Wirtschaftswurm-Blog

Die US-Politik als Problemfall

Die Nachricht, dass die weltweit größte Rating-Agentur Standard&Poors den USA vielleicht innerhalb der nächsten zwei Jahre das Spitzenrating AAA entziehen könnte, hat an den Börsen einige Turbulenzen ausgelöst. Rund um den Globus fielen die Aktienkurse. Doch die realwirtschaftlichen Auswirkungen der Entscheidung der Rating-Agentur werden begrenzt sein.

Das Rating AAA bedeutet, dass Halter von US-Staatsanleihen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Geld, das sie den USA geliehen haben, wieder zurück bekommen. Aber selbst eine Herabstufung auf AA+ heißt immer noch, dass ein Ausfall bei USA-Anleihen sehr unwahrscheinlich ist. Panik ist also nicht angebracht.

Dies gilt umso mehr, als die Entscheidung von S&P kein Signal an die Wirtschaft ist, sondern eines an die Politik. In der Tat kann die US-Wirtschaft ein solides Wachstum erwarten; der IWF prognostiziert 2,8 % für 2011. Auch die langfristigen Aussichten sind nicht schlecht. Und im Gegensatz zu Europa sind die demografischen Daten in Ordnung. Die Türkei zeigt, dass selbst ein BB-Rating, das spekulative Anlagen bezeichnet, ein hohes Wirtschaftswachstum nicht behindert.

In der Krise befindet sich einzig und allein die US-Politik. Tatsächlich sind die Staatsschulden, gemessen am BIP, so hoch wie seit Ende des 2. Weltkrieges nicht mehr (schöne Grafik dazu auf Welt Online). Und das hat zwei Gründe: 1. Reagonomics, also der Glaube, Steuersenkungen seien das Allheilmittel für alle Wirtschaftsprobleme und 2. die Finanzkrise seit 2008.

Die Finanzkrise ist nun vorbei. Die nächste wird garantiert kommen, das mag aber noch ein paar Jahre dauern. Im Moment sind also Reagonomics das einzige Problem, die ideologische Verbohrtheit mit der in den USA jede Art von Steuererhöhung abgelehnt wird. Tatsächlich besteht hier viel Spielraum, die USA sind ein ausgesprochenes Niedrigsteuerland. In einem Vergleich der Steuerbelastung unter 21 OECD-Staaten stehen sie an vorletzter Stelle.


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3 Kommentare

  1. Henry Kaspar sagt

    Es gibt noch einen weiteren Grund: Social Security, Medicare und Medicaid. Alles hochgradig unsustainble, und heute steht in der NYT dass Demokraten UND Republikaner die Kommission aufloesen wollen, welche Obama zum Zweck der Medicare Reform eingesetzt hat.

  2. Wirtschaftswurm sagt

    Irgendwo gab’s glaub ich mal einen Artikel, nach dem die USA gar nicht so viel weniger für Sozialausgaben verwenden als die Europäer. Die Sozialausgaben der USA sind nur augenscheinlich hochgradig ineffizient.

  3. Pingback: Kleine Presseschau vom 23. April 2011 | Die Börsenblogger

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