Wirtschaftswurm-Blog

Was tun gegen schädliche Exportüberschüsse?

Deutscher Warenhandel mit wichtigen Ländergruppen 2011

In dem Verfahren, dass die EU-Kommission nun gegen Deutschland führt, geht es auch um die Frage, ob Deutschland mehr gegen Leistungsbilanzüberschüsse tun könnte. Könnte es tatsächlich mehr tun?

Der Exportüberschuss ist schädlich – vor allem für Deutschland selbst“, so habe ich in meinem letzten Blogartikel argumentiert. Bei meiner Argumentation assistiert mir inzwischen auch Gerald Braunberger. Er zählt im Fazit-Blog vier historische Beispiele auf, in denen Leistungsbilanzüberschüsse Finanzkrisen verursachten.

Findet man also ein Mittel gegen Export- bzw. Leistungsbilanzüberschüsse, würde das den Wohlstand in Deutschland wie auch die Stabilität der Weltwirtschaft fördern. Aber welches Mittel hilft?

Wienand von Petersdorf argumentiert (ebenfalls im Fazit-Blog), dass alles nur freie Marktwirtschaft ist. Die deutschen Exporte beruhten auf den freien Kaufentscheidungen überall auf der Welt für deutsche Produkte. Die deutsche Kapitalausfuhr, durch die das Geld für den Kauf deutscher Produkte im Ausland bereitgestellt wird, beruht wiederum auf den freien Anlageentscheidungen deutscher Sparer. Es folgt: Jedes Mittel gegen die Exportüberschüsse bedeutet einen tiefen Eingriff in den Markt. Die negativen Nebenwirkungen überwiegen.

Völlig gegenteilig argumentiert dagegen Heiner Flassbeck: Die deutsche Kapitalausfuhr ist für ihn das Gegenstück zu einer schwachen deutschen Binnennachfrage und die wiederum ist Folge politischer Entscheidungen. Flassbeck spricht von einer Lohnsenkungspolitik und gemeint ist vor allem die Agenda 2010. Flassbeck möchte stattdessen eine Lohnerhöhungspolitik in Deutschland und hofft, dass die Europäische Kommission in diese Richtung Druck macht.

Doch sowohl von Petersdorf als auch Flassbeck haben unrecht.

Zwar ergibt sich der Exportüberschuss aus Marktprozessen, aber diese Marktprozesse sind verzerrt. Grund dafür ist der Euro. Die einheitliche europäische Währung, aktuell 1,35$ wert, ist zu billig für Deutschland und zu teuer für Südeuropa. Entsprechend sind deutsche Waren auf dem Weltmarkt zu billig und südeuropäische zu teuer. Durch diese Verzerrung entsteht die hohe Nachfrage nach deutschen Waren.

Zwar wäre eine Lohnerhöhungspolitik einerseits sinnvoll, andererseits drohen hier wirklich fatale Nebenwirkungen. Leute wie Flassbeck vergessen gerne, dass Deutschland 2,8 Millionen Arbeitslose hat bzw. ihnen ist das Schicksal der Erwerbslosen egal. Denn eine Lohnerhöhungspolitik wie z.B. der Mindestlohn wird die Arbeitslosenzahlen steigen lassen.

Völlig abwegig ist überdies Flassbecks Vorstellung, ein bürokratischer Prozess, wie ihn jetzt die Brüsseler Kommission mit dem Verfahren zur “Vermeidung und Korrektur makroökonomischer Ungleichgewichte” angeschoben hat, würde helfen. Nein, das würde er selbst dann nicht, wenn harte Strafen für Deutschland möglich wären.

Doch es gibt ein Mittel, mit dem man die Verzerrung der Märkte beendet und gleichzeitig Lohnerhöhungspolitik betreibt. Mithin also das ideale Mittel, um das Problem der Exportüberschüsse anzugehen: Deutschland tritt aus der Eurozone aus. Die neue D-Mark wertet auf. Deutsche Produkte werden im Ausland teurer (und mithin unattraktiver) und ausländische Produkte in Deutschland billiger, so dass die deutsche Kaufkraft gesteigert würde.

Bild: Deutscher Warenhandel mit wichtigen Ländergruppen


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20 Kommentare

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  2. Hallo,

    „Denn eine Lohnerhöhungspolitik wie z.B. der Mindestlohn wird die Arbeitslosenzahlen steigen lassen.“
    Hast Du dafür belastbare Studien?

