Wirtschaftswurm-Blog

Mindestlöhne – Das falsche Wahlkampfthema

Lohnsteigerungen

Mindestlöhne sind ein heißes Wahlkampfthema. Ökonomische Argumente kommen im Wahlkampf aber zu kurz. Und selbst das moralische Argument, jeder müsse doch von einer Vollzeitstelle leben können, überzeugt nicht.

Mit Patrick Bernau und Dirk Elsner habe ich über Mindestlöhne bereits in unserer letzten Diskussion „Ökonomen live“ gestritten. Und schon einen Tag vorher hatte Thomas Straubhaar in der „Welt“ Mindestlöhne thematisiert. Straubhaar hält die sinkende Arbeitslosigkeit in Deutschland und die steigende Zahl von normalen Vollzeitarbeitsverhältnissen für das beste Argument gegen Mindestlöhne.

Allerdings wurde die gute Arbeitsmarktlage bisher kaum für Lohnsteigerungen genutzt. Das zeigt das folgende Diagramm, das den Anstieg der durchschnittlichen Bruttolöhne jeweils gegenüber dem Vorjahresquartal angibt:

Lohnsteigerungen

Datenquelle: Destatis

Dass Niedriglöhne so heiß diskutiert werden, ist also weder verwunderlich noch überholt. Trotzdem sind Mindestlöhne der falscher Weg – und zwar sowohl als flächendeckender allgemeiner Mindestlohn, wie von SPD, Grünen und Linken favorisiert, wie auch als in Tarifverträgen branchenspezifisch festgelegte Mindestlöhne, wie sie CDU und FDP wollen.

Grundsätzlich gibt es immer Arbeitsplätze bzw. potenzielle Arbeitsplätze, auf denen ein Mindestlohn nicht erwirtschaftet werden kann. Je höher der Mindestlohn ist, desto mehr. Diese Arbeitsplätze fallen bei einem Mindestlohn weg bzw. werden erst gar nicht geschaffen. Die Bäckereifiliale in Randlage mit wenig Umsatz wird z.B. geschlossen, die Verkäuferinnen dort entlassen.

Man muss den Verlust schlecht bezahlter Arbeitsplätze nicht bedauern. Der gesellschaftliche Konsens im letzten Jahrzehnt ging allerdings in die Richtung, dass es besser (und für die öffentlichen Kassen billiger) ist, Leute in Arbeit zu haben als in Arbeitslosigkeit.

Selbst wenn man unterstellte, dass nur 10% der Arbeitsplätze, die unter dem Mindestlohn fallen, wegfielen, wie wollte man das moralisch vertreten? Man kann nicht 10% der Betroffenen die Klippe hinunterstoßen, nur um 90% ein bisschen besser zu stellen!

Kommentator AMV hat zudem darauf hingewiesen, dass Mindestlöhne den Wettbewerb beschränken. Denn Neugründungen sind oft darauf angewiesen, in der Aufbauphase, bei niedrigen, aber steigenden Umsätzen, Billiglöhne zu bezahlen. Fällt diese Möglichkeit weg, entsteht eine Markteintrittsbarriere.

Das ist wohl der Grund, warum Arbeitgeber in manchen Branchen sehr gerne einen Mindestlohn vereinbaren. Dadurch halten sie sich neue Konkurrenz vom Leibe. Erst durch Wettbewerb ist allerdings unser Wohlstand entstanden.

Auf ein weiteres Argument hat Patrick Bernau in „Ökonomen live“ hingewiesen: Mindestlöhne vergrößern langfristig nicht den Abstand zwischen Hartz IV und Niedriglöhnen. Denn der Hartz-IV-Regelsatz orientiert sich ja an den Einnahmen und Ausgaben der unteren 20% der Haushalte. Steigen diese durch den Mindestlohn, steigen in der Folge auch die Hartz-IV-Sätze. Und dann lamentiert man wieder darüber, dass man mit Arbeit kaum mehr Geld hat als mit Hartz-IV.

Apropos Hartz IV. Sind Mindestlöhne nicht nur ein weiterer Schritt in einer Sanktions- und Regulierungsspirale? Der Lohndruck bei den eh schon niedrigen Löhnen entstand vor allem durch Hartz IV und durch die Möglichkeit, Sanktionen für Arbeitslose zu verhängen, wenn die ein Jobangebot ablehnen – auch wenn sie ein Jobangebot ablehnen, weil nur ein Hungerlohn bezahlt wird. Nun sucht man nach neuen Sanktionen, nämlich den Mindestlohn, um die negativen Folgen der bestehenden Sanktionen auszugleichen.

