Wirtschaftswurm-Blog

Preissturz beim Gold: War es eine Blase?

Zwei starke Kursrutsche im April und im Juni diesen Jahres ließen Goldanleger zittern. Waren die hohen Goldpreise eine Spekulationsblase, wie auch FAZ-Mann Patrick Bernau glaubt? Und wenn ja, geht der Kursrutsch weiter?

Um es gleich vorweg zu sagen: Eine sichere Diagnose einer aktiven Spekulationsblase hat bislang weder die Wissenschaft noch die Praxis entwickelt. Zu diesem ernüchternden Ergebnis führte auch die letzte Blogparade der Wirtschaftsblogs, die dem Thema Spekulationsblase gewidmet war.

Das Problem liegt an der Bestimmung des inneren Werts oder Fundamentalwertes. Kennt man den inneren Wert, kann man auch sagen, ob der Marktpreis darüber oder darunter liegt, und also, ob eine Spekulationsblase vorliegt.

Der Fundamentalwert einer Anlage seinerseits hängt aber von ihren zukünftigen Erträgen (Zinsen, Dividenden usw.) ab. Damit fließen unsichere Zukunftsprognosen, aufbauend auf zum Teil subjektiven Erwartungen, in jede Bestimmung des Fundamentalwerts ein. Es gibt also keinen objektiven Fundamentalwert. (Ähnlich auch Patrick Seabird.)

Nur Gold mag eine Ausnahme sein. Gold in Form von Münzen oder Barren erbringt weder Zinsen noch Dividenden. Das ist objektiv. Der Fundamentalwert von Gold ist damit 0. So gesehen befinden wir uns in einer schon Jahrtausende dauernden Spekulationsblase beim Gold. Diese Erkenntnis hilft uns aber aktuell nicht weiter.

So bleibt uns nur, Spekulationsblasen im Nachhinein anhand des Kursverlaufs festzustellen. Als Referenz einmal der Chart für Technologieaktien zur Jahrtausendwende.

Nasdaq-Kurse fielen auf das Niveau vor der Dotcom-Blase

Nasdaq-Index 1994-2004

Zum Vergleich der Goldchart der letzten zehn Jahre:

Chart Historischer Goldkurs in Dollar USD

Von 2001 bis 2011 gab es einen steilen Aufwärtstrend beim Gold (auch gut zu sehen bei Dr. H.-D. Schulz). Im September 2011 erreichte der Goldpreis sein danach nie mehr erreichtes Hoch von 1.920$. Es folgte eine Konsolidierungsphase, die ab Oktober 2012 in einen Abwärtstrend mündete. Im April dieses Jahres dann der erste starke Kursrutsch, im Juni der zweite. Der vorläufige Tiefstkurs wurde mit 1.180$ am 28.6 erreicht; seitdem geht es mit dem Goldpreis leicht aufwärts.

Typisch für eine Blase ist, dass sie schnell platzt. Schnell ist allerdings sehr relativ. Die Technologieblase baute sich über mindestens sechs Quartale auf (Oktober 1998 bis März 2000) und die Phase starker Kurseinbrüche dauerte danach mindestens vier Quartale (bis März 2001). Und in der US-Immobilienkrise fielen die Häuserpreise nach einer etwa 10-jährigen Blasenbildung über etwa drei Jahre.

Der Verlauf des Goldkurses passt bisher gut ins Schema. Ab wann man von einer Goldpreisblase sprechen kann, ist allerdings unklar. Wohl kaum bereits ab 2001, eher mit dem sich verstärkenden Aufwärtstrend ab Juli 2005 und wieder ab November 2008.

Neben dem Kursverlauf ist ein weiteres Kennzeichen einer Blase, dass die Umsätze in der Aufbauphase stärker steigen als die Kurse, da immer mehr Anleger mitmischen wollen. Auch das war wohl beim Gold der Fall. Genaue Zahlen habe ich zwar nicht zur Verfügung, aber beim „Business Insider“ findet man eine schöne Grafik, die den Anstieg des Interesses bei Goldfutures seit 2005 zeigt.

