Alle Artikel mit dem Schlagwort: EZB

Ich kann dieses Gelaber vom Marktversagen nicht mehr hören

Denn genau die Leute reden vom Marktversagen und rechtfertigen damit riskante Markteingriffe, die in der Vergangenheit noch mehr versagt haben, als die Märkte selbst. Beispiel: Die EZB und ihre Aufkäufe südeuropäischer Staatsanleihen. Natürlich gibt es Marktversagen, sogar häufig und mit fatalen Konsequenzen. Wir leben in einer unvollkommenen Welt, in unvollkommenen Gesellschaften und mit unvollkommenen Märkten. Das ist eine Banalität, selbst für Wirtschaftswissenschaftler. Die Volkswirtschaftslehre verwendet den Begriff des Marktversagens seit 1958. Und seitdem hat man immer mehr Fälle gefunden, in denen der Markt eine schlechte Arbeit beim Zusammenführen von Angebot und Nachfrage liefert. Seit Mitte der 90er Jahre wird dabei auch verstärkt über die Finanzmärkte diskutiert. Unter dem Titel „Herd Behaviors, Bubbles and Crashes“ entwickelte damals Thomas Lux im „Economic Journal“ die Theorie von der chronischen Instabilität der Finanzmärkte. Anleger folgen demnach häufig einer Art Herdentrieb. Der einzelne richte sich nach der Masse und alle zusammen verursachen so abwechselnd Spekulationsblasen und Börsenpanik. Bis heute unter Volkswirten umstritten ist, wie wichtig das Herdenverhalten auf den Finanzmärkten ist. Der Mainstream hielt es lange Zeit für vernachlässigbar, die …

Die EZB lernt nicht aus ihren Fehlern

Nun kauft die EZB wieder Anleihen europäischer Krisenländer. Auch spanische und italienische Papiere dürfen jetzt für Stimmung in der EZB-Bilanz sorgen. Dabei war es doch so etwas wie das Eingeständnis eines Fehlers, als die EZB im März die Aufkäufe von Ramschanleihen aus Griechenland, Irland und Portugal einstellte. Über rund 10 Monate hinweg hatte man 77 Milliarden € für das Aufkaufprogramm aufgewendet. Die Kurse fielen jedoch während dieser Zeit deutlich, sowohl bei griechischen, bei irischen als auch bei portugiesischen Papieren. Der Trend war in allen drei Fällen während der gesamten Dauer des EZB-Ankäufe klar negativ. Die Europäische Zentralbank hatte ihr Ziel verfehlt und sie hatte sich verzockt. Sie hat (auf Basis aktueller Marktpreise) enorme Verluste eingefahren. Genaues weiß man nicht, denn die Zentralbanker halten alle Einzelheiten geheim. Es ist unbekannt, welcher Anteil der Ankäufe auf griechische, irische und portugiesische Papiere entfallen ist, noch weiß man die Kurse, zu denen die EZB gekauft hat. EZB-Direktorin Tumpel-Gugerell meinte im April nur: „Wir haben keine Verluste erlitten. Wir halten die Papiere bis zur Fälligkeit.“ Falls man das jetzt wirklich …

Target-2-Schieflage: Ursachen und Gefahren

Wie im letzten Artikel geschrieben, das Eurosystem ist in einer Schieflage. Die Notenbanken der PIGS-Staaten stehen mit 314 Milliarden bei der EZB in der Kreide. Wie kam das zustande? Und welche Gefahren ergeben sich daraus? Seit Beginn der Finanzkrise 2007 gibt es einen Zahlungsmittelabfluss aus Portugal, Irland, Griechenland und Spanien unter anderem nach Deutschland. Olaf Storbeck rechnet in seinem nun online erschienenen Handelsblatt-Artikel nach und kommt zu dem Schluss, dass dieser Abfluss nicht aus dem nach wie vor vorhandenem Leistungsbilanzdefizit der PIGS-Staaten resultiert, also nichts damit zu tun hat, dass die PIGS-Staaten nach wie vor mehr importieren als exportieren. So bleibt als weitere Möglichkeit Kapitalflucht. Tatsächlich räumen etwa die Griechen ihre Konten bei den unsicheren heimischen Geschäftsbanken, um das Geld lieber in Deutschland anzulegen. Der befürchtete Bankenansturm findet, still und leise, bereits statt. Dabei läuft der Weg der griechischen Gelder nach Deutschland über die Deutsche Bundesbank. Sie überweist den Betrag an die deutsche Zielbank (z.B. an die Commerzbank). Im Gegenzug erhält die Bundesbank eine Forderung an die EZB. Die EZB wiederum bekommt eine Forderung gegenüber …