Aber es ist absehbar, dass es beim Mindestlohn nicht bleiben wird. Es wird bereits die Regulierung von Werkverträgen gefordert, damit man den Mindestlohn nicht umgehen kann.

Auch das wird nicht der letzte Schritt sein.


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21 Kommentare

  1. Andena sagt

    Staatlich festgelegte Mindestlöhne sind unverzichtbar.

    Ohne Mindestlöhne bekommt man das Problem der indirekten Unternehmenssubvention durch die Aufstockerregelung und die Erschleichung von Aufträgen und Steuermitteln durch betrügerische Unternehmer, deren Geschäftsmodell darin besteht, Arbeitskräfte für Hungerlöhne arbeiten zu lassen und den Gewinn einzustreichen sowie die Wettbewerbsverzerrungen durch Dumpingunternehmen nicht in den Griff.

    Das Beispiel mit der Bäckerei in der Pampa ist zwar schön gewählt, entspricht aber keineswegs den meisten Fällen, in denen ein auskömmlicher Mindestlohn Wirkung zeigen wird. Die Einführung bzw Übernahme des Tariflohns für die Zusteller der PIN bzw Hermes hat keineswegs dazu geführt, dass Arbeitsplätze entfallen sind, sondern dass die Wettbewerbsverzerrung zum Nachteil der Post entfallen ist.

    Auch die schrittweise Einführung von Mindestlöhnen im Friseurhandwerk hat weder zu einem massenhaften Sterben von Friseursalons geführt noch zu Verlagerung der Arbeitsplätze nach Ostasien und auch die Haare wachsen heuer nicht langsamer als früher. Wohl aber sind die Haarschneideketten unter Druck, deren Geschäftsmodell darauf beruhte, in engen und schlecht ausgestatteten Räumen mit halb ausgebildeten und schlechtbezahlten Kräften durch Kampfpreise Kunden anzulocken.

  2. Es ist müssig mit Ökonomen wie Wirtschaftswurm über den Mindestlohn zu diskutieren. Die „wissen“ halt, dass ein Markt für Arbeit genauso funktioniert wie ein Markt für Bananen. Und mit Empirie a’la Krueger et al braucht man gar nicht erst anfangen. Das steht so nicht in ihren Lehrbüchern. Das muss falsch sein!

  3. Arne Kuster sagt

    @Andena,
    es gibt wirklich sehr viele unsinnige Unternehmenssubventionen. Wenn man sparen will, kann man da anfangen, aber nicht bei der Aufstockerregelung. Und die Pleite von PIN damals hat natürlich erst einmal zu einem Verlust von Arbeitsplätzen geführt. Das ist doch keine Frage. Schließlich zu den Frisören: Wir enden noch damit, dass wir uns alle gegenseitig die Haare schneiden.
    @Stephan Ewald,
    ob meine Diplomarbeit wohl eine vergleichende Analyse empirischer Arbeiten war? Bei der vergleichenden Analyse der empirischen Arbeiten zum Mindestlohn komm ich aber auf keine eindeutige Antwort. Darum hatte ich ja schon bei „Ökonomen live“ einen Kompromiss vorgeschlagen. Wir fangen mit 6 € Mindestlohn an, wissenschaftliche Institute überprüfen die Auswirkungen und solange kein Anstieg der Arbeitslosigkeit festgestellt werden kann, erhöhen wir alle drei Jahre den Mindestlohn um 1 €.

  4. Häschen sagt

    Der Wegfall von Arbeit ist ja durchaus begrüßenswert, jener der Arbeitsplätze ist an sich für jene übel die geübt darin sind die Früchte anderer abzuschöpfen in welcher Form auch immer. Da spannt sich ein breiter Bogen, der in den vergangen Jahren ausgiebig diskutiert wurde, über die ganze Gesellschaft. Arbeitsplätze werden abgebaut und parallel sollte Neues entstehen. Dazu später.

