Alle Artikel mit dem Schlagwort: Spanien

Irregular Greenhouse Workers

Der Flüchtlingsschock für die deutsche Wirtschaft – Teil 2

Heute wurde bekannt: 1,1 Millionen Migranten kamen letztes Jahr nach Deutschland. Ökonomen wie Isabel Ruiz und Carlos Vargas-Silva von der Universität Oxford reden von einem „forced migration shock“ für die Wirtschaft; so in ihrem Überblicksartikel „The Economics of Forced Migration“. Man übersetzt den Begriff heute in Deutschland wohl am besten mit „Flüchtlingsschock“. Wie wird die deutsche Wirtschaft auf diesen Flüchtlingsschock reagieren? Teil 1 dieses Artikels beschäftigte sich mit den ökonomisch wichtigen Qualifikationen der Migranten und zog einen ersten Vergleich mit dem Flüchtlingsschock nach dem zweiten Weltkrieg durch die Vertriebenen. In diesem zweiten Teil des Artikels beschäftigen wir uns dagegen mit Erfahrungen aus Spanien, die besser auf die heutige deutsche Situation übertragbar sind. Außerdem schauen wir, welche Lehren man aus der volkswirtschaftlichen Wachstumstheorie ziehen kann.

Ist Austeritätspolitik für die Euro-Peripherieländer sinnvoll?

Ist Austeritätspolitik aktuell für die Euro-Peripherieländer (speziell Griechenland, Portugal und Spanien) sinnvoll? Im Rahmen der Blogparade des Wirtschafts-philosophen möchte ich mich mit dieser Frage befassen. Zynismus inklusive. Mit Austerität bzw. Austeritätspolitik bezeichnen Volkswirte eine staatliche Sparpolitik. (Für Genaueres kann man die Wikipedia zu Rate ziehen.) Als Folge solcher Sparpolitik herrschen in Spanien und Griechenland 25% Arbeitslosigkeit. Eine junge Generation lebt dort ohne wirtschaftliche Perspektive und begehrt auf. Ganz offensichtlich hat Austerität hier versagt. Doch mit dem in fünf Jahren Krisen herangereiften Zynismus kann man Austerität trotzdem sinnvoll und gut finden. Zur Begründung finde ich die Unterscheidung zwischen konjunkturellen und strukturellen Problemen hilfreich, wie sie auch der Wirtschaftsphilosoph trifft. Griechenland, Portugal und Spanien haben strukturelle Probleme. Ihre Wirtschaft ist nicht leistungsfähig genug, ist nicht wettbewerbsfähig in der Eurozone. Solange diese Länder in der Eurozone verbleiben, wird sich daran auch bestenfalls vorübergehend etwas ändern. Der Teufelskreislauf aus mangelnder Wettbewerbsfähigkeit und Abwanderung gut ausgebildeter Arbeitskräfte kommt ja gerade erst in Gange; er wird auch in Zukunft bei jedem Anzeichen wirtschaftlicher Schwäche wieder aufleben. Machen wir uns also nichts …

Wer kann sich das Öl noch leisten?

Während die Ölpreise von 1998-2010 stiegen, hat sich die Nachfrage nach Öl verlagert. Europa spielt beim Ölverbrauch eine immer geringere Rolle. Wer kann sich noch daran erinnern? 1998. Damals gab es noch die gute, alte DM und Öl war so billig wie noch nie seit der ersten Ölkrise – und wie nie wieder seitdem und wohl für alle Zeiten. Das Fass Erdöl (entspricht etwa 160l) wurde mit 12,72$ gehandelt. Auch wenn man das in Preisen von 2010 umrechnet, sind das nur 17,01$. Der Liter Diesel kostete 1 Mark und 18 Pfennig. Die einzigen, die damals die Glückseligkeit störten, waren die Grünen, wollten die doch einen Preis von 5 DM pro Liter Benzin. Sie erlebten einen Shitstorm, obwohl es Twitter noch gar nicht gab. Seitdem ist der Ölpreis nur gestiegen, sieht man von den Krisenjahren 2001 und 2009 ab. 2010 lag er bei 79,50$ für das Fass. Gleichzeitig ist der weltweite Ölverbrauch gestiegen. Wurden 1998 74,101 Millionen Fass Öl am Tag verbraucht, waren es 2010 87,382 Millionen. Das sind 18% mehr. Kommen wir nun zur Verschiebung …

Europa und die Spekulanten

Ja die Spekulanten, die Spekulanten sind unterwegs. Evans-Pritchard (The Telegraph) glaubt, sie setzen darauf, dass Italien es bei der nächsten notwendigen Finanzierungsrunde, die im September ansteht, nicht mehr schafft, neue Anleihen zu einem vernünftigen Preis loszuwerden. Und so sinken die Anleihekurse schon heute. Die Story mag damit zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden. Nun galt allerdings jahrzehntelang der Markt für europäische Staatsanleihen als Markt für Schlaftabletten. Spekulanten haben einen weiten Bogen darum gemacht. Hier war für sie nichts zu holen. Erst als das Versagen der Politik in der Krise deutlich wurde, sind sie aufgetaucht wie die Geier beim sterbenden Wild. Das sollte sich jeder Politiker klarmachen, bevor er über Spekulanten herzieht. Und Spekulanten sind nur erfolgreich, wenn ihre Story so plausibel ist, dass auch andere Marktteilnehmer mitziehen. Das galt im Übrigen schon 1992, als George Soros das Europäische Währungssystem EWS sprengte. Damals befand sich Deutschland im Vereinigungsboom und Europa hinkte hinterher. Die wirtschaftlichen Ungleichgewichte waren untragbar geworden für ein System quasifester Wechselkurse wie das EWS. Aktuell haben die Spekulanten recht schnell die Lücken in …

Wirtschaftswachstum mal langfristig

Als Wirtschaftswurm lebe ich ja in einer Welt der Zahlen: die Arbeitslosenzahlen vom Oktober, die Außenhandelszahlen des dritten Quartals, Daten über die Industrieproduktion oder die Staatsschulden, dazu jeden Tag neue Wechselkurse. Und schließlich die Zahl der Zahlen, das Bruttoinlandsprodukt (kurz BIP) oder frei nach Tolkien im „Herr der Ringe“: Die Zahl sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden. Die Wirtschaftsmedien quillen über vor Zahlen. Veröffentlicht werden Monats- und Quartalszahlen, manchmal auch Jahresdaten. Doch bei langfristigen Daten herrscht Fehlanzeige. Auch im Internet ist es schwer, langfristige Zahlen selbst über das Bruttoinlandsprodukt zu finden. Wer langfristig denken will, muss sie darum selbst ausrechnen. Und das habe ich gemacht. Achtung! Dieser Artikel ist veraltet. Es gibt einen aktualisierten und erweiterten Artikel: Wirtschaftswachstum und Lebensstandard langfristig gesehen (2004-14) Ich habe für die 25 Staaten mit der größten Wirtschaft (dem größten BIP in US-$ 2009) das Bruttoinlandsprodukt des vergangenen Jahres, also 2009, mit dem von 1999 verglichen.  Grundlage waren die Daten des IWF. Ausgerechnet habe ich die 10-Jahres-Wachstumsrate 1999-2009 und herausgekommen ist …