Wirtschaftswurm-Blog

Konservative als Kommentartrolle und Opposition

FAZ-Redaktionsgebäude in Frankfurt

Bei der FAZ klagen sie über konservative Troll-Kommentare. Vielleicht hat die Zeitung aber auch einfach den Bezug zu konservativen Lesern und ihrem Lebensgefühl wie ihren Lebensängsten verloren?

Nun klagen sie auch schon bei der FAZ. Andrea Diener lamentiert über Troll-Kommentare und über Beleidigungen in solchen Kommentaren. „Arschloch“, „Hetzpresse“, „widerliche Kriegstreiber“, das müssen sich die FAZ-Redakteure vorwerfen lassen.

Soweit nichts Neues. Der Ton im WWW ist rauer. Die Zeiten, als Professoren mit bildungsbürgerlichen Anspielungen vollgestopfte Leserbriefe für die FAZ schrieben, sind vorbei. Die kommen auch nicht wieder. Denn diese Professoren, zumindest die jüngeren unter ihnen, brauchen heute die FAZ nicht mehr. Sie haben ihren eigenen Blog, beispielsweise Alexander Dilger, der übrigens bereits vor seinem Ausflug in die Politik gebloggt hat.

Hier im Wirtschaftswurm gibt es, sieht man mal vom User Stephan Ewald ab, sehr selten Probleme mit Trollkommentaren. Ebenso in anderen Blogs, in denen meist sachlich und auf hohem Niveau kommentiert wird. Die meisten Blogger schaffen eine persönlichere Atmosphäre im anonymen Internet, auch indem sie meistens intensiv auf die Kommentare eingehen. Das trägt Früchte.

Das zum einen. Aber interessant an Andrea Diener finde ich vor allem, dass sie ihre Klage über die Kommentatoren mit einer Klage über heutige Konservative mischt:

„Der Konservative früherer Tage legte Wert auf Konventionen und Umgangsformen und warf dem linken Langhaarigen vor, genau das nicht zu tun. Mittlerweile haben sich die Verhältnisse umgedreht. Höflichkeit gilt dem konservativen Kommentartroll als „Gutmenschengetue“, jegliche Standards gepflegten Umgangs lehnt er ab.“

Akif Pirincci lässt grüßen?

Vielleicht haben die „Konservativen“ aber auch nur von den „Linken“ gelernt? Und gar nicht mehr so „vielleicht“ spielen sie heute einfach eine andere Rolle als früher. Denn die Konservativen sind heute die Opposition. Und es ist die Rolle der Opposition lautstark auf die Barrikaden zu steigen. Gute Umgangsformen sind dagegen nicht nur, aber auch ein Herrschaftsinstrument.

Die neue Oppositionsrolle der Konservativen gespürt hat der jetzt leider früh verstorbene FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher. 2011 schrieb er in einem viel beachteten Essay: „Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat“. Er meinte damit, dass zwar von sozialer Marktwirtschaft geredet wird, in Wirklichkeit aber nur die Interessen von immer Weniger bedient werden.

Und tatsächlich leben wir heute in einer Art Bankenkommunismus. Ich meine damit, dass Karl Marx Forderung „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“ heute für die Banken – und nur für sie – mit Bezug auf ihre mickrigen Fähigkeiten und ihre immensen Bedürfnisse erfüllt wird.

Damit sind aber auch die klassischen Konservativen hinten runter gefallen und finden sich jetzt in der Oppositionsrolle.

Nur die FAZ, die sich als liberal-konservatives Blatt versteht, hat diesen Schuss – trotz Schirrmacher – nicht gehört. FAZ-Redakteure mögen sich für kritisch halten und es auch sein. Aber welcher FAZ-Redakteur glaubt schon, er sei Macher eines Oppositionsblattes? Die FAZ hat den Bezug zu ihren Lesern verloren und wahrscheinlich ist sie damit nicht das einzige Medium Deutschlands.

