Wirtschaftswurm-Blog

Die Eurofront Anfang 2012

Nichts Neues von der Eurofront im Jahr 2012. Nichts Neues bedeutet aber: Die Lage spitzt sich weiterhin zu.

Ein paar Wochen nach dem letzten Euro-Krisengipfel sind abermals seine Beschlüsse Makulatur. Die griechische Realität fügt sich nicht den Wunschträumen der europäischen Regierungschefs. Inzwischen ist auch dem letzten klar: Der verabredete Schuldenerlass über 100 Milliarden € wird nicht ausreichen, damit das Land wieder finanziell auf die Beine kommt.

Die Banken, die ihre Forderungen an Griechenland kürzen sollen, müssen nun nachrechnen, ob sie noch mehr tun können. Warum haben sie sich überhaupt auf einen „freiwilligen“ Schuldenerlass eingelassen? Weil offensichtlich ihre Verluste bei einem Zahlungsausfall Griechenlands noch größer sind. Zwar wären einerseits bei einem solchen Zahlungsausfall auch die Papiere, die von der EZB und dem Euro-Rettungsschirm gehalten werden, betroffen. Die Last würde also auf mehr Schultern verteilt werden, die Rückzahlungsquote für jeden Betroffenen dadurch größer. Andererseits haben viele Banken auch die berüchtigten CDS ausgegeben, die handelbaren Kreditausfallversicherungen. Kommt es zu einem „Kreditereignis“, müssen sie damit die Ansprüche der CDS-Halter begleichen. Das umgehen sie bei einem freiwilligen Schuldenerlass.

Dabei ist die Interessenlage sicher von Bank zu Bank unterschiedlich, je nachdem wie stark sie in Anleihen und CDS engagiert ist. Das gestaltet die Verhandlungen über den Schuldenerlass schwierig. Eine Erfolgsprognose ist für einen Außenstehenden unmöglich.

Abgemacht scheint inzwischen zu sein, dass Griechenland bei einer Pleite aus der Eurozone raus muss. Ansonsten würde der Euro selbst nur noch als Pleitewährung angesehen.

Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone ist an und für sich ein rein technisches Problem. Zwei Hürden gibt es allerdings: 1. Die Griechenanleihen, die die EZB selbst hält und auf die bei einem Staatsbankrott abgeschrieben werden müssen. 2. Die Target-2-Kredite des Europäischen Zentralbankensystems an die griechische Notenbank. Sie beliefen sich im Oktober 2011 auf 106 Milliarden €.

Die EZB wird bei Anleihen wie Targe-2-Krediten Abschreibungen vornehmen müssen. Um diese Verluste auszugleichen, muss sie entweder Geld drucken oder ihr Eigenkapital erhöhen. Zu einem Zusammenbruch des Euro (wie wallstreetjournal.de orakeln lässt) muss das noch nicht führen. Die weitere Entwicklung hängt davon ab, ob die verbliebenen Euroländer willens und in der Lage sind, die Verluste zu tragen.


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2 Kommentare

  1. Pingback: Kleine Presseschau vom 11. Januar 2012 | Die Börsenblogger

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