Alle Artikel mit dem Schlagwort: Thilo Sarrazin

Sarrazin, Steinbrück und der Euro zu Gast bei Jauch

Peer Steinbrück gegen Thilo Sarrazin über den Euro. So wurde es bereits vor einer Woche von Günther Jauch angekündigt. Da bekam ich schon Mitleid mit Peer Steinbrück. Sarrazin, davon war auszugehen, hat sich für sein Buch „Europa braucht den Euro nicht“ über ein Jahr mit Währungspolitik beschäftigt, hat Quellen studiert, Statistiken gelesen. Steinbrück muss als Spitzenpolitiker dagegen zu sehr Generalist sein, um im Detail mithalten zu können. Darüber hinaus trägt er noch die Last, die inkonsistente SPD-Parteiposition vertreten zu müssen. Die besteht ja bekanntlich darin, Merkel zu kritisieren, um dann alles genau gleich machen zu wollen. Als SPD-Spitzenpolitiker ging Peer Steinbrück also mit einem schweren Handicap ins Duell. Konsequenterweise versuchte Steinbrück den Augenmerk von den wirtschaftlichen Fragen abzulenken. Sein Konter auf Sarrazins These, es gebe „keine messbaren Vorteile“ der Gemeinschaftswährung, bestand im Verweis auf „genügend Studien“ mit gegenteiliger Aussage. Näheres zu diesen Studien erfuhr man nicht aus seinem Munde. Tatsächlich hat Sarrazin nämlich recht, hier im Blog habe ich schon mehrfach ähnlich wie er argumentiert. Für sein Argument, dass die Nicht-Euro-Länder Schweden, Schweiz und England …

Warum Sarrazin Recht hat, obwohl seine Thesen indiskutabel sind

Eine „intensive Debatte über Integrationspolitik in unserem Land“ soll, wenn es nach Andrea Nahles und anderen Politikern geht, nun stattfinden. Und es ist wirklich besser, wenn ohne Thilo Sarrazin debattiert wird. Damit meine ich nicht, dass ich Sarrazins Entlassung als Bundesbankvorstand gutheiße. Der Finanzfachmann hätte sich von vornherein besser auf Risiko-Controlling und Revision bei der deutschen Zentralbank konzentriert, denn seine Thesen zur Intelligenz von Einwanderern und deren Nachkommen führen in der Integrationsdebatte nicht weiter. Eine bessere Grundlage für die Integrationsdebatte bildet meiner Meinung nach der Begriff des sozialen Kapitals, den z. B. Sebastian Braun für die Bundeszentrale für Politische Bildung in seiner ganzen Spannweite gut beschreibt. Leider kommt man aber auch bei einer solchen Betrachtung zu einer negativen Bewertung von Einwanderung. Was bedeutet „soziales Kapital“? Soziales Kapital bildet – vereinfacht gesagt – vor allem ein Maß für das Vertrauen, die Hilfsbereitschaft und das gemeinschaftliche Engagement, die in einer Gesellschaft herrschen. Das soziale Kapital kann von Land zu Land und innerhalb von Ländern sehr unterschiedlich sein. Und es ist wirtschaftlich produktiv. Für Länder mit hohem sozialen Kapital …

Das Sozialistische bei Sarrazin

Einer der interessantesten Beiträge zur Sarrazin-Debatte stammt von Marcus Brandt. Er ordnet Sarrazin in eine lange Tradition gerade auch sozialistischer und sozialdemokratischer Denker ein, die die Eugenik als eine wichtige „soziale Technologie“ für Fortschritt und letztlich Glück der Menschheit ansahen. Eugenik heißt, dass die Verbreitung „guten“ Erbguts gefördert und die „schlechtem“ bzw. „krankem“ Erbguts gehemmt wird. Beispielsweise kann man hohe Kinderzahlen bei Gesunden materiell fördern, für Erbkranke propagiert man dagegen Empfängnisverhütung und Geburtenkontrolle oder ordnet gar eine Zwangssterilisation an. Auch Folgen der Eugenik für die Einwanderungspolitik wurden schon in den 1920er Jahren diskutiert, der US-Immigration-Act von 1924 war eine Folge dieser Diskussion. Auch wenn Rassisten immer Eugeniker sind, Eugeniker sind nicht zwangsläufig Rassisten – und Sarrazin ist wohl auch keiner. Bezeichnend ist, dass Eugenik bis in die 1970er Jahre hinein im sozialdemokratischen Schweden praktiziert wurde – bis hin zur Zwangssterilisation. Nun, Sozialdemokratisch muss nicht immer Gut bedeuten. Eugenik beinhaltet, dass man einigen Menschen grundlegende Freiheitsrechte, etwa das Recht, über ihre Kinderzahl zu bestimmen, abspricht. Darf man das? Ich meine nein. Da muss das abstrakte Glück …