Target 2 – Das Eurosystem in der Schieflage

Das griechische Parlament hat Papandreous Sparpaket zugestimmt. Der griechische Staatsbankrott kann nun ein weiteres Mal verschleppt werden. Die griechischen Banken haben eine weitere Gnadenfrist erhalten. Aber was, wenn auch diese endet? Mein Artikel „Aufstände und Ansturm auf die Banken in Griechenland?“ schloss ja damit, dass die EZB  die griechischen Banken heraushauen könnte, sobald der griechische Staat pleitegeht. Bei Weissgarnix findet man übrigens eine Aufstellung über die Gefährdung der verschiedenen Banken. Auch wenn „exposure“ nicht unbedingt gleich Abschreibungsbedarf im Pleitefall ist, erkennt man, dass ein paar griechische Banken einen drastischen Schuldenschnitt nicht überleben werden. Die EZB müsste also gut wägen, wo sie noch Geld hingibt. Tatsache ist allerdings, dass die EZB schon dick mit drinhängt. Dabei sind die 50 Mrd., für die sie selbst griechische Anleihen gekauft hat, noch nicht einmal der größte Posten. Ein weiteres Risiko stellen die so genannten Target-2-Salden dar. Das Thema Target 2 wurde durch Hans-Werner Sinn vom ifo-Institut in die Öffentlichkeit getragen. Er löste eine heftige Fachdebatte aus, an der sich auch die deutschen Wirtschaftsblogs beteiligten. Olaf Storbeck vom Handelsblog hat …

Warum die Kritiker der EZB daneben liegen

Die EZB musste sich aufgrund ihrer Zinserhöhung von letzter Woche einige Kritik aus dem In- und Ausland gefallen lassen. Stellvertretend für die deutschen Wirtschaftsblogger nenne ich mal hier Kantoos und stellvertretend für amerikanische Wirtschaftsprofessoren Paul Krugman. Mich überzeugen diese Kritiken nicht und ich will darlegen warum. Aber eines vorweg: Mir wurde ja hier schon mal in den Kommentaren Inflationsparanoia vorgeworfen. Ich glaube allerdings, dass meine Sorge vor einer Geldentwertung kein Zeichen einer krankhaften Psyche ist, sondern Ausdruck eines sozial mitfühlenden Geistes. Eine Inflation von 5 % bedeutet nichts anderes, als dass etwa Hartz-IV-Empfänger, deren Sätze nur einmal im Jahr an die Inflation angepasst werden, nach 11 Monaten real 4,4 % weniger zum Leben haben. Wer Inflation toleriert, möchte, dass unsere Staatsschulden von den Ärmsten abbezahlt werden. Nun aber zu Kantoos. Sein wichtigstes Argument ist eine hübsche Trendlinie für das nominale Bruttoinlandsprodukt der Eurozone mit einem Anstieg von 4 % jährlich. Seit Beginn der letzten Wirtschaftskrise liegt das tatsächliche nominale BIP 8-10 % unterhalb dieses angeblichen Trends. Die EZB müsse nun dafür sorgen, den Trend wieder einzuholen. Nur dann werde …

