Wirtschaftswurm-Blog

Beruhigung an der Target-2-Front?

Im September sind die Target-2-Forderungen der Bundesbank so stark gesunken wie lange nicht mehr. Ist das eine Trendwende?

Die Euro-Skeptiker haben ja in den letzten Monaten einen Riesenbohei um jeden Anstieg gemacht … Ob die jetzt auch alle genau so breit über den Rückgang berichten?„, fragt Blogger Egghat. Nun, ich nehme mit diesem Artikel den Ball auf.

Wer zuvor noch einmal wissen will, was es mit den Targetsalden auf sich hat, kann dies in meinen beiden Einführungsartikeln zum Thema Target 2 und im Artikel „Target 2 – Eine Debatte über die Schieflage des Eurosystems“ nachlesen.

Blick auf das Gebäude der Deutschen Bundesbank in Frankfurt/ Main

Gebäude der Deutschen Bundesbank in Frankfurt/ Main

Nun aber zum Aktuellen. Absolut gesehen ist der September-Rückgang der Targetforderungen der Bundesbank mit 56 Milliarden € der größte monatliche überhaupt. Was sind die Ursachen?

Eine erste Fährte liefert Hans-Werner Sinn in einem Welt-Interview: Im Rahmen der EZB-Politik kauft die Bundesbank Staatsanleihen der Problemländer. Das nennt sich Wertpapiermärkteprogramm  oder „Securities Markets Programm“ – SMP. Dadurch fließt wieder Liquidität in die Problemländer. Die Targetsalden können sinken. Es werden aber lediglich Targetkredite durch reguläre Auslandskredite ersetzt.

Nun erhöhte sich der gesamte Bestand der im Rahmen des SMP von den Euro-Zentralbanken gehaltenen Wertpapiere zwischen dem 31. August und dem 28. September nur um 700 Millionen Euro. Das ergibt sich aus den Wochenberichten der EZB. Man bedenke, das von Draghi angekündigte neue und unbegrenzte Anleihekaufprogramm ist noch nicht aktiv. So lässt sich also nur ein sehr kleiner Teil des Targetsaldenrückgangs mit dem SMP erklären.

Der Hauptteil des Rückgangs geht damit wohl tatsächlich auf eine Beruhigung der Finanzmärkte zurück. Draghis Ankündigung eines neuen Anleihekaufprogramms hat die gewünschte Wirkung gezeigt. Fluchtgelder fließen wieder in ihre angeschlagenen südlichen Heimatländer.

Doch wie lange wird der Effekt andauern? Es ist meiner Meinung nach geradezu die Tragik aller bisherigen Euro-Rettungsmaßnahmen, dass sie kurzfristige erfolgreich sind zulasten des langfristigen Wohlstands Europas.

Auch im Dezember 2011 gab es schon einmal einen Rückgang des Bundesbank-Targetsaldos um 32 Milliarden €, ohne dass dadurch der allgemeine Aufwärtstrend unterbrochen wurde. Zwei Monate später wurde wieder der Stand wie zuvor erreicht.

In Prozentzahlen gemessen gab es seit Beginn der Krise (Oktober/November 2008) schon größere monatliche Rückgänge des Targetsaldos als die jetzigen 7,5%. Jedes Mal war es nur ein kurzes Atemholen beim Klettern der Targetsalden. Ob es dieses Mal anders sein wird, werden erst die nächsten Monate zeigen.


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10 Kommentare

  1. Zaubrberg sagt

    Vielleicht sind es ja nicht Fluchtgelder die zurück geflossen sind. Wenn unsere Banken sich mit Staatsanleihen der IPS eindecken dann sinkt der Targe. Man kriegt nette Zinsen und die EZB hat ja schon garantiert das sie den Schrot kauft wenn notwendig.

  2. Wirtschaftswurm sagt

    Das habe ich jetzt nicht überprüft. Vielleicht gibt es darüber auch schon Daten?

