Eine Lawine von Ratschlägen stößt zu Beginn der Woche bis zum Syntagma-Platz im Zentrum Athens vor, dort, wo sich der Sitz des griechischen Parlaments befindet. Die Abgeordneten haben dort heute ihre Beratungen zu einem neuen Sparpaket begonnen. Es geht um Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen in Höhe von 28,4 Milliarden € und um Privatisierungen, mit denen man hofft, 50 Milliarden einzunehmen.
Viele Ratschläge sind weder gut noch gut gemeint. Größtes Problem Griechenlands muss sein, seine Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Und da hilft das Programm null. Griechenland wird weiterhin Pleitekandidat bleiben.
Die Befürworter des Sparpaketes haben sich inzwischen darauf verlegt, Schreckensszenario auszumalen, allen voran Vizeregierungschef Pangalos. Er warnt vor Aufständen und einem Ansturm auf die Banken, sollten die Einsparungen abgelehnt werden.
Nun ist allerdings die große Mehrheit der Griechen gegen das Sparpaket. Wenn überhaupt, sind Aufstände damit logischerweise eher zu erwarten, wenn es angenommen wird.
Aber wie sieht es mit der Gefahr von bankruns aus? Klar ist, sollte die griechische Regierung nach einer Ablehnung ihres Sparpaketes selbst panisch und kopflos handeln, kann sie auch von ihren Bürgern nichts besseres erwarten. Einen geordneten Staatsbankrott hinzulegen, erfordert nun einmal echte Führungsqualitäten. Keine Ahnung, in wie weit die in der gegenwärtigen griechischen Politik vorhanden sind.
Konkret sind das Problem der griechischen Banken 48 Milliarden Euro, mit denen der Staat bei ihnen in der Kreide steht. Ein Schuldenschnitt könnte einigen das Genick brechen. Diese Banken müssen möglichst schnell aussortiert und geschlossen werden. In eine Pleitebank sollte man möglichst kein Geld mehr reinstecken. Und keine Bange! Alle problematischen Banken zusammen sind nicht so bedeutend wie Lehman.
Die überlebensfähigen Banken müssen zwangsläufig großzügig von der Notenbank, der EZB, mit Liquidität versorgt werden. Solange eine Notenbank als glaubwürdiger „lender of last resort“ (übersetzt: „Kreditgeber der letzten Zuflucht“) hinter der Bank steht, kann sie einen Ansturm abwehren.
Kleines Detail am Rande: die EZB is a big part of the problem. Sie wird als Lender of Last Resort nicht einspringen. Weil die Jungs in der EZB dann ein Ego-Problem haben. Das nennt man im EN-new-speak: Reputational Damage. (Den Kommentar muss ich mir aufheben. DE:EN 50:50 😉
Tja, ich könnte auch besser schlafen, wenn nicht die EZB einspringen müsste, sondern eine selbständige griechische Notenbank.
Ich muss jetzt auch sagen, dass ich beim Schreiben meines Beitrages gemerkt habe, dass ich überfordert bin, die ganzen Probleme zu lösen, die die Politiker nun schon eineinhalb Jahre vor sich her schieben und die dadurch immer größer geworden sind.
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