    „Mithin also das ideale Mittel, um das Problem der Exportüberschüsse anzugehen: Deutschland tritt aus der Eurozone aus. Die neue D-Mark wertet auf.“
    Was wäre die Folge? Die deutschen Produkten werden im Ausland auf einen Schlag teurer, die deutsche Exportwirtschaft bricht massiv ein, Arbeitsplätze gehen verloren.
    Die Menschen in Deutschland haben immer noch kein Geld, um den Binnenmarkt anzuregen, dafür werden aber die Produkte im Ausland teurer. Prima Idee.

    Gruß
    Rudi

  3. Häschen sagt

    Was hat Deutschland, respektive der Steuerzahler, mit den Exporten zu tun? In einer globalisierten Welt gibt es keinen Exportüberschuss. So einfach ist das. Ist die E.U. seit neuem der Verfechter der Nationalstaaten und Nationalökonomien (: . Wer A sagt muss auch B sagen.

    Mich treibt ja eher der Verdacht, dass Europa;) die Nationalstaaten noch so belässt, da man die Haftung für das marode Bankensystem in den Landesgrenzen behält, damit man auch den Bürger als Steuerzahler heranziehen kann und nicht allein in seiner Rolle als Sparer. Die Nationalökonomie muss für die Schuldzuweisung herhalten.

    Der Herr Flassbeck hat in einem Satz gesagt, das unterstelle ich jetzt mal. Wer Europäisch denkt, der erhöht die Reallöhne in .de nachhaltig über einen langen Zeitraum. (in den Worten von Brüssel gekleidet).

    Ich beziehe mich auf das letzte aktuelle Video – besser kann man in Deutschland vermutlich normalen Menschen nicht erklären was passiert ist.

    In Österreich hatten wir auch mal die Situation, die Wirtschaft rührte sich nicht vom Fleck, die Experten berieten und in größter Not bemühte man eine ungewöhnlichen Maßnahme und begann bessere Gehälter zu zahlen und siehe da der Binnenmarkt florierte. Genauso ginge es in Deutschland, wer mehr Geld verdient gibt mehr aus.

    Ich kann mir dann in .de die Diskussion vorstellen. Da könnte jemand etwas konsumieren – Unvorstellbar wenn sich jemand der als Aufstocker arbeitet mal glatt im Kino ein Film sich kann anschauen nach getaner Arbeit – im schlimmsten Fall zusammen mit der Familie. Das geht nicht! Der könnte am nächsten Tag ja nicht ausgeschlafen sein – denn gegen die Schlaflosigkeit, wenn der Betroffene sich nächtelang im Bett wälzt, die aus der unbefriedigenden Lebenssituation kommt, da kann man auf Kosten der Steuerzahler Psychopharmaka verschreiben und Psychologen beschäftigen über staatl. Umverteilung.

    Wie der Herr Bofinger sagte im Standard Interview, ‚Der Staat schreibt mehr ab als er investiert, da gäbe es noch Spielräume, wäre nicht die Schuldenbremse‘.

    Meine Interpretation wäre eher, wenn ein Staat 90 Mio. Bürger abschreibt – soviel kann man gar nicht investieren, das jemals zu kompensieren. Einfache Wege zu gehen ist nicht sehr akademisch.

    Es ist nicht der Export von Deutschland der das Problem verursacht. Konkurrenz wie General Electrics existiert genauso wenig wie Bielefeld. Es verdrängt ja nicht der Bäcker von nebenan mit einem 2ten Backofen die Frühlingsrolle vom chin. Markt oder der Maschinenbauer exportiert die technologisch höherwertigen Maschinen nach Aufhebung der Technologiesperren nach China weil das Unternehmen lustig wäre.

    Wenn er argumentiert, dann muss er eine Linie entlang seiner Überzeugung in einem Sollmodell durchhalten.

    Irgendjemand in Berlin muss sich hinstellen und sagen, ‚Wir geben die mind. 30 Jahre andauernde Ausbeutung des kleinen Mannes im Übermaße auf“. Genau um das geht es. Das halt politisch Keiner durch. Ich würde vorschlagen mann lässt über dem Bundestag die Patrona Bavariae erscheinen die dann die Worte – eine Nachricht Gottes – spricht, ‚Die Frau Merkel hat mir aufgetragen die Nettolöhne um 30% real anzupassen, damit ihr nicht länger die Opfer der satanische Ideen jenseits des Atlantiks bleibt‘.

  4. Häschen sagt

    Wenn er argumentiert, dann muss er eine Linie entlang seiner Überzeugung in einem Sollmodell durchhalten.