Bild: FAZ-Redaktionsgebäude in Frankfurt/Main (fotografiert von Cherubino/ Ausschnitt)


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5 Kommentare

  1. Andreas sagt

    Was genau ist überhaupt konservativ? Menschen und ihre Äußerungen/Meinungen in Links/Rechts oder Liberal/Konservativ einzutüten war schon immer eine bequeme Methode und Ausrede, sich inhaltlich nicht mit ihnen beschäftigen zu müssen. Und gleiches gilt auch umgekehrt: Wer sich selbst in solche Schemata eingruppiert, hat sich ein gemütliches Domizil geschaffen, in dem andere für ihn denken und er sich selbst auf oberflächliches Nachplappern beschränken kann. Troll-Kommentare sind, wenn sie nicht sowieso bloß auf Provokation oder Nonsens angelegt sind, meist das Ergebnis der Selbsteingruppierung in ein möglichst simples Denkmuster, in dem es nur Schwarz und Weiß gibt, Zustände und Entwicklungen immer endzeitliche Krisen und kommende Katastrophen anzeigen. Mangels Verständnis kommt dann noch ein gehöriges Maß an Verschwörungstheorie hinzu. Ich habe mir selbst die Regel auferlegt, auf Nachrichtenportalen keine Kommentare zu lesen, denn ansonsten droht chronifizierte Misanthropie.

    Ich finde es übrigens ein wenig inkonsequent von Dir, dass Du die Dünnhäutigkeit gegenüber Kommentatoren beklagst, und dann jemanden namentlich als Troll bezeichnest, der definitiv keiner ist. Wer im Netz mit Klarnamen und offenem Visier kommentiert – was ich selbst nicht tue – und dabei normale Umgangsformen pflegt, verdient Respekt. Das gilt für Stepahn Ewald wie für Dich gleichermaßen.

  2. Ob nun Klarname oder nicht, finde ich ziemlich irrelevant. Und Stephan Ewald betrachtet seine namentliche Nennung wohl als Auszeichnung.

  3. Häschen sagt

    Körperöffnungen haben in Kommentaren wenig verloren. Die Diskussion um die Güte der Berichterstattung kam etwas unter Beschuss, so ist es mit Chinese Whispers, dass eigentlich das öffentl. rechtl. Fernsehen zuerst wurde unter Beschuss genommen da kein Bürger der Finanzierung entkommt.

    Unsere BWL Lehrerin sagte zur FAZ ist gut für die Börsekurse es stehen viele Kurse drinnen. Das andere sage ich jetzt nicht. Das war aber bevor die Globalisierung ihre grausige Fratze zeigte und ein paar Leut die Zigaretten im Duty Free Shop kauften (ohne zu fliegen) in Ungarn oder der Tschechei in Grenznähe und nicht beim heimischen Trafikanten ums Eck oder am Frachter bei den Rumänen am Hafen zum günstigeren Tarif. Damals hat man noch Zigaretten stangenweise für kleine Hilfsarbeiten bekommen und nicht Geld – damit der Finanzminister nix mitbekommt. Es sind ca. 200% Steuern drauf 🙂 Dann habe ich die Leute aufgeklärt bezüglich dieses Faktums – Geld habe ich trotzdem eher selten bekommen, dafür Zigaretten aus dem Hafen vom Frachter. Ökonomie ist nicht einfach besonders kann Aufklärungsarbeit durchaus den eigenen Interessen nicht dienlich sein und ökonomisch schädlich – Dann habe ich den Nachbarn nicht mehr geholfen. Wenn man sich vorstellt ich hätte solch eine Stange im Auto liegen gehabt und wäre über die Grenze rüber gefahren nach Tschechien und die Zöllner hätten mich kontrolliert mit den Zigaretten vom Frachter – die österreichischen waren denen egal. Wie man sieht staatl. Eingriffe behindern die Wirtschaft und kriminalisieren das Individuum. Denn ein IT Service zur damaligen Zeit konnte sich kaum einer Leisten, wenn überhaupt jemand damals Windows überhaupt anschaute. Zigaretten waren eine Ersatzwährung war mir so gar nicht bewusst – auch in einem Vortrag von Mises 2014 – Die verdeckte Inflationspolitik der Nationalsozialisten von Michael von Prollius.

