Was wäre, wenn? Darüber lässt sich natürlich immer trefflich streiten. Aber was Jens Witte auf SPON über den „D-Mark-Alptraum“ schreibt, ist teilweise haarsträubend unplausibel. Darüber muss man streiten.
Aber eines vorweg: Wie im Artikel „Euro am Ende?“ geschrieben, glaube ich nicht an den großen Euro-Zusammenbruch und die Wiedereinführung der D-Mark, sondern an einen kleinen Euro-Zusammenbruch, das Ausscheiden von Spanien, Portugal und Griechenland aus der Eurozone. Die Wirtschaft dieser Länder läuft nicht im Eurotakt, darum müssen sie raus.
Mein Szenario unterstellt allerdings eine gewisse Einsichts- und Lernfähigkeit der Politiker. Ich hoffe einfach, dass die europäischen Politiker früh genug erkennen, dass man sich von den drei Mittelmeerländern verabschieden muss. Sollten die Politiker aber tatsächlich noch dümmer sein als angenommen und sollten sie zulange an einem 16-Länder-Euro festhalten, dann könnte es vielleicht wirklich irgendwann für den Euro insgesamt zu spät sein. Dann wird er uns um die Ohren fliegen.
Aber selbst das wäre nicht die große Katastrophe, die Jens Witte im Artikel „D-Mark-Alptraum“ an die Wand malt. Gehen wir mal seine Thesen durch:
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„Eine neue Währung kostet viel Geld.“ Ja, das stimmt, aber „viel“ ist immer relativ. Die Einführung des Euro-Bargeldes hat damals etwa 1 Milliarde € gekostet. Was ist das schon gegenüber den 22,4 Milliarden Kredite allein an Griechenland, für die wir bürgen und die wir größtenteils in den Wind schreiben werden können?
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„Ohne Euro bricht der deutsche Export ein.“ Ja, wahrscheinlich würde eine neu eingeführte D-Mark zunächst an den Devisenmärkten in die Höhe schießen. Aber wir kennen die Finanzmärkte, sie haben immer nur einen kurzen Atem. Mittelfristig wird sich ein Kurs durchsetzen, mit dem die Exportwirtschaft leben kann.
Und überhaupt: Auch mit Euro wird der deutsche Export einbrechen. Spanien, Portugal und Griechenland fallen in den nächsten Jahren als Nachfrager aus, weil sie gerade wegen des Euros sparen müssen.
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„Die Zahl der Arbeitslosen schießt in die Höhe.“ Wie gesagt, ob mit Euro oder ohne Euro, die Exportwirtschaft sollte demnächst nicht allzu viel auf die Eurozone setzen. Vorerst haben wir aber das Glück, dass Asien und Lateinamerika den Nachfrageausfall aus den Euroländern mehr als ausgleichen können. Arbeitslosigkeit wird sich in Grenzen halten.
Vor allem darf man nicht die Vorteile einer starken Währung vergessen. Importe werden nämlich billiger. Und davon werden wir alle profitieren – sei es beim Tanken oder beim Kauf von Elektronikwaren „Made in China“.
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„Europa verliert gegenüber China und den USA an Einfluss.“ Nun ist Einfluss von vielerlei Faktoren abhängig, wobei die Größe des Währungsraums einer der unbedeutendsten Faktoren ist. Auch nützt ein möglicher Einfluss nichts, wenn man so zerstritten ist, dass man damit nichts anzufangen weiß.
Für Deutschland gilt: Mit der Einführung des Euro hat Deutschland Einfluss abgegeben. Durch eine eigene Währung würde es wieder Einfluss hinzugewinnen.