Wirtschaftswurm-Blog

Die Zocker von der EZB

Die nächste Abstufung der griechischen Staatsanleihen steht ins Haus. Die Rating-Agentur Fitch überprüft zur Zeit die Einstufung der Papiere und alles andere als eine Herabstufung zur spekulativen Anlage wäre eine Überraschung. Die beiden anderen großen Rating-Agenturen haben diesen Schritt bereits vollzogen.

Schlechte Nachrichten sind das nicht zuletzt für die Europäische Zentralbank EZB. Sie hat bislang 67 Milliarden € für europäische Staatsanleihen ausgegeben, davon mutmaßlich einen großen Teil für griechische. Sie wird hier Abschreibungen vornehmen müssen, sie wird Verluste ausweisen müssen. Nicht umsonst betreibt sie zur Zeit eine Erhöhung ihres Grundkapitals.

Als die EZB im Mai dieses Jahres damit begann, europäische Staatsanleihen aufzukaufen, hat sie das damit gerechtfertigt, spekulative Attacken abzuwehren und Marktverzerrungen abzubauen. Sie kaufte griechische und andere Anleihen, weil sie vorgeblich unterbewertet waren.

Nun bin ich keineswegs ein Anhänger der These „Der Markt hat immer Recht“. Insbesondere die Finanzmärkte funktionieren nur unzureichend. Belege hat es seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 genug dafür gegeben. Aber der Markt hat auch nicht immer Unrecht. Und wahrscheinlich hat er sogar öfter Recht als Politiker und Eurobanker, die sich in ihren Euroelfenbeintürmen eingeschlossen haben. Mir ist zumindest völlig schleierhaft, wie Griechenland mit seiner schwachen Wirtschaft seine Schulden jemals in Euro zurückzahlen können soll.

Okay, die EZB wollte durch den Ankauf von Anleihen ein Signal senden, dass es keinen Staatsbankrott gibt. Und okay, dieses Signal wurde gehört. Aber letztlich wurde dieses Signal von den Märkten als Irreführung eingestuft. Nach fast neun Monaten ist es darum an der Zeit, die Märkte nicht weiterhin durch diesen Missklang zu verwirren. Die EZB sollte den Ankauf vor allem der griechischen Anleihen als Fehler einstufen und nicht weiter fortführen.

Natürlich, eine Bank, die selbst Geld drucken darf, kann nicht pleite gehen. Aber ob uns das beruhigen sollte? Die Dummen sind hinterher die, die das Geld der Bank annehmen.


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4 Kommentare

  1. Ein Großteil der Staatsanleihen wurden gar nicht von der EZB gekauft, sondern vom Europäischen System der Zentralbanken (ESZB). Will sagen: EZB sagt „kauft“ und die nationalen Zentralbanken kaufen. Bei den Nationalbanken fallen dann auch entsprechend die Verluste an.

    Ein riesiger Unterschied, der in der Presse leider nie erwähnt wird. Siehe
    http://www.ecb.int/ecb/legal/pdf/en_decision_ecb_2009_16.pdf

  2. Wirtschaftswurm sagt

    Macht das jetzt wirklich den Riesenunterschied? Zunächst sehe ich mal, dass die Bundesbank auf absehbare Zeit wohl keinen Gewinn mehr an den Bundeshaushalt abführen kann.

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