    Gemeint ist der Herr Flassbeck. Er kann ja allein im Kontext seiner Vorstellung von einer vernünftigen Wirtschaftsordnung argumentieren.

    Mit 3%iger weniger Blutvergiftung im nächsten Jahr ist keiner gesund. Also so glorreich ist das jetzt gelebte Wirtschaftsmodell bestimmt nicht.

  5. Wer sich die Zeitreihe der deutschen Leistungsbilanz anschaut, dem wird klar, dass es nicht immer einen uebermaessigen Exportueberschuss gab. Wenn man daher versucht zu berechnen, was der strukturelle—d.h. langfristige—Anteil des derzeitigen Ueberschusses ist (wie auf ausgefuehrt), findet eine grosse zyklische Komponente. Daher ist eine Lohnerhoehungspolitik die falsche Massnahme, da ein zyklisches Problem mit einer strukturellen Loesung bekaempft würde und den „sick man of Europe“ zurueckbeschwoert.

  6. Arne Kuster sagt

    @Cliff,
    die Unterscheidung zwischen zyklischer und struktureller Komponente des Überschusses ist ganz interessant. Leider fehlt noch eine aktuelle Berechnung für 2009-13.

  7. Pingback: Kleine Presseschau vom 19. November 2013 | Die Börsenblogger

  8. thewisemansfear sagt

    Irgendwie ist dieser Beitrag gespickt mit Widersprüchen.

    Flassbeck fordert höhere Löhne in D für die breite Masse, was in einer Welt, in der alles NACHFRAGEgetrieben ist, positive Impulse für die Gesamtwirtschaft setzt.
    Arbeitsplätze schaffen Unternehmer nur, wenn die Absatzaussichten positiv sind, von daher ist die Unterstellung, dass ihm die Arbeitslosen egal wären, ganz schön weit hergeholt.

    Deutschlands Austritt würde durch Währungsaufwertung die Kaufkraft von ausländischen Waren erhöhen, nichts anderes würden höhere Löhne hierzulande bewirken.
    Jeff’s Einwand ist nichts anderes als eine Relativierung der Realität. Klar wird der Überschuss mittel- und langfristig wieder „von allein“ sinken, unsere Kunden sind dann auf einem Einkommensniveau angekommen, wo sie sich unseren Kram einfach nicht mehr leisten können. Die Frage wird sein, wo die deutsche Wirtschaft DANN neue Wachstumsimpulse hernehmen will…

  9. PotzBlitzDonner sagt

    Ich denke das Hauptproblem bei einem Austritt Deutschlands aus der Währungsunion ist, das wir im Moment über jetzt doch viele Jahre gewachsene Wirtschaftsstrukturen verfügen die auf diesen Rahmenbedingungen aufbauen. Würde man von ein auf den anderen Tag diese Situation verändern, werden eine Menge Geschäftsmodelle an die Wand fahren, weiterhin würde es doch alle Marktteilnehmer stark verunsichern. Das hat zur Folge das die Wirtschaft doch erstmal stark und unverhältnismäßig einbrechen wird. Die Impulse aus dem günstigeren Wareneinkauf aus dem Ausland werden erstmal viel zu gering sein, bzw. ja auch teilweise eine schädlich Wirkung entfalten. Auch wenn wir dann vermutlich nach Jahren wieder auf die Beine kommen ist diese tiefe Wirtschaftsdelle doch ein enormer Verlust an Wertschöpfung und eine soziale Demütigung für alle die Ihren Arbeitsplatz verlieren werden.
    Vielleicht ist es ja denkbar das die neue D-Mark erstmal künstlich unterbewertet wird, auf dem jetzigen Niveau des Euros und das man dann schrittweise über vielleicht sagen wir mal 10 Jahre auf ein vernünftiges Marktniveau aufwertet, so das die Marktteilnehmer genügend Zeit bekommen sich auf die neue Situation einzustellen, oder würde dies zu viel schädliche Spekulation nach sich ziehen ?

  10. thewisemansfear sagt

    @Potzblitzdonner
    Wo unterscheidet sich deine Argumentation von einer schrittweisen Lohnerhöhung der breiten Masse hierzulande (bei Verbleib in der Eurozone)? In internationaler Währung gerechnet würden wir teurer, was selbstverständlich auch Anpassungen nach sich ziehen wird.
    Und jetzt bitte nicht mit Tarifautonomie anfangen, die wurde Ende der 90er („Bündnis für Arbeit“) eh bereits ausgehebelt.

