Analyse

Die FIFA braucht Druck durch Wettbewerb!

Joseph Blatter

Die FIFA ist korrupt, ineffizient und innovationsfeindlich. Typisch für eine Organisation, die keinen Wettbewerb zu fürchten hat. Das Kartell der internationalen Fußballveranstalter muss endlich aufgebrochen werden.

Fußballweltmeisterschaften sind ein Milliardengeschäft. In den Jahren 2011-14 nahm die FIFA 5,7 Milliarden Dollar ein. Gleichzeitig ist die FIFA – seit den Festnahmen von letzter Woche ganz offensichtlich – ein Hort der Korruption. Weniger beachtet, aber genauso schädlich für den Fußball: die FIFA ist ineffizient und innovationsfeindlich.

Ein Beispiel für Ineffizienz: Die FIFA musste 2006 einen Sponsorenvertrag mit Visa über 100 Millionen Dollar stornieren, weil sie Optionsrechte des Visa-Konkurrenten Mastercard einfach missachtet hatte.

Die innovations- und technikfeindlichkeit der FIFA wiederum zeigt sich immer aufs Neue durch die quälenden und meist ergebnislosen FIFA-Diskussionen, ob neue elektronische Hilfsmittel den Schiedsrichter unterstützen sollen. Zumeist geht’s um Technologien, die sich in anderen Sportarten schon lange bewährt haben.

Die Waschlappenkonkurrenz der internationalen Fußballverbände

Für jemanden, der in wirtschaftlichen Zusammenhängen denkt, drängt sich sofort ein Verdacht auf. So etwas kann nicht nur an einer einzelnen Person liegen, etwa an FIFA-Präsident Joseph Blatter. Solche Zustände sind nur möglich, weil es seit langem zu wenig Wettbewerb auf dem internationalen Fußballturnier-Markt gibt. Joseph Blatter ist aus diesem Blickwinkel eher ein Symptom der Ineffizienz als ihr Verursacher.

Nun ist die FIFA zwar die einzige Organisation, die für sich in Anspruch nimmt, Fußballweltmeisterschaften zu veranstalten, aber sie hat kein Monopol auf die Veranstaltung internationaler Fußballturniere. Mit der UEFA und die anderen Kontinentalverbände gibt es Konkurrenz.

Aber was für eine! Eine Waschlappenkonkurrenz!

Tatsächlich sind die FIFA und die Kontinentalverbände organisatorisch und personell miteinander verbunden. Die Leute, die in der FIFA abstimmen, sind dieselben Leute, die in den Kontintentalverbänden abstimmen, nämlich die Vertreter der nationalen Fußballverbände. Noch wichtiger: Die Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees (also des Vorstandes) werden von den einzelnen Kontinentalverbänden gewählt. So ist UEFA-Präsident Platini gleichzeitig Vizepräsident der FIFA.

Wie würde man das eigentlich werten, wenn Daimler-Vorstandschef Zetsche gleichzeitig Vize bei BMW wäre? Wäre das nicht ein Alarmsignal für alle Kartell- und Wettbewerbsbehörden?

Anders gefragt: Glaubt wirklich ernsthaft jemand, es bestehe kein Veranstalterkartell der FIFA zusammen mit den Kontinentalverbänden? Offensichtlich hat man die Herrschaftsbereiche abgesteckt und nun achtet jeder peinlich darauf, der Veranstaltung des anderen keine Konkurrenz zu machen. Alles zum Wohle der „gemeinnützigen“ Profitmaximierung. Das läuft ähnlich wie bei den Mafia-Organisationen, die ihr festes Territorium abgesteckt haben.

Das Versagen der Wettbewerbsbehörden

Doch die deutschen und europäischen Wettbewerbsbehörden haben sich noch nie mit dem Problem auseinandergesetzt! Ein sträfliches Versagen!

Dabei täte gerade jetzt Wettbewerb not. Was hindert die UEFA daran, 2018 und 2022 eine Gegen-WM zu veranstalten? Es ist wohl einzig und allein der Verhaltenskodex unter Mafiosi.

PS: Allerdings muss noch geklärt werden, ob FIFA und UEFA nicht zusammen einen Konzern bilden. Darum habe ich mich in einem zweiten Artikel („FIFA und UEFA zum Zweiten„) noch einmal an das Thema gemacht.

Geh nicht ohne Gruß, empfiehl bitte den Beitrag weiter!

Foto (von International Students’ Committee): Sepp Blatter im Mai 2012 beim 42. St. Gallen Symposium an der Universität St. Gallen (Ausschnitt)


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3 Kommentare

  1. Häschen sagt

    Emozione dopo emozione. Es gibt nur eine Wahrheit im Fussball – das Leder ist rund.

