364 € im Monat, reicht das? Ich wage jetzt mal zu behaupten, dass die wenigsten Menschen das beurteilen können. Kaum einer führt ein Haushaltsbuch. Die meisten (und da schließe ich mich mit ein) haben darum nur eine sehr ungefähre Vorstellung davon, wie viel sie im Monat für welchen Zweck ausgeben. Entweder reicht es am Ende des Monats oder es reicht nicht, das ist das einzige, was wir genau wissen.
Zudem haben wir nur eine sehr ungenaue Vorstellung davon, welche unserer Ausgaben tatsächlich notwendig sind. Unser Konsumverhalten wird hauptsächlich durch Gewohnheit bestimmt. Und wer es gewohnt ist, regelmäßig Kaviar zu essen, wird leiden, wenn er es sich nicht mehr erlauben kann. Kaum etwas ist für uns schlimmer, als eine liebgewonnene Gewohnheit aufgeben zu müssen. Trotzdem: Kaviar gehört nicht zum notwendigen Konsum, viele leben auch ohne sehr zufrieden.
Bei all diesen Vorbehalten, an Frau von der Leyens Berechnung des Existenzminimus erscheint auf Anhieb das ein oder andere fragwürdig. Z. B. 2,28 € für einen Internetanschluss. So ein Unfug kommt dabei heraus, wenn man einen Durchschnittswerte als real nimmt.
Dass Bier und Lottospielen nicht mehr im Regelsatz drin sind, finde ich in Ordnung (obwohl man mit gutem Recht auch vertreten könnte, dass ein bisschen gute Laune und ein bisschen Träumerei vom großen Gold einem Langzeitarbeitslosen zu gönnen ist). Frau von der Leyen gesteht Hartz-IVlern aber noch nicht einmal eine Zimmerpflanze zu!
Gut, ein Auto braucht man nicht, sofern es nicht zum Pendeln notwendig ist. Aber mit den veranschlagten 22,78 € für Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel kommt man nicht weit. In meiner Stadt kostet eine Monatskarte (und ich rede hier von dem „billigen“ 9-Uhr-Jahresabo für das Stadtgebiet) allein 37,50 €.
Es besteht also Spielraum nach oben.