Wirtschaftswurm-Blog

Nützt es Versicherungskunden wirklich, wenn sie die Höhe der Maklerprovision kennen?

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Wolfgang Schäuble will, dass Versicherungsvermittler zukünftig die Höhe ihrer Provisionen gegenüber ihren Kunden offenlegen. Eine Gesetzesinitiative, die am Ziel, mehr Transparenz für Versicherte zu schaffen, vorbeischießt.

Die „Transparenzoffensive“ soll kommen. Unter anderem berichtete die „Frankfurter Allgemeine“, dass künftig Versicherungsmakler verpflichtet werden, beim Verkauf von Versicherungspolicen ihre eigene Provision dafür bis auf den letzten Eurocent aufzudecken.

Die Branchenlobby ist alarmiert. In einer gemeinsamen Stellungnahme von neun(!) Verbänden befürchten die „Versicherungsvertreter“, dass die Neureglung Kunden zu falschen Schlussfolgerungen bei der Produktauswahl verleite. „Darüber hinaus sind zahlreiche Arbeitsplätze bedroht – sowohl bei den Versichern als auch bei den Vermittlerunternehmen.“

Nun genießen Versicherungslobbyisten auch bei mir keinen besonderen Sympathiebonus. In diesem Fall könnten sie jedoch recht haben.

Denn auch wenn Transparenz ein in der Öffentlichkeit positiv besetzter Begriff ist, bedeutet maximale Transparenz nicht unbedingt maximale öffentliche Wohlfahrt. Man kann die Verbraucher auch mit zahlreichen richtigen, aber unbedeutenden, und nichtssagenden Informationen so zuschütten, dass sie am Ende mehr verwirrt als aufgeklärt sind.

Die Information über die Höhe der Maklerprovisionen ist eine unbedeutende, nichtssagende Information. Ist eine Versicherungspolice, an der der Makler 3% verdient, besser als eine, an der der Makler 5% verdient? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Wie gut eine Police ist, hängt von den Versicherungsgebühren einerseits und den genauen Versicherungskonditionen andererseits ab, nicht von den Maklerprovisionen. Eine schlechtes Kosten-Leistungs-Verhältnis wird nicht dadurch besser, dass auch der Versicherungsmakler wenig daran verdient.

Dabei besteht das Problem der Versicherungskunden weniger darin, die Kosten einer Versicherung zu beurteilen; die sind ja durch die Gebühr in Euro monatlich, vierteljährlich oder jährlich schnell erfasst. Das Problem der Versicherungskunden besteht eher darin, die Versicherungsleistungen zu beurteilen, und hier vor allem darin, zu beurteilen, wie wahrscheinlich überhaupt der Fall ist, gegen den man sich versichert.

Ihr Wissensproblem könnten Versicherungskunden elegant umgehen, wenn sie wüssten, wie viel eine Versicherung für Vertrieb, Verwaltung oder welche Zwecke auch immer einbehält, und wie viel sie für die Versicherungsfälle an die Versicherten ausbezahlt. Aus dem Anteil, der für den eigentlichen Versicherungszweck fließt, können Kunden und Interessenten dann auf ihre persönliche Rendite der Versicherungspolice zurückschließen.

Die Maklerprovisionen sind aber nur ein Punkt unter vielen, der dabei wichtig ist. Warum gerade ihn besonders hervorheben? Eher ist der Anteil der Verwaltungs- und Abschlusskosten insgesamt relevant. Dieser Anteil muss aber schon seit 2008 bei Lebensversicherungen den Kunden gegenüber offengelegt werden. Noch besser wäre es allerdings, wenn stattdessen eine Quote der für Versicherungsfälle gezahlten Gelder am Umsatz offengelegt würde. Das wäre in der Tat eine Transparenzoffensive, die den Namen verdient.

