Alle Artikel mit dem Schlagwort: Griechenland

Eurobonds – clever, aber kein Allheilmittel

Eurobonds (wenn sie richtig konstruiert werden) sind besser als die gegenwärtigen Euro-Rettungsschirme. Ein Pleite Griechenlands und seinen Austritt aus der Eurozone könnten sie trotzdem nicht verhindern. Meine Ablehnung von Eurobonds hier im Blog war ja (zumindest für meine Verhältnisse) recht verhalten. Es ist unbestritten, dass Eurobonds sogenannte Synergieeffekte bringen. Wenn die Staaten der Eurozone sich zusammentun, um gemeinsam Schulden aufzunehmen und gemeinsam dafür zu haften, müssen Staaten wie Italien bedeutend weniger Zinsen zahlen, während Staaten wie Deutschland nur geringfügig mehr zu zahlen haben. Zumindest per Saldo ein Plus. (Und umsonst kommen die „Nordstaaten“ aus der ganzen Eurogeschichte sowieso nicht mehr raus.) Interessant im Zusammenhang mit Eurobonds ist ein Vorschlag, der ursprünglich am Brüsseler BRUEGEL-Institut entwickelt wurde und den z. B. auch die Jungs von FTD Wunder aufgegriffen haben. Er beinhaltet „blaue“ Eurobonds und „rote“ nationale Anleihen. Die roten, nationalen Anleihen werden nachrangig bedient. Wenn also ein Staat Liquiditätsprobleme hat, muss er zuerst die Zahlungen für die roten Anleihen einstellen, die blauen aber weiterhin bedienen. Die blauen Eurobonds dürfen nur bis zu einer Marke von 60 …

Euro am Ende?

„Game over für den Euro“, schreibt Thomas Strobl alias Weißgarnix in seinem Blog. Und ein bisschen wundern mich seine europessimistischen Töne schon. Denn schon häufig hat sich Strobl als Schuldenfetischist geoutet und daher dachte ich, er müsse sich gegenwärtig sehr wohl fühlen, verkündet Irland doch ein Rekorddefizit, während es immer unwahrscheinlicher wird, dass Portugal und Griechenland ihre Schulden spürbar abbauen. Tatsache ist allerdings, dass Länder wie Griechenland und Portugal gegenwärtig eine restriktive Fiskalpolitik betreiben/ betreiben müssen, die vielleicht in Deutschland angebracht ist, in diesen Ländern jedoch gar nicht zur wirtschaftlichen Lage passt. Das zeigen die Wirtschaftsprognosen des IWFs für die Euroländer 2010/11 in der nachfolgenden Tabelle. (Die fünf kleinen Euroländer habe ich weggelassen.) Staat Prognose Wirtschaftswachstum 2010 Prognose Wirtschaftswachstum 2011 Belgien +1,6 % +1,6 % Deutschland +3,3 % +2,0 % Finnland +2,4 % +2,0 % Frankreich +1,6 % +1,6 % Griechenland -4,0 % -2,6 % Irland -0,3 % +2,3 % Italien +1,6 % +1,7 % Niederlande +1,8 % +1,7 % Österreich +1,6 % +1,6 % Portugal +1,1 % +0,0 % Spanien -0,3 % +0,7 % Auch im Jahr 12 des Euro bestehen schwerwiegende Unterschiede in der wirtschaftlichen Entwicklung zwischen den einzelnen Staaten. So beträgt die Wachstumsdifferenz …

Liebe Bundestagsabgeordnete,

übernommen aus Wirtschaftswende vom 6.5.2010 morgen entscheidet ihr über die so genannte Griechenland-Hilfe. Viel Zeit für die Beratung hattet ihr nicht. Und einige wichtige Fragen zum Hilfspaket sind noch unbeantwortet. Welchen Status haben überhaupt die Kredite, die ihr der griechischen Regierung geben wollt? Wolfgang Münchau behauptet in seiner FTD-Kolumne, die europäischen Kredite werden als nachrangig eingestuft. Das heißt im Falle einer Pleite Griechenlands: Zuerst werden alle anderen Gläubiger ausbezahlt, Banken und Privatanleger, und falls dann noch etwas übrig bleibt … aber dieses Falls ist rein theoretisch. Im Falle einer Pleite Griechenlands werden Banken und Privatanleger also ihr Geld (zumindest zum größten Teil) zurückbekommen, während die öffentlichen Hände ihren Kredit in den Wind schreiben können. Liebe Bundestagsabgeordnete, wollt ihr einer solchen Vereinbarung tatsächlich zustimmen? Jede Alternative ist besser. Ich habe die beiden Alternativen in meinem letzten Beitrag aufgeführt: Umschuldung der 300 Milliarden Schulden Griechenlands oder Ausscheiden Griechenlands aus dem Euroraum. Bei einer Umschuldung müssten Banken und Privatanleger zahlen, nicht der Steuerzahler, euer Wähler. Die Finanzmarktakteure müssten vielleicht 40-50% ihrer Forderungen abschreiben. Und selbst wenn danach (wieder …

Staatsbankrott als wohl überlegte Entscheidung

übernommen aus Wirtschaftswende vom 17.12.2009 Eine Überraschung ist es nicht mehr. Nach Fitch stuft Standard & Poors die Bonität Griechenlands herab. Das neue Rating BBB+ für griechische Staatsanleihen bezeichnet durchschnittlich gute Geldanlagen, für die aber bei einer Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Lage mit Problemen zu rechnen ist. Im Gegensatz zu dem, was in manchen Schlagzeilen suggeriert wird, besteht also aktuell noch keine Gefahr, dass Griechenland seine Schulden nicht zurückzahlen kann. Aber das kann sich natürlich ändern. Mit wachsender Staatsverschuldung geraten Politiker immer mehr in eine Zwickmühle. Kürzen sie die Sozialausgaben, riskieren sie soziale Unruhen und ein Abwürgen der Wirtschaft. Erhöhen sie die Steuern, riskieren sie einen Aufschrei der Lobbygruppen und ebenfalls ein Abwürgen der Wirtschaft. Die “elegante” Lösung einer Inflation, die zu einer Entwertung der eigenen Schulden führt, steht armen Staaten, die sich hauptsächlich in Fremdwährung verschulden müssen, nicht zur Verfügung. Auch im Euro-Raum ist diese Lösung unwahrscheinlich, denn die EZB wird nicht wegen ein oder zwei Problemländern eine Geldentwertung in ganz Europa provozieren. Unter diesen Umständen wird es wahrscheinlich in Zukunft häufiger zu wohl überlegten …