Alle Artikel mit dem Schlagwort: Alterung der Gesellschaft

Unter den Linden Richtung Brandenburger Tor

Die Exportüberschüsse sind tatsächlich schädlich – vor allem für Deutschland selbst

Die EU-Kommission will also nun überprüfen, ob Deutschlands Exportüberschüsse wirtschaftlich schädlich sind. Da wird jetzt eine Horde von Bürokraten in Brüssel mit Fragen beschäftigt, die auch jeder Wirtschaftsblogger beantworten kann und viele Wirtschaftsblogger bereits beantwortet haben. Als konstruktiv mitdenkender Europäer will ich aber den Brüsseler Mitarbeitern die Arbeit weiter vereinfachen und auch ein paar Absätze schreiben, die sie dann für ihren Bericht kopieren dürfen.

Wider die naiven Produktivitätsapostel

Immer wieder gibt es diese Stimmen, die den demografischen Wandel/ die Alterung der Gesellschaft als völlig unproblematisch ansehen. Bezeichnend dafür ist z. B. Albrecht Müller von den Nachdenkseiten oder auch der Weissgarnix-Autor Frank Luebberding. Für sie sind alle Warnungen, die Zukunft der gesetzlichen Rente stehe auf dem Spiel, nur Teil einer gigantischen PR-Kampagne zugunsten der privaten Versicherer und ihrer Modelle wie der Riesterrente. Ach wäre die Welt doch so einfach! Diese Hoffnung haben viele und sie glauben darum gerne das „Alles wird gut“-Mantra von Müller, Luebberding und anderen. Im Grunde genommen sitzen sie damit aber nur einer weiteren Verschwörungstheorie auf. Im Gegensatz zu völlig obskuren Verschwörungstheorien benutzt ihre immerhin ein bedenkenswertes ökonomisches Argument: Die Arbeitsproduktivität werde auch in Zukunft steigen. Immer weniger Leute können damit immer mehr herstellen. Darum werde es kein Problem sein, wenn in Zukunft weniger Junge mehr Alte über die Rentenversicherung zu versorgen haben. Dieses Argument hat jedoch zahlreiche Schwachstellen. Immer wieder faszinierend zu beobachten ist, wie dieselben Leute, die im ersten Satz noch die angebliche Unsicherheit demografischer Prognosen herausstellen, im nächsten Satz …

Kämpft Merkel in Seoul für die Rentner von morgen?

Natürlich war es klar, dass aus dem Vorschlag von US-Finanzminister Geithner, Ungleichgewichte in der Leistungsbilanz eines Staates strikt zu begrenzen, nichts geworden ist. In der Abschlusserklärung des G-20-Gipfels wird darüber nichts zu finden sein. Zu stark sind die gegenläufigen Interessen aus den Exportnationen China, Japan und Deutschland. Es fragt sich allerdings, ob Bundeskanzlerin Merkel und Chinas Präsident Hu Jintao ihren Ländern wirklich einen guten Dienst erwiesen haben oder ob sie nur den kurzfristigen Lobbyinteressen ihrer Exportindustrien gedient haben. Ich glaube ja eher letzteres, während Charles Wyplosz auf Ökonomenstimme einen dauerhaften deutschen Leistungsbilanzüberschuss mit durchaus bedenkenswerten Gründen rechtfertigt. Er argumentiert auf der folgenden Linie: Dass Deutschland mehr exportiert als importiert, bedeutet nichts anderes als dass ein Teil der Einnahmen aus unseren Exporten im Ausland verbleibt. Sie werden dort angelegt, also gespart, anstatt für den Konsum ausgegeben. Genau dies ist aber richtig in einer alternden Gesellschaft. Wir konsumieren jetzt weniger als wir produzieren, um in der Zukunft, wenn wir mehr Alte und weniger erwerbstätige Junge haben, mehr konsumieren zu können als zu produzieren. Die Frage ist allerdings, …