Foto (von Assenmacher): Uhr am Gebäude der Victoria-Versicherung in Berlin, Lindenstraße


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6 Kommentare

  1. Moxy sagt

    Du schreibst ja beinahe so, als sollte jede Versicherung ein persönliches (mindestens) Nullsummenspiel sein – Was ich eingezahlt habe, will ch auch wieder rausbekommen! Bei einer Kapitallebensversicherung gibt’s für die Erben im Eintrittsfall schliesslich auch die Risikosumme und zwar ohne Abschlag. Gleiches bei Riester nur halt umgekehrt, da nicht vererbbar: die „Überzahlungen“ verfallen.
    Da ein Vermittler aber eben nicht zum Versicherer gehört – sonst kein zusätzlicher Provisionsanspruch aus Vermittlung – müssen seine Kosten dem Kunden transparent dargestellt werden, da sein Anspruch auf x Euro erhebliche Unterschiede ausmacht, je nachdem auf welche Laufzeit sie abgetragen werden müssen.
    Ist wie beim Ratenkredit sich über die niedrige Rate (absolut) zu freuen ist einfach nur blöd, wenn man dadurch Horrorzinsen abstottern – und das über eine extralange Laufzeit – darf.
    Konsequent wäre allerdings eine Vermittlung die die Angebote der Vermittler auf Angebote einer Versicherungslösung untersucht und vermittelt. ;-))

  2. @Moxy, das ist mir natürlich klar, dass die Sicherheit einer Versicherung etwas kostet. Ich möchte allerdings eine Formel, mit der diese Kosten besser ausgedrückt werden als mit den bisher ausgewiesenen Verwaltungs- und Vertriebskosten. Und angesichts der häufig unterschiedlichen Versicherungskonditionen kann ich ja auch nicht einfach die Preise vergleichen.

    Aber was die Makler mit den Versicherungen dealen, warum muss ich mich als Kunde darum kümmern? Für mich ist doch nur entscheidend, was ich zahle, nicht was andere zahlen. Maklerprovisionen sind unnützes Ballastwissen.

  3. Stefan Rapp sagt

    „Ihr Wissensproblem könnten Versicherungskunden elegant umgehen, wenn sie wüssten, wie viel eine Versicherung für Vertrieb, Verwaltung oder welche Zwecke auch immer einbehält, und wie viel sie für die Versicherungsfälle an die Versicherten ausbezahlt.“

    Das ist sicherlich ein schritt in die richtige Richtung nur Optimal ist diese Lösung auch nicht, weil du davon aus gehst das der Versicherer die Schäden richtig bewertet und korrekt ausschüttet. Es kommt aber eben auch darauf an das ich das Geld auch wirklich nur dann bekomme wenn ich es auch wirklich brauche. Wenn zum Beispiel ein Versicherer bei einem bestimmten Krankheitsfall eine Berufsunfähigkeitsleistung erbringt und in einem anderen Fall bei der die Ausschüttung eigentlich dringlicher wäre er sich lieber auf einen Rechtsstreit mit dem Kunden einlässt. Ob er die Risiken der Kunden falsch bewertet und sich Kunden ins Portfolio holt bei denen er eher ausschütten muss und für mich bleibt dann für mein geringeres Risiko nachher nichts mehr übrig, bzw. ich Zahl einfach zu viel für mein Risiko. Ob er den Missbrauch optimal bekämpft, nicht das er dann vorgetäuschte Schadensfälle bezahlt und echte dann aber versucht als vorgetäuscht darzustellen, und und und….

    Ich finde diese Thematik eigentlich viel zu komplex. Ich glaube die meisten Makler verstehen selber letztendlich nicht wirklich was sie da verkaufen. Am problematischsten finde ich allerdings, das bestimmte Personen gar nicht die Möglichkeit haben sich zu Versichern, sie müssen dann am Ende vom Staat gestützt werden. Einerseits Zahlt der Versicherungsnehmer dies indirekt durch Steuern mit, andererseits ist es diesem nicht versicherbarem Personenkreis unmöglich sich einen gewissen Wohlstand abzusichern.

  4. Die Verbraucher können diese Problematik summarisch bewerten, indem sie sich ein Markenimage bilden.

  5. Häschen sagt

    Dem Kunden bringt es wohl etwas. Aber nicht die Offenlegung der Provision bei Maklern.

    a)
    Wann bringt die Offenlegung der Provision etwas? Wenn ihnen jemand Spezialfonds mit abenteuerlichen Renditen anbietet und sie wissen, dass der bis 35% Provision bekommt, dann ist mal Vorsicht geboten. In dem Fall sollte man sich die Sache nochmal genau anschauen und es gilt zu prüfen, ob nicht die Provisionerwartung das Gelingen der Anlage kann.

    b)
    Diese und ähnliche Abzockereinen grade im Umfeld Fond mit Lebensversicherungscharakter usw… bei den 20 bis 30% der Einzahlung beinhart werden abgezogen usw… So was machte die Hausbank des Vertrauens im Jahr 2001 in ganz Europa. Ich will mich nicht im Detail verlieren … die Argumente waren ja höchst fadenscheinig.

