übernommen aus Wirtschaftswende vom 16.3.2010
Christine Lagarde hat Recht. Deutschlands Leistungsbilanzüberschuss ist ein Problem und muss möglichst schnell abgebaut werden. Und das nicht nur im Interesse der Griechen und anderer wirtschaftlich schwacher Staaten der EU, sondern vor allem auch im Interesse der Deutschen selbst. Leistungsbilanzüberschuss bedeutet ja nichts anderes, als dass die Deutschen (nun schon über Jahrzehnte hinweg) ständig mehr produzieren als sie konsumieren. Das ist völlig unsinnig. Ich koche auch nicht fünf Mahlzeiten, wenn nur vier Personen am Tisch sitzen. Da spare ich mir den Aufwand an Zeit und Material für die fünfte Mahlzeit. Oder aber ich lade mir nicht ausgerechnet immer die Gäste ein, die ohnehin schon übersättigt sind und genug haben, sondern auch mal solche, denen wirklich der Magen knurrt. Die verputzen ohne Probleme auch die fünfte Mahlzeit.
Um aber jetzt die Küchenphilosophie hinter uns zu lassen: Was bedeutet das praktisch für Deutschland? Welche politischen Maßnahmen sind angesagt? Es sind alle Maßnahmen geboten, die Geringverdiener entlasten und Transferempfänger besser stellen. Denn das Geld, das diese Gruppen zusätzlich bekommen, fließt direkt in den Konsum. Mehr Konsum in Deutschland baut, bei gleichbleibender Produktion, den Leistungsbilanzüberschuss ab. Damit schließlich noch Griechenland davon profitiert, müssen allerdings die Griechen selbst sorgen. Die Aufgabe, ihre Waren und Dienstleistungen wettbewerbsfähiger zu machen, können wir ihnen nicht abnehmen.
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