  11. Schönen Gruß aus Siegen,
    ich hatte die Probleme des „einheitlichen Zinsniveaus“ schon vor einiger Zeit beschrieben. http://www.mister-ede.de/wirtschaft/das-einheitliche-zinsniveau/727
    Allerdings sehe ich ganz andere Lösungsansätze als Sie. Durch angepasste Steuern, oder z.B. eine Form des Finanzausgleichs (Z.B. ein Zinsausgleich zwischen den Staaten) lassen sich die Probleme des einheitlichen Zinsniveaus minimieren. Auch gemeinsame Sozialausgleiche könnten funktionieren, das ist allerdings schwer zu vermitteln.
    Flassbeck hat ausdrücklich meine Zustimmung, denn das Lohndumping in Deutschland ist ein anderes Problem, genauso wie die Steuergestaltung in manchen Ländern, die z.B. durch niedrige Steuern auf Lizenzen wie Steueroasen wirken. Hier brauchen wir auch Vereinheitlichungen, allerdings ist das einfach ganz unabhängig von den Problemen des einheitlichen Zinsniveaus.
    Mister Ede

  12. PotzBlitzDonner sagt

    @thewisemansfear

    Es ist für mich erst mal ein praktisches Problem, wie willst du den überhaupt eine schrittweise flächendeckende Lohnerhöhung durch den Gesetzgeber umsetzen und lass den Mindestlohn jetzt mal außen vor, der Niedriglohnsektor ist ein Thema für sich, das ganze stelle ich mir recht schwierig vor ?

  13. Reallohnerhöhung erreicht man:
    1. Mit einem Mindestlohn um das absolute Lohndumping zu verhindern
    2. Mit deutlichen Beschränkung bei Leiharbeit und Werkverträgen
    3. Indirekt durch Stärkung der Betriebsräte und der Tarifeinheit (Flächentarifverträgen)
    4. Durch eine Absenkung der Lohnnebenkosten in der breiten Masse, allerdings zu Lasten von Spitzeneinkommen. (Bei höheren Einkommen haben wir aber auch kein Problem bei der Reallohnsteigerung, sondern eher in der Sparquote)
    5. Das Problem mit den einheitlichen Zinsen ist ein anderes. Es ist eine Möglichkeit um normalerweise die Wirtschaft innerhalb eines Währungsraumes zu steuern. Probleme die auf den ganzen Währungsraum wirken, können damit gut abgefedert werden. Innerhalb eines Währungsraum gibt es aber keine Möglichkeit wirtschaftliche Ungleichgewichte damit anzugehen. Erstens weil Zinsen auf alle gleichwirken, und zweitens weil innerhalb eines Währungsraumes das Kapital aus einer Region in eine andere abgezogen werden kann. Deutschland hat zurzeit ein viel zu niedriges Zinsniveau, Spanien (Staat, Unternehmen, Private) ein viel zu hohes.

  14. Arne Kuster sagt

    @thewisemansfear,
    eine Aufwertung einer neuen D-Mark würde gezielt ausländische Produkte billiger machen und damit gezielt die Nachfrage nach Importgütern anregen. Sie wäre also viel effizienter als allgemeine Lohnsteigerungen.
    @PotzBlitzDonner,
    es ist ja kein Problem, den Wechselkurs vorübergehend zu managen. 10 Jahre ist aber ein verdammt langer Zeitraum.
    @MisterEde,
    ja, man könnte sich mit einem dauerhaften Exportüberschuss Deutschlands abfinden. Das nennt sich dann Transferunion. Wie schenken den Südeuropäern dann einfach jedes Jahr so viel Geld, dass sie ihren Importüberschuss bezahlen können. Die große Mehrheit der Deutschen will aber keine Transferunion.
    Zum Thema Mindestlohn habe ich ja an anderer Stelle was geschrieben. Ich halte das auch für ein ganz anderes Feld. Im Exportsektor haben wir Löhne weit über denen, die jetzt als Mindestlohn diskutiert werden. Der Mindestlohn trifft dagegen Frisöre, Einzelhändler oder Gastronomen.

  15. @Arne Kuster

    „Eine Aufwertung einer neuen D-Mark würde gezielt ausländische Produkte billiger machen und damit gezielt die Nachfrage nach Importgütern anregen. “

    Genau das gleiche gilt auch für allgemeine Lohnerhöhungen (auch als Inflation bekannt), denn auch diese würden ausländische Produkte „billiger“ relativ zu den Einkommen machen und „damit die Nachfrage nach Importgütern anregen.“ Insofern verstehe ich nicht, wo Du die Effizienzunterschiede siehst.

