict sogar hilfreiche Deutungen und Modelle zulässt, stimmtaber mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit nicht überein

    Wer wieviel Lohn für seine Arbei erhält ist ein Machtpolititscher Aushandlungsprozes, wer wieviel Miete bezahlt war schon immer von den Besitzverhältnissen abhängig nd hat sich seit dem Feudalwesen kaum geändert. Selbst die normale Kauftransktion ist von diesen Machtverhältnissen nd gesellschaftlichen Konstruktioen und Aushandlungsprozesen abhängig.

  24. @Marc:
    sehr schön, dan sind wir uns zumindest einig, dass Geld Ausdruck dieser Machtbeziehungen ist. Das ist ein großer Schritt, da du damit anerkennst, dass Geld kein neutrales Tauschmittel ist sondern zusätzlche andere Eigenschaften besitzt. Natürlich sieht man an nicht monetären Gesellschaften, dass es sich lohnt über diesen Einfluss des geldes nachzudenken und dass Ungleichhet keineswegs zwangsweise existiert.

  25. Carlo sagt

    @ Marc

    Wenn Sie mich schon anschreiben, dann können Sie doch auch konkret auf meine Fragen eingehen, oder nicht? Also versuche ich es noch einmal:
    Wo wir einig sind:
    „Das Geld für eine Zinszahlung wird aus dem umlaufenden Geld entnommen,“
    Das Folgende nehme ich es jetzt als gegeben (komme bei Bedarf darauf zurück):
    „wechselt den Besitzer – vom Schuldner zur Bank – und steht danach wieder als umlaufendes Geld zur Verfügung.“
    Nun kommen schon die Fragen: Woher kommt das umlaufende Geld? Warum blenden Sie die Schuldentilgung aus? Was passiert mit der Geldmenge einer Volkswirtschaft, wenn Schulden getilgt werden?
    Zum anderen: Ich beschrieb kein Modell. Ich zeigte den Buchungsvorgang einer Bank, aus dem hervorgeht, dass der geforderte Zins kein Bestandteil der originären Geldmenge ist, weil er bei der Kreditvergabe nicht entsteht.

    P.S.: Und ein kleiner Tipp: Lassen Sie die Sachen mit Mietzahlungen, Lohnzahlungen und sonstigen Zahlungen einfach weg. Diese sind auch nur möglich, wenn vorher jemand einen Kredit aufgenommen hat und sind deshalb für diese Unterhaltung ohne Nutzen. Bleiben wir bei dem Begriff umlaufende Geldmenge.

  26. @Carlo

    – Geld entsteht durch Kredit
    – Geld wird durch Kredittilgung vernichtet
    – Die umlaufende Geldmenge ist kreditgeschöpftes Geld
    – Ein einzelner Euro kann exakt 1 Zahlung lang existieren, wenn alte mit neuen Schulden abgelöst werden
    – Ein einzelner Euro kann unendlich existieren, wenn ihn die Oma im Garten vergraben und vergessen hat
    – Die umlaufende Geldmenge ist in Nicht-Krisenzeiten relativ konstant, da sich Geldschöpfung und -vernichtung die Waage halten
    – Mit der umlaufenden Geldmenge wird gewirtschaftet (Produziert, Löhne, Mieten gezahlt, gekauft, … )
    – Es besteht kein kausaler Zusammenhang zwischen Geldmenge und erwirtschafteten Umsatz. Eine riesige Geldmenge erwirtschaftet bei einer Umlaufgeschwindigkeit von 0 exakt Nichts und ein einzelner Euro kann bei lichtschneller Umlaufgeschwindigkeit unendlich viel erwirtschaften. In der Realität kann eine steigende Geldmenge eine Umsatzsteigerung in der Wirtschaft auslösen – oder eben nicht, wie die Krisen zeigen.
    – Eine Zahlung heißt, dass Geld den Besitzer wechselt, aber weder Geld geschöpft nocht vernichtet wird. Die Geldmenge bleibt bei einer Zahlung konstant.
    – Der Zins ist eine gewöhnliche Zahlung an die Bank, mehr nicht.

