Analyse

IWF-Studie: Einwanderung war in der Vergangenheit für Deutschland ein Verlustgeschäft

Ausschnitt OECD langfristiger fiskalischer Einfluss Zuwanderer

Nach den Themen Wirtschaftswachstum, Arbeitsmarkt und Wohnungsmarkt beschäftigt sich der IWF in seiner Studie zur aktuellen Flüchtlingskrise mit einer Frage, die vielleicht auch augenblicklich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble umtreibt: Werden sich die Ausgaben für die Einwanderer, immerhin 50 Milliarden nur 2016/17, zumindest langfristig für die öffentlichen Haushalte auszahlen?

Die Antwort gibt der langfristige „fiskalische Nettoeffekt der Zuwanderer“.  Dieser Wert gibt an, ob ein Zuwanderer im Laufe seines Lebens durchschnittlich mehr Steuern und Abgaben zahlt, als er an Sozial- und anderen Leistungen vom Staat bezieht.

Die Schwierigkeit bei der Erfassung des fiskalischen Nettoeffekts liegt allerdings darin, alle Leistungen des Staates für einen Zuwanderer zu berücksichtigen. Wenn ein Einwanderer mit seinem Auto über öffentliche Straßen fährt, müsste man ihm ja streng genommen auch einen Anteil an der Straßenabnutzung zurechnen. So viel Arbeit hat sich aber auch der IWF nicht gemacht. Man behalte also im Hinterkopf, dass solche Schätzungen des Nettoeffekts von Einwanderern eher etwas zu positiv sind.

Daten aus der Vergangenheit zeigen, dass tatsächlich in den meisten Ländern der langfristige Nettoeffekt von Einwanderern auf die öffentlichen Haushalte leicht positiv ist. Dazu gibt es nicht zuletzt ein Diagramm in der IWF-Studie:

OECD langfristiger fiskalischer Einfluss ZuwandererIn den meisten Ländern ja. Aber ein Staat im Zentrum Europas hat demnach eine besonders schlechte Erfahrung mit Einwanderung gemacht: Deutschland. Der langfristige fiskalische Nettoeffekt der Zuwanderer ist hier stark negativ. Selbst Frankreich steht besser da, obwohl deutsche Medien gerne Frankreich als schlechtes Beispiel für die Integration von Einwanderern hinstellen.

Die Zahlen des IWFs sind übrigens nicht neu, er gibt hier nur eine Untersuchung der OECD wieder. Sie bezieht sich auf alle Einwanderer, die 2007 bzw. 2009 noch im Land lebten, unabhängig davon, wann sie eingewandert sind. Dass dann ausgerechnet Deutschland die Tore für die aktuelle Flüchtlingswelle am weitesten öffnet, das lässt sich wohl nur mit einem spezifisch deutschem Masochismus erklären.

Und bevor jetzt wieder in den Kommentaren die Klagen losgehen: Nein, der langfristige fiskalische Nettoeffekt gibt natürlich nicht den Wert eines Menschen wieder. Und ja, natürlich kann auch bei Einheimischen der langfristige fiskalische Nettoeffekt negativ sein. Menschen sind nun einmal nicht gleich und wenn es bei einer Sache Leute gibt, die stark über dem Durchschnitt liegen, dann gibt es auch immer welche, die stark darunter liegen. Das ist auch erst einmal kein Problem.

Das Problem fängt an, wenn der Durchschnitt selbst gesenkt wird.

Andere Aspekte der IWF-Studie findet ihr in:

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5 Kommentare

  1. Pingback: IWF-Studie: Flüchtlinge als Konkurrenten auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt | Wirtschaftswurm

  2. malocher sagt

    Es sind keine Klagen die hier kommen.aber warum braucht das Bevölkerungsreichste Land Europas
    noch mehr Zuwanderung.Ein Land mit 82 Millionen Einwohnern und davon vorsichtig geschätzte
    35 Millionen Ausländer. Wofür das ganze????

    Ich erinnere mich noch daran das Frau Merkel China kritisierte das das von China besetzte Tibet mittlerweile
    einen Ausländeranteil von 7 % hat durch zugewanderte Chinesen was etnisch keinen Unterschied macht
    und nannte dies Völkermord.
    In Deutschland tummeln sich 120 Nationen und wie gesagt geschätzte 35 Millionen Ausländer und das nennt sich Bereicherung

  3. @malocher, man sollte aber schon mit korrekten Zahlen argumentieren. Nach dem Zensus 2011 hatten 18,9% einen Migrationshintergrund in Deutschland. Und der Anteil der ethnischen Chinesen in Tibet ist größer als 50%. Kann man alles in ein paar Minuten googlen.

  4. Stefan Rapp sagt

    Müsste man beim BIP pro Kopf nicht wenigstens mal theoretisch versuchen zwischen der Altbevölkerung und der Neubevölkerung zu unterscheiden und sinkt das BIP pro Kopf bei der Altbevölkerung dann ebenfalls ? Falls in dem fall dann das BIP der Altbevölkerung doch steigen sollte müsste man vielleicht diese Steigerung immer vorrausgesetzt es gibt eine, sie mit dem negativen Fiskalischen Nettoeffekt verrechnen um besser abschätzen zu können ob die Zuwanderung ein fiskalischer Gewinn oder eher eine nachhaltige Belastung für die Altbevölkerung ist ?

  5. Ich geh ja davon aus, dass bei geringqualifizierter Zuwanderung auch das BIP pro Kopf der Altbevölkerung sinkt. Das haben wir ja schon beim Thema Flüchtlingsschock diskutiert. Wenn der Staat dann seine Ausgaben nicht kürzt, sinkt der fiskalische Nettoeffekt für alle. Kürzt der Staat allerdings dann notgedrungen seien Ausgaben oder steigert die Steuerlast, ist das Vorzeichen der Änderung beim fiskalischen Nettoeffekt ungewiss und die Änderung auch klein.

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