Alle Artikel mit dem Schlagwort: Wechselkurspolitik

Sind Zielwerte für die Leistungsbilanz sinnvoll?

Zumindest in den USA ist das Bewusstsein sehr hoch, dass die strukturellen Ungleichgewichte im Welthandel nach dem Motto Deutschland, China und Japan produzieren, die USA konsumieren, nicht dauerhaft tragbar sind. Darum kommen auch von dort neue Vorschläge, um die Ungleichgewichte zu beheben: US-Finanzminister Timothy Geithner ließ im Vorfeld des Treffens der Finanzminister der G-20 verlauten, alle Staaten sollen sich verpflichten, ihren Leistungsbilanzüberschuss- oder ihr Leistungsbilanzdefizit auf 4 % des BIPs zu begrenzen. Die deutsche Ablehnung dieses Vorschlags erfolgte reflexhaft und vorhersehbar. Schließlich ist nach Geithners Vorstellung Deutschland ein Leistungsbilanzsünder. Dieses Jahr wird laut IWF Deutschlands Leistungsbilanzüberschuss voraussichtlich bei 6,1 % des BIPs liegen. Andere Leistungsbilanzsünder sind z. B. China (4,7% Überschuss des BIPs) sowie (allerdings mit einem Defizit) Griechenland und Portugal mit -10,8 bzw. -10,0 %. Nun ist Geithners Vorschlag sicherlich noch unausgegoren. Zum einen ist es zu kurzfristig ausgerichtet, wenn man immer nur die Leistungsbilanz eines Jahres betrachtet. Sinnvoller wäre es, Fünf- oder Siebenjahreszeiträume zu nehmen. Zum anderen bleibt offen, mit welchen politischen Mitteln die Leistungsbilanz gesteuert werden soll. Der US-Finanzminister denkt wohl hauptsächlich an die Wechselkurspolitik. …

Zwei weitere Gründe für eine aktive Wechselkurspolitik

Im letzten Artikel hatte ich geschrieben, dass Maßnahmen der USA, ihre eigene Währung zu schwächen, angesichts des Leistungsbilanzdefizits der USA sinnvoll sind, und keineswegs einen Währungskrieg bedeuten. Marc Chandler veröffentlichte nun auf Credit Writedowns einen guten Artikel, in dem er den zur Zeit reflexhaften und überzogenen Warnungen vor einem Währungskrieg ebenfalls entgegen tritt – allerdings mit Blick auf die Politik von Ländern wie Brasilien und Japan. Zunächst stellt er fest, dass diese Länder keineswegs ihre Währung abwerten, sondern lediglich den Aufwertungsprozess dämpfen. Dann führt er zwei Gründe an, warum dies dort sinnvoll ist, nämlich 1. um zu starke Wechselkursschwankungen zu vermeiden und 2. um das hereinströmende Kapital zu absorbieren. Nehmen wir den Fall Japan: Der japanische Yen hat bereits in den letzten sechs Monaten 13 % an Wert gegenüber dem US-$ hinzugewonnen. Eine weiterhin so schnelle Aufwertung würde die Exportnachfrage stark belasten, ohne dass eine steigende Binnennachfrage für einen Ausgleich sorgen könnte. Als Exportüberschussland sollte zwar Japan vor allem auf die Binnennachfrage setzen. Die Umstrukturierung seiner Volkswirtschaft braucht aber mehr als ein paar Monate. Nehmen wir …

Wer vor einem Währungskrieg warnt, sollte sich auch an die richtige Adresse wenden

Die großen Ungleichgewichte im Welthandel stellen ein gewaltiges Problem dar. Inzwischen hat das auch die Politik in weiten Teilen der Welt (leider mit Ausnahme Deutschlands) erkannt. Es darf darum nicht verwundern, dass man sich nun vermehrt der Währungspolitik widmet. Immerhin ist der Wechselkurs der wichtigste Faktor, der über die Höhe der Importe und Exporte bestimmt. Steigt der Wert der eigenen Währung, werden die eigenen Waren fürs Ausland teurer und die Exporte sinken, während Importe billiger werden und darum steigen. Umgekehrt, wenn der Wert der eigenen Währung fällt. Wechselkurspolitik ist legitim dann, wenn sie dem Abbau der Ungleichgewichte im Welthandel dient. Wechselkurspolitik ist nicht legitim, wenn sie einseitig die heimische Wirtschaft fördern will ohne Rücksicht auf den Welthandel. Und so muss man unterscheiden: Die Politik des billigen Dollars im Defizitland USA ist sinnvoll, die des billigen Yuan im Überschussland China ist schädlich. So ist es unverständlich, dass die Gefahr eines Währungskrieges gerade dann beschworen wird, wenn die USA ihre Politik forcieren und nun über Strafzölle gegen China diskutieren. Sowohl in deutsche Blogs (z. B. Herdentrieb) als auch …