15 Jahre italienische Wirtschaftsmisere zeichnete Teil 1 dieses Artikels nach. Teil 2 zeigt nun, wer die Leidtragenden sind. Sie finden sich vor allem im Süden des Landes, im Mezzogiorno, und es sind vor allem die Jungen, von denen viele arbeitslos sind.
Ob die Epochenwende 2016 gelingt, hängt nicht nur von Regierungschef Matteo Renzo ab. Trotzdem hat der italienische Aktienmarkt schon einiges an Optimismus vorweg genommen.
Die Sorgenkinder des Sorgenkinds Italien
Nichts an der italienischen Gesamtwirtschaft ist so schlecht, dass es nicht in Süditalien noch schlechter sein könnte. Nehmen wir nämlich den Zeitraum 2001 bis 2011, so hat sich die Kluft zwischen Nord und Süd weiter vergrößert. Der Anteil des Südens und der Inseln (Sardinien und Sizilien) an der italienischen Wirtschaftsleistung schrumpfte über die zehn Jahre weiter von 23,9% auf 22,8%. Neuere Daten hat Eurostat hierzu leider nicht zusammengestellt. Der Einfluss des zweiten Wirtschaftseinbruchs Italiens auf den Süden ab 2011 ist also noch gar nicht richtig erfasst.
Die miserable Wirtschaftslage trifft in Italien hauptsächlich die Jungen. Die Jugendarbeitslosigkeit in Italien liegt nun bei 39,8%, doppelt so hoch wie der schon recht hohen EU-Durchschnitt.
Die deprimierende Entwicklung seit dem 2. Quartal 2011 zeigt ein Diagramm:
Warum sollte gerade jetzt die Wende für Italien kommen?
Matteo Renzi und mögliche Spielverderber
Die Optimisten setzen auf den Regierungschef Matteo Renzi. Reformpläne hat er auf allen Ebenen: Justiz, Arbeitsmarkt, Bürokratie, Bekämpfung der Korruption, Bekämpfung der Steuerflucht. Durchgesetzt hat Renzi, der ja schon seit Februar 2014 regiert, allerdings noch nicht so viel. Jan-Christoph Kitzler schreibt für den Deutschlandfunk:
So ist aus dem Programm für die ersten 100 Tage ein 1.000-Tage-Programm geworden.
Am 13. Oktober hat sich aber die zweite Kammer des italienischen Parlaments, der Senat, selbst entmachtet. Sobald die Verfassungsreform in Kraft tritt – so hofft zumindest Renzi – werden sich die Reformen einfacher durchsetzen lassen.
Die italienischen Aktienmärkte haben allerdings von ihren Höchstständen im Frühjahr und Sommer wieder deutlich abgegeben. Der FTSE MIB verbucht in diesem Jahr mit aktuell (am 30.12) 21.661 Punkten trotzdem ein Plus von 13,9%. Das ist mehr als der Dax, der 10,8% stieg. Bezogen auf drei Jahre ist das Plus im Dax allerdings immer noch größer als das des FTSE MIB, nämlich 39,6% zu 28,2%.
Mittelfristig werden die weiteren Wirtschaftsdaten entscheiden. Da könnte sich rächen, dass in den Krisenjahren die Produktionskapazitäten der Industrie um ein Fünftel gesunken sind. Und da wird entscheidend sein, wie stark die Krise der Schwellenländer und Chinas auf Europa durchschlägt.
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