Im letzten Artikel hatte ich geschrieben, dass Maßnahmen der USA, ihre eigene Währung zu schwächen, angesichts des Leistungsbilanzdefizits der USA sinnvoll sind, und keineswegs einen Währungskrieg bedeuten. Marc Chandler veröffentlichte nun auf Credit Writedowns einen guten Artikel, in dem er den zur Zeit reflexhaften und überzogenen Warnungen vor einem Währungskrieg ebenfalls entgegen tritt – allerdings mit Blick auf die Politik von Ländern wie Brasilien und Japan. Zunächst stellt er fest, dass diese Länder keineswegs ihre Währung abwerten, sondern lediglich den Aufwertungsprozess dämpfen. Dann führt er zwei Gründe an, warum dies dort sinnvoll ist, nämlich 1. um zu starke Wechselkursschwankungen zu vermeiden und 2. um das hereinströmende Kapital zu absorbieren.
Nehmen wir den Fall Japan: Der japanische Yen hat bereits in den letzten sechs Monaten 13 % an Wert gegenüber dem US-$ hinzugewonnen. Eine weiterhin so schnelle Aufwertung würde die Exportnachfrage stark belasten, ohne dass eine steigende Binnennachfrage für einen Ausgleich sorgen könnte. Als Exportüberschussland sollte zwar Japan vor allem auf die Binnennachfrage setzen. Die Umstrukturierung seiner Volkswirtschaft braucht aber mehr als ein paar Monate.
Nehmen wir den Fall vieler Schwellenländer: Augenblicklich werden sie von einer wahren Kapitalflut überschwemmt. Die Anlagemöglichkeiten in diesen Ländern sind allerdings begrenzt und so besteht die große Gefahr, dass sich Spekulationsblasen bilden. Wenn die Zentralbank des Schwellenlandes nun z. B. ausländische Wertpapiere kauft, lenkt sie damit einen Teil des hereinströmenden Kapitals wieder ins Ausland zurück. Da die betroffene Zentralbank damit aber einheimische Währung herausgibt und ausländische Währung nachfragt, bewirkt sie unvermeidlich eine (relative) Abwertung der einheimischen Währung. Um Spekulationsblasen zu vermeiden, muss das aber in Kauf genommen werden.
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