    So funktioniert unser Geld. Es ist nicht so kompliziert, dass es Ökonomen nicht verstehen könnten.

  27. Ganz blöde Frage an Marc: Was ist eine normale Zahlung?
    Schonmal reflektiert was das ist?
    Kommt es da zu einer Begegnung zwischen Menschen?
    Wird da etwas dafür ausgetauscht?
    Was ist die Leistung die die Bank für diese Zahlung anbietet?
    Auf welcher rechtlichen Basis erhält die Bank Zinsen?
    Wer bestimmt über diese Gesetze und wer nicht?
    Warum werden menschen unterschiedlich behandelt wenn sie einen Kredit wollen?
    Wer ist Kreditfähig? Wer zahlt wieviel Zinsen? Sind das alles „normale“ Marktbeziehungen?
    So einfach ist das alles nicht. Immer wenn etwas „normal“ ist, lohnt es sich besonders gut hinzusehen und zu hinterfragen.

  28. Carlo sagt

    @ Marc

    Ich versuche es noch einmal, wir sind ja wieder ein Stück weiter gekommen:
    Einig sind wir uns nun über:
    „Das Geld für eine Zinszahlung wird aus dem umlaufenden Geld entnommen,“ und „Die umlaufende Geldmenge ist kreditgeschöpftes Geld“ (plus Zinsforderungen natürlich)
    Das Folgende nehme ich immer noch als gegeben (komme bei Bedarf darauf zurück):
    „wechselt den Besitzer – vom Schuldner zur Bank – und steht danach wieder als umlaufendes Geld zur Verfügung.“
    Nun kommen wieder die Fragen: Warum blenden Sie die Schuldentilgung aus? Was passiert mit der Geldmenge einer Volkswirtschaft, wenn Schulden getilgt werden?

    P.S.: Was Omas im Garten vergraben, ist nicht Thema der Unterhaltung. Das Sie sich viel mit dem Thema Geld beschäftigen, glaube ich Ihnen. Sie müssen deshalb nicht gleich Ihr ganzes Pulver verschießen. Bleiben wir doch erst einmal beim Thema und Ihren ursprünglichen Aussagen.

  29. @Alien Observer
    Haben Sie schon mal reflektiert was Geld ist?
    Was meinen Sie mit Geldmenge? M1? M2? Ganz andere Definition?

    @Marc
    Bewundernswerter Einsatz um diese kruden Theorien zu entkräften.

  30. @AlienObserver
    „Wie oben schon angesprochen wurde, ist der Geldmarkt eben kein freier Markt, sondern Kredite werden von Institutionen ausgegeben die ein Monopol darauf haben.“ – Darum gibt es auch so viele Banken, weil eine einzige ein Monopol hat?
    „Heute werden Schulden gerne ganzen Volkswirtschaften (über Korruption oder direkte Bedrohung einzelner Entscheidungsträger) aufgezwungen die die völlig unbeteiligte Bevölkerung nicht mehr loswird.“ – Das immer Korruption oder Erpressung im Spiel ist, ist doch hanebüchen.
    „Zuguterletzt ist jeder Zins letztendlich eine Wette auf Wachstum.“ – Das ist nun deinerseits ziemlich platt. Davon war ich ja in meinem Artikel ausgegangen, konnte es aber dann differenzieren.
    Und dass das Geldsystem Ungleichheiten befördert, habe ich oben nicht bestritten, es reicht aber, wenn der Staat da korrigierend eingreift. Dafür brauchen wir kein neues Geldsystem
    @Carlo,
    „Woher hat der Unternehmer das Geld für den Zins? Aus seinem Unternehmenskredit kann es nachweislich nicht stammen und selbst erzeugen darf er kein Geld.“ – Genau. Das Geld kann nur daher kommen, dass andere Kredit aufgenommen haben, um seine Produkte zu kaufen. Oder andere haben Kredit aufgenommen zu haben, um bei einem Abnehmer des Unternehmens Produkte zu kaufen, so dass der Abnehmer das Geld hat, um die bezogenen Produkte zu bezahlen. Die Kette kann man beliebig verlängern, aber irgendeiner muss einen Kredit aufgenommen haben.
    @Marc,
    selbst wenn sich alle Probleme durch steigende Umlaufgeschwindigkeit beseitigen ließen, auch die Umlaufgeschwindigkeit kann nicht grenzenlos wachsen.