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  4. Das Häschen sagt

    Bei der Trendwende bin ich mir nicht ganz so sicher. Ein Reduktion des Saldo heißt an sich ja, dass Geld aus Deutschland raus fließt. Heißt das dann auch, dass es in Europa verbleibt? Das müsste sich ja in den Salden der anderen Staaten widerspiegeln und ich denke man kann aus der Entwicklung des Saldo in .de allein auf .de rückschließen. Es war ja allein der exorbitante Anstieg ein ‚Signal‘ und der kontinuierliche Trend.

    Ein ähnlicher Trend war auch in den Targetsalden Luxemburgs zu erkennen, Niederlande genauso. Ich möchte aber nicht so weit gehen einen Geldabfluss aus den Niederlanden als großen Schritt in die richtige Richtung deuten.

    Momentan ist die Lage schwer zu beurteilen. Es wird in verschiedenste Finanzinstrumente unterschiedlicher Herkunft und Fristigkeit diversifiziert, die möglw. auf Target2 positiv einwirken, teils in der Staatsverschuldung nicht reflektiert sind… d.h. selbst im schlichtesten Fall, 2-3 jährige Staatsanleihe in Spanien oder Italien läuft ab, dann ist die ‚Sau wieder im Dorf‘. Allein der Wirbel der zuvor erzeugt wird läuft ja ein halbes Jahr vor. Ruhe und Frieden ist sehr begrenzt und kurzlebig. Könnte mir durchaus vorstellen, dass selbst stabilisierte sich der Saldo und bleibe der Gegenwert im EURO Raum, solange Geld gedruckt wird es wird nach .de wanderen am bitteren Ende. Damit Geld kann eingehoben werden, Pensionen zu finanzieren, müssten die Schuldnerstaaten echte Exporte außerhalb des EURO Raum machen. Damit alle etwas im EURO Raum davon haben, müssen wir jemanden anderen, außerhalb des EURO Raum ‚aussackeln‘.

  5. Blinse sagt

    Mmmmh, also ich glaube nicht (ich weiß es nicht, da ich kein Fluchtgeld besitze, leider), daß das sog. geflohene Geld schon jetzt wieder zurückwandert in die „Südstaaten.“ Wäre ich „geflohen,“ mir wärs immer noch zu heiß bzw. unübersichtlich. Ich hätte kein eiliges Bedürfnis, zurückzukehren. Dagegen haben einige Banken hier das überaus dringende Bedürfnis, ihr Geld wieder zinsbringend anzulegen, Zauberberg hats ja schon angedeutet. Und das geht eben nur „da unten.“

    Abwarten. Der nächste Antrag auf Hilfe kommt (Spanien) und dann wird man sehen, wie die Flüchtlinge wieder bzw. weiterhin reagieren.

  6. Wirtschaftswurm sagt

    “ Ein Reduktion des Saldo heißt an sich ja, dass Geld aus Deutschland raus fließt. Heißt das dann auch, dass es in Europa verbleibt?“ – Ja, die Targetsalden aller Eurostaaten zusammen ergeben mMn immer 0.
    @Blinse,
    Kapital vagabundiert ja immer hin und her, vielleicht sollte man sich da wirklich nicht allzu viel den Kopf zerbrechen, woher es genau kommt. Lasst uns erst einmal abwarten, ob die nächsten Monate wirklich eine Trendwende bringen.

  7. Das Häschen sagt

    Danke. Ich dachte es mir, dass es in Europa bleibt sonst ginge der Transfer über ein anderes System vermutlich oder wie auch immer.

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  9. Are you aware that the Swiss National Bank bought 300 billion sound Eurobonds, (DE, NL, FI) via the ECB? Hence, registered in Target2 and that exports to the southern perifery diminished which, however, was compensated to larger export to non-euro states.
    Also, the Swiss national bank parks interest income partly at the BuBa.
    Two reasons: To stabilize the Sfr and to compensate for Euro’s that flow from Gr & SP into Swiss bank accounts.

  10. Wirtschaftswurm sagt

    @King Billy,
    die leicht verbesserte Leistungsbilanz der Südländer hat in der Tat Einfluss auf die Target-2-Salden. Das dürfte allerdings nicht so viel ausmachen. Die Bondkäufe der Schweizerischen Nationalbank sollten dagegen mMn die Targetsalden nicht beeinflussen.

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