    Den Mindestlohn selbst halt ich als Element der primären Einkommensverteilung für höchst begrüßenswert. Ob der Flächentarifvertrag über die Ländergrenzen hinaus sinnvoll ist in Kombination mit der Branche ist eine andere Sache. So detailliert kenne ich .de dann nicht.

    Arbeitszwang und Mindestlohn in Kombination sind bedenklich. Ich streite gar nicht durchaus positive besetzte Idee mit dem Schutz vor Qualitätsverlust in funktionierenden Systemen ab. Man muss nicht Bestehendes niederreißen um jeden Preis.

    Die Politische Dimension ist immer grad vor der Wahl – ich könnte den Wahlkampf nicht besser umschreiben
    http://www.youtube.com/watch?v=7V7MOk0FZrg
    die ‚U(m|n)verteilung‘ am laufen zu halten.

    Deswegen ist ein Umfeld in dem ein Lohn- und Gehalt im Rahmen einer sinnvollen freien Preisfindung kann stattfinden oberstes Gebot. Der allgemeine Ermessensspielraum an sich ist ja kaum mehr begrenzt. ‚Geld‘ ist genug da, die Wirtschaftseinheiten sind kreditwürdig, an dem wird es nicht scheitern.

    Die Bürger tragen die Finanzierungskosten, da sollte es doch möglich sein, jedem ein anständiges bis fürstliches Gehalt zukommen zu lassen. Branchen entwickeln sich zusehends aus dem Korsett des Gewerbes und der Industrie heraus.

    Man bekommt ja kein Goldsackerl, im Sinne eines Werteaustauschs für Arbeit in die Hand gedrückt.:) Es ist pures Tauschmittel. Es gilt einfach ein Kompromiss zu finden, dass einer seits Risiko und Investition in den Standort garantiert bleiben – aber das ist das einzige das die Arbeitnehmer, die eigentlich die Arbeitsleistung geben, allen anderen zugestehen sollten.

    Da stellt sich dann doch die Frage, wie sich neue Geschäft verbreiten kann. Es werden vermutlich immer weniger Jobs geschaffen am Ende die aus dem Nationalen Pool können besetzt werden. Die Normalverteilung ist grausam:), aber die ist wirklich alternativlos.

    Menschliche Arbeit an sich ist mal an sich gratis – der Gegenwert für eine Stunde eines unselbstständig erwerbstätigen ist ja noch dazu durch die organisatorischen Defizite der Betriebs- respektiv Unternehmensorganisation limitiert. Große Geschäfte mit kaum Marge und billigsten Kräften ist auch eine Frage des Preisbewusstseins des Lieferanten.

    Eine Untergrenze für die Bepreisung macht schon Sinn. Wir leben in einem spezialisierten Wirtschaftsraum und so dynamische Wirtschaftszweige wie IT, mit großen Chancen damals für Quereinsteiger und Generalisten, sind selten. Der Weg ist eher über günstigen Preis zuerst neues an den Mann zu bringen und daraus zu wachsen.

    Der Kunde darf aber nicht der Politiker werden … sonst ist die Fehlallokation vorprogrammiert, wie das Amen im Gebet, da politische Motive an sich nicht zwingend redlich sind, bezieht man sich auf die Interessen des Individuums und dessen potentielle Stärke im Leben selbstbewusst aufzutreten. Man sagt gerne, ‚Der Staat‘. Der Staat ist in dem Fall eher neutral. Dem Staat ist relativ egal, was jemand verhandelt und wie er seine Kosten deckt, solange der Staat selbige kann decken.

    Politiker wollen die Lämmer und vice versa, denn gleich und gleich gesellt sich gern. Der Löwe brüllt zwar und streckt die Pfote, aber am Ende blöken wieder fröhlich alle durcheinander. Dem engen Rahmen der Koppel zu entfliehen, das weniger. Wie bei uns die Grünen im Wahlkampf sagen – wir sind weniger belämmert als die anderen. Das umschreibt die Situation an sich sehr gut.

    Es gibt gelungene Modelle, Vertrieb von Musik über das Internet, das für den Künstler als Individuum wesentlich spannender ist und für den Konsumenten befriedigender.

  5. Habnix sagt

    Die zu niedrigen Markt-Eintittslöhne gehen dann zu lasten anderer Produkte, womit ein Schaden entstanden ist. Marktreif zu sein, heist dann aber auch die richtigen Löhne bezahlen zu können und nicht einfach auf Pump der Arbeinehmer zu agieren und wenn es schief läuft auch noch den schlimmsten Fall zu nehmen z.b. Arbeitslosigkeit und den Staat zahlen lassen also wir alle.

    bah pfui !

