Der nächste G-20-Gipfel steht an, am Donnerstag und Freitag in der koreanischen Hauptstadt Seoul. Trotz aller Gipfelrituale könnte es einer der spannendsten Gipfel der letzten Jahre werden. Denn der Handlungsdruck ist inzwischen so groß wie die Interessenkonflikte.
Die USA suchen verzweifelt nach Möglichkeiten, ihre Leistungsbilanz in Ordnung zu bringen. Bewusst nehmen sie dafür einen billigen Dollar in Kauf, während sie gleichzeitig mit dem Finger auf die Chinesen zeigen, die ihrerseits ihre Währung künstlich verbilligen.
Auf der anderen Seite steht aber nicht nur China, sondern auch Schwellenländer wie Brasilien. Diese Länder müssen das herumvagabundierende Kapital, das heute in diese Schwellenländer strömt, morgen aber vielleicht schon wieder woandershin, bändigen. Sie versuchen dies mit Kapitalverkehrskontrollen, aber auch mit dem Aufbau von Devisenreserven. Beides verbilligt die Währungen dieser Länder.
Den Stein der Weisen, der all diese Probleme löst, gibt es nicht. In der aktuellen Diskussion blieb es bisher dem Economist vorbehalten, auf das grundsätzliche Dilemma jeder Geld- und Währungspolitik hinzuweisen, das in diesem Fall sogar ein Trilemma ist. Es besteht darin, das man nicht gleichzeitig eine stabile Währung im Innern haben kann (also geringe Inflation), eine stabile Währung nach außen (also geringe Wechselkursschwankungen) und einen freien Kapitalverkehr über die Grenzen hinweg. Das geht genauso wenig wie man mit ein und demselben Euro gleichzeitig Butter für ein Euro und Milch für ein Euro kaufen kann.
Man muss sich schon entscheiden. Und wenn man mich fragen würde, welches der drei Dinge man am ehesten entbehren kann, geringe Inflation, geringe Wechselkursschwankungen oder freien Kapitalverkehr, dann würde ich antworten: den freien Kapitalverkehr.
Natürlich ist es segensreich, wenn das Kapital immer dahin strömt, wo es am nutzbringendsten eingesetzt werden kann. Aber leider ist dies meiner Meinung nach aufgrund der unzureichend funktionierenden Finanzmärkte ohnehin nicht der Fall. Oder war es sinnvoll, dass das internationale Kapital armen Amerikanern, die bald mit den Ratenzahlungen überfordert waren, den Hauskauf finanziert hat? Oder war es sinnvoll, dass das internationale Kapital (wie Ende der 90er) jede Internetklitsche mit Millionen beschenkt hat? Die Liste der (um es im Ökonomenjargon zu sagen) Fehlallokationen ist zumindest viel zu lang.
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Ich würde die Wechselkurse frei schwingen lassen. Wer das nicht mag, soll sich hedgen. Freie Wechselkurse stellen auch sicher, dass spekulative Investoren ihre verdiente Strafe erhalten. Bei staatlich festgelegten (oder gemanagten) Wechselkursen werden informierte Spekulanten auf ihren Schnitt kommen.
@ketzerisch,
das entspricht ja der gegenwärtigen Politik in der Eurozone. Aber die Absicherung von Währungsrisiken ist auch nicht umsonst zu haben und auch nicht langfristig.
Ja, die Politik der Eurozone (nach extern) finde ich nicht schlecht. Intern ist sie natürlich eher schlecht aufgestellt.