Wirtschaftswurm-Blog

Die vier grundsätzlichen Alternativen in der Finanz- und Schuldenkrise

Auf meinen Beitrag „Kein Weg aus der Finanz- und Schuldenkrise ohne Umverteilung“ reagierte ein Goldanleger mit dem Satz: „Nur von Schafen wird umverteilt.“ Nun, ich denke, das kommt ganz darauf an. Es gibt vier grundsätzliche Alternativen, die Finanz- und Schuldenkrise durch Umverteilung zu beenden.

Bei der Vorstellung der Alternativen kann ich mich wie im letzten Artikel an Dirk Müller anlehnen. Die Umverteilungsalternativen sind:

  1. kontrolliert über Steuer- und Verteilungspolitik (ein „new deal“ nach Roosevelts Vorbild),
  2. durch Schuldenstreichung,
  3. unkontrolliert über Inflation und damit die Entwertung von Geldvermögen oder
  4. revolutionär und gewalttätig.

Karl Marx sah nur die letzte Möglichkeit. Und ganz ausschließen mag ich sie auch heute nicht. Die Umwälzungen 1989 in Osteuropa und dieses Jahr in der arabischen Welt zeigen, dass Revolutionen oft überraschend und ohne Vorwarnung entstehen. Die Demonstrationen dieses Jahr in Spanien und Griechenland und die Unruhen in London offenbaren zudem, dass genügend Frustration als Nährboden auch in Europa vorhanden ist.

Die Goldanleger denken vor allem an die Möglichkeiten 2 und 3. Klar, wer Goldmünzen besitzt, muss sich weder um Geldentwertung Sorgen machen noch darum, dass Staaten, Banken oder Unternehmen Pleite gehen.

Unzweifelhaft den geringsten Kollateralschaden verursacht aber die Möglichkeit 1: die Steuer- und Verteilungspolitik. Und wenn man dabei klug vorgeht, sind auch die Edelmetallliebhaber dran.

Der Blogger Wirtschaftsphilosoph macht darauf aufmerksam, dass aktuell nicht nur Warren Buffett, sondern auch Reiche in Deutschland die Notwendigkeit zu mehr Umverteilung einsehen. Und ich habe schon vor längerem auf den Vorschlag des Basler Instituts für Gemeinwirtschaft verwiesen, die Staatsschulden durch eine Vermögensabgabe zu tilgen. In Deutschland reicht eine Vermögensabgabe von rund 21 %, die man auf 10 Jahre strecken kann, um alle Staatsschulden zu tilgen.

Eine europaweite Vermögensabgabe ist die bessere Alternative zu den ganzen Euro-Rettungsschirme, die zwangsläufig in die Inflationspolitik führen werden. Und warum soll die Abgabe nicht auch in z. B. Irland funktionieren? Den Spielraum haben die Iren sicherlich, wenn man liest, dass Googles Irland-Niederlassung nur einen effektiven Steuersatz von 3 % bezahlt.

Nur für Griechenland, so glaube ich, ist es zu spät für eine kontrollierte Umverteilungspolitik. Die notwendigen Vermögenswerte sind in Hellas wahrscheinlich nicht mehr zu mobilisieren, zumindest nicht ohne gewalttätige Revolution. Griechenland muss also Schulden streichen sowie eine Inflationspolitik betreiben. Aber warum sollte es ganz Europa da mit hineinziehen? Lasst die Griechen endlich aus der Eurozone raus und lasst sie ihre eigene Währung abwerten!


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8 Kommentare

  1. Pingback: Kein Weg aus der Finanz- und Schuldenkrise ohne Umverteilung | Wirtschaftswurm

  2. Vermögensabgaben halte ich auch für sinnvoll. Am besten so, dass keine Steuerfluch möglich ist. Z.b. durch Steuern auf Immobilienbesitz (ohnehin der größte Posten bei Vermögen).

  3. Bert von Wigeln sagt

    Natürlich wäre Weg Nr1. das einzig sinnvolle, wobei ich nicht Immobilienbesitz besteuern würde (zu kompliziert), sondern große Geldvermögen und Immobilien-Käufe. Und die Steuerflüchtlinge? Sollen die Verbrecher doch abhauen! Arschtritt und Aberkennung der Staatsbürgerschaft. Sollen sich doch andere mit ihnen ‚rumärgern. Als ob wir solche Verbrecher beim Aufbau einer neuen Welt brauchen würden …

    ABER…
    Das Problem ist: Die Staatsverschuldung, die Schulden-Krise, die geisteskranken „Rettungs“-Maßnahmen und all der Horror, der da vielleicht noch kommen wird (EU-Diktatur usw.), all das ist ja gewollt! Staatsverschuldung (als eine Hauptursache der Probleme) ist vollkommen überflüssig und müsste nicht sein. Trotzdem wurde und wird sie seit Jahrzehnten gezielt immer weiter vorangetrieben, nicht weil sie „alternativlos“ ist, sondern weil es genau so von den Machthabern gewollt ist. Das gilt es zu begreifen. (Die Machthaber sind natürlich nicht die amtierenden Politiker …)

  4. Wirtschaftswurm sagt

    @lostgen,
    wenn der Bundestag jetzt am 23. September statt dem Euro-Rettungsschirm eine Vermögensabgabe beschließen würde mit Stichtag für die Veranlagung 23. September, dann bliebe nicht mehr viel Zeit zur Steuerflucht. Wenn dann einzelne Vermögenswerte im Laufe der 10-jährigen Zahlungsphase an Wert gewinnen oder verlieren, kann man die Abgabe entsprechend anpassen, nicht aber, wenn diese Vermögenswerte einfach verschwinden.
    @Bert von Wigeln,
    die Politiker sind Schulden-Junkies.

  5. Pingback: Kleine Presseschau vom 1. September 2011 | Die Börsenblogger

  6. Ich kann Sie beruhigen: Die erfolgreiche deutsche Vermögensabgabe 1952 wurde 3 Jahre rückwirkend beschlossen, also auf 1949. Und die heranzuziehenden Vermögen in Deutschland werden etwa zu 70% Immobilien sein. Die können zum Stichtag wohl kaum außer Landes geschafft werden.
    Die Frage ist: Sind wir bereit für so ein Opfer?
    http://www.hurrawirtilgen.de

  7. Max Power sagt

    Eine Umverteilung finde ich auch adäquat, wenn man sich mal zu Gemüte führt, wie hoch das private Vermögen der Deutschen im Vergleich zur Staatsschuld ist. Bestimmt drei mal so hoch. Die Staaten müssen aber endlich ausgeglichene Haushalte aufstellen. Staaten müssen zu vernünftigem haushalten erzogen werden, sonst ist es ein Unding, immer wieder auf Volksvermögen zurückzugreifen.

  8. Wirtschaftswurm sagt

    Für einen ausgeglichenen Haushalt kommt man natürlich nicht um Steuererhöhungen herum.

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