  6. Habnix sagt

    Die Markt-Eintrittsbarriere hat sich dann für alle erhöht.Also wenn ich ein neues Produkt habe ist es etwas nützliches für alle das ich es Produziere, wenn ja aber dann so das der Lohn nicht den anderen die Markteintritsbarriere erhöht. Ausnahme ich habe ein wesentlich besseres Produkt und biliger Prodzuiertes Produkt, wie die direkte Konkurrenz ohne das ich anderen Marktteilnehmer die was völlig anders produzieren die Markt-Eintrittsbarriere erhöhe .

    Ich bin sicher kein Unternehmer übenimmt mit seinem tun die ganze Marktverantwortung.

  7. Pingback: Mindestlohn – ein homöopathischer Ökonomen-Aufguss | libri logicorum - Wirtschaft und Politik.... logisch

  8. „Apropos Hartz IV. Sind Mindestlöhne nicht nur ein weiterer Schritt in einer Sanktions- und Regulierungsspirale? Der Lohndruck bei den eh schon niedrigen Löhnen entstand vor allem durch Hartz IV und durch die Möglichkeit, Sanktionen für Arbeitslose zu verhängen, wenn die ein Jobangebot ablehnen – auch wenn sie ein Jobangebot ablehnen, weil nur ein Hungerlohn bezahlt wird.“

    Das sehe ich ebenso. wenn es einen „freien Arbeitsmarkt“ gäbe, in dem der Beschäftigte die echte Chance hätte einen Job abzulehenen, bräuchten wir keine Mindestlohndebatte.

    In den Kreisen der marktliberalen wird trotzdem gerne für harte Zwangsmaßnahmen argumentiert. Gerade AFD oder FDP sind schreien am lautesten wenn es darum geht Zwangsmaßnahmen gegen Arbeitslose einzuführen.

    Wie das mit Freihei und Leistungsgerechtigkeit zusammenpasst ist ein großes Rätsel.

    Mindestlohn ist daher das falsche Mittel um die soziale Gerechtigkeit zu verbessern. Besser als gar nichts gegen Ausbeuterlöhne zu tun ist es aberr allemal.

  9. PotzBlitzDonner sagt

    Ich verstehe manchmal diesen Zusammenhang der Mindestlohndiskussion mit den Aufstocken nicht. Die letzten zahlen die mir bekannt sind waren circa 300000 VOLLZEITaufstocker die es in diesem Land gibt. Es wurde auch in dem Zusammenhang gesagt, das es sich hier auch um viele kinderreiche Familien handelt. Es könnte also gut sein das ein großer Teil der 300000 mehr als den Mindestlohn bekommen aber das dieser dennoch nicht reicht. Ein anderer Teil würde der Mindestlohn auch nichts nützen weil sie dadurch zwar mehr Gehalt von ihrem Arbeitgeber bekämen das Geld würde hier aber immer noch nicht reichen. Sie müssten weiterhin aufstocken. Gut der Staat müßte weniger bezahlen er würde aber auch weniger Steuereinnahmen von dem Unternehmen bekommen, was wird da wohl Netto für den Staat hängen bleiben ?!
    Also wie viele hätten einen wirklich echten Mehrwert durch den Mindestlohn ? Und wie viele würden vielleicht doch ihren Arbeitsplatz verlieren weil er eben nicht die nötige Wertschöpfung des Mindestlohnes hergibt ?

    Auf der anderen Seite gibt es sicherlich einen Personenkreis die zwar unterhalb eines bestimmten Mindestlohns verdient welcher aber unter Umständen leben, die es nicht nötig machen aufzustocken weil zum Beispiel der Ehepartner genug verdient.
    Das sind zum einen Vollzeitkräfte und zum anderen weit mehr Teilzeitkräfte deren Arbeitsplätze durch einen Mindestlohn in Gefahr gerät. Dieser Personenkreis sollte bei einer Abwägung auch noch Berücksichtigung finden. Hier schafft man unter Umständen weitere vom Staat zu alimentirende Haushalte die momentan noch gut selber über die runden kommt.

