Wirtschaftswurm-Blog

Die EZB lernt nicht aus ihren Fehlern

Nun kauft die EZB wieder Anleihen europäischer Krisenländer. Auch spanische und italienische Papiere dürfen jetzt für Stimmung in der EZB-Bilanz sorgen.

Eurotower in Frankfurt/ Main, Sitz der EZB

Dabei war es doch so etwas wie das Eingeständnis eines Fehlers, als die EZB im März die Aufkäufe von Ramschanleihen aus Griechenland, Irland und Portugal einstellte. Über rund 10 Monate hinweg hatte man 77 Milliarden € für das Aufkaufprogramm aufgewendet. Die Kurse fielen jedoch während dieser Zeit deutlich, sowohl bei griechischen, bei irischen als auch bei portugiesischen Papieren. Der Trend war in allen drei Fällen während der gesamten Dauer des EZB-Ankäufe klar negativ.

Die Europäische Zentralbank hatte ihr Ziel verfehlt und sie hatte sich verzockt. Sie hat (auf Basis aktueller Marktpreise) enorme Verluste eingefahren. Genaues weiß man nicht, denn die Zentralbanker halten alle Einzelheiten geheim. Es ist unbekannt, welcher Anteil der Ankäufe auf griechische, irische und portugiesische Papiere entfallen ist, noch weiß man die Kurse, zu denen die EZB gekauft hat.

EZB-Direktorin Tumpel-Gugerell meinte im April nur: „Wir haben keine Verluste erlitten. Wir halten die Papiere bis zur Fälligkeit.“ Falls man das jetzt wirklich noch kommentieren muss: In derselben Stellungnahme sprach die Österreicherin auch davon, Griechenland werde ohne Umschuldung auskommen. Drei Monate später wussten wir es dann besser.

Das Programm der EZB eignet sich im Übrigen kaum zur Abschreckung von Spekulanten. Denn hält man die Anleihen tatsächlich bis zur Fälligkeit, verkleinert man das Marktvolumen. Kleines Volumen bedeutet aber größere Schwankungen. Und die Spekulanten leben bekanntlich von den Schwankungen.

Dass die EZB nun trotz allem ein neues Aufkaufprogramm startet, lässt sich eigentlich nur mit politischem Druck erklären. Dass die EZB nun italienische und spanische Staatsanleihen in ihr Programm einbezieht, ist allerdings (zumindest wenn man die Erfahrungen der Vergangenheit zugrunde legt) ein Indikator für fallende Kurse dieser Papiere in nächster Zeit.


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9 Kommentare

  1. Wirtschaftswurm sagt

    Jetzt hast du dir aber auch gerade die schwierigste Frage ausgesucht. 🙂 In der gegenwärtigen Situation würde ich die Märkte erst einmal laufen lassen. Italien und Spanien können mMn eine ganze Zeit lang mit hohen Zinsen leben.

  2. Wirtschaftswurm sagt

    Hier ein interessanter Artikel. Laienhaft ausgedrückt, geht es darum, dass sich die Eurostaaten durch Euro und EFSF wie Dominosteine aufgestellt haben. Wenn einer fällt, fallen nach und nach alle. Die Lösung, die im Artikel favorisiert wird, sind gemeinsame Euroanleihen, also die Dominiosteine kompakt aufzustellen, so dass sie nicht mehr umfallen können. Meine Lösung wäre wohl eher, die Dominosteine so weit auseinanderzustellen, dass ein Umfallen nicht eine ganze Kette nach sich zieht.

  3. Sehr gut. Auf den Beitrag von Yanis hab ich öfters verlinkt. Aber griechische Ökonomen sind in DE momentan nicht sehr populär. Warum nur? Um in deinem Bild zu bleiben. Du liegst meiner Meinung nach völlig richtig.

    Entweder wir stapeln die Dominosteine (= Eurobond oder Fiskalunion — einer für alle alle für einen) oder wir stellen die Dominosteine in Reih und Glied auf (= geordnete Auflösung der Eurozone — wenn einer umfallt sein Problem). Leider eierst du um die Konsequenz deiner Meinung zum Euro dauernd herum. Warum nicht einfach sagen: das war keine so gute Idee? Eine geordnete Auflösung der Eurozone wäre das Beste. Und ich bin da völlig deiner Meinung wenn auch aus wahrscheinlich unterschiedlichen Gründen.

  4. Wirtschaftswurm sagt

    Eiere ich darum herum? Ich habe schon im November 2010 hier die Meinung vertreten, dass Griechenland, Portugal und Spanien raus aus dem Euro müssen. Inzwischen ist es aber für solch einen kleinen Schnitt wohl zu spät. Ich stimme dir also zu, wir sollten das Projekt Euro geordnet abwickeln. Allenfalls ein Nord-Euro, wie Henkel ihn vorgeschlagen hat, hätte Überlebenschancen.

  5. Pingback: Finnegans Wake an den Finanzmärkten « Blick Log

  6. fritz sagt

    Also ich hebe mein Geld vom Konto ab, nicht das noch eine Bank zusammenbricht.

  7. Pingback: Kleine Presseschau vom 9. August 2011 | Die Börsenblogger

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