  31. „Genau. Das Geld kann nur daher kommen, dass andere Kredit aufgenommen haben“

    Nee, das Geld kommt von seiner Frau. Die arbeitet nämlich bei der Bank und bekommt das als Lohn ausgezahlt. Außerdem haben die beiden auch 3, 4 Aktien der Bank und bekommen eine Dividende.

  32. Argonautiker sagt

    @Allien Observer
    Sehr gute Kommentare

    Ende @ Allien Observer
    ————–

    Im Allgemeinen ist es mit Systemen und Gesetzen so, dienen sie dem Menschen, sind sie förderlich für den Menschen. Müssen die Menschen hingegen Systemen oder Gesetzen dienen, werden sie zum Sklaven. Wenn man sich nun mal die Verteilung der Güter und die Gesetzeslage anschaut, welche diese Verteilung schütz, kann man rundweg sagen. Irgendwas stimmt nicht mit der Verteilung.

    Gut, es gibt Arbeitsame und Faule, Starke und Schwache, Dumme und Schlaue, Schnelle und Langsame, etc., etc., sodaß es sicherlich auch Unterschiede im Besitz geben wird. Und das ist auch gut so. Wäre alles gleich, wäre es saulangweilig.

    Schaut man sich jedoch mal die Unterschiede unter den Menschen genauer an, also wie viel größer und kleiner, schneller und langsamer, sie wirklich zueinander sind, dann wird man feststellen, das es auch in den Unterschieden Grenzen gibt. Es gibt keine 100 Meter große Menschen, oder Menschen, die 100 mal schneller laufen wie eine anderer, oder etwas 100 Mal besser können.

    Es gibt aber mittlerweile Besitzunterschiede unter den Menschen, die weit größer sind als die, die im Menschen an sich angelegt sind. Das heißt diese Besitzunterschiede können nicht allein durch die wirklichen im Menschen innewohnenden Unterschiede entstanden sein. Also das man sagt, wenn einer zwei mal so schnell, oder gut, rechnen, laufen, backen, Häuser bauen kann wie andere, ist das auch doppelt so viel Wert.

    Die immensen Unterschiede müssen also anders entstanden sein, als durch die Unterschiede ihrer bloßen unterschiedlichen Fähigkeiten, denn es gibt unzweifelhaft Menschen, die besitzen mittlerweile viele Milliarden, riesige Ländereien, etc., etc., und andere können kaum von der Hand in den Mund leben.

    Wie kann das sein? Nun wenn es zwar Unterschiede der Menschen zueinander gibt, die aber defacto nicht so groß sind, wie die Unterschiede ihres Hab und Gutes es widerspiegeln, muß es etwas anderes geben, was diese Unterschiede so groß werden läßt.

    Folglich kann etwas mit der Güter Verteilung nicht stimmen. Da kommt Geld ins Spiel. Geld dieser Art, ist ein Werkzeug, welches den Menschen über seine wirklich aus sich bestehende Überlegenheit zu Anderen hinaus noch anbauen läßt. Es läßt ihn noch wesentlich größer werden, was eigentlich nicht durch seine Wirklichkeit als Mensch Bestand hat.

    Die Illusion besteht darin dem Geld eine Fähigkeit zuzusprechen, die es definitiv nicht hat. Es vermehrt sich nicht aus sich selbst. Das ist eine Lüge, und jeder, der an diese Lüge glaubt, und es benutzt, zahlt für diese Lüge, indem der die Zinsen zahlt. Er also als Nutzer die Vermehrung des Geldes vollzieht, die das Geld selbst nicht vollzieht.