    Die Hauptbetroffenen sind vermutlich eher Single-Haushalte die außer ihrem Gehalt keine weiteren Einnahmen haben und zur Miete leben. Ist das eine Lebensweise die wenn man sie sich denn eigentlich nicht leisten kann unsere Gesellschaft unterhalten sollte ?! Im Moment tun wir das durch Aufstockung, Ok, reicht das nicht? Aber sollen wir das auch noch durch einen Mindestlohn fördern der auch viele Arbeitsplätze in Gefahr bringt ?

  10. Pingback: Kleine Presseschau vom 17. September 2013 | Die Börsenblogger

  11. …. Also wie viele hätten einen wirklich echten Mehrwert durch den Mindestlohn ? Und wie viele würden vielleicht doch ihren Arbeitsplatz verlieren weil er eben nicht die nötige Wertschöpfung des Mindestlohnes hergibt ? ….

    Die Frage ist nicht falsch aber auch nicht ganz richtig.

    Einen Mehrwert hätten einige im Verhältnis zu heute. Es würden in abhängigkeit zur Höhe relativ wenige den Arbeitsplatz direkt verlieren. Das liegt u.a. daran, das viele niedriglohn Arbeitsplätze bereits verlagert wurden. Andere dieser Arbeitsplätze würden in den Bereich der Selbstständigen verlagert. Das betrifft beispielsweise das Friseurgewerbe. Man hat das schon vor Jahren im Bausektor gesehen wo es im Verhältnis hohe Mindestlöhne gibt. Das ist ein Sektor welches klassisch ein Mindestlohn-Sektor wäre. Folgerichtig wurde im Verlaufe der Erhöhungen der Löhne dort juristisch der „Scheinselbstständige“ erfunden. Das gleiche gibt es auch bei Paketdiensten und ansonsten überall dort wo eben die Differenz zwischen realem Marktlohn (Arbeitskräfteangebot) und dem staatlich verordneten besonders groß ist.

    Die tatsächliche Problematik liegtdann des weiteren in all den Jobs welche erst gar nicht aufkommen. Das könnten sie (und zu hohen Nettolöhnen) – wenn man etwas anderes als den Mindestlohn als Lösungsansatz wählen würde. Mit einem Mindestlohn m.E. jedoch undenkbar.

    Aber auch das habe ich schon einige Male geschrieben. Es ist Politikern und auch dem Volk zu kompliziert das bestehende ebenso komplizierte Geflecht um die benötigen Dinge zu verändern. Es ist viel leichter etwas neues hinzuzufügen. Aus dem Grund gibt es auch dicke Gesetzbücher. Das ist wie das mit dem berühmten wackelnden Tisch und den Bierdeckeln. Dort eines drunter…. und noch eines woanders drunter… Wir haben inzwischen bereits so viele Bierdeckeln unter jedem Tischbein das keiner es wagt an selbigen mal etwas zu verändern aus Furcht das Gebilde könnte umfallen.

    Grüße
    aloa
    logicorum

  12. Arne Kuster sagt

    @AlienObserver,
    die SPD verteidigt die Hartz-IV-Sanktionen mindestens genauso vehement wie die AfD.
    @logicorum (=Andena, nehme ich an),
    die große Mehrheit der Niedriglohnempfänger würde profitieren. Für mich ist das jedoch kein Argument, wenn das dadurch erkauft wird, dass dann eine Minderheit von Leuten, denen es bereits jetzt nicht besonders gut geht, noch schlechter geht. Wenn ich deine Argumentation Blog Logicorum richtig verstanden habe (aber ehrlich gesagt, bin ich mir da nicht sicher), könntest du dich ja mit einem Mindestlohn von 6 € anfreunden. Damit sind wir ja ziemlich nah beieinander. Wenn schon Mindestlohn, dann darf man dieses Mittel nicht überstrapazieren. Er taugt höchstens dazu, besonders krasse Fälle zu verhindern.

  13. @logicorum (=Andena, nehme ich an)

    ^ ^ Nein. 😉 Ich habe schon richtig unterschrieben (wenn auch die 5 weggelassen – aloa5)
    Wenn ich deine Argumentation Blog Logicorum richtig verstanden habe (aber ehrlich gesagt, bin ich mir da nicht sicher), könntest du dich ja mit einem Mindestlohn von 6 € anfreunden.
    Andena ist eher ein Befürworter. Ich könnte mich sagen wir „arrangieren“.