Streit um Axel Weber

Die Kommentare zum Rücktritt Axel Webers als Bundesbankchef könnten unterschiedlicher kaum ausfallen. Nehmen wir die Wirtschaftspresse, dann haben wir auf der einen Seite Holger Steltzner (FAZ) und Wolfgang Proissl (FTD); sie greifen Weber scharf an. Auf der anderen Seite verteidigt Roland Tichy (wiwo) Webers Rücktritt. Steltzner fährt die schwersten Geschütze gegen den Bundesbanker auf. Mit „Flucht aus der Verantwortung“ betitelt er seinen Kommentar. Wir erinnern uns, eine feige Flucht wurde bereits Oscar Lafontaine 1999 vorgeworfen. Mit seinem plötzlichen Abtauchen hatte es Lafontaine damals seinen Kritikern auch leicht gemacht. Dabei hatte Lafontaine inhaltlich schwer wiegende Gründe für einen Rücktritt, als er einsehen musste, dass sein Ziel einer stärkeren Kontrolle der internationalen Finanzmärkte nicht durchsetzbar war. Heute stimmen die meisten Lafontaines Ziel zu. Auch Weber hat schwer wiegende inhaltliche Gründe für seinen Rücktritt. Und im Gegensatz zum Fall Lafontaine stimmen bereits die Kritiker inhaltlich mit ihm überein. Es ist falsch, dass die EZB riskante Staatsanleihen finanzschwacher Länder aufkauft. Die Kritik entzündet sich an Webers Vorgehen in dieser Frage. Steltzner und Proissl meinen zu wissen, wie man es …

Die EZB muss nun gegensteuern

Man sollte es sich nicht komplizierter machen als nötig. Im Dezember lag die Inflationsrate in der Eurozone bei 2,2 %. Damit wurde das offizielle Inflationsziel der Europäischen Zentralbank verfehlt, nach dem die Preise zwischen 0 und 2 % jährlich wachsen sollen. Die EZB sollte darum nun handeln. Es ist klar, dass die Dezemberzahlen kein einmaliger Ausrutscher sind. Das Geld, das seit Beginn der Finanzkrise von der Zentralbank und den Regierungen in die Wirtschaft gepumpt wurde, ist endlich beim Verbraucher angekommen. Und das wissen die Unternehmen zu nutzen. Sie beginnen, die Preise zu erhöhen. Sowohl Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, als auch Marco Bargel, selbiges bei der Postbank, rechnen darum mit einem weiteren Anstieg der Inflation und halten Werte von 4 % in den nächsten Jahren in Deutschland für möglich. Gut, drei Ökonomen vier Meinungen. Und so hält Jörg Krämer von der Commerzbank dagegen. Er verweist auf die so genannte Kerninflationsrate, die noch niedrig liegt. Die Kerninflationsrate ist aber nur ein besonders gewitztes Stück unter dem Motto: „Wie fälsche ich eine Statistik.“ Man rechnet Lebensmittel- und Energiepreise …

Die Zocker von der EZB

Die nächste Abstufung der griechischen Staatsanleihen steht ins Haus. Die Rating-Agentur Fitch überprüft zur Zeit die Einstufung der Papiere und alles andere als eine Herabstufung zur spekulativen Anlage wäre eine Überraschung. Die beiden anderen großen Rating-Agenturen haben diesen Schritt bereits vollzogen. Schlechte Nachrichten sind das nicht zuletzt für die Europäische Zentralbank EZB. Sie hat bislang 67 Milliarden € für europäische Staatsanleihen ausgegeben, davon mutmaßlich einen großen Teil für griechische. Sie wird hier Abschreibungen vornehmen müssen, sie wird Verluste ausweisen müssen. Nicht umsonst betreibt sie zur Zeit eine Erhöhung ihres Grundkapitals. Als die EZB im Mai dieses Jahres damit begann, europäische Staatsanleihen aufzukaufen, hat sie das damit gerechtfertigt, spekulative Attacken abzuwehren und Marktverzerrungen abzubauen. Sie kaufte griechische und andere Anleihen, weil sie vorgeblich unterbewertet waren. Nun bin ich keineswegs ein Anhänger der These „Der Markt hat immer Recht“. Insbesondere die Finanzmärkte funktionieren nur unzureichend. Belege hat es seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 genug dafür gegeben. Aber der Markt hat auch nicht immer Unrecht. Und wahrscheinlich hat er sogar öfter Recht als Politiker und Eurobanker, die sich …