    Korruption (Bestechung) ist nach österreichischen Recht kein Vermögensschaden oder Untreuetatbestand gegenüber dem Eigentümer bspw… wenn ein Geschäftsführer bspw. jemanden besticht um einen Auftrag zu erhalten. Das Geld wird für die Erwartung eines Vorteils hingegeben. Im weiteren Sinne stellt dieser Vorteil eine ‚Bewertungsreserve‘. Selbst die Erwartung eines Vorteils ist ein höheres Gut als das Gut das in der Wirtschaft am wenigsten als Material den Produkten nutzen stiftet. Der Vorteil ist wie Geld ist genauso ein immaterieller Betriebsstoff aus dem die Träume gewoben sind.

    Strafrechtlich ist das Thema ein anderes. Denke eine Diskussion über Moral … ist nicht sinnvoll im Kontext einer ökonomischen Betrachtung.

    Wie käme ein fairer Preis für diesen Vorteil zustande? Alle müssten mal ein Kuvert unter der Hotelzimmertüre durchschieben, aber den Empfänger sollte das Gebot nach BIP/Kopf derform gewichten, sodass ein Land mit weniger BIP pro Kopf auch mit einem niedrigeren Gebot zum Zug kommt. Das wäre doch nur ‚gerecht‘ oder? 🙂

    Die Diskussion kommt immer wieder. Budgetverantwortliche in Großkonzernen – Marge sinkt und jetzt werden Flöhe gesucht. Schwupp die wupp steht der FBI hinter einem Pult im Fernsehen, der Schuldige ist ausgemacht und die Staaten sind bemüht das Image des Saubermanns unterm Fußabstreifer hervorzukehren … das beim Kehren vor der eigenen Häustüre zufällig wieder mal das Tageslicht erblickte.

    Der Zeitpunkt ist gekonnt gewählt … die genialste Aussage zu dem Thema das überlagert werden soll. Es wäre doch Irrsinn die Massenüberwachung in den U.S. aufzugeben, denn sobald sie mit dem Internet verbunden sind loggen sowieso 14 andere den gesamten Traffic auch mit. Deswegen schränkt ja ‚unsere‘ (U.S. Geheimdienste) beiden die Privacy nicht ein.

    Diese Aussage erinnert etwas an den genialen Abschluss der Diskussion zu dem Thema in ‚Hart aber Fair‘ – wenn im Rückblick der Zweck die Mittel heiligt war das eilige Aufsuchen der Toilette eines Australieres, so ich mich recht erinnere, im Zusammenhang mit der Vergabe der WM nach Deutschland doch eine Wohltat und nicht in den liederlichen Duftwolke einer vermuteten Korruption gehüllt.

    Vorweg. FIFA ist nicht Fußball. Das Konzept des Starts existiert ja losgelöst vom Fußball. Der Star und der Event sind dem Fußballer und dem Stadion übergestülpt.

    Es macht einen Unterschied wenn jemand ob seiner Leistung berühmt ist oder der Star in der Pyramide ist zu dem sich manche bemüssigt fühlen hinaufzusehnen. Beides kann zusammenfallen muss aber nicht. In den Urzeiten von Hollywood waren Schauspieler Mitarbeiter im Filmstudio … erst viel später wurde der Filmstar erfunden wie er heute existiert. Das soll nicht die Leistung desjenigen der hinter dem Ball herläuft nicht schmälern und ihn weiter nach vorne stößt um mehr, weiter und schneller zu laufen. Volkssport in Deutschland, das liegt in der Volksseele. Der Star war eine Weiterentwicklung des Schauspielers, der sowie schauspielt … in dem Sinne und aus dem Blickwinkel ist es für andere die als Star werden gehandelt viel schwieriger und fordernder.

    Möglicherweise fahren nicht die selben Menschen 2mal zum Rock am Ring hintereinander, aber wenn andere Musiker woanders spielen fahren die Musikbegeisterten genauso zu dem zweiten Event… Ein Fussballer tauscht ja nichts …

    Die FIFA betreibt einen Assetmarkt … bei dem der immaterielle Star, der einen bekannten respektive berühmten einem Ball nachlaufenden Menschen im besonders hellen Glanz lässt erscheinen, aber der Asset eben noch verbunden ist mit dem Glanz der den Event ausstrahlt und sich mit dem Leuchten der Sterbe gegenseitig befruchtet. Da passt Fractional Reserve Banking und Giralgeld gut dazu – wie die Faust aufs Auge.

    Ich gebe aber wohl zu bedenken. Wenn die UEFA auch eine WM macht, dann wird der Event WM 2mal gefeiert. Die UEFA ist ja noch immer dasselbe Konzept.

  2. Pingback: FIFA und UEFA zum Zweiten | Wirtschaftswurm

  3. Super Artikel…
    Mal ganz ehrlich wer die Augen offen hat der wusste doch seit langem das es nicht ganz sauber bei der FIFA läuft. Jetzt ist Blatter weg viele freuen sich und denken jetzt ist die Korruption vorbei.
    Von wegen der Stuhl wird neu besetzt und nach spätestens 1 – 2 Jahren wird es wieder genau so laufen wie es bis dato gelaufen ist.
    Es wird sich nichts an der Korruption ändern… Im Gegenteil man wird aus den Fehlern lernen….

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