    Ich bin
    A) für Netto-Mindestlöhne
    und (zeitlich davor)
    B) dafür eine besondere „Steuer“ einzuführen [das ist im Blog beschrieben und nicht ganz einfach]; Das verändert die Abgabenlast für Arbeitnehmer und Arbeitgeber unterschiedlich. Das Netto vom Brutto im unteren Lohnbereich wird höher während die Lohnkosten im mittleren Einkommensbereich sinken. Im Grunde eine Modellierung der Sozialversicherungsabgaben, separat für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Es ist rechtlich unmöglich es direkt über KV/RV/PV zu modellieren.

    Die Problematik ist mehrdimensional. Nettolöhne, Nachfrage, Lohnabstand, Konkurrenzfähigkeit, Anreiz, Lohnkosten. Mindestlöhne als Bruttolöhne im bestehenden System sind fast „Linear“ und bewirken m.E. lediglich eine Lohn/Preis-Spirale. Es beherrscht die Mehrdimensionalität nicht und muss (zwingend) laufend (deutlich) nachkorrigiert werden. Das ganze so lange wie es das Ausland ebenso macht (Lohnkorrekturen auf Basis gewollt inflationärer Tendenzen). Darauf ist man dann angewiesen. Das funktioniert so weit man den Status quo an hoher Arbeitslosigkeit (induziert durch Mängel am Abgabensystem) beibehalten möchte bzw. billigend in Kauf nimmt.

  14. ThomasP sagt

    Ich habe den Wirtschaftswurm ja schon auf Twitter kritisiert, jetzt also noch einmal hier. Mir sind beide Theorien bekannt, sowohl die der Befürworter, als auch der Gegner von Mindestlöhnen.

    Das Beispiel der Bäckeifachverkäuferin ist übrigens eines, bei dem man sagen muss, nicht überall in unserer Gesellschaft funktioniert der freie Markt, besonders dann nicht, wenn für das Angebot nicht genügend Nachfrage besteht. Das kann man jedoch durchaus mit Kombimodellen ausgleichen. Will eine Kommune, die deren Größe nicht ausreicht, um marktwirtschaftlich einen Bäcker zu betreiben, diesen im Ort halten, so müssen andere Wege gefunden werden. Es wäre z.B. auch möglich, neben der Bäckerei weitere Dienstleistungen anzubieten oder Fixkosten wie Miete zu senken, etc..

    Der Lohn ist auch ein Zeichen des Respekts, zumindest wurde er lange Zeit so proklamiert. Was bei der (volks-)wirtschaftlichen Betrachtung zu kurz kommt, ist das ein solcher Lohn verfestigend wirkt. Es mag sein, dass die eine oder andere Person daraus aufsteigt, jedoch steigen zwangsläufig mehr ab. Auch bleibt die Frage, ob das statistische Modell, nachdem die Regelsätze in HartzIV derzeit berechnet werden, unter den Annahmen, dass der untere Lohnbereich weiter absinkt, nicht langfristig doch einer verfassungsrechtlichen Prüfung nicht mehr standhält.

    Es sei auch auf das Problem verwiesen und das ignorieren scheinbar alle Ökonomen, dass hier ein Teufelskreis entsteht. So gibt es für diese Personen, die von den hier genannten Löhnen nicht leben können, keine Möglichkeit zum Aufstieg in besser bezahlte Arbeit. Dies ließe sich nur erreichen, indem man qualifiziert weiterbildet. Wer Transferleistungen nach dem SGB II bezieht, darf sich nämlich genau gar nicht weiterbilden. Es sei denn er möchte Anfang 30 in der Abendschule einen Schulabschluss upgraden.

    Wer also den Mindestlohn ablehnt, muss Fleiß und Weiterbildungswillen anerkennen und den Menschen die Möglichkeit geben auch im Transferbezug eine weitere, über die erste Ausbildung hinausgehende Ausbildung absolvieren zu können.

    Bei den Parteien stehen derzeit nur Linke, Grüne und Piraten für das Konzept, auch nach Abschluss der Ausbildung weitere besuchen zu dürfen. Heißt also, da werdet ihr als Ökonomen auch noch wirken müssen. Von daher berücksichtigt den Aspekt bitte in der Debatte mit.