Wenn die Diagnose Spekulationsblase also richtig ist, was bedeutet das für den weiteren Verlauf des Goldpreises?

Typischerweise wird beim Platzen einer Blase der gesamte Kursgewinn wieder vernichtet. Je nachdem, ob man nun den Beginn der Goldblase mit dem Juli 2005 oder dem Oktober 2008 ansetzt, folgt daraus: Der Goldkurs wird bis etwa 420$ bzw. 710$ fallen. Solche Preise sind dann allerdings eine Übertreibung nach unten.

Aber auch hier gibt es keine Sicherheit. Nach dem Platzen der Immobilienblase in den USA stiegen die Häuserpreise bereits wieder, bevor die ganze Blase abgebaut war.


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9 Kommentare

  1. Sehr interessante Analyse.
    Gold ist in der Tat noch schwieriger auf eine Blasenbildung hin zu überprüfen als andere Investments. Eine gute Faustregel ist normalerweise, dass sobald ein Investmentproukt super exponentielle Steigerungen hinlegt, es sich um eine Blase handelt. Soll heißen, wenn der Goldpreis in einer bestimmten Periode um 10 %, in der nächsten um 20 % und in der dritten um 30 % steigt, ist das ein starkter Indikator für eine Blase und einen (bald) folgenden Crash.

    Wo nun bei Gold genau der faire Wert liegt, traue ich mich nicht zu beurteilen. Um eine etwas genauere Vorstellung zu bekommen, könnte man sich den Inflationsbereinigten Goldwert der Vergangenheit zu gemüte führen und so ev. einen Durchschnitt bilden.
    Hier eine Grafik des Goldpreises nominell und inflationsbereinigt – Zeitraum 1968 bis 2012
    http://www.diekleinanleger.com/folge-36-der-goldpreis/goldpreis-historisch/

  2. Wirtschaftswurm sagt

    Interessante Grafik. Bis 1971 wurde allerdings der Goldpreis durch das Bretton-Woods-Abkommen (Bindung des Dollars an Gold bzw. vielleicht sollte man besser sagen, Bindung des Goldkurses an den Dollar) künstlich niedrig gehalten. Danach liegt der Durchschnitt in deiner Grafik irgendwo zwischen 600-800$. Das macht’s nicht unwahrscheinlich, dass in einer Goldpanik die Preise wieder bis 420$ fallen könnten.

  3. Pingback: Kleine Presseschau vom 12. Juli 2013 | Die Börsenblogger

  4. Warum soll man Gold nicht bewerten können, nur weil es keine Zinsen zahlt? Der Goldpreis kann ja (Quelle: Jeremy Siegel: Stocks for the Long Run) einigermaßen verlässlich bis Ende des 18. Jahrhunderts rückberechnet werden und hat seitdem – immer mit zwischenzeitlichen starken, teils 10-20 Jahren währenden Abweichungen nach oben und unten – ziemlich genau eine reale Rendite von einem Prozent p.a. eingebracht. Die Credit Suisse kommt in Rückrechnungen bis 1900 in div. Währungen zu ähnlichen Ergebnissen (Quelle: Yearbook(s) of Investment Returns 2010ff). Wenn man unterstellt, dass in 200 Jahren eine Menge passiert ist und das folglich ein ordentlicher Maßstab ist, kann ich ja die Abweichungen von eben jener Realrendite messen.

    Natürlich kennt man die künftige Inflation nicht, aber man kann ja das ganze Grundrauschen aus Angebot und Nachfrage, Lieferschwierigkeiten, Manipulation usw. schlicht überhören und sich einfach fragen, ob die im Goldpreis implizierte Teuerungsrate plausibel ist oder nicht und damit zumindest für sich selbst die Frage beantworten, wie viel Blase im Goldpreis steckt. Da sich Gold seit den 60ern rund ver40facht hat, die Preise aber nur versiebenfacht haben (gut, mit anderen Startzeitpunkten gibt es natürlich Abweichungen…), habe ich ja schon mal grobe Anhaltspunkte.

