Alle Artikel mit dem Schlagwort: Kritik der VWL

Ökonomie neu denken – ein erster Rundumschlag

Die Konferenz „Ökonomie neu denken“ ist beendet. Zwei Tage wurde intensiv über neue Wege in der Volkswirtschaftslehre nachgedacht. Zwei Tage Konferenz in Frankfurt, zwei Tage Vorträge und Diskussionen. Viele Argumente und Fakten wurden vorgetragen. Das lässt sich nicht auf einen kurzen Nenner bringen. Es lässt sich bestenfalls eine subjektive Auswahl von Sätzen und Meinungen präsentieren, die mich zum Nachdenken anregten. Zunächst: Dass nicht nur die Ökonomie in einer Krise ist, sondern auch die Ökonomik, wurde von keinem der Vortragenden ernstlich bestritten. Diane Coyle ließ allerdings in ihrem Einführungsvortrag nicht unerwähnt, dass einige Bereiche der Wirtschaftswissenschaft durchaus blühen. Der Verhaltensökonom Armin Falk, der auf der Konferenz seine Vorstellungen über „sanften Paternalismus“ vortrug, war ein Vertreter einer solch blühenden Branche. Andererseits ging gerade Diane Coyle mit den Wirtschaftswissenschaftlern hart ins Gericht, sprach von „halbgaren Ökonomen“. Das „neoklassische“ ökonomische Paradigma, ist also tot, so hörte man. Aber was kommt nun? Ein neues, allgemeines Wissenschaftsparadigma für die Wiwis wurde auf der Konferenz nicht vorgestellt, ja, es wurde sogar allgemein bezweifelt, dass es ein solches auf absehbare Zeit geben wird. …

Zum Versagen der Uni-Ökonomen

Mit seiner Frage „Haben die Uni-Ökonomen versagt?“ hat Rüdiger Bachmann, Ökonom an der RWTH Aachen, die Diskussion um Sinn und Zweck der Volkswirtschaftslehre in Zeiten der Wirtschaftskrise neu entfacht. Ein Blick in eine Spitzenzeitschrift für ökonomische Forschung widerlegt aber seine Rechtfertigung der Ökonomik. Zu der hitzigen Diskussion, die Bachmann ausgelöst hat, trug wohl auch etwas Polemik über „leidende Postautisten“ und „unterdrückte Privatdozenten“ bei. Nun, die Polemik sei Herrn Bachmann verziehen. Die Probleme der VWL auf ein reines Kommunikations- und PR-Problem zu reduzieren, das ist aber zu kurz gegriffen. Und so bekam Bachmann prompt Antwort. Kritische Studenten bemängeln in den Kommentaren zu seinem Artikel auf Ökonomenstimme die mangelnde Methodenvielfalt in der VWL und den mangelnden Realitätsbezug der ökonomischen Modelle. Der Blogger Wirtschaftsphilosoph nutzte das Forum, um auf die zu starke USA-Zentrierung der Forschung hinzuweisen. Die Ökonomenplattform Ökonomenstimme veröffentlichte inzwischen einen Gegenartikel zu Bachmann vom Schweizer Ökonomen Mathias Binswanger. Sehr schön darin ein Beispiel für ein realitätsfernes ökonomisches Modell: die Theorie der Prostitution. Diese Theorie besteht darin ein paar eher banale Aussagen durch ein kompliziertes mathematisches Gleichgewichtsmodell …