    Das geschieht folgendermaßen:
    Leiht man sich diese Art von Geld, also das aus Kredit erzeugte Geld, dann ist dieses Geld, bis auf den Papierwert und die Druckkosten zunächst wertlos. Derjenige, der es sich durch das Benutzen leiht, muß nun die Zinsen bezahlen. Er kann diese Geld für die Zinsen jedoch anders wie eine geldschöpfende Bank, die es sich druckt, nur erwirtschaften, indem er etwas tut, was MehrWert erzeugt, wofür er dann bezahlt wird, also durch sein Tun, die Grundschuld plus die Zinsen zurückzahlen kann.

    Das heißt, das zunächst wertlose Kredit Geld wird erst durch das reale tun der Kreditnehmer zu Werthaltigem Geld. Dabei wandelt dieser, ich nenne ihn jetzt mal den Realwirtschaftler, sowohl die Grundschuld in einen realen Wert um, denn er mußte ja wirklich etwas dafür tun, daß man ihm Geld für seine Leistung gibt, und zusätzlich muß er noch die Zinsen erwirtschaften, die er beides zusammen über die Jahre zurückzahlt.

    Das heißt, beim Kreditgeld erzeugen Banken mit lediglichen Druck- und Papierkosten eine Summe X, die zunächst wertlos ist, und die Realwirtschaft mit seinen Unternehmern und Arbeitern machen daraus durch ihre Leistung werthaltiges Geld.

    Eine kleine Pflicht haben Banken aber doch, denn sie müssen eine Einlagensicherung haben. So ganz aus dem Nichts können sie das Geld nicht drucken. Das heißt sie müssen 1-2% dessen, was sie aus dem Nichts erzeugen von Sparern eingelegt bekommen haben. Mehr aber auch nicht.

    Um es jedem ganz klar zu verdeutlichen, was das heißt. Hätten alle das gleiche Recht, wie eine Systemrelevante Geldschöpfende Bank, dann fragen sie ihren Freund, ob er bei ihnen nicht 1000 Geld deponieren möchte. Tut er das, dann dürfen sie sich 50.000-100.000 Geld selbst drucken, und das gegen Zinsen verleihen.

    Sagen wir 5%. Klingt wenig, ist aber Jährlich, sodaß bei einer Laufzeit von z.B. 20 Jahren 100% draus werden. (wenn man mal ZinesZins wegläßt) Also verwandelt der Kreditnehmer für sie einmal ungedecktes Geld durch seine Leistung in Wertgedecktes, und verdoppeln es dabei auch noch. Nach 20 Jahren haben sie dann doppelt so viel wertvolles Geld wie sie unwertvolles verliehen haben. Bei nur 1 Kreditvergabe!!!

    Man möge mir verzeihen, daß die Rechnungen einfach gehalten wurden, und sicherlich nicht vollkommen korrekt sind, aber ich denke, daß man es zur Veranschaulichung so darstellen kann.

    Nun kann man vielleicht sehen, wo diese riesige Differenz der Reichtümer unter den Menschen herkommt. Hier werden einfachste Leistungen vollkommen unverhältnismäßig entlohnt. Verschleiert durch viel BlaBla.

    Hier gab es Einen, der sagte, daß das Geldsystem perfekt wäre. Da mag ich nur erwidern, für wen? Doch nur für die, die das Monopol auf solch ein Handeln haben, weil sie durch nahezu Null Aufwand, alle Geldnutzer für sich arbeiten lassen, und sich dafür auch noch übermäßig entlohnen lassen. Dieses System dient nur wenigen Menschen und versklavt die Meisten.

    Leider ist es so, daß Sie das eben nicht dürfen, sondern nur die Geldschöpfenden Banken. Wäre das Gelderzeugen ein Vorgang der am normalen Markt teilnehmen müßte und nicht durch Monopolvergabe gedeckt wäre, sodaß es jeder dürfte, sähe die Welt etwas anders aus. Es gäbe weiterhin Unterschiede aber sie wären weiterhin an die Wirklichen Fertigkeiten der Menschen gebunden.

    Beste Grüße

Kommentare sind geschlossen.