    Mit erscheinen die von D. Wermuth errechneten rund 530 Dollar als „fairen Wert“, sollte die eingepreiste sehr hohe Inflation _nicht_ kommen, plausibel.
    http://blog.zeit.de/herdentrieb/2013/04/15/gold-im-freien-fall-richtung-530-dollar_5901

    Spannend erscheint mir auch folgende Näherung, die dem Argument Rechnung trägt, die globale „Geldschwemme“ werden den Preis dramatisch treiben: Man addiere einfach den aktuellen Bestand aller Leitwährungen der Welt, konvertiere sie in Dollar zum aktuellen Wechselkurs (6400 Mrd. Dollar) und teile sie durch sämtliche Unzen Gold (5,8 Mrd.), die weltweit über der Erde sind – dann landet man bei etwa 1100 Dollar je Unze.
    http://seekingalpha.com/article/1342351-what-if-gold-cost-of-production-is-the-next-price-support-level?source=google_news – würde mich jetzt als Goldbulle auch nicht besonders ermutigen.

  5. Wirtschaftswurm sagt

    @Christian Kirchner,
    all diese Berechnungen sind zwar ganz interessant, liefern aber auch nur Krücken. Das gilt selbst für die Produktionskosten von Gold. Dabei sind die Produktionskosten bei anderen Rohstoffen sicher eine harte Leitplanke, die nicht für lange Zeit unterschritten werden kann. Aber beim Gold sehe ich das anders, denn allein die Zentralbanken könnten theoretisch mit ihren Beständen die Goldnachfrage über mehr als 8 Jahre bedienen.

  6. Für den Status des Goldes gilt unverändert: „Und wenn die Welt aus Gold bestünde, sie würden sich um einen Klumpen Dreck streiten.“ 😉

  7. Häschen sagt

    Die Argumentation bezüglich Gold ist etwas schwieriger. Gold hat mehrere Gesichter
    a) Geldmetall
    b) Rohstoff
    b1) Basis für Derivate
    c) Spekulation vs. Investition im Sinne von Rücklagenbildung

    Das sind die Argumente die aktuell im Focus sind.
    Mal die groben Größenordnungen
    1) Ein Goldpreis bei 25-50k USD wären inkl. der Volumina der Derivate.
    2) Bei 2500 – 3500 USD so ca. wäre eine Einpreisung der Risken aus den Derivatebergen
    3) 1100 USD ist so ca. der durchschnittliche Förderpreis. Je nach Gebiet und Art der Vorkommen unterschiedlich.

    zu 3)
    Beispiel aus der Historie. Der Erste Goldrausch in S.F. war entlang eines Flusses. Dieser Goldrausch war eher harmonisch. Jeder hat mehr oder weniger ein gerechten Teil des gleichmäßig verteilten Golds abbekommen. Im Bodie, das ist an der Grenze zu Nevada, verlief der Goldrausch anders, das war der nachfolgende. Manche hatten große Erträge andere nichts. Wilde Westen. Förderpreise sind je nach vorkommen sehr unterschiedlich. Bodie ist heute eine Ghosttown.

    Wenn man von einer Blase sprechen wollte, dann eher die Periode von 1500 USD auf 1900 USD – auf den im Betrachtungszeitraum (10 Jahre bis 20) bezogen ein ‚über’exponentieller Anstieg. Der muss korrigiert werden.

    Was unterscheidet Geldmetalle und Realwerte von Papier. Gold, gilt genauso für Aktien, wird gehortet. Der Trick bei Assets ist an sich etwas mehr zu kaufen und den Gewinn aus dem Verkauf eines Teils dem verbleibenden Rest zuzuschreiben (sprich vom EK abzuziehen). Damit hat man eine ‚gratis‘ Vorsorge bei der nicht viel schief geht. Das wäre der Optimalfall. Eine andere Methode ist kontinuierlich günstig einzukaufen, denn es gibt egal wie lange man das treibt immer ein Zeitpunkt berücksichtigt man die Inflation zu dem Geldmetalle exakt zu einem korrespondierenden Punkt/Preis in der Vergangenheit stehen. Ein Haus ist zu dem Zeitpunkt bereits ein ‚Sparkassa‘ die Investition benötigt und das Auto ist verrostet.