    Zurück zum Fernsehen. Ein pragmatischer Mensch sagt, ‚Den Blödsinn schaue ich mir nicht mehr an‘ und der Gutmensch fordert ‚Saubere ehrliche Berichterstattung ist gefordert‘ denn er zahlt ja dafür. Wenn die monatliche Gebühr gleich bleibt und die Zuseher sich immer teurer werdende Filme ansehen, aber am Fernseher anstatt dem Kino – die Zeitpräferenz reicht in der Breiten Masse noch nicht für Aufnahme von Kredit und rechtfertigt nicht den Zinse – dann ändert sich auch der Produkt Mix und im Umfeld Qualitativ Hochstehende Information tritt einfach ein Mangel auf. Habe ich grad gelernt beim Vortag von Thorsten Polleit bei Mises Konferenz Deutschland 2014 (Youtube Videos) an der auch der Herr Stark teilnahm.

    https://www.youtube.com/watch?v=dMmZy2uR3yM#t=853
    Interessantes Video der Vortrag von Thorsten Polleit wie ein Gedicht.

    Zur Ehrlichkeit und was Menschen hören wollen. Sagen sie einem Benutzer von Windows, dass irgendein Entwickler nur für die Systemsteuerung in Windows eine eigene GUI Frontend Technologie (etwas übertrieben) hat entwickelt und mit Vista deren gleich 4 wurden ausgeliefert die dann in Win7 und Win8 wieder wurden konsolidiert. Das war der Vorgänger von XAML und das wurde 2 Jahre gepriesen als zukuftsweisend. Jetzt kommen langsam jene zu Wort die nicht mehr bei der MS sind und erklären was so los war seitdem ‚Alles .net als Devise‘ wurde ausgegeben und alle im Chaos waren. Bringt keinem etwas.

    Ich hab mir gedacht, dass etwas faul ist. Die Linux Leut brechen nieder vor Lachen und löschen aus Übermut zufällig die virtuelle Maschine aus der Virtual Box. Der Apple User schweigt und genießt die paar Tausender die er rauswarf um sein um 0,3 mm dünners Notbook in Händen zu halten und startet Win7 in Parallels. Es interessiert eh keinen. Es ist besser man lässt die Menschen in ihrem Glauben. Für ein paar Leut ist das spannend und die können sich an sich eine korrektere Meinung bilden.

    Die Karen Horn hat mal etwas nettes gesagt, ‚Man darf nicht Menschen nur da sie glauben der Euro würde funktionieren gleich mit derben Schimpfwörtern mit Sozialist beschimpfen‘. Das stimmt. Deswegen verwende ich auch Pollschewist und AppartChick für Politiker in Europa. Nicht, dass ich mir von der Frau etwas lass anschaffen, aber ganz unrecht hat sie nicht.

    Es kann aber ruhig etwas unterhaltsamer zugehen am Internet. Stellen sie sich vor die ganze Welt diskutiert wie die Leut am Mises Vortrag.

    So manch einer behauptet, ‚Die Jannet Yellen wird bald FEDern lassen‘. Man denke an die arme Frau. Die sitzt auf einem Feuerstuhl und denkt sich, ‚Bitte lieber Dollar halt noch durch bis ich das Durchschnittsalter amerikanischer Frauen habe erreicht – ein wenig nach der Pension sei mir noch Freude vergönnt. Sonst muss ich noch beim Schiff Gold kaufen und in seine Show auch, phhhh‘.