    In all den Fällen hilft die Provision nichts.

    Meine Cousine ist Versicherungsmakler, die war im Support für das Programm, das in St. Florian implementiert wird und ist ins Versicherungsgeschäft reingewachsen. Die findet Alternativen wie der Wirbelwind höchst persönlich.

    Die bekommt im Jahr 60 EUR und kümmert um die Versicherungen. Die schaut über die Verträge drüber und hat mal durchgeforstet. Dass das den Versicherungen nicht schmeckt ist deren Problem. Dass ein Makler von der Position her ein Broker ist klar und damit kann im Lauf der Zeit kann es passieren, das auch in dem Eck die eigene Provision mal im Vordergrund zu stehen beginnt. Aus dem Geschäftsverlauf in .at an sich kann ich soweit nur sagen, was ich so höre, den Punkt haben wir noch lange erreicht.

    Versicherungen können ruhig schwitzen. Wenn ausgehungerte und abgerackerte Skellete in den Versicherungszentralen sitzen und dem Tagwerk nachgehen und nichts übrig bleibt, dann können wir mal darüber sprechen, ob man den Versicherungen mal ein wenig mehr zukommen lässt. Verhungert ist von denen derweil noch keiner.

    Unsere Familie hat es an sich so gehalten. Bei Versicherungen die an uns auszahlen waren wir eher vorsichtig und eher preisbewusst, bei Versicherungen die an andere auszahlen möglw. ein Schaden bei einem Verkehrsunfall, sollte gewährt bleiben, dass der/diejene den Anspruch schnell ausbezahlt bekommt. In der Vergangenheit waren das eher die etwas teureren Versicherungen. 2000 Schillinge (150 EUR) lasse ich es mir schon kosten, sollte ich als junger Spund mal jemanden das Auto beschädigen, dass derjene nicht warten muss. Es hat ja nicht jeder so dick.

    Aber heute ist das eher egal – teuer heißt nicht bessere Leistung.

    Prinzipiell ist es so. Der Staat versucht vom Bürger auf Kosten der Versicherungen über Umverteilung Kosten fernzuhalten, damit er auch morgen noch kräftig kann abkassieren. Es gehört unterschieden welche Art von Versicherung.

    Bei Vorsorgeprodukten würde ich sagen, gehört für die gesamte Finanzindustrie ein Zwang zur Transparenz auferlegt. Die Hausbank ums Eck wirkt vertrauenswürdiger aber übervorteilt den Kunden im Übermaß gegebenenfalls. Wenn sie einmal ein paar 100k auf der Seite haben und entsprechendes Einkommen, dann werden sie mal sehen wie sich Gebühren relativieren. Ich würde sogar dafür plädieren im Falle von Übervorteilung der Kunden b) einen Käfig am Marktplatz, mit einem Schild drauf – Don’t Feed The Rats‘ aufstellen zu lassen und diejenen die solche Leistungen vermittlen auszustellen und vor aller Öffentlichkeit im Beisein eines Wissenden dem Kunden genau vorzurechnen wieviel man damals angepriesen hat und wieviel man der Finanzindustrie eingebracht hat. Das wäre gelebte Transparenz.

    Wenn sie mal ein Unternehmer, das bin leider nicht ich, mit Mio. im Jahr Gewinn, werden sie mal sehen wie freundlich Versicherungen ihnen Schäden ersetzen mit den erlesensten Handwerker koste es was es wolle. Umverteilung von Unten nach Oben um jeden Preis auf Kosten der Kleinen. Die Offenlegung der Provision das Maklers entspricht der Strategie – Garfield Supercat – großer Wachhund steht vor kleinem Nermal – Supercat sieht Unrecht tritt Nermal in den Hintern und der fliegt in weitem Bogen fort – Situation bereinigt. Großer Hund schaut nun direkt aufs kleine Mäuschen.

    Die Illusion die der Staat lässt über diesen Weg finanzieren und verkaufen ist die gerechte Welt für den kleinen Mann. Das ist eine Illusion.

    Der Konsument ist wie ein Säbelzahntiegerbaby. Es reicht nicht zu wachsen, er muss am Ende seine Fangzähne schärfen und unserem Fall der Verstand. Nicht empört euch, schleift eure Zähne und geht auf die Jagd.

  6. Häschen sagt

    Sry für die Typos und Anverwandtes. Beim Geld und Dauerschuldverhältnissen entlammt bei mir das Schwert.

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