Zu viel? Zu wenig? Eigentlich scheißegal, was die FED macht? Das neue Programm der FED beinhaltet den Ankauf amerikanischer Staatsanleihen in Höhe von voraussichtlich 600 Milliarden $ und die Meinungen über diese Lockerung der Geldpolitik („quantitative easing 2“ ) gehen weit auseinander.
Berkley-Ökonom DeLong hat ausgerechnet, dass die Maßnahmen der FED gerade einer Zinssenkung von 0,01 % entsprechen. Auch Paul Krugman hält das Ganze für einen müden Witz. Und Untergangsökonom Nouriel Roubini prophezeit über Twitter schon ein „quantitative easing 3“ und ein „QE 4“, weil Nummer 2 nicht wirken wird. Auf der anderen Seite warnen die Ökonomen Martin Feldstein und Alan Meltzer davor, dass neue Preisblasen entstehen werden, wenn weiterhin so viel Geld in die Wirtschaft gepumpt wird.
Eine eher skeptische Analyse, der ich weitgehend zustimmen kann, findet sich auch bei Credit Writedowns. Die Autoren heben nicht so sehr auf den Umfang des Programms ab, sondern auf das Mittel. Und dabei geht es ihnen nicht nur um den problematischen Ankauf von Staatsanleihen. (Nicht umsonst ist dieses Instrument der EZB verboten, verführt es doch Staaten zu einer lockeren Ausgabenpolitik, wenn die eigene Zentralbank direkt das Geld dafür bereitstellt.)
Es geht den Autoren um die Geldpolitik allgemein. Immerhin sind die Zinssätze in den USA schon auf einem historisch niedrigen Level, trotzdem stockt die US-Wirtschaft. Warum sollten weitere geldpolitische Maßnahmen ihr helfen?
Wahrscheinlich befindet sich die US-Wirtschaft in einer Keyensschen Liquiditätsfalle. Viele amerikanische Haushalte sitzen auf hohen Schulden und haben deswegen ihren Konsum reduziert. Daran wird auch zusätzliche Liquidität nichts ändern, es sei denn … ja, es sei denn, diese Liquidität führt zu einer Inflation, die diese Schulden nennenswert entwertet, vielleicht um 20 oder 30 %. Dafür allerdings wird die Lockerung der Geldpolitik durch die FED tatsächlich nicht reichen. Es ist auch mehr als fraglich, ob eine solche Inflation wünschenswert wäre. Weniger Nebenwirkungen hätte wohl ein Programm, das direkt den verschuldeten Haushalten hilft.
Ich sehe QEII auch eher kritisch. Die USA sollten sich mal auf die überfälligen Strukturreformen konzentrieren. Geldpolitik kann hierfür kein Ersatz sein. Zudem hat QEII gar nicht zu der geplanten Senkung des Zinsniveaus geführt. Stattdessen sind die Zinsen gekippt: runter am kurzen Ende bis 5 Jahre und gestiegen am langen Ende. Das ist eher kontraproduktiv.
k.
PS: Danke für die Verlinkung im Blogroll. Ich habe Dich gerade auch aufgenommen.
Ja, die USA haben auch meiner Meinung nach vor allem ein Strukturproblem, kein konjunkturelles Problem, für das eine expansive Geldpolitik geeignet wäre.
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