Durch die Gründung von „good banks“ kann man gesunde Banken schaffen, ohne dass es den Steuerzahler im Regelfall etwas kostet.
Bevor ich aber auf das Modell „good bank“ komme, zunächst ein Nachtrag zu meinem Artikel über die Fremdkapitalumwandlung. Mathias Täge machte mich über Twitter auf die Schweizer Diskussion aufmerksam. Eine Fremdkapitalumwandlung per Gesetz wurde dort verworfen, weil man Angst vor Klagen ausländischer Anleihehalter in ihrem Heimatland hatte. Z. B. könnten US-Gerichte die Regelungen zur Fremdkapital-umwandlung nicht anerkennen und Klägern in Amerika ermöglichen, sich durch die US-Niederlassungen der Banken entschädigen zu lassen.
Wenn die Fremdkapitalumwandlung allerdings in ganz Europa umgesetzt würde, träfen die Klagen genügend US-Niederlassungen europäischer Banken, um das US-Bankensystem zu erschüttern. Wir können also davon ausgehen, dass die dortige Regierung eingreifen wird und die US-Niederlassungen rettet. Ein bisschen diplomatischer Druck sollte das seine dazu beitragen.
Nun aber zum Modell „good bank“, das von Willem Buiter und anderen vorgeschlagen wurde. Ausgangspunkt unserer Diskussion soll wieder unsere fiktive Bank in Schieflage mit folgender Bilanz sein:
Aktiva (Mittelverwendung) in Milliarden € | Passiva (Mittelherkunft) in Milliarden € | ||
sichere Anlagen | 150 | Einlagen | 120 |
faule Anlagen | 50 | anderes Fremdkapital | 70 |
Eigenkapital | 10 | ||
Summe | 200 | Summe | 200 |
Um weiter am Markt agieren zu können, braucht eine Bank nach unserer Annahme 5 % Eigenkapital auf sichere Anlagen und 35 % auf faule Anlagen. Eine solche Bank schafft man, indem man sichere Anlagen und Einlagen in eine Neugründung auslagert. Das ist die „good bank“. Die Differenz zwischen Anlagen und Einlagen ergibt sich als Eigenkapital der neuen Bank. Im Beispielfall kann die „good bank“ mit einer üppigen Eigenkapitalquote von 20 % das Bankgeschäft beginnen:
Aktiva in Milliarden € | Passiva in Milliarden € | ||
sichere Anlagen | 150 | Einlagen | 120 |
Eigenkapital | 30 | ||
Summe | 150 | Summe | 150 |
In der Altbank verbleibt der ganze Rest. Ferner bekommt sie das Eigentum an der „good bank“:
Aktiva in Milliarden € | Passiva in Milliarden € | ||
faule Anlagen | 50 | anderes Fremdkapital | 70 |
Anteil an „good bank“ | 30 | Eigenkapital | 10 |
Summe | 80 | Summe | 80 |
Werden nun in der Folgezeit die faulen Anlagen verwertet und man muss dabei 35 Milliarden € abschreiben, ist die Altbank pleite. Das Eigenkapital ist weg und die Fremdkapitalgeber erhalten 45 Milliarden. 30 Milliarden aus der Liquidation der Anteile an der „good bank“ plus die 15 Milliarden Verwertungserlöse. Die „good bank“ andererseits könnte durch Aufnahme neuen Fremdkapitals expandieren.
Für die Eigenkapitalgeber ist die „good bank“ die teuerste der in meiner Artikelserie vorgestellten Lösungen. Die Fremdkapitalgeber machen einen Verlust von 25 Milliarden €. Das ist etwas weniger als bei der Fremdkapitalumwandlung. Dort müssen sie einen Forderungsverzicht von 32,3 Milliarden hinnehmen, bekommen aber dafür Bankanteile im Wert von 6,4 Milliarden. (Man rechne nach, dass die Fremdkapitalgeber 76,9 % des neuen Eigenkapitals von 8,3 Milliarden halten.)
Fazit: Die „good bank“ ist eine elegante Lösung der Bankenkrise, die den Steuerzahler 0 kostet. Voraussetzung ist, dass die sicheren Anlagen die zu sichernden Einlagen übersteigen. Ansonsten muss ergänzend eine Rekapitalisierung aus Steuermitteln erfolgen. Ihr Umfang ist aber auf jeden Fall geringer als im reinen Rekapitalisierungs-modell.
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Zur Info zur Umwandelung von Fremdkapital in Eigenkapital:
Die Bundesregierung arbeitet gerade an einem Gesetzesvorhaben, der eine solche Umwandlung auf freiwilliger Basis im Zuge einer Insolvenz oder zur Insolvenzabwehr vorsieht
http://gesetzgebung.beck.de/news/erleichterung-der-unternehmenssanierung-esug
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/057/1705712.pdf
Das solche Modelle überhaupt nicht in der Debatte auftauchen, ist der eigentliche Skandal. Und da merkt man auch den Einfluss der Bankenlobbys auf die Politik. Das in der Schweiz wieder rum das diskutiert wurde, aber eben wegen der Bedenken verworfen, ist zumindest ein gutes Zeichen. Sollte die Schweiz da ihr Know-how einbringen, und mal unsere Politiker die Augen öffnen, für alternativ Modelle, wäre die Lösung des Problems möglich. Aber hier soll anscheinend auf Kosten der Steuerzahler alles passieren…
@Mathias,
volle Zustimmung. Es stinkt auch zum Himmel, wenn Milliardenzahlungen an die PIGS erfolgen mit dem Hinweis, sonst müsste man mit noch mehr Geld die Banken retten. Wenn man will, muss Bankenrettung nichts kosten.
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