Wirtschaftswurm-Blog

Wo hat Marx Recht?

Es ist wohl kein Zufall, dass man in Krisenzeiten wie heute neue Orientierung an alten Denkern sucht. Und so habe ich mir mal Fritz Reheis aktuelles Buch „Wo Marx Recht hat“ (Partnerlink) zur Hand genommen.

Fritz Reheis, "Wo Marx Recht hat"

Fritz Reheis, "Wo Marx Recht hat", Primus-Verlag, Partnerlink

Auf etwa 200 Seiten und in neun Kapiteln stellt Reheis einzelne Elemente von Marx‘ Theorie vor, die, wo seiner Meinung nach Marx Recht hat. Er beginnt jeweils mit aktuellen Geschehnissen, schlägt dann die Brücke zu Marx‘ Theorie und ergänzt diese in der Regel durch die Überlegungen einiger neuerer Denker, die sich auf Marx berufen konnten.

Reheis ist das nicht einfache Unterfangen geglückt, Marx‘ Theorien verständlich darzustellen. Das Buch eignet sich gut als Marx-Einführung oder zur Wiederbelebung seines Marx-Wissens. Grundlegend neue Sachen zu dem, was auf Seiten der Linken ohnehin diskutiert wird, darf man aber von Reheis nicht erwarten.

Das Buch bleibt im Rahmen einer Marx-Interpretation. Der Versuch, die Aktualität von Karl Marx deutlich zu machen, scheitert dabei meiner Meinung nach. Nach Lesen der ersten fünf Kapitel stellt sich bei mir mehr und mehr der Eindruck ein: Karl Marx ist doch nicht der passende für das Jahr 2011. Zu grob ist der Klotz.

Nehmen wir Reheis‘ zweites Kapitel „Arbeit und Ausbeutung“. Natürlich, die Frage, warum einige ein 1000 mal höheres Einkommen haben als andere, ist wieder genauso aktuell wie im 19. Jahrhundert. Doch Marx‘ Theorie ist hier nicht wirklich befriedigend. Ginge es nach ihr, würden die Kapitalisten den Arbeitern nur so viel zahlen, wie zur „Reproduktion“ der Arbeitskraft nötig ist. Das heißt gerade soviel, wie man unbedingt für Ernährung, Kleidung, Behausung, aber auch für Ausbildung und Erholung braucht. Trotzdem die Ungleichheiten in den letzten 20 Jahren größer geworden sind, die Lohnquote gefallen ist, von einer Verelendung Marxschen Ausmaßes sind wir nach wie vor weit entfernt.

Den Widerspruch kann man auch nicht (wie Reheis es versucht) mit den Theorien Wallersteins lösen. Nach Wallerstein zahlen die Arbeiter der Peripherie, also der armen Länder, die Zeche. Aber gerade die Globalisierung der letzten 20 Jahre zeigt ja, dass die Rollen von Zentrum und Peripherie nicht ein für alle Mal zementiert sind. China, Indien und Brasilien sind auf dem Weg ins Zentrum. Und hiervon profitieren zwar immer noch nicht alle Bewohner dieser Länder, aber immer mehr.

Wenn man nicht nur den Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit berücksichtigt, sondern das Phänomen Macht differenzierter betrachtet, kommt man zu einer genaueren Analyse unserer heutigen Verhältnisse. Hier kann ich das Buch von Norbert Häring „Markt und Macht: Was Sie schon immer über die Wirtschaft wissen wollten, aber bisher nicht erfahren sollten“ (Partnerlink) empfehlen.

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5 Kommentare

  1. Karl Marx war Antisemit und baute seine Theorie auf einer falschen Wertelehre auf.

    „Das was richtig war war nicht neu und das was bei Marx neu war war nicht richtig“ fasst es gut Zusammen…

  2. Es bleibt festzustellen, dass Marx in keinem Punkt recht hat den er für neu hält. Sein Historischer Materialismus (den er fast überall predigt) ist schlichtweg falsch und simpel.
    Im Gesamtbild ist Marx denke ich unbedeutend für die VWL, wesentlich einflussreicher war Schumpeter, der auszog um Marx zu entdecken ihn aber widerlegte.

    Die Frage ist für das Gesamtbild Marx sehr wichtig. Und außerdem sollten alle angeblichen Moralprediger („der Turbo/Neoliberale/ … kapitalismus wird uns alle umbringen und zusammenbrechen weil er die reichen reicher macht und die armen ärmer…“) dieses Faktum bedenken.

    Bei Wagner bin ich mir nicht sicher aber ist seine Musik nicht teilweise sogar antisemitisch?

  3. Wirtschaftswurm sagt

    Antisemitische Musik? Soll das Ironie sein?
    Mein Eindruck, insbesondere jetzt auch beim Lesen von Reheis, ist, dass Karl Marx sehr wohl bedeutend für die Geschichte der Volkswirtschaft ist. Aber die VWL hat sich eben in den letzten 150 Jahren weiterentwickelt. Ich habe ja das Buch von Norbert Häring genannt. Norbert Häring ist für die Geschichte der Volkswirtschaft natürlich absolut unwichtig. Und trotzdem weiß er über das Phänomen Macht viel mehr zu sagen als Marx.
    Aber vier Kapitel von Reheis stehen ja noch aus. Es wird noch einen zweiten Teil der Rezension geben. Vielleicht muss ich meine Meinung ja noch ändern.

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