Alle Artikel mit dem Schlagwort: Prognosen

Was dürfen wir von einer neuen Ökonomik erwarten?

Eine Wende in der Volkswirtschaftslehre ist überfällig. Neue Betrachtungsweisen werden aber wahrscheinlich weder zu einer fundamental neuen Wirtschaftspolitik noch zu fundamental besseren Wirtschaftsprognosen führen. Kritik am Zustand der Volkswirtschaftslehre ist populär. Man findet sie heute aller Orten. Beispielhaft sei hier ein Artikel von Thomas Trares beim Spiegelfechter genannt. Das „mechanisch-deterministische Weltbild“ der Volkswirte, so der Tenor des Artikels, verhindere das Erkennen von Fehlentwicklungen. Der Glaube der Ökonomen an den Markt habe religiöse Züge angenommen. Tatsächlich, das Weltbild der Ökonomen mag grotesk sein. Der kalkulierende Nutzenmaximierer der neoklassischen ökonomischen Modelle ist eine bloße Karikatur des Menschen, wie er wirklich ist und handelt. Die Ökonomen brauchen einen Kopernikus, der ein neues Bild entwirft, der zeigt, dass die Erde sich bewegt. Was würde allerdings eine Kopernikanische Wende bewirken? Klar, der Astronom Kopernikus (gestorben 1543) hat unser Denken verändert. Das kopernikanische Denken hat dann die Gesellschaft verändert, indem es die Autorität der Kirche untergrub. Kopernikus Wirkung war riesig. Aber sie war außerhalb der Wissenschaften lange Zeit nur indirekt. Die eigentliche Frage, ob die Erde sich bewegt oder nicht, spielte …

Wider die naiven Produktivitätsapostel

Immer wieder gibt es diese Stimmen, die den demografischen Wandel/ die Alterung der Gesellschaft als völlig unproblematisch ansehen. Bezeichnend dafür ist z. B. Albrecht Müller von den Nachdenkseiten oder auch der Weissgarnix-Autor Frank Luebberding. Für sie sind alle Warnungen, die Zukunft der gesetzlichen Rente stehe auf dem Spiel, nur Teil einer gigantischen PR-Kampagne zugunsten der privaten Versicherer und ihrer Modelle wie der Riesterrente. Ach wäre die Welt doch so einfach! Diese Hoffnung haben viele und sie glauben darum gerne das „Alles wird gut“-Mantra von Müller, Luebberding und anderen. Im Grunde genommen sitzen sie damit aber nur einer weiteren Verschwörungstheorie auf. Im Gegensatz zu völlig obskuren Verschwörungstheorien benutzt ihre immerhin ein bedenkenswertes ökonomisches Argument: Die Arbeitsproduktivität werde auch in Zukunft steigen. Immer weniger Leute können damit immer mehr herstellen. Darum werde es kein Problem sein, wenn in Zukunft weniger Junge mehr Alte über die Rentenversicherung zu versorgen haben. Dieses Argument hat jedoch zahlreiche Schwachstellen. Immer wieder faszinierend zu beobachten ist, wie dieselben Leute, die im ersten Satz noch die angebliche Unsicherheit demografischer Prognosen herausstellen, im nächsten Satz …

Augen zu und gegen die Rente mit 67

Laut Emnid sind 82 % der Deutschen gegen die Rente mit 67. Kein Wunder, dass die SPD-Spitze meint, hier punkten zu können. Doch die Mehrheit hat nicht immer die besseren Argumente. Die Argumente der Gegner der Rente mit 67 sind sogar besonders platt. Ein Beispiel liefert Christian Tenbrock auf Zeit-Online. „Wie kann … mit Sicherheit vorausgesagt werden, wie viele Menschen 2040 oder 2050 in der Republik leben und arbeiten werden, wie sich bis dahin die Wirtschaft entwickelt und um wie viel produktiver jeder einzelne Arbeitnehmer in einigen Jahrzehnten seinen Job versieht? Wirklich sicher kann das niemand sagen, aber jeder einzelne dieser Faktoren beeinflusst die Funktionsfähigkeit des Rentensystems.“ Und da man also nichts sicher weiß, so Tenbrocks Schlussfolgerung, braucht man auch nichts zu tun. Wenn die Politik allerdings nur dann handeln würde, wenn die Daten atombombensicher wären, dann könnte sie sich gleich selbst abschaffen. Politisches Handeln ist immer Handeln unter Unsicherheit. Aber Unsicherheit ist nicht gleich Unsicherheit. Manches Unsichere ist unwahrscheinlich, manches wahrscheinlich und manches sehr wahrscheinlich und damit schon fast wieder sicher. Hier nicht zu unterscheiden, …