    Jetzt beginnen Menschen mal Metalle zu horten. Bisher hat das kaum keiner gemacht. 5,8 Mrd Unzen durch geteilt allein durch die Anzahl Menschen im Westen ist gar nichts. Von einer Weltbevölkerung ganz zu schweigen.

    Der Wirtschaftswurm hat ein Argument angeführt in den Kommentaren. Es kann durchaus passieren, dass dieses Erwachen von Metallen an sich und Gold speziell eine Art langfristige Wiederbelebung ist (dem Erwecken der Wiener Börse aus dem Dörnröschenschlafen) und in dem Sinne kann die aktuelle Steitwärtsbewegung, die unstrittig das Ergebnis einer Korrektur ist eher eine bombastische Wiederholung der Seitwärtsbewegung von 2007 bis Mitte 2008 darstellt.

    Die Frage ist an sich eher Papier oder Realwert.

    Wenn jeder in einem Land jeder Bürger mehrere Unzen Geldmetall hält in allen Variationen wie Münzen oder Barren, dann könnte man auf Basis der gehaltenen Bestände ein Geld in Umlauf bringen und vermutlich sogar konvertibel im Sinne einer Währung. Solange die Metalle das Land nicht verlassen bleibt die Basis stabil. Nicht auf ewig aber die Wirtschaft läuft weiter. Eigentumsökonomie sei es der Österreicher ist an sich eher demokratisch im positiven Sinne. Realwerte genügen.

    Geldmetalle sind leicht zu transportieren. Langsam stellt sich die Frage auf der Welt – wohin. Die BRICKS können durchaus attraktiv werden oder ein Freistaat. Ein Haus kann man schlecht mitnehmen.

    Der Preis ist anderes Thema. Erinnere mich da eine deutsche Piratenserie in der ein Kristall – Die weiße Lady wurde gesucht, gefunden usw… und am Ende tauschten die Abenteurer den Stein und bekamen wenig. Kleideten sich dann ein usw… Kamen wieder zum Händler und bekamen für eher ‚wertlose‘ Steinchen eine beachtliches Sümmchen. Die Moral von der Geschichte – es ist der Schein der den Preis ausmacht und weniger das Sein, was den Abenteurern der Händler auch bestätigte… Sie bekommen einen um 5 EUR höheren Stundensatz, wenn sie als Dienstleister mit dem Anzug zum Kunden gehen bei der Preisverhandlung … Die kollektive Verdummung und Herdentrieb der den Menschen vorgeworfen wird, der beschränkt sich nicht auf Metalle:) Die Logik ist heute – wenn ein Unternehmen schöne Möbel hat und viel Raum bietet geht es dem Unternehmen gut. Das Denken ist 50er/60er Jahre kombiniert mit der modernen Geldschöpfung volkswirtschaftlich eher Verschwendungsökonomie.

  8. Maus sagt

    Mir persönlich ist dieser Vergleich zu kurz geraten.
    Hier fehlt mir die Berücksichtung von Steuern (KESt, Börsensteuer, Transaktionssteuer, Einkommensteuer), Abgaben und Gebühren (Deopotgebühren, Kontoführung). Zudem wenn der Zeitaufwand zu groß ist sich mit Anlagen zu beschäftigen, kauft man zumeist Expertenmeinungen ein. Sei es über Fonds, Anlageberater was auch immer.
    Außerdem ist ein Totalverlustrisiko nicht eingepreist. Aber auch sonstige Vorteile bzw. Verwaltungskostenersparnis bei Staatsgebühren (z.B. Notar bei Erbschaft).
    Es scheint so, als dass sich Investitionen nur für höhere Vermögen lohnen soll.

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