    „Im Exportsektor haben wir Löhne weit über denen, die jetzt als Mindestlohn diskutiert werden.“

    Für den Überschuß sind nicht die Löhne der Exportsektor-Angestellten, sondern die Preise der Exportwaren maßgebend. Diese wiederum beinhalten als Bestandteil die Preise der Vorleistungen, die vom Nicht-Exportsektor erbracht werden, wo der Mindestlohn durchaus relevant sein kann. Beispiel – Reinigungskräfte.
    Außerdem werden die Löhne der Exportsektor-Angestellten auch nach oben getrieben, wenn sie mehr Geld für Friseurbesuche, Einkauf und Restaurant-Essen brauchen. Zusammenfassend: für den Exportüberschuß ist das Lohnniveau in der Gesamtwirtschaft maßgeblich, und damit auch der Mindestlohn.

  16. Arne Kuster sagt

    „Genau das gleiche gilt auch für allgemeine Lohnerhöhungen (auch als Inflation bekannt), denn auch diese würden ausländische Produkte “billiger” relativ zu den Einkommen machen“ – Ja, aber wenn es wieder mehrere Währungen in der Eurozone gibt, kann man besser differenzieren. Griechenland und Frankreich brauchen beide einen billigeren Euro, aber für Frankreich müsste die Abwertung nicht so stark sein. Das Hauptargument dagegen, auf höhere Löhne zu setzen bleibt auch, dass Löhne nicht schnell und nicht leicht zu ändern sind, Wechselkurse aber schon. Löhne sind ziemlich starr, Wechselkursen reagieren dagegen schnell, manchmal sogar zu schnell. Zudem ist der Einfluss der Politik auf die Löhne sehr begrenzt. Auch Mindestlöhne berühren ja, wie schon geschrieben, nicht unmittelbar den Exportsektor. Und bis ein Mindestlohn das Lohnniveau insgesamt verändert hat, ist der Euro schon lange tot. Wenn es überhaupt geschieht, denn, wenn ein Mindestlohn nur mehr Arbeitslosigkeit produziert, wird das Lohnniveau insgesamt nicht steigen.

  17. @Arne Kuster
    Der Vorteil über die Löhne liegt im Multiplikator-Effekt. Das Geld das in inländische Güter fließt, bedeutet auch wieder Lohn für Arbeitnehmer oder Gewinn für Unternehmen. Durch diesen Effekt lässt sich über die Steigerung der Arbeitnehmerentgelte sogar eine wesentlich bessere Wirtschaftslage in Deutschland erreichen. Es geht einfach europaweit um die Frage, ob es sinnvoll ist, dass nur Einkommen und Vermögen bei einigen wenigen steigen, und die breite Masse in Armut und Verschuldung gedrängt wird.
    Ich plädiere dafür, die unteren 25% in einer Gesellschaft deutlich besser zu stellen. die mittleren 50% ein wenig zu entlasten und die oberen 25 % zu belasten. Insbesondere plädiere ich für eine höhere Abgeltungs- sowie eine höhere Körperschaftssteuer (27,5% oder 30% statt bisher 25%). Auch eine Finanzmarktsteuer oder höhere Erbschaftssteuern wären sinnvoll. Außerdem könnten die Steuern auf „endliche“ Kraftstoffe, Benzin, Öl, Gas, Kerosin, Kohle, Uran erhöht werden, wenn gleichzeitig die Lohnnebenkosten dafür dann auch sinken. So würde der Faktor Arbeit, als wesentlichste Einnahmequelle der meisten Menschen in Deutschland, wieder etwas von den steuerähnlichen Sozialabgaben entlastet. Die Arbeitnehmer hätten wieder etwas mehr in der Tasche und die Arbeitgeber könnten sogar mit niedrigeren Personalkosten rechnen.

  18. Arne Kuster sagt

    Nennenswerte Multiplikatoreffekte gibt es nur in einer Wirtschaftskrise. Also vergiss es.

  19. Ich befürchte wir werden nicht zusammenkommen. Sie sind ein Befürworter genau jener Wirtschaftsformen, die sich weder als zukunftsorientiert, noch friedlich, noch nachhaltig gezeigt haben. Deregulierung, grenzenloses Wirtschaften und Wachstum definiert als das Wachstum der Vermögen einiger weniger hat die soziale Marktwirtschaft vom sozialen befreit. Eine solch zügellose Wirtschaft lehne ich vollumfänglich ab.

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