    Noch schlimmer wärs vom Thorsten Polleit, der sagte gleich, ‚Mit dem Baumwollgeld Frau Yellen können sie mich nicht überzeugen. Jetzt, da das Dollarsystem nach heftigem Wanken sich aus der Blase befreite und vor Erschöpfung Baumwolle in rauen Mengen über uns herniederbrach, beobachten wir, dass die Menschen das Baumwollgeld zurückweisen, wie wir erwarteten und auch stellen wir fest ohne Baumwollgeld kein Strom. Ein Paradox und doch ist’s wahr. Packen sie die Gelegenheit beim Schopf, liebe Frau Yellen, wirken sie mit Wirtschaft neu zu gestalten und im Sinne des American Dream waschen sie die Teller, deren Auflagen die Gaumen der Gäste unserer Mises Konferenz 2017 erfreuten, einfach ab. Da wir den Zusammenbruch nicht vorhersagen konnten, sondern nur im Moment beobachten, sind wir einerseits erfreut dass unsere axiomatischen Vorhersagen eintrafen und doch bestürzt, dass der Geschirrspüler seine Mitarbeit verweigert. Sie werden sehen in 50 Jahren kaufen sie um den Gegenwert dieser Goldmünze genau das selbe wieder ein wie heute, nämlich dann wenn sie mit den Tellern fertig sind‘ . Sagt der Guido Hülsmann, ‚Oder sogar mehr 8% Deflation warum nicht – klingt doch attraktiv‘. Die Frau Yellen greift ganz verstört und schockiert mit 2 Fingern in die Steckdose und ruft lauft zum Himmel, ‚Könnte mich nicht der Blitzschlag treffen‘. Auf einmal, wie aus heiterem Himmel geht das Licht kurz an und gleich auch wieder aus der Rest des Hauses steht hell erleucht.

    Das Handy klingelt, es meldet sich ein Herr Obama, ‚Das Problem ist gelöst. Herr Greenspan und Herr Bernankie haben den Fehler gefunden. Beide haben die Gefahr erkannt und QE Infinity Square ausgerufen. Wir drucken die Billions ab jetzt nicht mehr short scale sondern nach Abschluss des TIPS gemeinsam mit den Freunden auf der Welt long scale. Jeder wird nach einem Abwasch zum Millionär. Der Amerikanische Traum hat sich neu erfunden. Nach vorangegangener Korrektur der Häuserblase – die Hauspreise sind staatl. festgesetzt – bezieht jetzt jeder Amerikaner ein neues Holzhaus und richtet sich ein. Sag noch einmal einer etwas gegen staatl. Intervention. Klappt wie am Schnürchen.‘ Wendet Herr Polleit ein, ‚Und die Blase in der Baumwolle?‘. Erhebt sich die Frau Yellen etwas benommen von Boden klopft den beiden auf die Schultern und fordert sie auf, ‚Helft mir beim Einschlichten der Teller Jungs! Wen interessiert die Blase, mein neues Häuschen wartet und ab nächsten Ersten hab ich für jeden Tag ein neues‘.

  4. Häschen sagt

    ‚bis ich das Durchschnittsalter‘ – Es ist die Lebenserwartung. Entschuldige mich.

  5. Andreas sagt

    @ Häschen

    Ein wunderbarer Kommentar, besser hätte man den Zusammenhang zwischen Troll, Nachplappern und Verschwörungstheorien nicht darstellen können. Wenn ich Dich richtig verstehe, läuft dein Beitrag auf Folgendes hinaus:

    Bedruckte Baumwollfasern als Geld = Lächerlich, weich, von einer Frau verwaltet
    Schimmerndes , nutzloses Metall als Geld = Spitze, hart, von Männern aus dem Boden herausgekämpft
    Inflation = Instrument von Nazis und Sozialisten, Gefahr!, schlimme Katastrophe
    Deflation = Der Lauf der Dinge, Egal!, heilsame Korrektur
    Globalisierung = Böse Fratze
    Keine Globalisierung = Keine Ahnung, auf jeden Fall viel besser
    Besteuerung von Zigaretten zur Finanzierung von Staatsaufgaben = Böse
    Steuerhinterziehung zur Finanzierung von (a) Handwerksarbeiten und (b) Sucht = Hervorragend
    Windows = Billig, von und für Idioten
    Apple = Teuer, von und für kluge Menschen
    Regierung = Alles Lügner, denken nur an ihre eigenen Interessen
    Thorsten Polleit = Kluger Kopf, der seit Jahren aus reiner Überzeugung und nicht aufgrund seines Jobs bei Degussa Goldhandel für schimmerndes Metall wirbt
    Die meisten Ökonomen = Machen seit Jahren Vorhersagen, der nur zufällig manchmal richtig sind
    Thorsten Polleit = Macht seit Jahren Vorhersagen, die nur zufällig immer falsch sind

    Korrekt?

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