    Viele Grüße

  15. Das Beispiel der Bäckeifachverkäuferin ist übrigens eines, bei dem man sagen muss, nicht überall in unserer Gesellschaft funktioniert der freie Markt, besonders dann nicht, wenn für das Angebot nicht genügend Nachfrage besteht.

    Und wenn in der Nachbargemeinde ein Bäcker aktuell überleben kann (da von dieser die Kunden herübergehen) wird er es morgen nicht mehr können. Er muss dann ebenfalls subventioniert werden. In der Zeitung steht dann „immer mehr Bäckereien müssen vom Staat unterhalten werden“. Und weil diese Beiden Subventionen erhalten werden andere das gleiche einfordern. Beim politisch gewollten Grundbedarf ist das quasi der „Landwirtschafts-Subventionen-Effekt“. Wir stehen auf einer ganz anderen Ebene vor diesem Problem: bei Landärzten.

    Wie gesagt gibt es für das Problem (bessere) Lösungen. Nur sind diese nicht so plakativ und nicht ganz so einfach.

  16. ThomasP sagt

    Es wurde glaube ich schon erwähnt, dass der Bäcker an für sich schon ein schlechtes Beispiel ist. Schon heute kann man von den Löhnen weder Leben noch eine Familie ernähren. Und das wird wiederum durch Transferleistungen nach dem SGBII subventioniert.

    Der Discounter z.B. der seine Mitarbeiter nur in 20h Teilzeit anstellt, weil diese flexibler zu handhaben sind. Die Bäckereifachverkäufer/in verdient etwa 1100-1900€ Brutto. Auch hier ist davon auszugehen, dass das für eine Familie nicht reichen wird, es folglich quer subventioniert wird.

    Ihr beschreibt also den Status quo. Dann müssen wir Firmen, wie PIN und die Discounter dicht machen. Selbst die in der Großstadt.

    Für jeden der Kommentare liest nochmal. Dort wo Markt nicht wirken kann, eine Leistung aber gewollt ist, müssen andere Lösungen her. Und Ziel darf es nicht sein, einen Monetären Gewinn zu subventionieren, wenn es auch andere Möglichkeiten gibt, z.B. die Angebotsausweitung auf andere Bereiche.

    Es gilt immer noch die These zu diskutieren: Jemand der durch SGBII subventioniert wird, erhält keinen Zugang zu neuer Ausbildung. Deshalb sollen durch SGBII auch Ausbildung über die erste hinaus möglich sein, damit Menschen die Möglichkeit haben, sich frei zu entfalten. Oder wir regeln das über einen Mindestlohn, der Ausreicht, damit den Menschen die Möglichkeit gegeben wird.

  17. Lohndumping

    …kann nur solange betrieben werden, wie durch ein hortbares Geld mit Wertaufbewahrungs(un)funktion ständig Arbeiter ausgesperrt werden und somit jederzeit ein Arbeitslosenheer zur Verfügung steht, das sich zu billigsten Preisen dem Restarbeitsmarkt anbieten muss. Wird dem Geld die Hortbarkeit genommen und verschwindet damit auch die Rentabilitätshürde des Urzinses, kommt es zwar nicht sofort, aber innerhalb weniger Jahre zur Vollbeschäftigung. Es sind dann nicht mehr die Sachkapitalien knapp und die Nachfrage nach Arbeitskraft begrenzt, sondern es sind umgekehrt die Sachkapitalien und damit auch die Arbeitsmöglichkeiten reichlich vorhanden und die menschliche Arbeitskraft wird zur ökonomisch knappsten Ressource, sodass sie auf Kosten des bisherigen Kapitalertrages ihren vollen Arbeitsertrag erhält:

    “Die Natürliche Wirtschaftsordnung fördert das Wohl der Gesamtheit, indem sie dem Wohl aller einzelnen dient. Daher nimmt sie dem Gegensatz zwischen Gemeinnutz und Eigennutz jenen zuspitzenden und unversöhnlichen Charakter, der nur durch die kapitalistische Entartung der liberalistischen Wirtschaft entstand. Sie beseitigt alle Monopole, ohne an ihre Stelle staatliche zu setzen, indem sie lediglich die beiden entscheidenden Monopole, nämlich das Geld- und Bodenmonopol der Kontrolle der Allgemeinheit unterstellt. Der Arbeiter braucht in dieser Wirtschaftsordnung zur Wahrung seiner Rechte weder die Hilfe des Staates noch den Schutz gewerkschaftlicher Organisationen, weil er als gleichberechtigter Vertragspartner ebenso wie der Arbeitgeber seine Bedingungen und Forderungen stellen kann. Denn die von Rodberus und Marx geschilderte Situation, die im Kapitalismus zu einem erpressten Vertragsabschluss mit Ausbeutung des Arbeiters nach dem “ehernen Lohngesetz” führt, erfährt einen grundsätzlichen Wandel, weil die Arbeit – wenn sie schon nach Marx als “Ware” aufgefasst wird – in einer monopolfreien Vollbetriebswirtschaft zur gesuchtesten und daher umworbensten Mangelware wird. Daher steigt ihr Preis bis zum überhaupt möglichen Höchstwert, nämlich bis zur Höhe des vollen Arbeitsertrages auf Kosten der Kapitalrente in allen ihren Formen wie Zins, Dividende und Spekulationsgewinn.”

    Ernst Winkler (Theorie der Natürlichen Wirtschaftsordnung)

    Einfache Zusammenhänge, die schon 12-jährige Schulkinder verstehen, werden von “Erwachsenen”, die politisch “denken”, nicht einmal ansatzweise begriffen; und Dummheit ist ein weit gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit:

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2013/02/schuldenbremse-und-wachstum.html

  18. Arne Kuster sagt

    @Stefan Wehmeier,
    die Lohnfindung ist auf einem freien Markt Sache von Angebot und Nachfrage. Ich sehe keinen Zusammenhang mit der Geldordnung. Dass Geld gehortet und damit dem Wirtschaftskreislauf entzogen wird, spielt auch heute, im Gegensatz vielleicht zu früheren Zeiten, keine Rolle mehr. Wir haben stattdessen das Problem, dass Geld in einem weitgehend unproduktiven Finanzkreislauf gepumpt wird. Die Fragen und Antworten der Freiwirtschaftler sind einfach völlig veraltet und irrelevant geworden.

  19. „Ich sehe keinen Zusammenhang mit der Geldordnung.“

    Sorry. Ich vergaß zu erwähnen, dass Sie zuerst Ihr fehlerhaftes Betriebssystem löschen müssen, um überhaupt etwas sehen zu können:

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2013/10/cancel-program-genesis.html

    „Dass Geld gehortet und damit dem Wirtschaftskreislauf entzogen wird, spielt auch heute, im Gegensatz vielleicht zu früheren Zeiten, keine Rolle mehr.“

    Auf Girokonten liquide gehaltene Geldansprüche dienen hauptsächlich der Spekulation. Wenn z. B. die Ladung eines Erdöl-Tankers während seiner Reise mehrfach von Spekulanten gekauft und verkauft wird, um durch künstliche Verknappung den Ölpreis hochzutreiben, wird damit zwar viel Geld hin- und herbewegt. Relevant für den Marktpreis des Erdöls ist aber nur der Verkauf vom letzten Spekulanten an die Raffinerie. Die durch die Wertaufbewahrungs(un)funktion des herkömmlichen Geldes (Zinsgeld) überhaupt erst ermöglichte Spekulation ist also keine Geldbewegung im marktwirtschaftlich relevanten Sinne, sodass kurzfristig verfügbare Geldansprüche auf Girokonten, mit denen in großem Stil spekuliert wird, als gehortetes Geld mit einer für die Realwirtschaft effektiven Umlauffrequenz nahe Null anzusehen sind. Börsenspekulationen gehören nicht zum BIP.

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2013/01/geldtheorie.html

    „Die … Antworten der Freiwirtschaftler…“

    …beantworten alles:

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2013/10/wohlstand-fur-alle.html

    Noch Fragen?

  20. Wir brauchen nicht nur einen Mindestlohn, wir brauchen einen Mindestlohn von 12,50!

    Alles andere ist volkswirtschaftlich unsinnig. Wer als Unternehmer diesen Lohn nicht bezahlen kann oder will, hat auf dem Markt nichts zu suchen und muss verschwinden.

    So einfach ist das.

  21. Pingback: Mindestlohn: Der Europäische Gerichtshof stoppt Einflussnahme aus der nordrhein-westfälischen Provinz | Wirtschaftswurm

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