Analyse

Weltklimakonferenz in Paris: Zwei Strategien im Umgang mit dem Klimawandel für ein eher kleines Land wie Deutschland (Teil 2)

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Wie bereits vor der Weltklimakonferenz erwartet (Teil 1 des Artikels), hat uns das Paris-Abkommen keinen Schritt näher zum 2-Grad-Ziel gebracht. Welche Strategie sollte ein eher kleines Land wie Deutschland nun im Umgang mit dem Klimawandel verfolgen? Und warum gibt Deutschland zwar viel Geld für Ökostrom aus, vernachlässigt aber sträflich die weitere Erforschung erneuerbarer Energien und von Energiespartechnologien?

Unsicherheiten in den Prognosen

Immerhin kein logischer Grund, um Treibhausgasreduktionen zu vernachlässigen, sind die noch bestehenden Unsicherheiten in den Klimamodellen.

Zum einen werden diese Unsicherheiten in Berichten wie den des IPCC ausdrücklich berücksichtigt. So gibt der IPCC Bandbreiten für die zu erwartende Steigerung der Durchschnittstemperatur an. Aber bei einer bis in die zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts ungebremsten Steigerung der Treibhausgasemissionen liegt diese Bandbreite bei 2,6 bis 4,8 Grad. Auch die untere Grenze ist da schon alarmierend.

Zum anderen bestehen die Unsicherheiten sowohl nach unten als auch nach oben. Die bisherigen Erwartungen können also auch übertroffen werden,. So kann es bis dato noch nicht erforschte Rückkoppelungseffekte geben.

Nach dem Prinzip der Risikovermeidung sind die Unsicherheiten eher ein Grund, lieber ein bisschen mehr zur Reduzierung der Treibhausgase zu tun.

Die Anpassungsstrategie und die Forschungsstrategie

Es bleibt aber bei dem in Teil 1 gesagten, nämlich dass es aus Sicht eines eher kleinen Staates nicht rational ist, allzu viel in die Treibhausgasreduzierung zu investieren. Rational sind dagegen Maßnahmen, um sich an den Klimawandel anzupassen. Statistisch schon belegbar ist eine Zunahme der Hitzewellen und der Starkregen in Deutschland. Gebäude und Infrastruktur (z.B. die Kanalisation) müssen darauf vorbereitet werden.

Eine rationale Strategie kann es aber auch sein, auf die Erforschung und Entwicklung klimafreundlicher Technologien zu setzen. Wenn es gelingt, wettbewerbsfähige Technologien zu entwickeln, die die Treibhausgasemission verringern, dann bekommt man damit einen Exportschlager. Und wird die Technologie einmal weltweit eingesetzt, werden damit auch weltweit Treibhausgase reduziert.

Anpassungsstrategie und Forschungsstrategie schließen sich nicht gegenseitig aus. Die erste ist eher eine Art Rückversicherung, falls und insoweit die zweite nicht klappt.

Man kann allerdings nicht unbedingt behaupten, dass die deutsche Politik auf Forschung und Entwicklung als Waffe gegen den Klimawandel setzt. Die Forschungsausgaben des Bundes findet man auf drei Einzeltitel im Haushaltsplan verteilt, die der Funktion Forschung/experimentelle Entwicklung zugeordnet sind. Es sind dies die Einzeltitel „Energieforschung/erneuerbare Energien“, „Energieforschung/Energieeffizienz“ sowie „Energietechnologien/effiziente Energienutzung: Forschungs und Entwicklungsvorhaben“. 2015 sollen zusammen für die drei Titel 358 Millionen Euro ausgegeben werden.

Zum Vergleich: Apple allein will 2015 8,07 Milliarden Dollar für seine Forschung und Entwicklung ausgeben, das sind etwa 7,61 Milliarden Euro. Um das einmal anschaulich zu machen:

Eigene Grafik nach Daten des BMFs und Statistas

Eigene Grafik nach Daten des BMFs und Statistas

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Foto von Zairon: angeschwemmter kleiner Eisberg in Island