Wirtschaftswurm-Blog

Wie viel kostet der Euroaustritt wirklich?

Mit der Frage, wie viel der Euroaustritt Deutschland kosten würde, haben sich Volkswirte der UBS beschäftigt. Ihre Schätzung ist allerdings grob und einseitig.

D-Mark-Münzen

Zu teuer? D-Mark-Münzen

Nachlesen kann man die UBS-Schätzung bei Credit Writedowns. Aber eines vorweg: Auch die UBS-Volkswirte sind der Ansicht, dass der Euro, so wie er heute konstruiert ist, nicht funktioniert und mehr Schaden als Nutzen bringt. Der Austritt eines Landes aus der Währungsunion sei aber noch teurer, behaupten sie. Für Deutschland kommen die UBSler auf 6.000 bis 8.000 € pro Person im ersten Jahr und 3.500 bis 4.500 € in den Folgejahren.

Dass die Schätzung sehr grob ist, muss man wohl hinnehmen. Vergleichbare Präzedenzfälle für den Austritt aus einer Währungsunion gibt es nicht. Beispielsweise gehen die Bankvolkswirte davon aus, dass die neue D-Mark um 40-50% gegenüber dem Rumpfeuro aufwerten würde. Darüber kann man natürlich trefflich streiten. Trotzdem mag im Laufe einer vorübergehenden Übertreibung auf den Devisenmärkten eine solche Aufwertung nicht unrealistisch sein.

Kostenpunkt 1 in der UBS-Schätzung sind die Kosten für Bankenrettungen. Nach Austritt aus dem Euro halten die Banken nach wie vor einige Vermögenswerte in Rumpfeuro, die nun um 40-50 % abgewertet werden müssen. Wahrscheinlich gibt es darum Banken, die einmalig rekapitalisiert werden müssen.

Es ist allerdings überhaupt nicht gesagt, dass eine Bankenrettung immer mit Verlusten für den Steuerzahler enden muss. Wenn der Staat in der Krise einsteigt und sich günstig Anteile am Finanzinstitut sichert, die er in guten Zeiten wieder verkauft, kann die Bankenrettung theoretisch sogar Gewinn bringen. Das fällt bei den UBS-Ökonomen unter den Tisch.

Kostenpunkt 2 in der UBS-Schätzung resultiert aus der Beeinträchtigung der Exporte. Deutsche Produkte werden im Ausland in dem Maße teurer, wie die neue D-Mark aufwertet. Dadurch würde nach UBS-Meinung der Außenhandel um 20 % einbrechen.

Wie diese 20 % zustande kommen, bleibt unklar. Vor allem bleibt völlig unberücksichtigt, dass gleichzeitig alle Importgüter in Deutschland billiger würden, angefangen von Rohöl bis hin zu Handys. Eine Aufwertung von 40 % bedeutet eine Verbilligung um zwei Siebtel. Bei Importen in Höhe von 806,2 Mrd. € 2010 macht dies für jeden Deutschen durchschnittlich 2.800 € im Jahr aus, die er spart.

Ein 50-%iger Schuldenschnitt von Griechenland, Portugal und Irland koste die Bundesbürger nur 1000 €, rechnet die UBS vor. Das sind allerdings nicht die Kosten der Alternative zum Euroaustritt, denn die heißt nicht Schuldenschnitt (der steht so oder so an), sondern Transferunion nach dem Vorbild des Aufbaus Ost.

Wenn man von realistischen Schätzungen ausgeht, hat der Aufbau Ost allein in den ersten zwölf Jahren (1991-2003) 1,5 Billionen Euro gekostet. Die DDR hatte zu Anfang ein Drittel der westdeutschen Wirtschaftsleistung. Griechenland und Portugal haben zusammen ähnlich viele Einwohner wie die DDR, aber immerhin eine relativ bessere Wirtschaftsleistung (67% bzw. 54 % der deutschen, gemessen am BIP pro Kopf). Wenn wir Glück haben, kostet also der Aufbau der beiden Staaten nur die Hälfte des Aufbaus Ost und Deutschland muss davon wiederum nur 27 % beisteuern. Es verbleiben trotzdem 2500 € pro Kopf (Gesamtsumme für 12 Jahre). Und diese Zahl kann sich schnell vervielfachen, wenn wir Spanien und Italien berücksichtigen müssen.

Nicht mehr schätzbar sind die Kosten eines europäischen Zentralismus, dann nicht nur in der Geldpolitik, sondern auch in der Fiskalpolitik.


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