Wirtschaftswurm-Blog

Die Kulturwertmark wird funktionieren

Das Problem ist dringlich, seitdem Musik, Literatur und Bild digitalisiert und über das Internet weltweit verbreitet werden: Wie bezahlen wir die Künstler, wenn in der digitalen Welt jeder ihre Werke frei und ohne Kosten kopieren kann? Wie ermöglichen wir es den Schöpfern, sich ihren Werken frei von Existenzängsten zu widmen?

Die Antwort der Kulturindustrie war, die freie Kopierbarkeit der Werke durch das Strafrecht und einen im Laufe der Zeit immer ausgeklügelteren Kopierschutz (Digital Rights Management) einzuschränken. Es wurde also versucht, aus einem öffentlichen Gut ein privates und damit marktgängiges zu machen. Wer mit den ökonomischen Begrifflichkeiten nicht so firm ist: Öffentliche Güter zeichnen sich dadurch aus, dass keiner von seiner Nutzung ausgeschlossen werden kann und alle das Gut gleichzeitig nutzen können. Das klassische Beispiel ist der Deich, der vor Hochwasser schützt. Bei privaten Gütern dagegen kann der Besitzer andere von der Nutzung ausschließen. Außerdem können sie nur von einem (oder sehr wenigen) gleichzeitig genutzt werden.

Das Problem bei der Privatisierung von digitalen Gütern: Die Kosten sind groß und die Einschränkungen für die Nutzer immens.

Logo des CCC

Der Chaos Computer Club (CCC) hat nun mit der Kulturwertmark ein alternatives Konzept vorgelegt. Die Kulturwertmark beruht auf einer Abgabe von (so wird vorgeschlagen) 5 € für jeden Breitbandinternetanschluss. Dafür erhalten die Nutzer digitale Kulturwertmarken, die sie entsprechend ihrer eigenen Vorlieben über ein Online-Bezahlsystem auf digitale Werke verteilen dürfen. Die Schöpfer der Werke erhalten eine Vergütung entsprechend der Kulturmarken, die sie gesammelt haben.

Wenn ein Werk eine festzulegende Summe eingesammelt hat, enden die Urheberrechte des Künstlers und das Werk kann auch von anderen weiterverbreitet werden. Auf jeden Fall sollen die Urheberrechte fünf Jahren nach Veröffentlichung auslaufen. (Bisher enden sie 70 Jahre nach dem Tod des Schöpfers.)

So zumindest das Konzept in Kürze. Um es richtig zu verstehen, sollte man es allerdings im Original lesen.

Trotz mancher Kritik im Netz: Die Kulturwertmark wird funktionieren und ihre Ziele erreichen (zumindest, wenn man einige Voraussetzungen beachtet, dazu in meinem nächsten Artikel mehr). Die Pflichtabgabe ist geeignet und unumgänglich, will man eine sichere Finanzierung eines öffentlichen Gutes erreichen. Peter Piksa (Blog vom Karpfenweg) liegt falsch, wenn er behauptet, Flattr sei ein Gegenbeispiel. Das Flattr-System ähnelt in vielem der Kulturwertmark, beruht aber rein auf Freiwilligkeit. Und Flattr wird wegen seiner Freiwilligkeit für die allermeisten nur ein nettes Trinkgeld bleiben, auch wenn es sichweiterentwickelt.

Unbegründet bleibt, warum Thomas Thiel in der FAZ meint, die Kulturwertmark eigne sich nur für „Einzelgenies“. Welches besondere Problem sollte denn z. B. ein Sinfonieorchester mit dem System haben? Und wenn die Veröffentlichung über Verlage weiterhin von Vorteil ist (vielleicht aus Marketinggründen), so wird auch weiterhin über Verlage veröffentlicht werden.

Im Detail ist natürlich trotzdem einige Kritik an der Kulturwertmark angebracht. Die gibt es in meinem Artikel „Wie das Konzept Kulturwertmark verbessert werden kann„.


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3 Kommentare

  1. Marco Fredrich sagt

    Absolute Ablehnung!!!

    Das ist das GEZ Model für die Musikbrance. Wer Musik hören will, soll sich die kaufen. Die CD werden nicht gekauft, weil sie zu teuer sind. Auch die Download sind verglichen mit den CD Datenträgern viel zu teuer. Das Geschäftsmodell ist veraltet.

    Solch ein Planwirtschaftliches Model, wie die Kulturwertmark muss abgelehnt werden.

    MfG Marco

  2. Wirtschaftswurm sagt

    Ja, es darf sich keine zweite GEZ entwickeln. Dazu werde ich heute in einem zweiten Artikel noch mehr schreiben, denn eine GEZ ist meiner Meinung nach nicht notwendig. Von CD- oder E-Book-Verkäufen allein werden aber wohl immer weniger Künstler leben können, entweder weil die Nutzer sich die Sachen lieber umsonst kopieren oder weil sie durch einen restriktiven Kopierschutz vergrault werden.

  3. Pingback: Das Internet als Park – Teil 2 | Wirtschaftswurm

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